Ängstliche Frau in der Öffentlichkeit
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Angststörungen – Was ist das? Welche Formen gibt es?

Angstgefühle sind völlig normal und eine natürliche Reaktion auf stressige und bedrohliche Situationen. Sobald der Auslöser weitgehend beseitigt ist, verschwinden beängstigende Gedanken und Angstgefühle in der Regel auch wieder. Bei Angststörungen ist dies jedoch anders. In solchen Fällen sind die Ängste und Angstgefühle ausgeprägter, halten an und können ohne ersichtlichen Grund fortbestehen. Betroffene einer Angststörung leiden unter verschiedenen psychischen und körperlichen Angstsymptomen, welche den Alltag und die Lebensqualität sehr beeinträchtigen können.

Zusammenfassung

Factbox – Angststörung

Angststörungen: Verschiedene psychische Störungen, die sich durch ein übersteigertes Angstempfinden auszeichnen

Formen: Panikstörungen, Phobien (Agoraphobie, soziale Phobie, spezifische Phobien wie Angst vor bestimmten Tieren, Höhenangst, Angst vor Fahrstühlen etc.), generalisierte Angststörung, posttraumatische Belastungsstörung u. a.

Symptome: Verschiedene psychische und körperliche Symptome je nach Angststörung; z. B. Zittern, Atembeschwerden, Schwindel, Herzklopfen, beschleunigter Puls, Schweißausbrüche, Hitzewallungen, Übelkeit, Durchfall, Schmerzen im Bereich der Brust, erhöhter Muskeltonus, muskuläre Verspannungen, Beklemmungsgefühle, Konzentrationsstörungen, innere Unruhe, Anspannung, Schreckhaftigkeit, Gefühl der Unsicherheit, Schlafstörungen, Angst vor der Angst, Vermeidungsverhalten u. a.

Ursachen/Auslöser: Zumeist verschiedene Ursachen und Auslöser; genetische Disposition, neurobiologische Ursachen, emotional belastende Erlebnisse, verbale, sexuelle, körperliche und/oder psychische Misshandlungen/Traumen, belastende Beziehungen, psychischer Schock in Folge traumatischer Erlebnisse, Verlust, körperliche Erkrankungen, Alkoholmissbrauch u. a.

Diagnose: Ausführliche Anamnese, Evaluierung mittels spezieller Fragebögen, körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, bildgebende und andere Untersuchungen zum Ausschluss organischer Ursachen u. a.

Behandlung: Abhängig von Form, Intensität, möglichen Auslösern und anderen Faktoren; Psychoedukation, problemorientierte Gespräche, kognitive Verhaltenstherapie, Imaginationsverfahren, Konfrontationstherapie, psychodynamische Psychotherapie, medikamentöse Therapie, Entspannungsmethoden (z. B. progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Atemübungen, Meditation, Yoga) u. a.

Was ist eine Angststörung?

Angst zu haben ist völlig normal. Alle Menschen sind gelegentlich von Angstgefühlen, damit einhergehendem Stress und bestimmten psychischen und/oder körperlichen Symptomen (z. B. Herzklopfen, Hitzewallungen, Schwitzen, Schwindel), die beim Empfinden von Angst auftreten können, betroffen. Diese Gefühle und Symptome sind natürliche Reaktionen auf bestimmte Situationen (z. B. stressige, gefährliche, druckverursachende Situationen) und verschwinden in der Regel wieder, wenn die jeweilige angstauslösende Ursache beseitigt ist.

Im Fall einer Angststörung ist dies anders. Bei Menschen mit einer Angststörung klingen die Angstgefühle nicht ab, sondern halten an und können nicht einfach gesteuert werden. Unter dem Betriff Angststörung werden verschiedene psychische Störungen (z. B. Panikstörung, Phobie) zusammengefasst, die sich u. a. durch ein übersteigertes Angstempfinden auszeichnen.

