Affenpocken: typische Pustelbildung am Oberkörper
Foto:BerkayAtaseven/shutterstock

Affenpocken – die wichtigsten Fragen

Aufgrund der weiteren Verbreitung der Affenpocken hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jetzt die höchste Alarmstufe ausgerufen. Dies erfolgte in der Vergangenheit beispielsweise auch bei der Schweinegrippe und dem Zika-Virus. Die höchste Alarmstufe soll Regierungen dazu bewegen, tätig zu werden und Maßnahmen zu setzen, um den Ausbruch einzudämmen. Doch wen betrifft die Infektion vorrangig? Woran kann man Affenpocken erkennen? Und wie schützt man sich davor? Antworten auf die drängendsten Fragen in Zusammenhang mit Affenpocken erhalten Sie hier.

Werden Affenpocken zur nächsten Epidemie oder sogar Pandemie? Nein, dazu wird es nicht kommen, darüber sind sich alle Experten einig. Anders als Corona lässt sich diese Pockeninfektion nämlich viel schwerer übertragen. Während sich Coronaviren durch Aerosole verbreiten, die beim Atmen oder Sprechen ausgestoßen werden, erfolgen Infektionen mit Affenpocken gewöhnlich durch engen Körperkontakt.

Was sind Affenpocken?

Affenpocken (engl. monkeypox) werden durch Viren (Orthopoxviren) hervorgerufen und haben sich wahrscheinlich ausgehend von Nagetieren vereinzelt auch auf Menschen verbreitet. Diese Pockenart kennt man erst seit 1970, seit sie in Zentralafrika erstmals nachgewiesen wurden. Seitdem wurden humane Fälle von Affenpocken insbesondere in west- und zentralafrikanischen Ländern gemeldet: in Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo, in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, an der Elfenbeinküste, in Liberia, Sierra Leone, Gabun und im Südsudan. Zentralafrikanische Virusvarianten sind dabei deutlich virulenter als die westafrikanischen Virusvarianten.

Außerhalb Afrikas wurden bisher einzelne, insbesondere aus Nigeria importierte Fälle von Affenpocken nachgewiesen, zuletzt beispielsweise in Großbritannien (2022 und 2018), in den USA (2021), Singapur (2019) und Israel (2018).

Warum heißen Affenpocken Affenpocken?

Die über Tiere übertragbare Krankheit (Zoonose) kann auch Affen befallen. Allerdings sind diese sogenannte Fehlwirte der Viren. Ihr eigentlicher Wirt und das Reservoir für Affenviren sind Nagetiere wie Mäuse oder Eichhörnchen.

Wen betrifft die Erkrankung?

Laut den neuesten (amerikanischen) Daten sind drei Monate nach den ersten Ausbrüchen 98 Prozent der Betroffenen Männer, so WHO Expertin Rosamund Lewis. Vor allem Männer, die Sex mit wechselnden Sexualpartnern hatten. Wobei die WHO vor einer Stigmatisierung der Betroffen warnt, denn auch in anderen Teilen der Bevölkerung, etwa bei Kindern, schlägt die Erkrankung zu. Bisher wurden Affenpocken in 75 Ländern nachgewiesen. In Europa wird das Infektionsrisiko als sehr hoch eingeschätzt.

In Österreich wurden mit Stand 22.7.2022 99 Fälle von Affenpocken gemeldet.

Die Erkrankung ist seit Februar dieses Jahres auch meldepflichtig. Seither erfolgen auch behördlich erforderte Maßnahmen wie eine Absonderung der Betroffenen und die Nachverfolgung von Kontaktpersonen.

Die Maßnahmen sollen sicherstellen, dass sich die Erkrankung nicht weiter ausbreitet und Erkrankte ideal versorgt werden können. Wer also entsprechende Symptome aufweist, sollte sich in jedem Fall von einem Spezialisten für Infektionskrankheiten untersuchen lassen.

Wie erfolgt die Übertragung von Affenpocken?

Eine Übertragung kann durch sexuelle Kontakte über den Austausch von Körperflüssigkeiten oder über die krankheitstypische Hautveränderungen (Pockenläsionen: Bläschenbildung in denen sich hohe Viruskonzentrationen finden) erfolgen.

Auch über Handtücher, Bettwäsche, Kleider oder Gegenstände wie Essgeschirr, die durch den Kontakt mit einer infizierten Person mit dem Virus kontaminiert wurden, können sich Personen infizieren. Eine Übertragung über Aerosole wird nicht ausgeschlossen, aber derzeit als eher unwahrscheinlich eingestuft.

Eine Übertragung kann auch durch Ausscheidungen infizierter Tiere oder durch den Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere erfolgen.

Symptome: Was sind die typischen Krankheitszeichen?

