RSV-Infektion: Baby mit Atemmaske
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RSV-Infektion

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein weltweit verbreiteter Erreger von Erkrankungen der Atemwege. Eine Infektion damit kann harmlos sein und Symptome ähnlich wie bei einer einfachen Erkältung hervorrufen, aber es gibt auch schwere Verläufe, die tödlich enden können. Betroffen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder.

Factbox – RSV-Infektion

Definition: Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus

Symptome: Hauptsymptome: Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen, Fieber; ggf. Spastische Bronchitis, Entzündung der kleinen Bronchien, Lungenentzündung

Diagnose: Sekret-Proben: Genomnachweis mittels PCR, Antigen-Schnelltests

Therapie: symptomatisch: Behandlung von Husten, Schnupfen, Fieber, ggf. Sauerstoffgaben, Atemunterstützung mit CPAP-Maske, Intubation, Beatmung

Prävention: frühe Diagnostik, gute Hygiene- und Schutzmaßnahmen, Verabreichung von monoklonalen Antikörpern

Was ist eine RSV-Infektion?

Bei einer RSV-Infektion handelt es sich um eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus. Der Erreger ähnelt dem Grippe-Virus und führt im Atemtrakt zur Verschmelzung von Zellen, denn das RS-Virus hat eine doppelschichtige Lipidhülle, die mit der Zellmembran der Wirtszelle verschmelzen kann. So wird das genetische Material des Virus in die Lungenzelle eingeschleust, und es bilden sich Riesenzellen mit mehreren Zellkernen. Abgestorbene Zellen, einwandernde Zellen des Immunsystems und Schleim verstopfen in der Folge die Bronchien.

Die Symptome der Infektion können harmlos wie bei einer einfachen Erkältung sein, aber es gibt auch schwere Verläufe, die im schlimmsten Fall tödlich enden können.

RSV-Infektionen können in jedem Lebensalter auftreten, betroffen sind aber vor allem Säuglinge, insbesondere Frühgeborene sowie Kleinkinder. Innerhalb des ersten Lebensjahres infizieren sich 50 bis 70 Prozent aller Kinder mit dem RS-Virus, und nach Ende des zweiten Lebensjahres haben fast alle Kinder schon eine derartige Infektion durchgemacht. Die RSV-Infektion ist zudem der häufigste Grund, warum Säuglinge und Kleinkinder wegen einer Atemwegserkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Besondere Risikogruppen für einen schweren Verlauf sind Kinder mit Lungenvorerkrankungen, Kinder mit Herzfehlern mit vermehrter Lungendurchblutung, Erwachsene mit kardialen oder pulmonalen Vorerkrankungen sowie Menschen mit bestimmten Erkrankungen des Immunsystems und Patienten nach Organtransplantation, die immunsupprimierende Medikamente einnehmen.

RSV-Infektionen treten zyklisch auf und sind in Mitteleuropa vor allem von November bis April am häufigsten. Der Gipfel der RSV-Saison liegt meist im Jänner und Februar.

Wie ansteckend ist die Viren-Infektion?

Die Übertragung erfolgt in erster Linie durch Tröpfcheninfektion, und man nimmt an, dass sie auch indirekt über kontaminierte Hände, Gegenstände und Oberflächen möglich ist.

Was die Inkubationszeit betrifft, so beträgt sie zwei bis acht Tage, doch RSV-Infizierte können schon einen Tag nach der Ansteckung und auch wenn noch keine Symptome bestehen, infektiös sein. Bei Früh- und Neugeborenen sowie Patienten mit geschwächtem oder unterdrücktem Immunsystem kann sich diese Zeit allerdings über mehrere Wochen hinziehen.

Welche Symptome zeigt eine RSV-Infektion?

Die Symptome einer RSV-Infektion können von einer einfachen Atemwegsinfektion bis zu schweren beatmungspflichtigen Erkrankungen der unteren Atemwege reichen, mitunter verläuft die Infektion auch symptomlos.

Die Hauptsymptome sind – auch bei Erwachsenen:

Was die Dauer der Symptomatik betrifft, so hält sie etwa drei bis zwölf Tage an, doch insbesondere der Husten kann auch über mehr als vier Wochen andauern.