Im psychiatrischen Sinne sind Angststörungen charakterisiert durch das überzogene und übertriebene Empfinden von Angst und Furcht, in vielen Fällen fehlt auch die tatsächliche Bedrohung durch äußere Faktoren. Das DSM-5 (fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders/diagnostischer und statistischer Leidfaden psychischer Störungen) definiert Angststörungen als exzessive Furcht- und Angstreaktionen mit entsprechenden Verhaltensauffälligkeiten. Betroffene einer Angststörung leiden unter einer ausgeprägten Angst und verschiedenen psychischen und/oder körperlichen Angstsymptomen. Die Angstsymptome können so stark ausgeprägt sein, dass sie das Leben in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen und Betroffene Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung haben.

Formen und Symptome

Es werden mehrere Formen von Angststörungen unterschieden, die sich durch verschiedene Verhaltensweisen und Symptome bemerkbar machen können. Zu den Angststörungen zählen u. a. Panikstörung, Phobie (Agoraphobie, soziale Phobie, spezifische Phobien), generalisierte Angststörung und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)). Daneben gibt es noch weitere Formen.

Panikstörung

Eine Panikstörung ist eine Form der Angststörung, die durch wiederholte Panikattacken gekennzeichnet ist. Panikattacken sind plötzlich und erwartet auftretende Angstanfälle von zumeist relativ kurzer Dauer, die von verschiedenen Symptomen begleitet werden.

Mögliche Anzeichen: Mögliche mit einer Panikattacke einhergehende Symptome sind u. a. Schmerzen in der Brust, Herzklopfen, Hitzewallungen, Schwitzen, gesteigerte Atemfrequenz, Atemnot und Schwindel. Die Panikattacke kann mit intensiven und erdrückenden Angstgefühlen einhergehen, nicht selten kommt es zu Todesangst, dem Gefühl des Kontrollverlusts oder dem Gefühl, dass eine Katastrophe unmittelbar bevorsteht. Im Laufe der Zeit kann sich eine größere Angst vor der nächsten Attacke entwickeln (Erwartungsangst), was dazu führen kann, dass sich Betroffene zunehmend zurückziehen (agoraphobes Vermeidungsverhalten) – Panikstörungen kommen manchmal in Kombination mit Agoraphobie (Angst vor der Außenwelt) vor.

Phobie

Bei den Phobien wird unterschieden zwischen Agoraphobie, sozialer Phobie und spezifischen Phobien.

Agoraphobie

Die Agoraphobie, eine sehr häufige Form der Angststörung, beschreibt die Angst vor der Außenwelt. Menschen mit Agoraphobie verspüren u. a. Ängste vor Situationen, aus welchen sie nicht “flüchten“ können; mögliche von Menschen mit Agoraphobie als bedrohlich empfundene Situationen sind z. B. der Aufenthalt in Menschenmengen, der Aufenthalt auf freien Plätzen, Warteschlangen (z. B. an der Kassa im Supermarkt), Zug- und Busfahrten. Wie sich die Agoraphobie genau bemerkbar macht ist von Betroffenem zu Betroffenem verschieden – manche Menschen können sich ohne größere Probleme in Warteschlagen oder gut besuchten Restaurants aufhalten, haben jedoch Probleme auf großen Plätzen oder bei Zugfahrten und dem weiten Entfernen von zu Hause.

Mögliche Anzeichen: Bei einer Agoraphobie kann es in Situationen, die Ängste hervorrufen und zu Angstanfällen führen u. a. zu Schweißausbrüchen, Atembeschwerden, Herzrasen, Schwindelgefühlen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden und Übelkeit kommen. Die angstverursachenden Situationen werden von Betroffenen zunehmend gemieden und es kann zum Entstehen einer Angst vor der Angst kommen. In schweren Fällen kann die Agoraphobie so stark ausgeprägt sein, dass Betroffene das Haus nur selten bzw. nicht verlassen, was zu einer stark herabgesetzten Lebensqualität führt.

