An Keuchhusten erkranktes Mädchen wird von einem Arzt untersucht.
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Keuchhusten (Pertussis)

Keuchhusten (Pertussis) ist eine Infektionserkrankung der oberen Atemwege, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betrifft. Sie ist hochansteckend und wird durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Keuchhusten geht in der Regel mit schweren Hustenanfällen einher und kann für Säuglinge und kleine Kinder besonders gefährlich sein. Erfahren Sie in diesem Artikel umfassende Informationen zu den Symptomen von Keuchhusten, den Behandlungsmöglichkeiten und Maßnahmen zur Vorbeugung.

Factbox – Keuchhusten

Keuchhusten (Pertussis): Infektionserkrankung der oberen Atemwege

Erreger: Bakterium Bordetella pertussis (selten auch B. parapertussis)

Übertragung: Tröpfcheninfektion

Inkubationszeit: Sechs bis 20 Tage

Krankheitsstadien: Stadium catarrhale, convulsivum, decrementi

Symptome: Zunächst unspezifisch (unspezifische Erkältung), später charakteristischer Keuchhusten, starke Hustenanfälle bis hin zu Luftnot, Würge-/Brechreiz, Auswurf, nächtliche Zunahme der Beschwerden u.a.

Ansteckungsfähigkeit: Höhepunkt während der ersten beiden Krankheitswochen, kann bis zu drei Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum andauern

Gefährdet: Nicht geimpfte Personen, besonders Säuglinge und Kleinkinder

Behandlung: Antibiotische Therapie (nur sinnvoll in den ersten drei bis vier Erkrankungswochen), allgemeine Maßnahmen zur Beschwerdelinderung

Impfung: Grundimmunisierung im Säuglingsalter, Auffrischungsimpfung zwischen dem siebten und neunten Lebensjahr sowie bei Erwachsenen alle zehn Jahre und ab dem 60. Lebensjahr alle fünf Jahre

Was ist Keuchhusten?

Keuchhusten (Pertussis) ist eine hochansteckende Krankheit der Atemwege, die weltweit verbreitet ist. Verursacht wird sie durch das Bakterium Bordetella pertussis. Typisch für Keuchhusten sind anfallsartige, starke Hustenanfälle, die auch als Stakkato-Husten bekannt sind. Diese Hustenanfälle ereignen sich in unregelmäßigen Abständen, wobei der Patient intensiv und stoßartig hustet. Darüber hinaus kann es während dieser Anfälle auch zum Erbrechen kommen.

Wie wird Keuchhusten übertragen?

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Das bedeutet, beim Husten, Niesen oder Sprechen werden winzige Sekrettröpfchen in die Luft abgegeben, die dann von anderen eingeatmet werden können. Die Inkubationszeit beträgt bei Keuchhusten etwa 6 bis 20 Tage, meistens sind es 9-10 Tage.

Wie häufig ist Keuchhusten?

Die Zahl der Keuchhusten-Fälle nimmt zu. Auch in Österreich kam es in den letzten Jahren zu einem Anstieg der Pertussis-Melderate: Von 2015 bis 2018 stiegen die gemeldeten Fälle in Österreich von 579 auf fast 2200. So zeigt sich bei den 15-20-Jährigen, 40-45-Jährigen und 65-70-Jährigen eine deutliche Zunahme von Krankheitsfällen, die u.a. darauf zurückzuführen sein kann, dass es einige Jahre nach der Impfung oder nach Durchmachen einer Erkrankung zu einem Verlust der Schutzwirkung kommt.

Was sind die Symptome von Keuchhusten?

Keuchhusten verläuft in drei Phasen, wobei sich die Symptome in jeder Phase unterscheiden.

Stadium Catarrhale (Anfangsphase):
Im ersten Stadium sind die Symptome noch unspezifisch und ähnlich einer Erkältung mit folgenden Symptomen:

Betroffene sind jedoch hochansteckend. Nach etwa zwei Wochen kommt es zu einem immer schwerer werdenden Husten und geht in die zweite Phase über.

Stadium Convulsivum (Hauptphase):

  • Starke, wiederholte Hustenanfälle, bis zu 50 Mal am Tag
  • Häufige nächtliche Hustenattacken
  • Begleitende Symptome: Würgereiz, Erbrechen, zäher Schleimauswurf.

Stadium Decrementi  (Abklingphase):

Die Hustenanfälle und Symptome lassen allmählich nach und die Krankheit heilt meist ohne weitere Ansteckungsgefahr aus.

