stilisierte Röntgenaufnahme mit Tumor im Darm
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Darmkrebs – Symptome, Verlauf und Behandlung

Darmkrebs ist ein relativ häufig vorkommender bösartiger Tumor des Dick- oder Mastdarms, der sich meist aus gutartigen Polypen entwickelt und oft lange keine Symptome macht. Vorsorgeuntersuchungen sind daher äußerst wichtig. Denn wird dieser Tumor rechtzeitig entdeckt, sind die Heilungsaussichten sehr gut.

Factbox – Darmkrebs

Synnonym: Darmkrebs, kolorektales Karzinom 

Definition: Tumor des Dick- oder Mastdarms

Risikofaktoren: höheres Alter, Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme Ernährung mit viel Fleisch und Wurstwaren, schwere Formen von Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, Dickdarmpolypen, Auftreten von Darmkrebs in der Familie, Vorliegen einer anderen Krebserkrankung

Mögliche Symptome: veränderte Stuhlgewohnheiten, krampfartige Bauchschmerzen und öfters zwingender Stuhldrang, häufig ohne anschließende Entleerung, Blässe und Blutarmut, Gewichtsverlust und Schwäche, sichtbares Blut im Stuhl, mehr Schleimablagerungen auf dem Stuhl

Behandlung: endoskopische Entfernung während der Darmspiegelung, Operation, Chemo-, Immun- und Strahlentherapie

Was ist Darmkrebs?

Wenn man von Darmkrebs spricht, so meint man damit Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolonkarzinom) und des Mastdarms (Rektumkarzinom), die zusammenfassend als kolorektales Karzinom bezeichnet werden. Der Krebs kann zwar auch in allen anderen Darmabschnitten entstehen, aber die allermeisten Darmtumoren liegen im Dick- oder Mastdarm, während bösartige Geschwulste im Dünndarm selten sind. Oft dauert es Jahre bis Jahrzehnte, bis sich der Krebs entwickelt, und häufig geht eine bösartige Veränderung zunächst von einer einzelnen Zelle aus. Zudem weiß man, dass Darmkrebs meistens aus zunächst gutartigen Vorstufen hervorgeht. Diese Vorstufen bezeichnet man auch als Polypen, von denen sich ein Teil über einen längeren Zeitraum und in mehreren Schritten zum Karzinom entwickelt. Polypen sind im Rahmen einer Darmspiegelung als kleine Wucherungen der Darmschleimhaut sichtbar und können während der Untersuchung entfernt werden. Nicht zu verwechseln sind Polypen mit so genannten Darmdivertikeln. Bei letzteren handelt es sich um meist harmlose Ausstülpungen, die keine Krebsvorstufe darstellen.

Experten unterscheiden vier Stadien bei Darmkrebs:

  • Stadium I: Der Tumor ist auf die Muskelschicht des Darms begrenzt.
  • Stadium II: der Tumor hat die äußere Schicht der Darmwand erreicht oder ist in benachbartes Gewebe eingewachsen.
  • Stadium III: Der Tumor hat umliegende Lymphknoten befallen, aber keine anderen Organe.
  • Stadium IV: der Tumor hat andere Organe befallen.

Darmtumore wachsen langsam und machen meist lange keine Beschwerden. Die Heilungschancen sind gut, wenn der Krebs im Anfangsstadium entdeckt wird.

Das kolorektale Karzinom ist in Österreich bei Männern die dritthäufigste, bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung, doch die Sterblichkeit ist in den letzten Jahren gesunken, was unter anderem auf verbesserte Früherkennungsmaßnahmen und neue Therapien zurückzuführen ist.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen von Darmkrebs sind noch nicht eindeutig geklärt. Man weiß aber heute, dass es bestimmte Faktoren gibt, die das Risiko, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, erhöhen. Ein starker solcher Faktor ist ein höheres Alter (90 Prozent der Betroffenen sind 55 Jahre oder älter), daneben gibt es noch folgende weitere Faktoren:

  • Rauchen
  • regelmäßiger Alkoholkonsum
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • ballaststoffarme Ernährung mit viel Fleisch und Wurstwaren
  • schwere Formen von Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
  • Dickdarmpolypen (auch wenn direkte Verwandte darunter leiden oder litten)
  • Auftreten von Darmkrebs in der Familie: Menschen mit einer erblichen Belastung haben ein ein deutlich höheres Risiko zu erkranken, vor allem dann, wenn mehrere Verwandte ersten oder zweiten Grades an Dickdarmkrebs erkrankt sind und das besonders vor dem 45. Lebensjahr. Das Risiko ist auch erhöht, wenn in der Familie eine bestimmte Genveränderung vorliegt, bei der schon früh im Leben zahlreiche Polypen im Dickdarm der Betroffenen entstehen (Familiäre adenomatöse Polyposis, FAP)
  • Vorliegen einer anderen Krebserkrankung bei Betroffenen oder nahen Verwandten

Symptome im Anfangsstadium

Symptome eines kolorektalen Karzinoms sind zu Beginn sehr allgemein und uncharakteristisch. Dennoch gibt es bestimmte Beschwerden, die zum Arzt führen sollten. Das sind:

  • veränderte Stuhlgewohnheiten: DurchfallVerstopfung oder beides im Wechsel
  • krampfartige Bauchschmerzen und öfters zwingender Stuhldrang, häufig ohne anschließende Entleerung
  • Blässe und Blutarmut: können darauf hindeuten, dass der Darm längere Zeit unbemerkt leicht geblutet hat.
  • deutlicher Gewichtsverlust und Schwäche
  • sichtbares Blut im Stuhl
  • mehr Schleimablagerungen auf dem Stuhl

Solche Anzeichen können auch bei anderen, harmlosen (Darm)-Erkrankungen auftreten, und es ist nicht gesagt, dass dabei Darmkrebs die Ursache ist. Sicherheit geben der Hämoculttest und die Darmspiegelung.

Früherkennung und Vorsorge

Da sich Darmkrebs meist über lange Zeit aus Darmpolypen entwickelt und erst spät charakteristische Beschwerden macht, ist die Vorsorgeuntersuchung besonders wichtig. Denn je früher man Darmpolypen oder Darmkrebs diagnostizieren kann, desto besser sind die Aussichten auf vollständige Heilung. Bei der Vorsorge kommen zwei Untersuchungen zum Einsatz. Der Hämoculttest, der ab dem 40. Lebensjahr im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchung empfohlen ist, dient dem Nachweis von nicht sichtbarem Blut im Stuhl. Der Test besteht aus Testbriefchen, auf die man an drei aufeinanderfolgenden Tagen Stuhlproben aufträgt, die anschließend im Labor untersucht werden. Zeigt sich dabei Blut in mindestens einem Testbriefchen, das nicht von Hämorrhoiden stammt, ist die weitere Untersuchung des Dickdarms in Form einer Darmspiegelung (Koloskopie) notwendig.

Die Koloskopie ist die sicherste Methode, um den gesamten Dickdarm zu beurteilen. Dabei können auch entdeckte Polypen mit einer Schlinge und/oder Strom abgetragen werden. Die Untersuchung kann ambulant unter kurzer Betäubung durchgeführt werden und ist nahezu schmerzfrei.
Im Rahmen der Vorsorge wird empfohlen, regelmäßig Darmspiegelungen (alle sieben bis zehn Jahre) ab dem 50. Lebensjahr durchzuführen.

siehe auch: Krebs: alle Vorsorgeuntersuchungen auf einen Blick

Behandlung von Darmkrebs

Die Therapie bei Darmkrebs richtet sich nach den Ergebnissen der Voruntersuchungen, also danach, wo der Tumor liegt, wie groß er ist und ob er sich bereits über den Darm hinaus ausgebreitet hat. Auch der gesundheitliche Zustand des Patienten spielt eine Rolle. Eine immer bedeutendere Rolle kommt auch der genetischen Diagnostik zu, so dass Therapien individuell je nach diagnostiziertem Tumortyp erfolgen können.

Bei Krebsvorstufen und sehr kleinen, oberflächlichen Tumoren genügt oft eine endoskopische Entfernung während der Darmspiegelung. Wenn sich aber etwa herausstellt, dass der Tumor weiter wachsen wird, so muss eine Operation durchgeführt werden. Wie groß der Eingriff sein muss, hängt auch von der Lage des Tumors ab.

Bei Dickdarmkrebs werden im Zuge der Operation die krebsbefallenen Darmabschnitte entfernt. Danach werden Dünn- und Dickdarm oder zwei Dickdarmenden wieder durch eine Naht verbunden. Danach erfolgt in vielen Fällen eine chemotherapeutische Behandlung.

Bei Enddarmkrebs ist eine entscheidende Frage, ob der Schließmuskel erhalten bleiben kann. Ist das nicht der Fall, so muss ein dauerhafter künstlicher Darmausgang (Stoma) gelegt werden. Manchmal kann eine Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung vor der Operation tiefsitzende Tumoren in der Nähe des Schließmuskels so weit zurückbilden, dass der Schließmuskel nicht entfernt werden muss. In diesem Fall wird trotzdem meist vorübergehend ein künstlicher Darmausgang gelegt, der später wieder zurückverlagert werden kann, sodass der Darm wieder auf normalem Weg entleert werden kann. Manchmal ist es auch möglich, durch eine vorgeschaltete Chemo- und Strahlentherapie (neoadjuvante Therapie) die Möglichkeiten zu operieren zu verbessern und die Chancen für den Erhalt des Schließmuskels zu  steigern. Wenn danach keine Krebszellen mehr nachweisbar sind, kann unter Umständen sogar auf eine Operation verzichtet werden, und es folgen stattdessen nur engmaschige Kontrollen. War aber eine Operation die erste Behandlung, folgt danach eine zusätzliche Chemo- und Strahlentherapie (adjuvante Behandlung).

Jedenfalls ist es heute in sehr vielen Fällen möglich, den natürlichen Darmausgang zu erhalten.

Bei weiter fortgeschrittenem Darmkrebs gibt es mehrere Therapiemöglichkeiten. Wenn etwa eine Operation nicht infrage kommt, weil der Tumor sich schon zu weit ausgebreitet hat, so werden eine Chemotherapie und ergänzend zielgerichtete Medikamente gegeben, um das Tumorwachstum möglichst lange zu bremsen. Manchmal kommt aber auch bei Patienten mit Metastasen, die noch gezielt entfernt werden können, eine Operation zum Einsatz. Eine Operation ist auch notwendig, wenn ein Darmverschluss droht.

Eine der aussichtsreichsten Behandlungsansätze in der Krebsmedizin ist derzeit die Immuntherapie, die auch bei der Behandlung eines  Darmkarzinoms zum Tragen kommen kann. Dabei geht es hauptsächlich darum, das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen die Krebszellen zu mobilisieren.

Nachsorge

Sehr wichtig nach der Operation ist die Nachsorge. Dabei wird neben einer eingehenden körperlichen Untersuchung auch der Tumormarker CEA im Blut bestimmt und eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums durchgeführt. Das wichtigste Verfahren, um einen Rückfall oder einen Zweittumor im Darm zu erkennen, bleibt die Darmspiegelung. Sie wird meist nach einem Jahr, danach üblicherweise in 5-Jahres-Intervallen wiederholt.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.1. – Januar 2019
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-007OLl_S3_Kolorektales-Karzinom-KRK_2019-01.pdf, Abruf September 2021

https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/darmkrebs-basis-infos-fuer-patienten.html, Abruf September 2021

https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/darmkrebs/index.php, Abruf September 2021

https://www.krebshilfe.net/fileadmin/user_upload/Dachverband/Broschüren/2021_Darmkrebs___Web.pdf, Abruf September 2021

https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/darmkrebs-fruehes-stadium, Abruf September 2021

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