Mann hört schwangerer am Bauch
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Schwangerschaft

Lesen Sie hier, was von der Befruchtung bis zur Geburt im Körper einer schwangeren Frau geschieht.

Zusammenfassung

Factbox – Schwangerschaft

Schwangerschaft beginnt mit: Befruchtung der Eizelle

Erste Schwangerschaftswoche: Die Woche ab Beginn der letzten Regelblutung

Durchschnittliche Dauer einer Schwangerschaft: 280 Tage bzw. 40 Wochen; allgemeine Angabe: neun Monate

Einteilung der Schwangerschaft: 1. Trimester: Schwangerschaftswochen 1 bis 12; 2. Trimester: Schwangerschaftswochen 13 bis 27; 3. Trimester: Schwangerschaftswochen 28 bis 40

Embryogenese: Entwicklung des Embryos, endet mit Beginn der Fetogenese

Fetogenese: Entwicklung des Fetus, endet mit der Geburt

Humanes Choriongonadotropin (hCG): „Schwangerschaftshormon“, steigt zwischen dem fünften Tag nach der Befruchtung bis zur 12. Schwangerschaftswoche exponentiell an; verantwortlich für den Erhalt der Schwangerschaft; wird bei einem Schwangerschaftstest im Blut oder im Urin nachgewiesen

Durchschnittliche Gewichtszunahme (normalgewichtiger Frauen) bis zur Geburt: 10 bis 16 Kilo

Mögliche Beschwerden: Sodbrennen, Übelkeit, Verstopfung, Müdigkeit, Erschöpfung, Krampfadern, Ödeme, Rückenschmerzen, Stimmungsschwankungen und andere

Ernährung: Erhöhter Bedarf an Eiweiß, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Nährstoffen (B-Vitamine, Folsäure, Eisen, Jod, Kalzium, Magnesium und andere)

Durchschnittlicher zusätzlicher Bedarf an Kilokalorien: 250 bis 300

Geeignete Sportarten (bei normal verlaufender Schwangerschaft):Spaziergänge, Walken, leichtes Joggen, Schwangerschaftsgymnastik und andere

Mutter-Kind-Pass: Fünf Untersuchungen während der Schwangerschaft (bis Ende der 16. Schwangerschaftswoche, 17. bis 20., 25. bis 28., 30. bis 34., 35. bis 38. Schwangerschaftswoche)

Neu ab 1. Jänner 2017: Inanspruchnahme von Hausbesuchen durch Hebamme bis zum fünften Tag nach der Geburt

Pränataldiagnostik: Nicht-invasive und invasive Untersuchungen während der Schwangerschaft zur Früherkennung bestimmter Erkrankungen (Trisomie 21 (Down-Syndrom), Turner-Syndrom, Klinefelter-Syndrom, Spina bifida und andere)

Mutterschutz in Österreich: Ab der achten Woche vor dem voraussichtlichen Geburtstermin (bei normal verlaufender Schwangerschaft)

Schwangerschaftstest

Bei Schwangerschaftstests wird zwischen Blut- und Urintests unterschieden. Während Bluttests nur von einem Arzt durchgeführt werden können, ermöglichen Urintests die Feststellung einer Schwangerschaft im Selbsttest. Beide Schwangerschaftstests beruhen auf einem Nachweis des Schwangerschaftshormons Humanes Choriongonadotropin (hCG). Hierbei handelt es sich um ein Hormon, welches nach der Befruchtung aus den frühen Zellen der Plazenta, welche später für die Versorgung des Babys mit Sauerstoff und Nährstoffen aus dem Stoffwechsel der Mutter verantwortlich ist, gebildet wird. hCG beginnt am fünften Tag nach der Befruchtung bis zur 12. Schwangerschaftswoche exponentiell anzusteigen. Es stimuliert die Bildung von Progesteron und ist für die Erhaltung der Schwangerschaft wichtig. Progesteron ist ein Gelbkörperhormon, welches in der zweiten Zyklushälfte bei der Einnistung des Embryos eine wichtige Rolle spielt.