Hinweis: Nicht alle aufgelisteten Symptome müssen bei jedem Betroffenen auftreten. Bei Verdacht auf Keuchhusten ist ärztlicher Rat einzuholen.

Was sind mögliche Begleiterkrankungen und Komplikationen?

Wenn Keuchhusten nicht zu Beginn der Erkrankung diagnostiziert wird, kann es zu verschiedenen Begleiterkrankungen und Komplikationen kommen.

Zu diesen zählen beispielsweise:

Bei Säuglingen: Risiko für lebensbedrohlicher Atemstillstände

Was sind die Risiken von Keuchhusten für Kinder?

Je jünger ein Kind ist, desto gefährlicher ist die Erkrankung. Dies gilt vor allem für ein Kind im ersten Lebensjahr, da sich hier noch kein vollständiger Impfschutz aufgebaut hat. Bei Kleinkindern unter drei Monaten kommt es aufgrund der kleinen Atemwege und der noch fehlenden schützenden Immunität gehäuft zu einem Sauerstoffmangel und Lungenentzündungen, das typische Symptom, die anfallsartige Hustenattacke, wird seltener beobachtet.

Im Regelfall heilt Keuchhusten ohne bleibende Schäden wieder vollständig aus, bei Menschen mit schwächerem Immunsystem und ohne Impfschutz, besonders bei Neugeborenen und Kleinkindern, kann die Erkrankung unbehandelt allerdings auch tödlich verlaufen.

Wie wird Keuchhusten diagnostiziert?

Die Diagnose von Keuchhusten beginnt mit der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), gefolgt von einer körperlichen Untersuchung. Um die Diagnose zu sichern, werden Labortests gemacht.

 Dazu stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:

  • Direkter Erregernachweis: Durchführung eines Rachenabstrichs.
  • Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Eine hochspezifische Methode zur Erkennung des Keuchhusten-Erregers.
  • Serumdiagnostik: Untersuchung des Blutes auf Antikörper gegen den Erreger.

Die Auswahl der Tests hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Stadium der Krankheit, dem Alter des Patienten, dem Impfstatus und anderen individuellen Gesundheitsaspekten.

Bei Verdacht auf Komplikationen oder Folgeerkrankungen können weitere spezifische Tests und zusätzliche Untersuchungen notwendig sein.

Wie erfolgt die Behandlung von Keuchhusten?

Die Behandlung von Keuchhusten erfolgt mit Antibiotika, allerdings nur in den ersten drei bis vier Wochen. Durch die antibiotische Therapie lässt sich die Ansteckungsfähigkeit verkürzen.

Allerdings kann dadurch der charakteristische Husten nicht sofort gestoppt werden. Dies liegt daran, dass das verursachende Bakterium einen Toxin produziert, das die Schleimhäute und Flimmerhärchen in der Lunge beschädigt. Der Schleimabbau erfolgt nur langsam. Eine Besserung tritt erst ein, wenn sich die Flimmerhärchen erholen. Keuchhusten war früher auch als „100-Tage-Husten“ bekannt, da die vollständige Genesung einige Zeit in Anspruch nehmen kann.

Daneben gibt es allgemeine Maßnahmen, welche die Behandlung, je nach Alter und Beschwerden, unterstützen können. Bei Säuglingen sollte Keuchhusten stationär behandelt werden, ebenso kann bei Kindern und Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf ein Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich sein.

Bei der Behandlung von Keuchhusten ist es ratsam, auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Auch Ruhephasen, insbesondere Bettruhe, können den Genesungsprozess unterstützen. Aufgrund von Hustenanfällen und möglichem Würgereiz ist es sinnvoll, Nahrungsaufnahme in mehreren kleinen Portionen über den Tag verteilt zu planen.

Keuchhusten – wer ist gefährdet?

Regelmäßige Auffrischungsimpfungen sind eine effektive Möglichkeit, um Keuchhusten vorzubeugen und gefährdete Bevölkerungsgruppen indirekt zu schützen. Gefährdet sind nicht geimpfte Personen, besonders Säuglinge und Kinder. Erwachsene ohne ausreichenden Impfschutz sind eine Infektionsquelle für Neugeborene in den ersten Lebenswochen, die noch nicht geimpft werden können. Der Impfschutz gegen Pertussis wird allen Personen empfohlen, ist jedoch u.a. besonders wichtig für:

  • Frauen mit Kinderwunsch (vor Eintritt der Schwangerschaft)
  • Schwangere Frauen ab dem zweiten Trimenon (bevorzugt im dritten Trimenon), wenn die letzte Pertussis-Impfung länger als zwei Jahre zum Geburtstermin zurückliegt
  • Personen im Umfeld eines Neugeborenen (Eltern, Großeltern, Geschwister, Babysitter etc.)
  • Mitarbeiter des Gesundheitswesens
  • Menschen, die in Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Spitälern, Altersheimen und Pflegeheimen tätig sind
  • Menschen, die einem Beruf mit verstärktem direkten Menschenkontakt nachgehen (z.B. Kosmetiker, Heimhilfen)
  • Menschen ab dem 60. Lebensjahr
  • Raucher
  • Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter Gefährdung aufgrund eines Grundleidens (z.B. Asthma, COPD, chronische Lungen-, Herz-, Kreislauferkrankungen, Immunsuppression)

An welchen Arzt kann ich mich bei Krankheitssymptomen wenden?

Bei Verdacht auf Keuchhusten und den ersten Symptomen sollten sie an:

Wichtig: Bei Verdacht auf Keuchhusten muss der Arzt oder die Ärztin vorab telefonisch informiert werden.

FAQ

Die Erkrankten leiden oft an sehr intensiven Hustenanfällen, die typischerweise mit einem pfeifenden Einatmungsgeräusch abschließen. Nicht alle Betroffenen erleben diesen charakteristischen Husten, leiden aber trotzdem an starken Hustenanfällen.

Wenn Keuchhusten nicht behandelt wird, kann dies zu verschiedenen Komplikationen führen. Bei Säuglingen und kleinen Kindern können diese Komplikationen besonders schwerwiegend sein, einschließlich lebensbedrohlicher Atemprobleme. Unbehandelter Keuchhusten kann auch bei Erwachsenen zu Begleiterkrankungen und Folgesymptome führen, dazu zählen unter anderem:

  • Mittelohrentzündung
  • Lungenentzündung
  • Krampfanfälle
  • Gewichtsverlust

Keuchhusten bleibt von Beginn der Symptome an etwa 1-2 Wochen ansteckend, wenn eine Antibiotika-Behandlung erfolgt. Ohne Behandlung kann die Ansteckungsfähigkeit bis zu 3 Wochen nach Beginn des starken Hustens andauern.

Die Auffrischimpfung wird für Erwachsene alle 10 Jahre empfohlen, wobei auch Kombinationsimpfungen mit Tetanus und Diphtherie üblich sind. Ab dem vollendeten 60. Lebensjahr sollte die Impfung alle 5 Jahre erfolgen.

Auch geimpfte Personen können sich mit Keuchhusten infizieren, allerdings verläuft die Krankheit bei ihnen in der Regel milder.

Typische Symptome bei Kindern sind starker Husten mit „Keuch“-Geräuschen, Atemnot, Hustenanfälle besonders nachts, Würgereiz und möglicherweise Erbrechen nach dem Husten. Bei Säuglingen sind die Symptome oft weniger ausgeprägt, aber trotzdem kann es bei ihnen zu gefährlichen Atemaussetzern (Apnoen) kommen.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Impfplan Österreich 2023/2024: https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:eb64732e-1747-400a-beeb-6d069f781182/Impfplan_%C3%96sterreich_2023_2024_Version1.0.pdf, Zugriff: März 2024

Flick H. et al.; Pertussis – Klinik, Diagnostik und Therapie, Universum Innere Medizin 04/2014, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Bonifer R.; Jugendliche und Erwachsene gegen Pertussis impfen – Interview mit Prof. Dr. med. Ulrich Heininger, Basel, Pädiatrie 01/2013, Rosenfluh Publikationen AG

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Riffelmann M et al.; Pertussis – nicht nur eine Kinderkrankheit, Dtsch Arztebl 2008; 105(37): 623-8, Deutscher Ärzteverlag GmbH

Geissel W. et al.; Keuchhusten – Längst keine Kinderkrankheit mehr, Ärzte Zeitung, 19.04.2018, Springer Medizin Verlag GmbH, URL: https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/atemwegskrankheiten/article/961239/erwachsene-erkranken-keuchhusten-laengst-keine-kinderkrankheit.html

Keuchhusten (Pertussis), Robert Koch-Institut, URL: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Pertussis.html, Zugriff: 08.03.2024

Keuchhusten (Pertussis), Bundeskanzleramt Österreich, Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, URL: https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Keuchhusten-(Pertussis).html, Zugriff: 08.03.2024

Pertussis, WHO, URL: https://www.who.int/health-topics/pertussis#tab=tab_1, Zugriff: 08.03.2024

 

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