Ein Mann hält sich die Hände vor das Gesicht
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die als Reaktion auf ein besonders belastendes Ereignis, eine Katastrophe oder eine Situation, in der man sich massiv bedroht fühlt, auftritt und mit schwerwiegenden psychischen Symptomen einhergehen kann. Lesen Sie hier alles über Ursachen, Diagnose und Behandlung der PTBS.

Factbox – Posttraumatische Belastungsstörung

Definition
Die PTBS ist eine psychische Erkrankung, die als Reaktion auf ein traumatisches Ereignis auftritt. Betroffene leiden unter Symptomen des Wiedererlebens, Vermeidungssymptomen und häufig auch zahlreichen anderen psychischen Beeinträchtigungen.

Ursachen
Die Ursache einer PTBS ist immer ein Trauma, das der oder die Betroffene als Opfer, Augenzeuge oder als Rettungshelfer erlebt hat.

Symptome

  • Symptome des Wiedererlebens: belastende Erinnerungen an das Trauma, Flashbacks, Alpträume
  • Vermeidungssymptome: emotionale Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit der Umgebung und anderen Menschen gegenüber, aktive Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten
  • psychische Übererregtheit: Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, erhöhte Wachsamkeit, übermäßige Schreckhaftigkeit
  • Erschütterung des Selbst- und Weltbildes
  • nachhaltige Störung des Vertrauens in andere Menschen
  • schwere Schuld- und Schamgefühle oder Selbsthass
  • Einschränkung der Leistungsfähigkeit in wichtigen Lebensbereichen
  • eventuell negative Beeinflussung des Verlaufs körperlicher Erkrankungen

Diagnose
Die Diagnose wird gestellt, wenn die Symptome über mehr als vier Wochen bestehen und die Leistungsfähigkeit des oder der Betroffenen in wichtigen Lebensbereichen eingeschränkt ist. Wenn die Symptome mehr als drei Monate andauern, spricht man von einer chronischen PTBS.

Therapie
Zunächst geht es darum, psychisch zu stabilisieren (Stabilisierungsphase), erst danach kann eine Auseinandersetzung mit dem Trauma stattfinden (Traumakonfrontation). In der abschließenden Phase geht es darum, das traumatische Ereignis in die Lebenserfahrungen zu integrieren und das eigene Leben neu bewerten zu lernen (Integrationsphase).

Prognose
Die Prognose ist bei rechtzeitiger und adäquater Behandlung gut. Rund die Hälfte der Betroffenen wird sogar ohne Therapie gesund.

Wer behandelt die PTBS?

Fachärzte für Psychiatrie, Ärzte mit Weiterbildung in psychotherapeutischer Medizin, Psychotherapeuten und klinische Psychologen mit traumaspezifischer Zusatzspezialisierung

Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung?

Die PTBS ist eine psychische Erkrankung, die als Reaktion auf ein traumatisches Ereignis auftritt. Eine PTBS kann kurz nach einem Trauma oder zeitlich verzögert auftreten. Manchmal können sogar Jahre bis Jahrzehnte bis zum Auftreten von Symptomen vergehen.

Mehr als die Hälfte aller Menschen werden im Laufe ihres Lebens mit einem traumatischen Ereignis konfrontiert, aber nicht alle entwickeln eine PTBS. Die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, ist unter anderem abhängig von der Art des Traumas. Nach Vergewaltigung, anderen Gewaltverbrechen und Kriegstraumata entwickeln bis zu einem Drittel der Betroffenen eine PTBS, während das Risiko bei Naturkatastrophen, Unfällen und akuten körperlichen Erkrankungen deutlich niedriger ist.

Die PTBS kann auch als Folge einer sekundären Belastung auftreten. Das heißt, dass entsprechende Symptome auch dann entwickelt werden können, wenn zum Beispiel nahe Angehörige ein traumatisches Ereignis durchlebt haben.

Im Schnitt erkranken rund zehn Prozent aller von einem Trauma Betroffenen an einer PTBS. Sie erleben dabei vor allem Gefühle wie Angst und Schutzlosigkeit und empfinden Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Typisch für die PTBS sind Symptome des Wiedererlebens. Sie können tagsüber als Erinnerungen an das Trauma, Tagträume oder Flashbacks und nachts als Angstträume auftreten. Parallel zu diesen Symptomen entstehen Vermeidungssymptome. Das können emotionale Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit der Umgebung und anderen Menschen gegenüber sein, sehr häufig aber auch das aktive Vermeiden von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten.

Manche Betroffene können das traumatische Ereignis nicht mehr vollständig erinnern, und viele leiden unter Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsproblemen, erhöhter Wachsamkeit oder ausgeprägter Schreckhaftigkeit.