In Apotheken, Drogeriemärkten und im Internet sind verschiedene Urintests von unterschiedlichen Herstellern rezeptfrei erhältlich, die alle nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren. Im Falle einer Schwangerschaft reagiert der Teststreifen mit dem Urin – je nach Produkt wird das positive Ergebnis durch ein Pluszeichen, durch mehrere Streifen oder mit der Bezeichnung „schwanger“ angezeigt. Urintests können eine Schwangerschaft frühestens 12 Tage nach der Befruchtung mit einer Genauigkeit von bis zu 99 Prozent anzeigen. Einige Tests geben zudem auch an, seit wann man bereits schwanger ist. Der Zeitpunkt der Empfängnis wird mit einer Zuverlässigkeit von über 90 Prozent angezeigt. Mit einem Bluttest lässt sich hCG etwas früher, nämlich neun Tage nach der Befruchtung, im Blut nachweisen.

Vor Durchführung eines Schwangerschaftstests sollte die Gebrauchsanweisung genau gelesen werden, um Fehler in der Durchführung und damit ein mögliches falsch-positives bzw. falsch-negatives Ergebnis zu vermeiden.

Schwangerschaftsverlauf

Die Dauer der Schwangerschaft wird ab dem ersten Tag der letzten Menstruation gerechnet. Gemäß dieser Rechenweise erfolgt die Befruchtung in der zweiten Schwangerschaftswoche. Eine ab dem ersten Tag der letzten Menstruation gerechnete Schwangerschaft dauert 40 Wochen, traditionell wird von neun Monaten gesprochen. Nur wenige Kinder werden exakt am berechneten Geburtstermin geboren, die meisten Kinder kommen innerhalb von drei Wochen um den errechneten Geburtstermin zur Welt.

Der Schwangerschaftsverlauf wird in drei Abschnitte, sogenannte Trimester, eingeteilt (1. Trimester: Schwangerschaftswochen 1 bis 12; 2. Trimester: Schwangerschaftswochen 13 bis 27; 3. Trimester: Schwangerschaftswochen 28 bis 40).

In diesem Zusammenhang werden häufig auch die Begriffe „Embryogenese“ (Embryonalentwicklung) und „Fetogenese“ (Fetalentwicklung) genannt. Die Embryogenese bezeichnet jenen biologischen Prozess, der zur Bildung des Embryos führt. Die Embryogenese beginnt mit der Befruchtung und dauert acht Wochen, anschließend beginnt die Fetogenese und damit der Prozess der Entwicklung des Fetus. Die Fetogenese endet mit der Geburt. Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über einige Entwicklungsprozesse während der Embryo- und der Fetogenese. Die Angaben zur Größen- und Gewichtsentwicklung des Kindes können in der Literatur variieren, weswegen es bei Fragen und Zweifeln immer sinnvoll ist, einen Arzt zurate zu ziehen.

Schwangerschaftswochen 3-4: Etwa fünf bis sechs Tage nach der Befruchtung beginnt sich die befruchtete Eizelle (Blastozyste) in der Gebärmutter einzunisten. Am fünften Tag nach der Befruchtung beginnt das Hormon hCG, welches im Rahmen eines Schwangerschaftstests zuerst im Blut und später auch im Urin nachgewiesen werden kann, anzusteigen.

Schwangerschaftswochen 5-8: Rund um die fünfte Woche beginnt sich die Anlage des Rückenmarks zum Neuralrohr zu verschließen, aus welchem später das Gehirn und das Rückenmark entstehen. Es hat sich ein rohrförmiges Herz gebildet und auch andere Organe wie der Darm, die Lunge, die Leber, die Bauchspeicheldrüse und die Schilddrüse entwickeln sich allmählich, ebenso bilden sich die Anlagen für die Arme und Beine. In der siebten Woche ist der Embryo zwischen fünf und acht Millimeter groß. Die Handgelenke und die Finger entwickeln sich, das Gesicht beginnt Formen anzunehmen, die Nase teilt sich und die Augenanlagen werden sichtbar. In der achten Woche ist der Embryo zwischen neun und 15 Millimeter groß. Der Dottersack, der den Embryo bis jetzt versorgt hat, schrumpft langsam und die Plazenta beginnt allmählich die Versorgung des Embryos zu übernehmen.

Schwangerschaftswochen 9-12: In diesen Wochen erfolgt die weitere Ausdifferenzierung – die Augenlider entstehen und die Netzhaut pigmentiert sich, die Kiefer sind entwickelt, Mundhöhle und Nase vereinen sich, die Ohren zeichnen sich ab und Bauch und Rücken sind erkennbar. Mit Ende der zehnten Schwangerschaftswoche sind alle Organanlagen vorhanden, Finger und Zehen sind deutlich voneinander zu unterscheiden und der Kopf nimmt eine rundlichere Form an. Mit dem dritten Schwangerschaftsmonat beginnt auch die Fetalentwicklung.

