Mann bandagiert rechtes Bein, Thrombose Gefahr
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Thrombose – Ursache, Symptome, Diagnose, Behandlung

Der Begriff Thrombose bezeichnet den Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel. Eine Thrombose kann mehrere Ursachen haben und verschiedene Gefäße betreffen, am häufigsten betroffen sind die tiefen Bein- und Beckenbodenvenen. Welche Symptome typisch sind, wieso eine Thrombose lebensbedrohlich sein kann, welche Faktoren das Thromboserisiko erhöhen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, lesen Sie hier.

Fact-Box

Thrombose: Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel

Formen/Lokalisation: Bein- und Beckenvenenthrombose, Armvenenthrombose, Thrombose der Schlüsselbeinvene, Augenthrombose, cerebral-venöse Sinusthrombose, Analvenenthrombose, Pfortaderthrombose, renale Venenthrombose u.a.

„Klassische“ Venenthrombose: Beinvenenthrombose und Beckenvenenthrombose; mögliche Symptome: Schwere- und Spannungsgefühl (das Bein fühlt sich prall und schwer an), gespannte Haut, (leicht bläuliche) Hautverfärbungen, Schwellungen, Schmerzen, muskelkaterähnliche Beschwerden, Überwärmung u.a.

Komplikationen: Lungenembolie, postthrombotisches Syndrom

Risikofaktoren: Bewegungseinschränkungen, Herzerkrankungen, Übergewicht, Adipositas, Diabetes mellitus, erblich bedingte Veränderungen von Gerinnungsfaktoren, Verletzungen und Operationen, Gefäßveränderungen, bestimmte Medikamente, „Pille“, Rauchen, langes Sitzen u.a.

Diagnostik: Anamnese, körperliche Untersuchung, farbkodierter Dopplerultraschall, Phlebographie, CT, Blutuntersuchung u.a. (je nach Situation)

Behandlung: Hochlagerung, Kompression, medikamentöse Therapie, Thrombektomie (Operation)

Prävention: Bewegung, Bewegung, Bewegung. Langes Sitzen und Stehen vermeiden, ausgewogene Ernährung, ausreichend viel Wasser trinken, Rauchstopp, Venen nicht einschnüren (z.B. durch längeres Übereinanderschlagen der Beine, einschnürende Kleidungsstücke), Kompressionsstrümpfe wie verordnet tragen

Ernährung: Hochwertige Getreideprodukte, Obst und Gemüse in ausgewogener Kombination, Reduktion von tierischen Produkten

Was ist eine Thrombose?

Bei einer Thrombose handelt es sich um einen Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel (Thrombus). In den meisten Fällen bilden sich die Blutgerinnsel in den Venen.

Bei teilweiser oder vollständiger Ablösung eines Blutgerinnsels aus der Vene wird dieses mit dem Strom des Bluts in Richtung des Herzens transportiert. In weiterer Folge kann es zu Störungen der Herztätigkeit kommen. Wandert das Blutgerinnsel bis in die Lungenarterien ab, dann kann es die Gefäße der Lunge verstopfen und den Gasaustausch beeinträchtigen. Ist eine Lungenarterie durch einen Embolus (Gefäßpfropf wie z.B. Thrombus) verlegt bzw. verengt, dann ist von einer Lungenembolie die Rede. Je nach Schweregrad kann eine Lungenembolie lebensbedrohlich sein.

Thromboseformen und Symptome

Eine Thrombose kann in verschiedenen Gefäßen des Körpers auftreten. Unterschieden werden z.B. die Beinvenenthrombose und Beckenvenenthrombose, die Armvenenthrombose, die Thrombose der Schlüsselbeinvene, die Augenthrombose und die cerebral-venöse Sinusthrombose. Die „klassische“ Venenthrombose ist die tiefe Beinvenenthrombose und Beckenvenenthrombose (TVT). Die Symptome unterscheiden sich abhängig von der Thromboseform bzw. Lage des Blutgerinnsels.

Oberflächliche und tiefe Venenthrombose

Am häufigsten betroffen ist das Bein (insbesondere Unterschenkel). Unterschieden wird zwischen einer oberflächlichen Form der Thrombose und einer tiefen Venenthrombose. Mögliche Anzeichen einer Thrombose im Bein sind:

  • Schwere- und Spannungsgefühl
  • Gespannte Haut und (leicht bläuliche) Hautverfärbungen
  • Schwellungen (z.B. im Bereich der Wade oder des Knöchels)
  • Schmerzen (z.B. im Unterschenkel, im Bereich vom Fuß)
  • Muskelkaterähnliche Beschwerden
  • Überwärmung
  • Stärker sichtbare Venen u.a.