Bei der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung sind besonders schwere oder besonders langanhaltende Traumatisierungen aufgetreten, und Betroffene entwickeln meist ein schwerwiegendes Krankheitsbild mit Persönlichkeitsveränderungen, wobei die Symptome vor allem die Persönlichkeit und das Verhalten betreffen.

Der neurobiologische Prozess, der bei einer PTBS im Gehirn abläuft, ist bis dato nicht vollständig erforscht.

Ursachen und Risikofaktoren der PTBS

Die Ursache einer PTBS ist immer ein bestimmtes schwerwiegendes Ereignis, also ein Trauma, das der oder die Betroffene als Opfer, Augenzeuge oder auch als Rettungshelfer erlebt hat. Ein Trauma ist dadurch gekennzeichnet, dass eine problematische Situation oder ein bedrohliches Ereignis vorliegt, bei dem der oder die Betroffene subjektiv keine Möglichkeit der Bewältigung der Situation sieht, und das Gefühle von Angst und Hilflosigkeit und/oder Ausgeliefertsein auslöst. Solche Traumata können kurz andauernd und einmalig sein (zum Beispiel Naturkatastrophen, Unfälle, Vergewaltigung) oder länger andauernd bzw. wiederholt auftretend sein (zum Beispiel Kriegsgefangenschaft, Geiselhaft, längerfristiger sexueller Missbrauch). In der Folge kann eine (dauerhafte) Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses auftreten und die psychische Störung auslösen.

Typische Auslöser einer PTBS sind:

  • Kriege, Aufstände, Vertreibung, Flucht, Terroranschläge
  • Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Folter, Überfälle, Entführungen
  • Verkehrs-, Berufs-, Freizeit- und Sportunfälle
  • Brände, Blitzschläge, Explosionen, Flugzeugabstürze, Zugkollisionen, Schiffshavarien, Industrieunfälle
  • schwere Erkrankungen wie Krebs oder Herzinfarkt sowie auch die Behandlung auf einer Intensivstation und Notfalloperationen

Typische Risikofaktoren für die Entwicklung einer PTBS sind:

  • genetische Faktoren
  • Einflussfaktoren aus der Umwelt und Lernerfahrungen
  • mangelnde soziale Unterstützung durch Familie, Freunde oder Kollegen nach einem traumatischen Ereignis
  • jugendliches oder hohes Lebensalter
  • weibliches Geschlecht
  • psychische Erkrankungen oder Traumata in der eigenen Vorgeschichte
  • psychische Erkrankungen oder Traumata in der Familie
  • niedriger sozioökonomischer Status

Symptome

Menschen, die unter einer PTBS leiden, leben oft wie unter ständiger Bedrohung und empfinden ihre Umwelt als unsicher und gefährlich. Schlüsselreize, die an das Trauma erinnern, können starke körperliche Symptome wie Herzrasen, Zittern, Übelkeit oder Atemnot auslösen.

Die Symptome im einzelnen sind:

  • Symptome des Wiedererlebens: belastende Erinnerungen an das Trauma, Flashbacks, Alpträume
  • Vermeidungssymptome: emotionale Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit der Umgebung und anderen Menschen gegenüber, aktive Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten
  • psychische Übererregtheit: Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, erhöhte Wachsamkeit, übermäßige Schreckhaftigkeit
  • Erschütterung des Selbst- und Weltbildes
  • nachhaltige Störung des Vertrauens in andere Menschen
  • schwere Schuld- und Schamgefühle oder Selbsthass
  • Einschränkung der Leistungsfähigkeit in wichtigen Lebensbereichen
  • eventuell negative Beeinflussung des Verlaufs körperlicher Erkrankungen

Zudem kann der Verlauf körperlicher Erkrankungen durch eine PTBS negativ beeinflusst werden, und das Risiko für Suchterkrankungen, Depressionen und andere psychische Erkrankungen steigt bei einer PTBS stark an.

Diagnose

Beim Verdacht auf eine PTBS steht zunächst das vertrauliche Gespräch mit dem Arzt oder der Psychotherapeutin im Zentrum. Die bisherige Krankengeschichte wird erhoben, und es wird nach den belastenden Ereignissen und Symptomen gefragt. Wichtig ist auch, andere Erkrankungen auszuschließen, und da Betroffene oft auch unter körperlichen Schmerzen leiden, müssen auch mögliche organische Ursachen abgeklärt werden.