Schwangerschaftswochen 13-16: Das zweite Trimester der Schwangerschaft beginnt. Im vierten Monat bilden sich die Organe weiter aus und ein schnelles Wachstum des Fetus setzt ein. Die Nase und das Kinn sind erkennbar, der Mund kann geöffnet und geschlossen werden. Einige Organe, darunter der Magen, der Darm und die Nieren, arbeiten bereits. Gegen Ende des vierten Monats entwickeln sich die Genitalien, sodass das Geschlecht bei günstiger Lage des Fetus im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung festgestellt werden kann. Der Kopf und die Gliedmaßen können spontan bewegt werden und das Hören setzt ein. Die Größe des Fetus beträgt nun etwa zehn bis 12 Zentimeter, das Gewicht etwa 100 Gramm.

Schwangerschaftswochen 17-20: Die ersten Bewegungen des Kindes werden spürbar. In der 20. Schwangerschaftswoche ist der Fetus etwa 24 Zentimeter groß, das Gewicht beträgt zwischen 250 und 300 Gramm.

Schwangerschaftswochen 21-24: In dieser Zeit beginnt das Kind auf äußere Reize zu reagieren (z.B. Stimmen, Schall). Die Gesichtszüge sind mittlerweile fein entwickelt, Ansätze von Wimpern und Augenbrauen werden sichtbar und die Haut des Babys wird zunehmend dicker. In der 24. Woche misst das Kind etwa 30 Zentimeter, das Gewicht beträgt etwa 550 Gramm.

Schwangerschaftswochen 25-28: Die Augen können mittlerweile geöffnet und geschlossen werden. Die Geschlechtsorgane sind beinahe vollständig entwickelt. In der 28. Schwangerschaftswoche ist das Kind etwa 38 Zentimeter groß. Würde es nun geboren werden, hätte es unter intensivmedizinischem Aufwand Überlebenschancen.

Schwangerschaftswochen 29-32: In der 32. Schwangerschaftswoche sind mit Ausnahme der Lunge alle Organe fast vollständig entwickelt. Am Ende des Monats ist das Kind etwa 40 bis 42 Zentimeter groß und wiegt etwa 1.700 bis 1.900 Gramm.

Schwangerschaftswochen 33-36: Die Entwicklung der Lunge ist ab der 35. Schwangerschaftswoche abgeschlossen. Ab dem achten Monat kann es zu schmerzlosen Kontraktionen der Gebärmutter kommen, erste Vorwehen können auftreten. Die meisten Kinder liegen nun auch schon in der richtigen Geburtslage in der Gebärmutter (Kopf nach unten).

Schwangerschaftswochen 37-40: Eine Entbindung nach Abschluss der 37. Schwangerschaftswoche gilt nicht mehr als Frühgeburt. In den letzten Wochen vor der Geburt nimmt das Baby vor allem an Gewicht zu. Die durchschnittliche Größe des Kindes beträgt bei der Geburt zwischen 50 und 52 Zentimeter, das Gewicht 3.300 bis 3.500 Gramm.

Übelkeit und Gewichtszunahme

Etwa zu Beginn des zweiten Monats beginnt sich der Körper einer Schwangeren intensiver auf die Schwangerschaft einzustellen. Für die Schwangerschaft typische Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Appetitveränderungen treten vor allem im ersten Trimester auf und legen sich im zweiten Schwangerschaftsabschnitt im Regelfall allmählich wieder. Bis zur 12. Schwangerschaftswoche sollte sich auch das Gewicht nicht wesentlich verändert haben, bei den meisten Frauen kommt es ab der 13. Schwangerschaftswoche zu einer Gewichtszunahme von etwa 200 bis 250 Gramm pro Woche. In der 16. Schwangerschaftswoche haben Schwangere durchschnittlich 800 bis 1.000 Gramm zugenommen. Bis zur Geburt nehmen normalgewichtige Frauen durchschnittlich zwischen zehn und 16 Kilo zu, wobei die Gewichtsentwicklung von vielen Faktoren abhängig ist, darunter vom Gewicht vor der Schwangerschaft, und Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein kann. Die Gewichtsentwicklung sollte regelmäßig kontrolliert werden, sodass bei stärkeren Normabweichungen rechtzeitig Rückschlüsse auf mögliche Komplikationen gezogen werden können.