In der Regel kommt es zu plötzlich eintretendem Fieber mit starkem Kopf-, Rücken-  bzw. Muskel- und Halsschmerz, allgemeinen Unwohlsein, Frösteln, starker MüdigkeitHusten und teilweise auch zu Durchfall. Häufig gefolgt von einer Lymphknotenschwellung und dem Auftreten der typischen pockenartigen Hautveränderungen (Hauteffloreszenzen), die meist zuerst im Gesicht auftreten und mit einem teilweise heftigen Juckreiz verbunden sein können. Die Pusteln und Ausschläge konzentrieren sich in der Regel auf das Gesicht, Handflächen und Fußsohlen. Auch im Mund, an den Augen sowie im Urogenitaltrakt und Analbereich kann es zu Schleimhautveränderungen kommen. Die Hautveränderungen zeigen sich über zwei bis vier Wochen und heilen ohne Behandlung von selbst ab, wobei es aber zu einer Narbenbildung kommen kann.

Einige Menschen zeigen trotz Infektion keine der allgemeinen Krankheitssymptome.

Prognose bei Affenpocken

Die Erkrankung verläuft fast immer glimpflich und ist in zwei bis vier Wochen überstanden. In seltenen Fällen können Erblindung und Narben als Dauerschäden auftreten. Schwere oder gar tödliche Krankheitsverläufe sind äußerst selten. Bei Kindern unter 16 Jahren, die mit der zentralafrikanischen Variante infiziert sind, ist die Sterblichkeit erhöht.

Zu den Komplikationen in endemischen Ländern gehören Hirnentzündung, bakterielle Hautinfektionen, Flüssigkeitsverlust, Bindehaut-, Hornhaut- und Lungenentzündung.

Mit welchen Erkrankungen kann die Infektion verwechselt werden?

Aufgrund der typischen Pustelbildung auf der Haut muss eine Affenpockeninfektion differentialdiagnostisch von Erkrankungen, die ebenfalls mit einer Pustelbildung verbunden sind, abgegrenzt werden. Dazu zählen folgende Krankheiten: Windpocken, ZosterScharlachHerpes Simplex und andere Pockenvirus-Infektionen. Im Anfangsstadium können Affenpocken auch einer InfluenzaMalaria, Typhus abdominalis, Syphilis, Leptospirose und viral-hämorraghischem Fieber ähneln.

Wie lange dauert die Inkubationszeit?

Sie beträgt zwischen fünf und 21 Tage. Eine Übertragung ist während der gesamten Krankheitsdauer möglich. Angenommen wird auch, dass im Einzelfall kürzere Inkubationszeiten (zwei bis vier Tage) möglich sind.

Wie weist man Affenpocken nach?

Maßgeblich ist die Krankengeschichte (Anamnese) mit dem Auftreten der typischen Symptome. Einen endgültigen Beweis liefert ein PCR-Test.

Was unterscheidet eine Affenpockeninfektion von den echten Pocken?

Im Vergleich zu Variola major (dem klassischen Pockenerreger) verläuft die Erkrankung mit Affenpocken deutlich milder und hat eine weit bessere Prognose.

Was schützt vor Übertragung?

In Endemiegebieten sollte der Kontakt zu potenziell infizierten Tieren vermieden werden. Beim Umgang mit Erkrankten schützen strenge Hygienmaßnahmen.

In der EU ist seit 2013 ein regulärer Pocken-Impfstoff zugelassen, der auch zum Schutz vor Affenpocken eingesetzt werden kann. Am 25.7.2022 hat die EU-Kommission den Impfstoff Imvanex gegen Affenpocken zugelassen.

Schützt die Pockenimpfung auch vor Affenpocken?

Wer noch zu der Generation zählt, die in ihrer Jugend eine Pockenimpfung erhalten hat (diese war bis ins Jahr 1981 verpflichtend) darf mit einem gewissen Impfschutz durch eine Kreuzimmunität rechnen. Die Impfung verhindert die Ansteckung um etwa 85 Prozent.

Wie werden Affenpocken behandelt?

Die Therapie erfolgt symptomatisch und unterstützend – wichtig ist es, eine zusätzliche bakterielle Infektion möglichst zu verhindern (aufbrechende Pusteln können mit einem Antibiotikum behandelt werden). Ein kürzlich zur Behandlung von Orthopockenvirus-Infektionen zugelassenes Arzneimittel (Tecovirimat) kann ebenfalls eingesetzt werden.

Gibt es ein Contact-Tracing?

In Österreich werden alle auftretenden Fälle registriert und nachverfolgt.

Warum tritt die Erkrankung jetzt häufiger auf?

Der Grund dafür liegt möglicherweise darin, dass der Pockenschutz durch die Impfung, die seit 1981 nicht mehr routinemäßig erfolgt, nachlässt. Ein weiterer Grund könnte darin liegen, dass Virenfälle heute schneller und umfassender diagnostiziert (PCR-Test) werden. Durch die vermehrte Reisetätigkeit kann die Erkrankung überdies sehr schnell und weltweit übertragen werden.

FAQ

Affenpocken (engl. monkeypox) werden durch Viren (Orthopoxviren) hervorgerufen und haben sich wahrscheinlich ausgehend von Nagetieren vereinzelt auch auf Menschen verbreitet.