Unbehandelt können weitere Beschwerden hinzukommen. Bei Thrombosen, die andere Gefäße des Körpers betreffen sind die Symptome oftmals unspezifisch.

Pfortaderthrombose Thrombose/ renale Venenthrombose

Beispiele für Thrombosen abseits der Extremitäten sind die Pfortaderthrombose und die renale Venenthrombose. Im Fall einer Pfortaderthrombose ist die Blutversorgung der Leber betroffen, bei einer renalen Venenthrombose jene der Niere, was zu Funktionseinschränkungen des jeweiligen Organs führt.

Perianalthrombose (Analvenenthrombose)

Eine Perianalthrombose betrifft einen Venenplexus am unteren Ende des Analkanals, was sich u.a. durch schmerzhafte Schwellungen im Analbereich bemerkbar machen kann. Eine Analthrombose lässt sich oft nur schwer von Hämorrhoiden unterscheiden. Abzugrenzen von der Analvenenthrombose ist die Hämorrhoidalthrombose, welche aus den Hämorrhoiden kommt. Im Vergleich zu anderen Thrombosen sind Thrombosen im Analbereich weitaus weniger gefährlich.

Cerebral-venöse Sinusthrombose

Bei der cerebral-venösen Sinusthrombose, einer seltenen Form des Schlaganfalls, handelt es sich um den thrombotischen Verschluss eines Hirnsinus (große venöse Blutgefäße des Gehirns). Dieser ist durch ein Gerinnsel verlegt, in weiterer Folge erreicht weniger Blut das Gehirn. Mögliche Symptome sind starke und lang anhaltende Kopfschmerzen und, je nach betroffenem Hirnbereich, Sehstörungen, Nackenschmerzen, Beweglichkeitsstörungen der Augen, Bewusstseinsstörungen, Lähmungserscheinungen u.a.

Die Auflistung der hier angeführten Anzeichen und Symptome kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer Thrombose auftreten.

Ursachen und Risikofaktoren

Eine Thrombose kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein, häufig wirken mehrere Faktoren zusammen.

Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass es im Blut Mechanismen gibt, die es „flüssig halten“ wie auch solche, die zur Blutgerinnung (Blutstillung) führen. Veränderungen in der Zusammensetzung des Bluts, z.B. aufgrund von Erkrankungen des Blutgerinnungssystems, anderen systemischen Erkrankungen wie Krebserkrankungen oder der Einnahme bestimmter Medikamente, können zu einer erhöhten Gerinnungsbereitschaft und in weiterer Folge zur Thrombosebildung führen. Auch „Strömungshindernisse“ im Blutgefäß, etwa in Folge von Schäden, Erkrankungen oder Ablagerungen an der Gefäßwand, und eine verlangsamte Fließgeschwindigkeit, wie es z.B. bei Krampfadern (krankhaft veränderte Venen) oder Flüssigkeitsmangel der Fall ist, können die Entwicklung einer Thrombose begünstigen.

Das Risiko für eine Thrombose können u.a. folgende Faktoren erhöhen:

  • Bewegungseinschränkungen, z.B. bei Bettlägerigkeit, einem Gipsverband, in Folge einer Operation oder Erkrankung
  • Herzerkrankungen, Übergewicht und Adipositas, Diabetes mellitus, Krebserkrankungen, schwere Infektionen und andere Erkrankungen
  • Erblich bedingte Veränderungen von Gerinnungsfaktoren (z.B. Prothrombinmutation, APC-Resistenz)
  • Verletzungen und Operationen (in Folge einer erhöhten Gerinnungsbereitschaft des Bluts)
  • Gefäßveränderungen wie Varikosis (Krampfadern) und Phlebitis (Venenentzündung)
  • Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Diuretika)
  • Hormonelle Verhütungsmittel (Pille)
  • Schwangerschaft
  • Rauchen
  • Langes Sitzen, z.B. im Auto, Zug oder Flugzeug („Reisethrombose“)
  • Flüssigkeitsmangel/Dehydration

Wie wird eine Thrombose diagnostiziert?

Nach einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung wird die Diagnose u.a. durch bildgebende Verfahren gesichert, mithilfe welcher sich die Thrombose genau lokalisieren lässt und das Ausmaß der Erkrankung festgestellt werden kann.