Mutter-Kind-Pass Untersuchungen

Der Mutter-Kind-Pass wird bei Feststellung einer Schwangerschaft ausgestellt und stellt in Österreich eine wichtige Gesundheitsvorsorgemaßnahme für Schwangere und Kinder bis zum fünften Lebensjahr dar. Der Mutter-Kind-Pass ist nicht verpflichtend, die Durchführung der im Mutter-Kind-Pass vorgesehenen Untersuchungen ist allerdings eine wichtige Voraussetzung für den Bezug von Sozialleistungen. Bei Inanspruchnahme von Vertragsärzten der Krankenversicherungsträger ist die Durchführung der Untersuchungen kostenlos.

Während der Schwangerschaft sind insgesamt fünf Untersuchungen vorgesehen:

1. Untersuchung: Die erste Untersuchung sollte bis zum Ende der 16. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Die Untersuchung beinhaltet eine ausführliche Anamnese, eine gynäkologische Untersuchung, das Erheben von mütterlichen und kindlichen Risikofaktoren und eine Blutuntersuchung (Test auf Vorliegen einer Lues- und HIV-Infektion, Toxoplasmose-Test, Bestimmung der Blutgruppe, des Rhesusfaktors, des Hämoglobinwerts, des Hämatokrits und anderer Faktoren). Die erste Ultraschalluntersuchung wird zwischen der achten und der 12. Schwangerschaftswoche empfohlen.

2. Untersuchung: Die zweite Untersuchung sollte zwischen der 17. und 20. Schwangerschaftswoche erfolgen. Im Rahmen der Untersuchung werden eine interne und eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt, es werden mütterliche und kindliche Risikofaktoren erhoben und die Notwendigkeit für weitere Untersuchungen wird beurteilt. Zwischen der 18. und der 22. Schwangerschaftswoche wird die Durchführung der zweiten Ultraschalluntersuchung empfohlen, weiters können sich Schwangere in diesem Zeitraum von einer Hebamme zu unterschiedlichen Themen beraten lassen.

3. Untersuchung: Die dritte Untersuchung ist zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche vorgesehen. Der Arzt führt eine gynäkologische Untersuchung durch, erhebt mütterliche und kindliche Risikofaktoren und beurteilt den Bedarf nach weiteren Untersuchungen. Weiters werden eine Blutuntersuchung (Bestimmung des Hämoglobinwerts, des Hämatokrits, Hepatitis-B-Untersuchung) und ein oraler Glucosetoleranztest durchgeführt.

4. Untersuchung: Die vierte Untersuchung findet zwischen der 30. und der 34. Schwangerschaftswoche statt. Hierbei wird im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung unter anderem die Lage des Kindes beurteilt.

5. Untersuchung: Die fünfte Untersuchung findet zwischen der 35. und der 38. Schwangerschaftswoche statt. Der Arzt führt erneut eine gynäkologische Untersuchung durch, erhebt mütterliche und kindliche Risikofaktoren und beurteilt den Bedarf nach weiteren Untersuchungen.

Ab dem 1. Jänner 2017 können Frauen nach der Geburt Ihres Babys täglich bis zum fünften Tag nach der Geburt den Hausbesuch einer Hebamme in Anspruch nehmen. Die Leistung wird von den Krankenversicherungsträgern übernommen.

Pränataldiagnostik

Im Regelfall werden werdende Mütter während der Schwangerschaft von ihrem Frauenarzt nach den Richtlinien des Mutter-Kind-Passes betreut. Mit den im Mutter-Kind-Pass vorgesehenen Untersuchungen während der Schwangerschaft ist eine gute Überwachung der Gesundheit der werdenden Mutter und der Entwicklung des Kindes sichergestellt. Pränataldiagnostische Untersuchungen sind während dieser Routinebetreuung nicht vorgesehen, können jedoch ergänzend durchgeführt werden. Die Kosten für diese erweiterten Untersuchungen werden von der Sozialversicherung nicht übernommen. Jede Schwangere kann selbst entscheiden, ob sie Pränataldiagnostik in Anspruch nehmen möchte.