Soziale Phobie

Menschen mit sozialer Phobie verspüren Ängste in verschiedenen sozialen Bereichen des Lebens. Es ist normal, dass man in Situationen, in welchen man von nahestehenden oder fremden Menschen beobachtet wird bzw. im Mittelpunkt des Geschehens steht aufgeregt oder nervös ist – viele Menschen sind angespannt, gestresst oder eben ängstlich, wenn sie z. B. vor vielen Menschen eine Rede (z. B. Hochzeitsrede) oder im Rahmen ihrer Arbeit eine Präsentation halten müssen. Bei Menschen, die unter einer sozialen Phobie leiden führen derartige Situationen allerdings zu starken Angstzuständen. Betroffene haben Angst davor, dass sie sich blamieren könnten und kritisiert, erniedrigt und bloßgestellt werden könnten.

Bei den angstverursachenden Situationen kann es sich um Situationen handeln, in welchen Betroffene im Mittelpunkt stehen bzw. die mit einem Auftritt verbunden sind (z. B. das Halten einer Rede oder Präsentation) sowie um alltägliche Situationen (z. B. Essen in einem Restaurant, Smalltalk, Diskussion mit Kollegen am Arbeitsplatz). Betroffene meiden soziale Situationen, in welchen sie einer Bewertung durch andere ausgesetzt sein könnten.

Mögliche Anzeichen: Eine soziale Phobie kann sich in verschiedenen Situationen bemerkbar machen (z. B. unangemessene Angst davor, dass man beobachtet wird (auch in kleinen Gruppen), Angst vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit, Angst davor, dass man sich blamiert und kritisiert wird, Angst vor dem Essen in der Öffentlichkeit etc.). Betroffene leiden häufig unter Selbstzweifeln und Unsicherheiten im Umgang mit anderen, Blickkontakt wird häufig vermieden. Mögliche körperliche/psychosomatische Symptome sind Schweißausbrüche, Erröten, Herzrasen, häufiger Drang auf die Toilette zu gehen und Übelkeit. Diese Symptome können die Angst verstärken, da Betroffene befürchten, dass andere Menschen diese bemerken und beurteilen könnten. Unbehandelt kann sich eine soziale Phobie negativ auf persönliche Beziehungen, das Berufsleben und das alltägliche Leben auswirken.

Spezifische Phobien

Es gibt viele verschiedene spezifische Phobien. Ihnen gemein ist die große Furcht vor bestimmten Objekten oder Situationen, die zu einer Reaktion, die nicht im Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr steht und zu einem Vermeidungsverhalten führt. Sich vor bestimmten Situationen oder Objekten (z. B. große Höhe, Schlangen) zu fürchten ist eine normale Reaktion auf Situationen, welche die eigene Gesundheit und das eigene Leben gefährden könnten. Im Fall einer spezifischen Phobie stehen die Angstgefühle und Reaktionen jedoch nicht im Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr bzw. kann auch schon der Gedanke oder eine nur sehr kurze Konfrontation mit der jeweiligen Situation zu Reaktionen führen. Betroffene haben die Gefühlszustände nicht unter Kontrolle, auch Panikattacken können auftreten. Die jeweilige Phobie und der Versuch das angstauslösende Objekt/die angstauslösende Situation zu meiden kann sich sehr störend auf das alltägliche Leben auswirken.

Spezifische Phobien sind z. B. die Angst vor bestimmten Tieren wie Kynopobie (Angst vor Hunden), Arachnophobie (Angst vor Spinnen) oder Ophidiophobie (Angst vor Schlangen), die Angst vor Situationen in der natürlichen Umwelt wie Angst vor Höhen (Höhenangst, Akrophobie) und Angst vor Blitzen und Donner (Astraphobie), die Angst vor Blut (Hämatophobie) und Spritzen (Trypanophobie) oder die Angst vor bestimmten Situationen wie das Fahren mit Aufzügen (Fahrstuhlphobie). Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl an weiteren spezifischen Phobien.

Mögliche Anzeichen: Die angstauslösende Situation bzw. eine Konfrontation mit dem angstauslösenden Objekt kann u. a. zu Herzklopfen, Schmerzen im Brustbereich, Schweißausbrüchen, Hitzewallungen, Übelkeit, Würgereiz, Kopfschmerzen und Schwindel führen.