Ein Verfahren, welches eine genaue Darstellung der Gefäße und einen Nachweis einer Thrombose ermöglicht ist der farbkodierte Dopplerultraschall (farbkodierte Duplex-Sonographie, ultraschallgestützte Gefäßuntersuchung). Unter Umständen, z.B. wenn die Ultraschalluntersuchung/Duplex-Sonographie nicht eindeutig ist, kann eine Phlebographie durchgeführt werden, bei welcher die Darstellung der Venen nach der Injektion von Röntgenkontrastmittel erfolgt und durch welche das venöse System im Detail beurteilt werden kann. Ein weiteres genutztes Untersuchungsverfahren ist die Computertomographie (CT). Weiters wichtig ist eine Blutuntersuchung. Hierbei werden u.a. die D-Dimere (Marker für die Gerinnungsaktivität) bestimmt. Fibrin ist ein Protein, das bei der Blutgerinnung entsteht. D-Dimere sind Fibrinabbauprodukte, die bei einer Gerinnungsaktivierung entstehen.

Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation; unter Umständen sind andere/weitere Untersuchungen notwendig, etwa eine Netzhautuntersuchung und eine optische Kohärenztomographie im Fall einer Augenthrombose oder eine Schnittbilddiagnostik (CT und Magnetresonanztomographie (MRT)) mit zusätzlichem Einsatz von Kontrastmittel bei einer cerebral-venösen Sinusthrombose. Eine Thrombose ist eine schwerwiegende Erkrankung. Mit einer rechtzeitigen Diagnose und adäquaten Therapie können mögliche Komplikationen und Spätfolgen vermieden werden.

Behandlung einer Thrombose

Die Behandlungsstrategie richtet sich u.a. nach der Thromboseform bzw. nach der Lage des Gerinnsels. Ziele der Behandlung sind das Verhindern einer Ablösung und Wanderung des Gerinnsels in lebenswichtige Organe und das Verhindern von langfristigen Schäden im Bereich der betroffenen Blutgefäße, Extremitäten und Organe (postthrombotisches Syndrom). Es stehen verschiedene Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung, darunter Sofortmaßnahmen wie Hochlagerung und Kompression, die medikamentöse Therapie und die operative Behandlung der Thrombose.

Durch Hochlagerung und einen Kompressionsverband bei Thrombosen in den Extremitäten (Beinvenenthrombose) sollen weitere Stauungen des Bluts verhindert werden. Thrombosestrümpfe kommen sowohl in der Thromboseprophylaxe als auch in der Therapie zum Einsatz. Sie fördern u.a. die Kompression und die Durchblutung.

Als Antikoagulation wird die prophylaktische oder therapeutische Hemmung der Blutgerinnung durch die Verabreichung von gerinnungshemmenden Medikamenten (Antikoagulanzien) bezeichnet. Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, dass der Thrombus nicht weiterwächst, in manchen Fällen lässt sich das Blutgerinnsel auch verkleinern oder auflösen, weiters ist es möglich, die Neuentstehung einer Thrombose zu verhindern. Zur Verfügung stehen verschiedene Wirkstoffe, darunter Heparin, welches mittels subkutaner Injektion verabreicht wird, Fondaparinux und andere wie z.B. direkte orale Antikoagulanzien. An die Akutbehandlung schließt sich zumeist eine Erhaltungstherapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten in Tablettenform an. Unter Umständen ist eine Thrombektomie sinnvoll, bei welcher das Blutgerinnsel operativ entfernt wird. Für den Eingriff stehen verschiedene Techniken zur Wahl. Sogenannte Cava-Filter, welche in die Hohlvene (Vena cava) eingesetzt werden und verhindern sollten, dass das Gerinnsel in die Lunge wandert und zu einer Lungenembolie führt, kommen nur in ausgewählten Einzelfällen zum Einsatz.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Marschang P.; Die Relevanz der oberflächlichen Venenthrombose, Universum Innere Medizin, 01/2018, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Behrens R.; Kompressionsstrümpfe nach tiefer Beinvenenthrombose lieber länger tragen, ARS Medici 16/2016, Rosenfluh Publikationen AG

Friedli S.; Die oberflächliche Venenthrombose – eine Blickdiagnose? Ein Überblick über den aktuellen Wissensstand, ARS Medici 09/2016, Rosenfluh Publikationen AG

Lichtenberg M.; Endovaskuläre Therapieoptionen der iliofemoralen Thrombose, Universum Innere Medizin, 02/2016, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Eischer L. et al.; Optimierung der Antikoagulation nach Venenthrombose mit Hilfe des „Vienna Prediction Models“, Universum Innere Medizin, 03/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Gattringer T.; Die zerebrale Sinusvenenthrombose, neuro Supplementum 02/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

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Mirshahi A. et al.; Gefäßverschlüsse der Netzhaut – eine interdisziplinäre Herausforderung, Dtsch Arztebl 2008; 105(26), Deutscher Ärzteverlag GmbH

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