Die Pränataldiagnostik umfasst bestimmte Untersuchungen während der Schwangerschaft, mit deren Hilfe das Wachstum des Kindes beurteilt und bestimmte Auffälligkeiten erkannt werden können, die möglicherweise auf eine Erkrankung oder Behinderung hindeuten (Trisomie 21 (Down-Syndrom), Turner-Syndrom, Klinefelter-Syndrom, Neuralrohrdefekte wie Spina bifida und andere). Nicht jede Krankheit ist durch pränataldiagnostische Untersuchungen erkennbar, andere Erkrankungen können wiederum in manchen Fällen bereits während der Schwangerschaft behandelt bzw. positiv beeinflusst werden.

Bei den Untersuchungen wird zwischen nicht-invasiven und invasiven Untersuchungen unterschieden. Nicht-invasive Untersuchungen sind solche, die außerhalb des Köpers vorgenommen werden. Dazu zählen die Nackendichtemessung, der Doppler-Ultraschall und das Organscreening (Ultraschalluntersuchungen) sowie der Combined Test und der Triple Test (mittels Blutuntersuchung). Zu den invasiven Untersuchungen zählen die sogenannte Chorionzottenbiopsie, eine Untersuchung für welche Bestandteile aus der Plazenta entnommen werden, die Fruchtwasser- und die Nabelschnurpunktion. Pränataldiagnostik wird beispielsweise verhäuft von Frauen in Betracht gezogen, die zum Zeitpunkt der Schwangerschaft über 35. Jahre alt sind oder von Paaren, bei welchen es in der Familie Erbkrankheiten gibt.

Die Entscheidung für bzw. gegen die Untersuchungen sollte sehr gut überlegt sein, da die Untersuchungsergebnisse Paare unter Umständen verunsichern und vor belastende Entscheidungen stellen können, weswegen Pränataldiagnostik erst nach ausführlicher Beratung und Information in Anspruch genommen werden sollte.

Ernährung während der Schwangerschaft

Eine ausgewogene Ernährung ist der Schlüssel für eine unbeschwerte Schwangerschaft. Die richtige Ernährung während der Schwangerschaft ist einerseits für die werdende Mutter besonders wichtig, andererseits für das Baby, da dieses von der Mutter während der Schwangerschaft über die Plazenta mitversorgt wird. Eine ungünstige Ernährungsweise während der Schwangerschaft kann Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter des Kindes haben.

Für das Wachstum des Babys und dessen gesunde Entwicklung werden während der Schwangerschaft zusätzliche Energie und Nährstoffe benötigt, die im Rahmen einer ausgewogenen Kost zugeführt werden sollten, jedoch nicht einfach nach dem Motto, dass „ab jetzt für zwei gegessen wird“. Denn die doppelte Menge an Nahrung und die damit oft einhergehende schnelle Gewichtszunahme kann für Mutter und Kind mit gesundheitlichen Risiken einhergehen – anstatt „doppelt so viel“ gilt viel mehr „doppelt so gut“.

Während der Schwangerschaft benötigen werdende Mütter täglich durchschnittlich zwischen 250 und 300 Kilokalorien zusätzlich, für die Gesamtdauer einer Schwangerschaft wurde errechnet, dass Schwangere etwa 71.000 Kilokalorien mehr benötigen.

Eiweiß und Nährstoffe

Während der Schwangerschaft erhöhen sich unter anderem der Bedarf an Eiweiß und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und natürlich auch der Bedarf an Mikronährstoffen, darunter (jedoch nicht ausschließlich) B-Vitamine, Folsäure, Eisen, Jod, Kalzium und Magnesium. Die Referenzwerte für die Zufuhr Kohlenhydraten während der Schwangerschaft entsprechen in etwa jenen von Frauen, die nicht schwanger sind, wobei langkettige Kohlenhydrate, die den Blutzucker im Vergleich zu kurzkettigen Kohlenhydraten langsam und kontinuierlich ansteigen lassen, als ideal gelten (enthalten u.a. in Vollkornprodukten und Kartoffeln).

Der tägliche durchschnittliche Mehrbedarf an Proteinen während der Schwangerschaft beträgt zwischen 20 und 60 Gramm, die biologische Wertigkeit wird durch die Kombination aus pflanzlichen und tierischen Proteinen erhöht (z.B. Mahlzeiten-Kombinationen wie Eier und Kartoffeln, Milch und Getreide).