Generalisierte Angststörung

Eine weitere Form der Angststörung ist die generalisierte Angststörung, die durch ein anhaltend erhöhtes Angstniveau, welches meistens ohne klare phobische Ausrichtung der Angst besteht, charakterisiert ist. Es liegt eine Art Verselbstständigung der Angst vor, Betroffene leben in permanenter Sorge und ängstlicher Anspannung, wobei sich dies auf viele Bereiche des alltäglichen Lebens beziehen kann. Die Sorgen können so übermäßig sein, dass alltägliche Handlungen und Arbeiten kaum/nicht mehr möglich sind. Häufige Angstinhalte sind z. B. Gesundheit, Finanzen, Beziehungen, Arbeit und Weltgeschehen.

Mögliche Anzeichen: Die Gedankeninhalte drehen sich um unrealistische Besorgnisse, mögliche negative Ereignisse, übertriebene Katastrophenerwartungen und deren Folgen. Kleine Probleme werden oft als große Katastrophe wahrgenommen. Betroffene haben anhaltende Ängste und leiden unter innerlicher Unruhe und psychischer Anspannung, häufig auch unter erhöhtem Muskeltonus, muskulären Verspannungen, Schlafstörungen und deren Folgen, Schreckhaftigkeit und erhöhter Wachsamkeit gegenüber der Umwelt. Mit der Zeit entwickeln sich ein Vermeidungs- und Rückversicherungsverhalten (z. B. Meiden von Telefonaten, Autofahrten, Zugfahrten, Briefen und E-Mails). Zusammengefasst sind Betroffene die meiste Zeit angespannt, besorgt und verängstigt, obwohl es zumeist keinen ersichtlichen Grund zur Sorge gibt. Nicht selten geht eine generalisierte Angststörung mit Selbstunsicherheiten, Überangepasstheit, Hang zum Perfektionismus, dem Wiederholen von Aufgaben und der Suche nach regelmäßiger Bestätigung und Absicherung durch andere einher. Typisch ist auch die Fragestellung „Ja, aber was ist wenn…?”.

Posttraumatische Belastungsstörung

PTBS tritt in Folge eines traumatischen Ereignisses von außergewöhnlicher Schwere bzw. eines psychischen Traumas auf, entweder innerhalb von sechs Monaten oder danach (verzögerter Typ). Das traumatische Ereignis kann kurz- oder langandauernd gewesen sein (z. B. Krieg, das Erleben von körperlicher oder seelischer Gewalt, ein Überfall, das Erleben einer Naturkatastrophe, eine Diagnose) und nicht zwangsläufig muss die von PTBS betroffene Person selbst das Opfer gewesen sein; so kann sich eine PTBS beispielsweise auch bei professionellen Helfern, Soldaten oder Augenzeugen entwickeln.

Mögliche Anzeichen: Es kommt zu einem fortgesetzten Wiedererleben des Traumas (z. B. in Form von Flashbacks, Tagträumen und Alpträumen), das Trauma drängt sich in der Erinnerung immer wieder auf. Häufig sind Gefühle der Angst, der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, ferner können depressive Störungen, Gefühlsabstumpfung und emotionaler Rückzug auftreten. Betroffene zeigen in Situationen, die an das Trauma erinnern können ein intensives Vermeidungsverhalten und meiden Reize, die eine Wiedererinnerung an das jeweilige Trauma hervorrufen können. Weitere mögliche Symptome sind u. a. Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, erhöhte Wachsamkeit und Schreckhaftigkeit. Die Symptome können von Betroffenem zu Betroffenem sehr unterschiedlich sein.

Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer Angststörung auftreten. Jeder Mensch mit einer Angststörung erlebt seine Angst auf seine eigene Art und Weise. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Ursachen

Die Entstehung einer Angststörung kann durch viele Faktoren beeinflusst werden, darunter genetische Prädisposition und verschiedene Umweltfaktoren/äußere Einflüsse. Aus verschiedenen Studien geht u. a. hervor, dass bestimmte Gene sowie Balancestörungen von bestimmten Neurotransmittern mit der Entstehung von Angst in Verbindung gebracht werden können. Psychosoziale Faktoren, die zur Entstehung einer Angststörung beitragen können sind emotional belastende Erlebnisse in der Kindheit und Jugend, verbale, sexuelle, körperliche oder psychische Misshandlungen oder Traumen, Überbehütung oder Demütigung durch die Eltern, Veränderungen der Lebensumstände, belastende/problematische Beziehungen, Belastungen im Bereich der Arbeit, psychischer Schock in Folge eines traumatischen Erlebnisses, Verlust eines geliebten Menschen u. a. Auch andauernde körperliche Erkrankungen (z. B. Herzerkrankungen, hormonelle Störungen) können zur Entwicklung einer Angststörung beitragen. Ferner kommt starkem oder dauerhaftem Alkohol- und Drogenkonsum eine Bedeutung zu – besonders wenn die jeweilige Wirkung nachlässt, kann es zu Ängsten und Panik kommen. Daneben gibt es noch weitere mögliche Faktoren, welche die Entwicklung einer Angststörung begünstigen können.

Diagnose

Ansprechpartner bei den für Angststörungen genannten Anzeichen und bei Verdacht auf eine Angststörung oder eine andere psychische Störung ist der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin.

Psychische Erkrankungen sind nach wie vor oft ein Tabuthema. Aufgrund falscher Schamgefühle oder aus Angst vor Ausgrenzung fällt es vielen Betroffenen schwer, sich professionelle Hilfe zu suchen. Psychische Erkrankungen sind jedoch so normal wie andere Erkrankungen auch, ebenso ist der Besuch der psychiatrischen Praxis nicht mehr “besonders“ als ein Termin beim Augenarzt oder Orthopäden. Wer bei sich selbst über ein “normales Maß“ hinausgehende Ängste oder ein situationsspezifisches Vermeidungsverhalten feststellt oder sich aufgrund seiner Ängste im Alltag zunehmend beeinträchtigt fühlt, sollte sich also nicht scheuen, einen Facharzt aufzusuchen und bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mithilfe einer individuell angepassten Therapie ist es in vielen Fällen möglich, die Angststörung erfolgreich zu behandeln.

Die Diagnose einer Angststörung fußt vor allem auf einem ausführlichen Gespräch, bei welchem auf die Ängste, deren Dauer und Verlauf, auf mögliche Ursachen und Auslöser, auf die Krankengeschichte und auf andere Punkte eingegangen wird.

Da es sich bei Angst um einen emotionalen Zustand handelt, welcher bei allen Menschen vorkommt, besteht der Unterschied zwischen “normaler Angst“ und Angst im Rahmen einer Angststörung u. a. in der Dauer und Intensität der Angst, in deren Kontext und in einem aktiven Vermeidungsverhalten. Darüber hinaus spielen bei der Abklärung auch der individuelle Leidensdruck, die Folgen der Angst für den Alltag und die Verminderung der Lebensqualität eine wichtige Rolle. Im Rahmen des Gesprächs holt sich der Arzt möglichst viele Informationen ein, um die Situation des Patienten bestmöglich erfassen zu können. Zu diesem Zweck können auch verschiedene spezielle Fragebögen zum Einsatz kommen, welche es ermöglichen, das Ausmaß der Angststörung besser einzuschätzen.

Darüber hinaus können verschiedene weitere Untersuchungen veranlasst werden (körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Elektrokardiogramm (EKG), bildgebende Untersuchungen wie Magnetresonanztomographie (MRT), Elektroenzephalographie (EEG) u. a.), um organische Ursachen als Ursache für die Beschwerden auszuschließen. Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation.

Behandlung

Die Therapie hängt von der jeweiligen Angststörung, von deren Intensität und möglichen Auslösern und anderen Faktoren ab und wird für jeden Patienten individuell erstellt. Wichtiger Baustein in der Behandlung von Angststörungen sind psychotherapeutische Maßnahmen. Ergänzend zu diesen kann auch eine medikamentöse Therapie, für welche verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung stehen, helfen die Ängste in den Griff zu bekommen. Eine individuell genau abgestimmte Therapie kann zu einem neuen Verständnis der Krankheit beitragen, helfen störende Einstellungen auszuschalten und die Angst Schritt für Schritt abzubauen und zu einem Zustand zu führen, in welchem der Betroffene die Angst kontrolliert und nicht umgekehrt.