Die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung wird gestellt, wenn die Symptome über mehr als vier Wochen bestehen und die Leistungsfähigkeit des oder der Betroffenen in wichtigen Lebensbereichen eingeschränkt ist. Wenn die Symptome mehr als drei Monate andauern, spricht man von einer chronischen PTBS. Diese sind nicht immer vollständig ausgeprägt, und auch wenn jemand nach einem Trauma nach außen hin stabil erscheint, kann er oder sie eine PTBS entwickeln.

Therapie der PTBS

Die Therapie der PTBS sollte möglichst frühzeitig beginnen, und es ist wichtig, dass die Patienten sich in einer sicheren Umgebung befinden, wo sie vor weiteren Traumatisierungen geschützt sind. Zunächst geht es darum, psychisch zu stabilisieren (Stabilisierungsphase), erst danach kann eine Auseinandersetzung mit dem Trauma stattfinden (Traumakonfrontation). In der abschließenden Phase geht es darum, das traumatische Ereignis in die Lebenserfahrungen zu integrieren und das eigene Leben neu bewerten zu lernen (Integrationsphase).

Für die Phase der Traumakonfrontation stehen mehrere psychotherapeutische Verfahren zur Verfügung. Als wirksam haben sich vor allem die kognitive Verhaltenstherapie und EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) erwiesen.

Ziel der kognitiven Verhaltenstherapie ist es zu lernen, Erlebnisse, Verhaltensweisen und Gefühle anders als bisher zu deuten und zu bewerten. Dadurch lässt sich zum Beispiel der Umgang mit Flashbacks verändern. Allerdings müssen die Patienten dafür auch möglichst intensiv mit ihren traumabezogenen Emotionen konfrontiert werden. Es geht darum, dass diese Emotionen im Laufe der Zeit schwächer werden und sich auch bisherige trauma-assoziierte Denkmuster ändern.

Auch beim EMDR bildet eine solche Exposition ein Kernstück der Therapie. Die Patienten werden aufgefordert, sich eine Szene des ursprünglichen Traumas bildlich vorzustellen. Dieser innere Imaginationsvorgang wird von ruckartigen horizontalen Augenbewegungen begleitet, die durch eine schnelle Fingerbewegung des Therapeuten ausgelöst werden. Das geschieht solange, bis die Angst deutlich abnimmt. Danach werden die Patienten motiviert, einen positiven Gedanken mit der traumatischen Szene zu verknüpfen, während die Augenbewegungen fortgeführt werden.

Wichtig zu wissen ist auch, dass es Situationen gibt, in denen derartige konfrontative Verfahren nur eingeschränkt eingesetzt werden können – zum Beispiel dann, wenn der Patient einen sehr schlechten körperlichen oder psychischen Gesundheitszustand aufweist oder von seinem Umfeld nur mangelhaft unterstützt wird, denn Grundvoraussetzung für die Anwendung von konfrontativen Verfahren ist immer eine minimale Stabilität des Patienten, und er oder sie muss sich vor weiterer Traumatisierung sicher fühlen. Etwaige zusätzliche psychische Störungen wie etwa eine schwere Depression oder eine Substanzabhängigkeit sollten vor Beginn der traumabearbeitenden Therapie behandelt werden.

Begleitend zur Psychotherapie können Antidepressiva vom Typ der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) nötig und hilfreich sein. Angstlösende und beruhigende Medikamente sollten wegen ihres hohen Abhängigkeitspotenzials nur kurzzeitig eingesetzt werden.

Unterstützend können kreative Ansätze wie etwa Musik- oder Kunsttherapie sowie Bewegungstherapien und Entspannungstechniken oder Biofeedbackverfahren in die Therapie integriert werden.

Prognose

Patienten, die unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden und rechtzeitig und adäquat behandelt werden, haben gute Heilungschancen. Rund die Hälfte der Betroffenen wird sogar ohne Therapie gesund. Wenn die Symptome aber über Jahre bestehen, kommt es in etwa 30 Prozent der Fälle zu einem chronischen Verlauf.

Wer behandelt die PTBS?

Fachärzte für Psychiatrie, Ärzte mit Weiterbildung in psychotherapeutischer Medizin, Psychotherapeuten und klinische Psychologen können die PTBS adäquat behandeln. Wichtig ist auch ihre traumaspezifische Zusatzspezialisierung.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/155-001l_S3_Posttraumatische_Belastungsstoerung_2020-02_1.pdf

https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/posttraumatische-belastungsstoerung-ptbs/was-ist-eine-posttraumatische-belastungsstoerung-ptbs/

https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/informationen/posttraumatische-belastungsstoerung.html

https://www.therapie.de/psyche/info/index/therapie/traumatherapie/posttraumatische-belastungsstoerung/

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