Der Bedarf an B-Vitaminen steigt ab dem vierten Monat der Schwangerschaft. Zu den B-Vitaminen zählen unter anderem Thiamin (u.a. verstärkt in Vollkornprodukten enthalten), Riboflavin (u.a. verstärkt in Vollkornprodukten, Hühnereiern und diversen Fischsorten enthalten), Pyridoxin (u.a. verstärkt in Milchprodukten und Hülsenfrüchten enthalten) und Cobalamin (u.a. verstärkt in Fleisch und Milchprodukten enthalten).

Die Folsäurespeicher des Körpers sollten bereits einige Monate vor der Schwangerschaft aufgefüllt werden, weiters wird eine folsäurenreiche Ernährung während der gesamten Schwangerschaft empfohlen, da ein Mangel an Folsäure für das Kind schwere gesundheitliche Folgen haben kann. Da die Aufnahme von Folsäure durch den Verzehr einer gesunden und abwechslungsreichen Mischkost bei etwa 50 Prozent der als optimal angesehenen Zufuhrmenge liegt und die in der Schwangerschaft erhöhte Zufuhrempfehlung für Folsäure über die Ernährung nur schwer zu erreichen ist, wird während der Schwangerschaft die Einnahme von Ergänzungsmitteln empfohlen. Schwangere werden vom Arzt über die Einnahme von entsprechenden Präparaten informiert.

Auch Eisen ist ein besonders wichtiger Nährstoff während der Schwangerschaft. Die empfohlene Menge liegt bei 30 Milligramm pro Tag. Ein Eisenmangel der werdenden Mutter kann zu Störungen der Entwicklung des Kindes führen. Die Eisenaufnahme aus tierischen Lebensmitteln gilt prinzipiell als weitaus effizienter als jene aus pflanzlichen Lebensmitteln.

Vor allem regelmäßige Mahlzeiten sind wichtig, um eine gleichmäßige Versorgung mit Energie und Nährstoffen sicherzustellen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und so auch Heißhungerattacken weitgehend zu vermeiden.

Ausreichend Wissen über die Zusammensetzung von Lebensmitteln und die Zubereitung von Speisen ist für Schwangere besonders wichtig, weswegen sich Schwangere rechtzeitig über richtige Ernährung während der Schwangerschaft informieren sollten. Dies gilt insbesondere auch für Frauen, die speziellen Ernährungskonzepten folgen (z.B. Vegetarierinnen, Veganerinnen).

Um Infektionen zu vermeiden, die durch Lebensmittel verursacht werden können, sollten folgende Lebensmittel während der Schwangerschaft vermieden werden:

  • Roher Fisch (z.B. Lachs, Austern, Kaviar) und geräucherter, fermentierter und gebeizter Fisch
  • Beef Tatar, Rohschinken und Rohwurst (z.B. Salami), Roastbeef, Carpaccio, Steak medium, Selchwurst
  • Tiramisu, diverse Tortencremes, Mousse au Chocolat und andere Gerichte mit rohen oder halbrohen Eiern, Minutenei/weiches Frühstücksei
  • Frischmilch direkt vom Bauernhof
  • Produkte aus Rohmilch (z.B. Käse aus Rohmilch)
  • Ungewaschenes Obst und Gemüse

Weitere Don´ts während der Schwangerschaft

  • Alkohol: Regelmäßiger Alkoholkonsum während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für angeborene Anomalien. Auch geringe Mengen Alkohol können sich schädigend auf das ungeborene Kind auswirken, weswegen von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft dringend abgeraten wird. Gleiches gilt für:
  • Drogen
  • Rauchen: Rauchen (auch Passivrauchen) wirkt sich in vielerlei Hinsicht schädlich auf das ungeborene Kind aus (verlangsamtes Wachstum, geringeres Geburtsgewicht, erhöhtes Risiko für bestimmte Fehlbildungen etc.). Rauchen erhöht das Risiko für Früh- und Fehlgeburten, darüber hinaus haben Kinder rauchender Schwangerer  später ein erhöhtes Risiko für Asthma, Allergien, Lungenfunktionsstörungen, bestimmte Infektionskrankheiten, Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 und viele andere Störungen und Erkrankungen.
  • Koffein: Koffein sollte nur in Maßen konsumiert werden, die Menge von zwei bis drei Tassen Kaffee oder Schwarz- und Grüntee täglich sollte nicht überschritten werden; Softdrinks wie Cola und Energydrinks enthalten ebenfalls Koffein.
  • Hartes Ausdauer- und Krafttraining sowie Sportarten mit erhöhter Gefahr für Stürze und Zusammenstöße
  • Stress: Stress wirkt sich sowohl auf die werdende Mutter als auch auf das Baby negativ aus. Bewusste Entspannung und ausreichend Schlaf sorgen für mehr Wohlbefinden während der Schwangerschaft.