Wichtig zu wissen ist auch, dass eine RSV-Infektion bei Säuglingen oder Kleinkindern in der Regel schwerer verläuft. Oft kommt es nur zu einer spastischen Bronchitis, manchmal aber auch zu einer Entzündung der kleinen Bronchien oder einer Lungenentzündung. Das kann zu einem schlechten Allgemeinzustand, schneller Atmung, Husten, einem verringerten Sauerstoffgehalt im Blut und Trinkverweigerung führen, und die betroffenen Kinder müssen dann im Krankenhaus behandelt werden. Bei Frühgeborenen, die noch über kein voll ausgebildetes und funktionsfähiges Immunsystem verfügen, kann die Bekämpfung der RSV-Infektion eine besondere Herausforderung werden.

Mögliche (Langzeit)-Komplikationen bei einer RSV-Infektion sind eine akute Mittelohrentzündung, wiederkehrende Obstruktionen (Verstopfungen, Verschluss von Hohlorganen und Gefäßen) und eine anhaltende Überempfindlichkeit des Bronchialsystems.

Wie erfolgt der Nachweis der Infektion?

Die Diagnostik einer RSV-Infektion ist nicht einfach, denn die Beschwerden ähneln oft denen einer einfachen Erkältung. Zur Absicherung muss der Erreger mittels Sekret-Proben des Patienten eindeutig nachgewiesen werden. Dabei gibt es verschiedene Methoden:

  • Genomnachweis mittels PCR: Die PCR (Polymerase-Kettenreaktion) liefert das genaueste Ergebnis und kann das Erbgut des RS-Virus in den Proben nachweisen.
  • Antigennachweis: Mit Antigen-Schnelltests kann man Antigene des RS-Virus aus dem Nasenrachenspülwasser nachweisen. Allerdings ist die Zuverlässigkeit dieser Tests von mehreren Faktoren abhängig, etwa dem Alter des Patienten oder dem Zeitpunkt der Durchführung des Tests (innerhalb oder außerhalb der RS-Virus-Saison).

Therapie: Was hilft gegen die Viren?

Bis dato gibt es keine Impfung und keine ursächliche Therapie bei einer RSV-Infektion. Deshalb werden in erster Linie die Symptome wie Husten, Schnupfen und Fieber behandelt. Das heißt es geht vor allem um ausreichend Flüssigkeitszufuhr und das Freihalten des Nasen-Rachen-Raums mit NaCl-Nasenspülungen oder -tropfen. Weiters können je nach individuellem Zustand des Patienten Sauerstoffgaben, Atemunterstützung mit CPAP-Masken oder Intubation und Beatmung notwendig werden. Besteht Atemnot so kann unter Umständen die Inhalation mit Bronchodilatatoren (insbesondere Adrenalin) hilfreich sein. Zu Beginn einer Inhalationsbehandlung ist die Überwachung der Sauerstoffsättigung wichtig, denn ein bereits vorhandener Sauerstoffmangel im Blut kann durch eine derartige Therapie verstärkt werden.

Was leider nicht hilft, sind Kortisonsprays, und was Antibiotika betrifft, so sollten sie nur dann eingesetzt werden, wenn zusätzlich zur RSV-Infektion eine bakterielle Infektion gegeben ist.

Prävention: Lässt sich eine Ansteckung verhindern?

Da es keine Impfung gegen das RS-Virus gibt, geht es einerseits um eine frühe Diagnostik, andererseits um gute Hygiene– und Schutzmaßnahmen für Patienten, Kontaktpersonen und medizinisches Personal.

Für die kleinsten Hochrisiko-Patienten gibt es eine RS-Virus-Prophylaxe, die zumindest kurzfristig Schutz bietet. Dabei handelt es sich um den monoklonalen Antikörper Palivizumab, der die natürlichen Abwehrprozesse gegen die Krankheit unterstützt. Der Wirkstoff muss während der RS-Virus-Saison alle vier Wochen intramuskulär gespritzt werden. Empfohlen wird die Behandlung damit aber nur bestimmten Risikogruppen wie etwa Frühgeborenen.

Wichtig für alle ist die Einhaltung von Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen, das Einhalten der Hust- und Niesetikette, die Reinigung eventuell kontaminierter Gegenstände und das Meiden großer Menschenansammlungen.

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