Mann hält eine Darmmodell
Foto: Helena Nechaeva/shutterstock

Darmflora

Die Darmflora umfasst alle Mikroorganismen, die sich im Darm ansiedeln. Sie besteht zum größten Teil aus Bakterien, die eine wichtige Rolle bei der Verdauung, der Bereitstellung lebenswichtiger Nährstoffe und der Abwehr von Schadstoffen und Krankheitserregern im Körper spielen. Lesen Sie hier die wichtigsten Fakten zur Darmflora.

Darmflora, intestinales Mikrobiom, intestinale Mikrobiota

Definition: Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen

Funktionen: Unterstützung bei der Verwertung von Nahrungsbestandteilen, Anregung von für den Stuhlgang wichtigen Darmbewegungen, Produktion von Vitaminen und Fettsäuren, Abbau von Schadstoffen, Abwehr von Krankheitserregern, Stärkung des Immunsystems

Symptome einer gestörten Darmflora: chronischer Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen, Schwächegefühl, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen; Zusammenhang mit zahlreichen Erkrankungen von Allergien bis psychische Erkrankungen

Was ist die Darmflora?

Unter Darmflora (auch intestinales Mikrobiom, intestinale Mikrobiota) versteht man die Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen. Diese Mikroorganismen bestehen zu 99 Prozent aus Bakterien. Man unterscheidet zwischen nützlichen „guten“ Bakterien, auch bekannt als probiotische Bakterien, und gesundheitsschädlichen fäulnisbildenden Bakterien, wobei die nützlichen Bakterien überwiegen.

Die Anzahl der Darmbakterien-Arten wird auf über 1000 geschätzt, über 100 Billionen Bakterien insgesamt und eine Gesamtbiomasse von etwa 1,5 bis zwei Kilogramm. Die Darmbakterien besiedeln hauptsächlich den Dickdarm und erfüllen viele wichtige Funktionen zur Unterstützung des Körpers.

Zusammensetzung der Darmflora

Die Zusammensetzung der Darmflora und die Gesamtzahl ihrer Mikroorganismen variieren von Person zu Person und ändern sich während des Lebensverlaufs. Jeder Mensch hat eine einzigartige Darmflora. Diese Individualität beginnt bereits bei der Geburt: Babys, die auf natürliche Weise geboren werden, besitzen eine andere Darmbakterienzusammensetzung als solche, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen.

Eine gesunde Darmflora spielt eine entscheidende Rolle für die individuelle Gesundheit. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine vielfältige Bakterienzusammensetzung von Vorteil ist, während ein Mangel an Vielfalt oder ein Ungleichgewicht der Bakterienarten zu verschiedenen gastrointestinalen Beschwerden führen kann.

Zudem steht eine gestörte Darmflora mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung. Das Mikrobiom kann aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit seine Zusammensetzung schnell ändern, beispielsweise als Reaktion auf Stress, Antibiotika und Krankheiten. Aber das mikrobielle Gleichgewicht lässt sich durch eine gesunde Ernährung wiederherstellen.

Darmflora – Enterotypen

Die Zusammensetzung und Diversität der Darmflora hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter welche Bakterienarten vom Immunsystem toleriert werden und die Ernährungsgewohnheiten. Die menschlichen Darmbakterien lassen sich in drei Hauptgruppen, sogenannte Enterotypen, einteilen:

  • Enterotyp 1: Dieser Enterotyp zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Bakterien aus, die dem Stamm Bacteroides angehören. Bacteroides ist die am häufigsten vorkommende Darmbakteriengruppe und stellt oft den größten Anteil dar. Er kommt eher bei Menschen vor, die eine proteinreiche Ernährung mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren bevorzugen.
  • Enterotyp 2: Bei diesem Enterotyp ist ein hoher Anteil an Prevotella-Bakterien vorhanden. Er tritt häufiger bei Menschen auf, die sich kohlenhydratreich ernähren und kommt häufiger bei Vegetariern vor.
  • Enterotyp 3: Dieser Enterotyp zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Ruminococcus-Bakterien aus. Diese Bakterien spielen eine Rolle bei der Verdauung von Zucker und Schleimstoffen.

Welche Funktionen erfüllt die Darmflora?

Die Darmflora erfüllt im Körper verschiedene wichtige Funktionen, darunter:

  • Unterstützung bei der Verwertung von Nahrungsbestandteilen: Die Darmflora spielt eine wesentliche Rolle bei der Verdauung von Nahrungsmitteln. Sie hilft bei der Zersetzung von Nahrungsbestandteilen und der Aufnahme von Nährstoffen.
  • Anregung von für den Stuhlgang wichtigen Darmbewegungen: Sie fördert die Beweglichkeit des Darms, was für einen regelmäßigen Stuhlgang wichtig ist.
  • Produktion von bestimmten Vitaminen und Fettsäuren: Einige Bakterien in der Darmflora produzieren Vitamine und Fettsäuren, die für den Körper notwendig sind. Dazu zählen unter anderem Biotin, Folsäure,Vitamin B12 oder Vitamin K.
  • Abbau von Schadstoffen:
  • Die Darmflora trägt dazu bei, schädliche Substanzen abzubauen und aus dem Körper zu entfernen.
  • Stärkung des Immunsystems: Unsere Darmflora beeinflusst direkt unser Immunsystem. Ein gut ausbalanciertes Mikrobiom hilft dem Körper, Krankheitserreger abzuwehren und Entzündungen zu reduzieren. Es ist also kein Zufall, dass die Gesundheit des Darms eng mit der allgemeinen Gesundheit verknüpft ist. .

Eine gesunde Darmflora ist daher von entscheidender Bedeutung für das Wohlbefinden und die Gesundheit des Körpers.

Darmflora und Immunsystem

Zwischen Darmflora und Immunsystem besteht eine enge Verbindung. Die winzigen Organismen, die sich in unserem Darm und auf anderen Teilen unseres Körpers befinden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung unseres Immunsystems, insbesondere wenn es darum geht, schnell auf Krankheitserreger zu reagieren.

Diese Mikroorganismen sind ein integraler Bestandteil unserer körpereigenen Abwehr. Tatsächlich befinden sich rund 70 bis 80 Prozent aller Immunzellen im Darm. Sie agieren wie eine Schutzbarriere, die schädliche Mikroorganismen daran hindert, weiter in den Körper vorzudringen, verhalten sich aber gegenüber der natürlichen Darmflora tolerant.

Bestimmte Bakterien, wie Bifidobakterien und Laktobazillen verhindern durch die Produktion von Milchsäure und die Schaffung eines sauren pH-Werts die Vermehrung vieler Krankheitserreger unterbinden. Das Mikrobiom im Darm stimuliert außerdem die Produktion weiterer Stoffe, die aktiv an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt sind.

Symptome einer gestörten Darmflora

Eine gestörte Darmflora kann zu verschiedenen Beschwerden führen, wenn es zu einer Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Mikroorganismen im Mikrobiom kommt. Dieses Ungleichgewicht kann durch eine ungünstige Ernährung, die Einnahme von Medikamenten oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten verursacht werden.

In diesem Fall werden die nützlichen Bakterien verdrängt, und die Barriere gegen krankmachende Bakterien wird geschwächt. Hier sind einige häufige Anzeichen für eine gestörte Darmflora:

  • Verdauungsprobleme: Dazu gehören Durchfall, Verstopfung, Blähungen, und Bauchschmerzen. Eine unausgeglichene Darmflora kann die Verdauung stören.
  • Hautprobleme: Hauterkrankungen wie Akne, Ekzeme und Rosazea können mit einer gestörten Darmflora zusammenhängen.
  • Müdigkeit und Energiemangel: Eine ungesunde Darmflora kann die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen, was zu Müdigkeit und Energiemangel führen kann.
  • Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Immunprobleme: Eine gestörte Darmflora kann das Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen.
  • Gewichtsveränderungen: Ein Ungleichgewicht in der Darmflora kann mit Gewichtszunahme oder -verlust in Verbindung gebracht werden.

Mittlerweile ist bekannt, dass eine langanhaltende Dysbalance im Mikrobiom mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht wird. Dazu gehören Reizdarmsyndrom, Zöliakie, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, aber auch Erkrankungen wie Neurodermitis, Allergien, rheumatische Erkrankungen, das Metabolische Syndrom mit Diabetes mellitus, Arteriosklerose und Herzinfarkt sowie einige psychische Erkrankungen.

Darmflora und Antibiotika

Antibiotika sind Medikamente, die verwendet werden, um bakterielle Infektionen zu behandeln. Sie wirken, indem sie das Wachstum von Bakterien hemmen oder sie abtöten. Doch sie unterscheiden nicht zwischen den krankheitserregenden Erregern und den nützlichen Bakterien, was dazu führen kann, dass das Gleichgewicht der Darmflora erheblich gestört wird. Dies kann unerwünschte Symptome wie Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen auslösen. Darüber hinaus kann eine gestörte Darmflora die Immunabwehr beeinträchtigen, das Risiko für Infektionen erhöhen und zu vielen anderen unerwünschte Folgen führen.

Deshalb ist es wichtig, nach Antibiotika-Einnahme das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen und das Wachstum der gesunden Darmbakterien zu unterstützen. Eine gesunde Ernährung, die pro- und präbiotische Lebensmittel einschließt, sowie die Einnahme von Probiotika und Präbiotika können dabei helfen.

Probiotika und Präbiotika

Probiotika und Präbiotika sind wichtige Bestandteile verschiedener Lebensmittel, die auf unterschiedliche Weisen unserer Darmgesundheit zugutekommen.

Probiotika

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die nützliche Bakterienkulturen wie Milchsäurebakterien und Hefen enthalten. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Darmmilieus. Sie unterstützen die natürliche Bakterienzusammensetzung in unserem Darm und tragen dazu bei, die Verdauung zu normalisieren.

Natürliche Quellen für Probiotika sind gegärte oder fermentierte Lebensmittel. Diese umfassen:

  • Joghurt
  • Buttermilch
  • Kefir
  • nicht pasteurisierter Käse
  • naturbelassender Apfelessig
  • Fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut
  • Kombucha
  • Kimchi
  • Tempeh

Präbiotika

Präbiotika sind nicht verdaubare Bestandteile von Lebensmitteln, hauptsächlich Ballaststoffe, die das Wachstum und die Aktivität der probiotischen Bakterien in unserem Darm fördern. Sie sind sozusagen die Nahrung für unsere gesunden Darmbakterien.

Natürliche Quellen für Präbiotika finden sich in ballaststoffreichen Lebensmitteln, insbesondere in Pflanzen und Früchten. Zu den Präbiotika-reichen Lebensmitteln gehören:

  • Wurzelgemüse
  • Chicorée
  • Artischocken
  • Spargel
  • Topinambur
  • Tomaten
  • Bananen
  • Zwiebelgewächse
  • Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Erbsen
  • Getreide wie Hafer oder Roggen

FAQ

Erste Anzeichen für eine Störung des Gleichgewichts der Darmflora können Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen, Schwächegefühl, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen sein.

Die Dauer, die benötigt wird, um die Darmflora nach einer Antibiotikaeinnahme wieder aufzubauen, kann von Person zu Person variieren. In der Regel dauert es einige Wochen bis Monate, bis sich die Darmflora normalisiert

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, enthalten nützliche Bakterienkulturen, unterstützen die natürliche Bakterienzusammensetzung des Darms und tragen zur Normalisierung der Verdauung bei.

Präbiotika hingegen sind nicht verdaubare Bestandteile von Lebensmitteln wie etwa Ballaststoffe, die das Wachstum und die Aktivität der probiotischen Bakterien des Darms fördern.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Schreiber, S, Stallmach, A: Mikrobiom. Gastroenterologe 14, 164–165 (2019).

https://link.springer.com/article/10.1007/s11377-019-0347-0, Abruf Mai 2023

Frost F: Introduction to the microbiome. Inn Med (Heidelb) 2022 Oct;63(10):1015-1021. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36053301/, Abruf Mai 2023

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https://fet-ev.eu/darm-mikrobiom/, Abruf Mai 2023

https://www.bihealth.org/de/aktuell/das-mikrobiom-und-die-fitness-des-immunsystems, Abruf Mai 2023

https://www.oege.at/uncategorized/probiotika/, Abruf Mai 2023

 

 

 

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