Diese Pockenart kennt man erst seit 1970, seit sie in Zentralafrika erstmals nachgewiesen wurden. Seitdem wurden humane Fälle von Affenpocken insbesondere in west- und zentralafrikanischen Ländern gemeldet.

Eine Übertragung kann durch sexuelle Kontakte über den Austausch von Körperflüssigkeiten oder über die krankheitstypische Hautveränderungen (Pockenläsionen: Bläschenbildung in denen sich hohe Viruskonzentrationen finden) erfolgen.

Auch über Handtücher, Bettwäsche, Kleider oder Gegenstände wie Essgeschirr, die durch den Kontakt mit einer infizierten Person mit dem Virus kontaminiert wurden, können sich Personen infizieren.

Eine Übertragung kann auch durch Ausscheidungen infizierter Tiere oder durch den Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere erfolgen.

Folgende Symptome treten in der Regel auf:

  • Plötzlich eintretendes Fieber
  • Starke Kopf-, Rücken-  bzw. Muskel- und Halsschmerz,
  • Allgemeines Unwohlsein
  • Frösteln
  • Starke Müdigkeit
  • Husten
  • Durchfall
  • Lymphknotenschwellung
  • Typische pockenartigen Hautveränderungen (Hauteffloreszenzen)
  • Juckreiz

Sie beträgt zwischen fünf und 21 Tage. Eine Übertragung ist während der gesamten Krankheitsdauer möglich. Angenommen wird auch, dass im Einzelfall kürzere Inkubationszeiten (zwei bis vier Tage) möglich sind.

Maßgeblich ist die Krankengeschichte (Anamnese) mit dem Auftreten der typischen Symptome. Einen endgültigen Beweis liefert ein PCR-Test.

Wer noch eine Pockenimpfung erhalten hat, darf mit einem gewissen Impfschutz durch eine Kreuzimmunität rechnen. Die Impfung verhindert die Ansteckung um etwa 85 Prozent.

Im Vergleich zu Variola major (dem klassischen Pockenerreger) verläuft die Erkrankung mit Affenpocken deutlich milder und hat eine weit bessere Prognose.

In Endemiegebieten sollte der Kontakt zu potenziell infizierten Tieren vermieden werden. Beim Umgang mit Erkrankten schützen strenge Hygienmaßnahmen.

In der EU ist seit 2013 ein regulärer Pocken-Impfstoff zugelassen, der auch zum Schutz vor Affenpocken eingesetzt werden kann. Am 25.7.2022 hat die EU-Kommission den Impfstoff Imvanex gegen Affenpocken zugelassen.

  • Autor

    Redaktion DocFinder.at

    Unser Team aus erfahrenen Redakteuren und medizinischen Experten hat es sich zur Aufgabe gemacht, hochwertige Informationen zu Gesundheitsthemen zu erstellen. Unsere Artikel basieren auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung. Unser Qualitätsanspruch besteht darin, aktuelle medizinische Inhalte in erstklassiger Qualität auf verständliche Weise zu vermitteln.

Monkeybox, World Health Organization; https://www.who.int/health-topics/monkeypox#tab=tab_1, Zugriff Juli 2022

Affenpocken, AGES, https://www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/affenpocken, Zugriff Juli 2022

Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Affenpocken, Robert Koch Institut; https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Affenpocken/affenpocken_gesamt.html;jsessionid=71F74CCBDE166C99A069E330EC586698.internet062?nn=2386228, Zugriff Juli 2022

Affenpocken, Infektionsschutz.de, https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/affenpocken/, Zugriff Juli 2022

Höchste Alarmstufe: Affenpocken-Ausbruch ist internationale Notlage, Austria Presse Agentur, Science; https://science.apa.at/power-search/1478815782757365306, Zugriff Juli 2022

Affenpocken – 95 Prozent der Infektionen durch sexuelle Kontakte, Austria Presse Agentur Science,  https://science.apa.at/power-search/9851128993487056179, Zugriff Juli 2022

Das könnte Sie auch interessieren
Die wichtigsten Allergene

Die 14 wichtigsten Allergene bei Nahrungsmittelallergie

Nahrungsmittelallergien sind weit verbreitet und können das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen.

Baby erhält die Meningokokken-Impfung von einer Ärztin

Meningokokken-Impfung

Die Meningokokken-Impfung schützt vor einer Infektion durch bestimmte Untergruppen der Meningokokken-Bakterien, die schwere Krankheiten wie Gehirnhautentzündung und Blutvergiftung auslösen können. Diese Erkrankungen können mit ernsthaften Komplikationen verbunden sein.

Baby bekommt eine Rotavirus Schluckimpfung

Rotavirus-Impfung

Die Rotavirus-Impfung ist eine Schluckimpfung, die gegen eine Infektion mit Rotaviren schützt. Rotaviren sind die häufigste Ursache für virale Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern.