Herpes Virus
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Herpes Simplex / Genitalis – Ursache, Symptome, Prävention

Lippen- und Genitalherpes sind weit verbreitete Erkrankungen. Sie werden durch Herpes-simplex-Viren verursacht, die Ansteckung mit dem Virus erfolgt häufig bereits im Kindesalter. Lesen Sie hier, wie sich Herpes äußert, wieso es immer wieder zu einem Herpesausbruch kommen kann, welche Faktoren einen Krankheitsausbruch fördern und wie Herpes behandelt wird.

Factbox – Herpes simplex

Lippenherpes, Genitalherpes: Durch Herpes-simplex-Viren (HSV-1, HSV-2) verursachte Erkrankungen

Symptome: Bläschen, kleine Geschwüre u.a.

Triggerfaktoren für Wiederauftreten: Stress, Erkältungen, Fieber, Immunschwäche, UV-Strahlung, hormonelle Umstellungen u.a.

Wer hilft?: Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe, Apotheker

Behandlung: Lokal anzuwendende Salben, Cremen oder Gels, Virustatika; Unterstützung des Immunsystems in Form von Stressreduktion, gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf

Wichtige Hygienemaßnahmen: Fieberblasen nicht berühren oder aufstechen, nach unvermeidbaren Berührungen die Hände gründlich waschen, keine gemeinsame Nutzung von Gegenständen mit Mundkontakt (z.B. Geschirr), ausreichende Händehygiene u.a.

Was ist Herpes?

Ist von Herpes die Rede, dann sind damit im Regelfall von Herpes-simplex-Viren (HSV) verursachte Krankheitsbilder gemeint. Bei diesen Viren werden zwei Typen unterschieden. Herpes-simplex-Viren des Typ 1 (HSV-1) verursachen vorwiegend Lippenbläschen, auch bekannt als „Lippenherpes“ oder „Fieberblasen“, Herpes-simplex-Viren des Typ 2 (HSV-2) führen hingegen vor allem zu Herpes genitalis (Genitalherpes, sexuell übertragbare Erkrankung). Allerdings können HSV-2 auch Lippenherpes und HSV-1 auch Herpes genitalis verursachen.

Herpes-simplex-Viren gehören zur Familie der Herpesviren. Andere durch Herpesviren verursachte Erkrankungen sind beispielsweise Windpocken und Gürtelrose, beide verursacht durch das Varizella-Zoster-Virus.

Übertragung

Die Erstinfektion bleibt häufig unbemerkt und verläuft oftmals unscheinbar. Die Übertragung von HSV-1 erfolgt durch Schmierinfektionen. Bei Lippenherpes findet sich das Virus direkt im Bereich der infizierten Stelle, zudem verteilt es sich auch im Speichel. Ein hohes Übertragungsrisiko besteht beim Küssen wie auch beim gemeinsamen Benutzen von Geschirr, da das Virus auch außerhalb des Körpers über einen bestimmten Zeitraum überleben kann. Die Bläschen eines akuten Ausbruchs sind die häufigste Infektionsquelle für eine erstmalige Infektion einer anderen Person. Über eine kürzere Distanz ist auch eine Tröpfcheninfektion möglich, was bedeutet, dass die Viren beim Sprechen oder Niesen über die Luft übertragen werden. Generell steigt das Risiko einer Übertragung bereits bei engem Körperkontakt, eine Ansteckung ist also beispielsweise auch bei Kindern beim Spielen möglich.

Die Ansteckung mit HSV-1 erfolgt meistens bereits im Kindesalter, beispielsweise durch engen Körperkontakt oder das gemeinsame Nutzen von Geschirr. Die Übertragung von HSV-2 erfolgt hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und Sexualkontakte. Mit der Aufnahme von Sexualkontakten kommt es zu einem Anstieg an HSV-2 Infektionen; die erste Infektion erfolgt meistens im jungen Erwachsenenalter. Ferner ist die Geburt eine Möglichkeit zur Übertragung von Herpesviren.

Reaktivierung von Herpes

Mit dem Abheilen der durch Herpes-simplex-Viren verursachten Symptome verschwinden die Viren nicht. Hat man sich einmal mit dem Virus infiziert, dann verbleibt es ein Leben lang im Körper, da die Viren vom Immunsystem nicht restlos zerstört werden. Stattdessen befinden sie sich in einer Art Ruhezustand (Latenz), was bedeutet, dass sie die meiste Zeit inaktiv sind. Unter bestimmten Umständen können die Viren jedoch „erwachen“ und einen erneuten Krankheitsausbruch verursachen.