Zu den psychotherapeutischen Maßnahmen, die bei Angststörungen zur Anwendung kommen zählen unterstützende Psychotherapie mit Aufklärung und ausführlich vermittelten Informationen über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten (Psychoedukation), problemorientierten Gesprächen und konkreten Ratschlägen, Arbeiten am Selbstwertgefühl und an einer gelasseneren Haltung, Symptomanalyse und anderen Inhalten, kognitive Verhaltenstherapie, psychodynamische Psychotherapie und andere. Die kognitive Verhaltenstherapie basiert auf einer genauen Störungsdiagnostik, welche hilft geeignete verhaltenstherapeutische Maßnahmen auszuwählen und die Therapie zu planen. Hierfür kann das Führen eines Angsttagebuchs durch den Patienten hilfreich sein. Im Anschluss an die Störungsdiagnostik können verschiedene kognitive Strategien, eine Expositionstherapie, imaginative und andere Verfahren angewendet werden.

Imaginationsverfahren sind Verfahren, bei welchen man sich bestimmte mentale Vorstellungen herbeiführt um Empfindungen auszulösen, die zur Entspannung führen. In der Verhaltenstherapie werden imaginative Verfahren eingesetzt, um über die Vorstellung von einer Reihe von genau strukturierten Situationen eine Verhaltensveränderung herbeizuführen. Ein imaginatives Verfahren ist z. B. die systematische Desensibilisierung, bei welcher sich der Patient die angstauslösende Situation genau vorstellt, um so Entspannung in der Situation zu erlernen, die dann in der jeweiligen Angstsituation eingesetzt werden kann.
Bei einer Konfrontationstherapie setzt sich der Patient bewusst der jeweiligen angstauslösenden Situation aus. Dies geschieht in der Gegenwart des Therapeuten, welcher hilft mit der Angst umzugehen. Durch das Durchführen der “praktischen Übung“ erlebt der Patient, dass die befürchteten Folgen ausbleiben, die Erfahrung wird im Gehirn gespeichert und die Angst wird bei jeder Konfrontation mit dem jeweiligen Auslöser geringer. Die Konfrontationstherapie wird beispielsweise bei Phobien und Zwangsstörungen angewendet.

Weitere mögliche Maßnahmen, die im Rahmen der Behandlung zum Einsatz kommen können sind u. a. progressive Muskelentspannung und andere Entspannungsmethoden, Biofeedback-Therapie, Musiktherapie, Tanztherapie, Kunsttherapie und Rollenspiele. Allgemeine Maßnahmen, welche sich günstig auf die psychische Gesundheit auswirken und mit welchen sich Betroffene selbst helfen können sind u. a. Entspannungsmaßnahmen (z. B. Atemübungen, Meditation, Yoga, autogenes Training), Sport/ausreichend Bewegung (fördert Stressabbau) und gesunde Ernährung.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Ströhle A. et al.; Diagnostik und Therapie von Angsterkrankungen, Deutsches Ärzteblatt 37/2018, Deutscher Ärzteverlag

Kasper S. et al.; Angststörungen. Medikamentöse Therapie. Konsensus-Statement – State of the art 2018, CliniCum Neuropsy Sonderausgabe 2018

Holl K., Mörkl S.; Behandlungsguidelines bei Angsterkrankungen und klinische Realität, Spectrum Psychiatrie 03/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice

Kröpfl T.; Ängste sind nicht tabu, sondern behandelbar!, Ärzte Krone 22/2014, Ärztekrone VerlagsgesmbH

Bach M.; Klassifikation von Angststörungen – Welche Neuerungen bringt das DSM-5?, Spectrum Psychiatrie 04/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice

Bas H.; Generalisierte Angststörung – Diagnostik und Therapie, ARS Medici 03/2013, Rosenfluh Publikationen

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