Sport während der Schwangerschaft

Für Schwangere mit normal verlaufender Schwangerschaft gilt: Regelmäßige Bewegung und sanfte Sportarten sind während der Schwangerschaft empfehlenswert. Bewegung verbessert die Toleranz gegenüber Schwangerschaftsbeschwerden und wirkt sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden, den Kreislauf und die Kondition aus. Zudem hilft regelmäßige Bewegung dabei eine zu schnelle und überdurchschnittlich hohe Gewichtszunahme zu vermeiden.

Ideal sind Spaziergänge an der frischen Luft, Walken, leichtes Joggen, Yoga (Vorsicht vor Überdehnungen), Radfahren, Schwimmen, schonende Gymnastik (Schwangerschaftsgymnastik) und leichtes Krafttraining, wobei hier bestimmte Körperhaltungen zu vermeiden sind und das Trainingspensum entsprechend dem Schwangerschaftsverlauf angepasst werden sollte. Beim Schwimmen ist Vorsicht in Schwimmbädern geboten, da das Wasser bestimmte Infektionen begünstigen kann.

Harte Trainingseinheiten (hartes Ausdauer- und Krafttraining) und Sportarten mit erhöhter Sturz- und Zusammenstoßgefahr sollten gemieden werden, weiters sollte das Training bei aufkommendem Unbehagen, Schwindelgefühlen, Schmerzen und anderen Beschwerden sofort beendet werden. Um das Herz, welches während einer Schwangerschaft mehr Blut pumpen muss, nicht zu überlasten, sollte der Trainingspuls nicht über 140 pro Minute liegen, wobei in diesem Zusammenhang auch das Alter der werdenden Mutter und andere Faktoren eine Rolle spielen.

Prinzipiell ist es in jeder Hinsicht empfehlenswert, wenn sich Schwangere bzw. Paare vorab bei ihrem Arzt informieren, und das nicht nur bei Zweifeln und Unsicherheiten – professionelle Beratung und Information in Hinblick auf Sport, Ernährung und andere wichtige Themen (z.B. Einnahme von nicht rezeptpflichtigen Medikamenten während der Schwangerschaft, mögliche Komplikationen während der Schwangerschaft, Stressmanagement, Reisen, Haustiere) sind bei wichtigen Entscheidungsfragen hilfreich und tragen viel zur Beseitigung möglicher Ängste und Unsicherheiten und damit zu einem unbeschwerten Schwangerschaftsverlauf bei.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Mosimann B.; Sport in der Schwangerschaft – Was ist gut? Wo sind die Grenzen?, ARS Medici 24/2015, Rosenfluh Publikationen AG

Schiller M.; Richtig essen in der Schwangerschaft, Apotheker Krone 11/2015, Ärztekrone VerlagsgesmbH

Widhalm K., Ernährung in der Schwangerschaft – Wie viel und wovon?, Gyn-Aktiv 05/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Frigo P.; Wichtige endokrinologische Untersuchungen während der Schwangerschaft, Universum Innere Medizin 05/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Moore K. (Hrsg.); Embryologie: Entwicklungsstadien – Frühentwicklung – Organogenese – Klinik, 6. Auflage, 2013, Urban & Fischer Verlag, München

Petru C.; Ernährung in der Schwangerschaft – Praxisnahe Empfehlungen, Gyn-Aktiv 02/2012, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Arzt W.; Pränataldiagnostik – Informationen zu Untersuchungen während der Schwangerschaft, Österreichische Gesellschaft für Prä- und Perinatale Medizin, Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Österreichische Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen; Mutter-Kind-Pass auf einen Blick, URL: https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/mutter-kind-pass/mutter-kind-pass-untersuchungen, Stand der Information: 26.05.2017

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