Im Fall von Lippenherpes vermehren sich die Viren nach der ersten Infektion in den Epithelzellen an der Hautoberfläche, was zu den für Lippenherpes typischen Symptomen führt. Das Immunsystem bekämpft die Viren, einige Erreger wandern jedoch entlang von Nervenfasern zu den Nervenzellen des Nervus trigeminus (Gesichtsnerv) und zum Ganglion trigeminale (Verzweigung des Nervus trigeminus), wo sie lebenslang verbleiben – es kommt zu einer latenten (versteckten) Infektion. Bei einer latenten Infektion kommt es zu keinen Symptomen, allerdings kann es immer wieder zu einem akuten Infektionsausbruch kommen, der sich als Lippenherpes zeigt. In so einem Fall wandern die Viren zurück zu den Epithelzellen, dort vermehren sie sich weiter und verursachen akute Symptome. Auch im Fall von Genitalherpes zieht sich das Virus zurück. Die Viren verbleiben nach der ersten Infektion in den Ganglienzellen der Lumbosakralregion, von wo aus sie immer wieder erneut aktiv werden können. Während das Virus im Ruhezustand ist, ist eine Ansteckung nicht möglich. Mögliche Faktoren, die zu einem erneuten Krankheitsausbruch führen sind u.a.:

  • Stress und psychische Belastung
  • Fieber
  • Erkältungen und andere Infektionskrankheiten
  • Starke UV-Strahlung
  • Verletzungen
  • Hormonelle Schwankungen und Umstellungen (z.B. Menstruation, Schwangerschaft)
  • Immunschwäche
  • Einnahme von Medikamenten zur Abschwächung der Immunantwort (Immunsuppression)

Es gibt bislang weder eine Schutzimpfung noch eine Behandlung, durch welche die Viren vollständig aus dem Körper eliminiert werden. Wie oft es zu einer Reaktivierung kommt ist individuell verschieden. Während manche nach der ersten Infektion nur sehr selten von akuten Ausbrüchen betroffen sind, leiden andere mehrmals jährlich darunter.

Symptome

Bei Lippenherpes entstehen kleine Geschwüre und Bläschen im Bereich der Lippe, auch eine Ausbreitung in den Mundraum ist möglich. Die Bläschen an der Lippe können bei Berührung schnell aufplatzen. Die Flüssigkeit in den Bläschen beinhaltet eine hohe Virenkonzentration und ist deswegen sehr ansteckend. Nach einigen Tagen platzen die Bläschen von alleine auf und es bilden sich kleine verkrustende Wunden. Nach einigen Tagen verschwinden die Krusten allmählich, abgeheilt ist Lippenherpes im Regelfall nach etwa zehn Tagen. Mögliche Frühsymptome sind u.a. Kribbeln, Jucken, Stechen, Brennen, Spannungsgefühle und Hautrötungen an der betroffenen Stelle.

Herpes im Bereich der Lippe ist zwar, nicht zuletzt aus kosmetischen Gründen, unangenehm und lästig, jedoch grundsätzlich harmlos. Offene Wunden, ein geschwächtes Immunsystem und andere Faktoren können allerdings eine bakterielle Infektion begünstigen, wodurch die Symptome verstärkt werden und länger anhalten.

Bei Herpes genitalis kommt es bei einem akuten Ausbruch im Genitalbereich zur Bildung von kleinen Bläschen und Geschwüren. Auch im Analbereich können Bläschen auftreten. In manchen Fällen kann es zusätzlich zu lokalem Jucken und Brennen, Schmerzen beim Wasserlassen, Kopf- und Muskelschmerzen, Lymphknotenschwellungen und Fieber kommen. Bei immungeschwächten Menschen kann der Krankheitsverlauf komplizierter sein.

Die Auflistung der hier angeführten Symptome kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei Herpes auftreten, die klassischen Symptome müssen nicht immer vorliegen.

Es kann auch sein, dass Betroffene Viren ausscheiden, jedoch keine Symptome zeigen. Auch bei fehlenden Symptomen ist eine Übertragung nicht ausgeschlossen. Die genaue Dauer bis zur vollständigen Abheilung kann individuell verschieden sein und hängt u.a. davon ab, ob es sich um eine Erstinfektion oder Reaktivierung handelt.

Behandlung von Herpes

Es gibt keine Therapie, um die Viren gänzlich aus dem Körper zu beseitigen. Fieberblasen werden mit Salben, Cremen oder Gels (topische Virustatika) behandelt, die regelmäßig auf die betroffene Stelle aufgetragen werden. Das Auftragen sollte mit einem Wattestäbchen erfolgen um einer Virenausbreitung auf andere Körperbereiche vorzubeugen.

Darüber hinaus stehen wirkstofffreie Herpespflaster zur Verfügung, durch welche eine äußerliche Virenverbreitung über Schmierinfektionen eingedämmt werden kann. Auch gibt es einige Hausmittel gegen Lippenherpes. Deren Wirkung beruht allerdings eher auf Erfahrungen und nicht auf wissenschaftlichen Nachweisen. Einige Hausmittel gelten als besonders wirksam, es loht sich jedoch in jedem Fall, vor Anwendung von Hausmitteln Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker zu halten. Als Hausmittel gegen Lippenherpes gelten u.a. Honig, Heilerde, Teebaumöl, Zitronenmelisse, Knoblauch, schwarzer Tee und Ingwer.

Bei häufigem Auftreten von Lippenherpes kann eine Therapie mit Tabletten helfen (Virustatika). Bei Virustatika handelt es sich um Medikamente, die den Vermehrungsprozess von Viren hemmen, sie kommen auch bei der Behandlung von Genitalherpes zum Einsatz. Es stehen verschiedene antivirale Medikamente zur Verfügung, die meisten Wirkstoffnamen tragen die Endung „-ciclovir“. In schweren Fällen kann die Verabreichung des Wirkstoffs mittels intravenöser Infusion erfolgen.

Wichtig für einen beschleunigten Heilungsverlauf ist ein möglichst früher Therapiebeginn. Außerdem sollten Betroffene bei einem Krankheitsausbruch vermehrt auf das Einhalten wichtiger Hygienemaßnahmen achten (Fieberblasen nicht berühren bzw. nach unvermeidbaren Berührungen die Hände gründlich waschen, keine gemeinsame Geschirrnutzung etc.), die Bläschen nicht aufstechen oder aufkratzen (die Bläschenflüssigkeit ist sehr ansteckend) und den direkten Körperkontakt mit anderen aufgrund der Ansteckungsgefahr vermeiden. Zudem sollten Betroffene ihr Immunsystem mit Maßnahmen wie gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und Schlaf und Stressreduktion gezielt unterstützen.

Herpes vorbeugen

  • Das Vermeiden einer Erstinfektion ist schwierig bzw. theoretisch nur durch das Vermeiden von engem Menschenkontakt und Sexualkontakten möglich. Ist man noch nicht infiziert, dann lässt sich das Risiko durch eine ausreichende Händehygiene reduzieren sowie dadurch, dass man es vermeidet, Gegenstände mit anderen zu teilen, bei denen Mundkontakt gegeben ist (z.B. Geschirr, Handtücher, Zahnbürsten). Da Herpes aber auch über eine Tröpfcheninfektion übertragen werden kann, ist es prinzipiell kaum möglich, eine Infektion gezielt zu umgehen.
  • Bei Herpes genitalis können sich die Bläschen auch außerhalb der vom Kondom bedeckten Region befinden, nichtsdestotrotz kann die Verwendung von Kondomen das Risiko einer Infektion reduzieren. Prinzipiell sollte während einer akuten Phase auf Geschlechtsverkehr und Oralsex verzichtet werden.
  • Zur Vorbeugung eines Herpesausbruchs sind grundsätzlich Maßnahmen zu empfehlen, die das Immunsystem allgemein stärken und unterstützen. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung und eine ausreichende Nährstoffversorgung, ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, Stressreduktion, ausreichend Entspannung und das Einschränken von Nikotin, Alkohol und anderen Genussmitteln. Auch ein entsprechender Sonnenschutz und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Sonne sind wichtig, da starke Sonneneinstrahlung ein Triggerfaktor für Lippenherpes ist.
  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Borchard-Tuch C.; Symptomatik, Diagnostik und antivirale Therapie des genitalen Herpes simplex, ARS Medici 20/2016, Rosenfluh Publikationen AG

Vujic M.; Herpes genitalis, Universum Innere Medizin 10/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Komericki P.; Genitalherpes erkennen und behandeln, Spectrum Dermatologie 03/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Herpes labialis – Neue therapeutische Möglichkeiten, Spectrum Dermatologie 01/2012, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Valencak J.; Herpes labialis – individuelle therapeutische Entscheidungen, Spectrum Dermatologie 01/2011, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Beise U.; Herpes labialis – Prävention und Beratung, ARS Medici 06/2009, Rosenfluh Publikationen AG

Mlekusch I.; Herpes simplex – hohe Rezidivneigung, Österreichische ÄrzteZeitung 04/2007, Verlagshaus der Ärzte Gesellschaft mbH

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