Medikamente bei Allergie-Behandlung

Behandlungen bei Allergien

Allergien zählen zu den verbreitetsten chronischen Gesundheitsproblemen und ihre Häufigkeit nimmt kontinuierlich zu. Bei der Behandlung spielt die Allergenvermeidung eine zentrale Rolle, aber es gibt auch Medikamente gegen die Symptome sowie die Möglichkeiten der Hyposensibilisierung und komplementärmedizinische Ansätze. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die verschiedenen Behandlungsansätze, wie die Medikamente wirken, wie eine Hyposensibilisierung funktioniert und weitere relevante Informationen zur Therapie von Allergien.

Allergien – Behandlungen

Formen: Allergenkarenz (Allergenvermeidung), symptomatische Therapie mit Medikamenten, ursächliche Therapie mit Hyposensibilisierung

Allergenkarenz: vor allem bei Nahrungsmittelallergie, Tierhaarallergie, Kontaktallergie

symptomatische Therapie: Medikamente: Antihistaminika, Kortikosteroide, Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten, Anticholinergika, Cromone, Calcineurin-Hemmer, Beta-2-Sympathomimetika, Biologika, abschwellende Mittel

Hyposensibilisierung: Formen: sublingual, subkutan, Injektion

Was sind Allergien und welche Arten gibt es?

Eine Allergie ist eine verstärkte, spezifische Abwehrreaktion des Immunsystems gegenüber an sich harmlosen Substanzen, die als Allergene bezeichnet werden. Diese Reaktion führt zu einer Überempfindlichkeit des Körpers. Das heißt, dass das Immunsystem überschießend auf Eiweißstoffe wie Pollen, bestimmte Nahrungsmittel oder Tierschuppen reagiert und sie nicht so wie bei gesunden Menschen ignoriert. Allergische Reaktionen können an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten, darunter Haut, Lunge, oberer Atmungstrakt, Darm oder Mund-Rachen-Raum, und führen dort zu chronischen Entzündungen.

Der Verlauf von Allergien kann stark variieren. Bei einigen treten milde Beschwerden wie leichter Schnupfen auf, aber es kann auch zu schweren, lebensbedrohlichen Zuständen wie einem anaphylaktischen Schock kommen, die durch Insektengift oder bestimmte Nahrungsmittel ausgelöst werden können.

Experten unterscheiden vier Typen von Allergien:

TypBeschreibungBeispiele

Typ 1 Allergie (Sofort-Typ)

Häufigste Allergieform; Nach Erstkontakt mit dem Allergen werden IgE-Antikörper gebildet, danach kommt es zu Überempfindlichkeitsreaktionen


Urtikaria, allergische Konjunktivitis,
Pollenallergie, allergisches Asthma,
Hausstaubmilbenallergie,
Insektengiftallergie, manche Nahrungsmittelallergie
anaphylaktischer Schock

Typ 2 Allergie (Zytotoxischer Typ)


Seltene Allergieform; Es werden IgG oder IgM-Antikörper gebildet, und die Zellen selbst werden geschädigt.

Bluttransfusionszwischenfall, Thrombopenie, hämolytische Anämie

Typ 3 Allergie (Immunkomplex-Typ)

Seltene Allergieform; Als Antwort auf Antigen-Antikörper-Komplexe, die in Gefäßen oder Gewebe abgelagert sind, werden Entzündungen verursacht.

Farmerlunge, Serumkrankheit

Typ 4 Allergie (Spät-Typ)


Häufigere Allergieform; Es findet eine zellvermittelte und antiköperunabhängige Reaktion statt.

Allergisches Kontaktekzem, Transplantatabstoßung, Tuberkulinreaktion

Was ist eine allergische Reaktion und was passiert dabei im Körper?

Bei einer allergischen Reaktion kommt es zu einer unangemessenen Antwort des Immunsystems auf an sich harmlose Substanzen (Allergene). Im Körper passiert dabei Folgendes: Das Immunsystem bildet beim ersten Kontakt mit einem Allergen sogenannte IgE-Antikörper zur Abwehr des Allergens. Wenn man wieder mit diesem Allergen in Kontakt kommt, werden Botenstoffe wie Histamin freigesetzt, die dann in Verbindung mit anderen Körpersubstanzen Symptome wie Juckreiz, Schnupfen oder Husten auslösen. Manchmal kann die Allergie auch ohne die Hilfe von Antikörpern über T-Lymphozyten ausgelöst werden.

Wie werden Allergien behandelt?

Die Behandlung von Allergien basiert im Wesentlichen auf drei Säulen. Zuerst kommt die Allergenvermeidung oder Allergenkarenz, die jedoch bei Allergien wie Pollenallergien schwer umsetzbar ist. Die symptomatische Therapie umfasst den Einsatz von antiallergischen und antientzündlichen Medikamenten, darunter Antihistaminika und Kortikosteroide. Die einzige ursächliche Behandlung ist die Hyposensibilisierung, auch spezifische Immuntherapie (SIT) genannt. Bei dieser Therapie wird das Allergen, auf das das Immunsystem überreagiert, in kontrolliert steigenden Dosen verabreicht, um den Körper schrittweise daran zu gewöhnen und die allergische Reaktion langfristig zu verringern.

Was ist eine Allergenkarenz?

Allergenkarenz bedeutet das gezielte Meiden von Allergenen, also jenen Stoffen und Substanzen, die allergische Reaktionen auslösen. Das ist eine Maßnahme, die sehr gut wirkt, denn wenn der Körper keinen Kontakt mit dem Allergen hat, kann auch das Immunsystem nicht mit einer allergischen Reaktion antworten. Das Meiden oder weitgehende Meiden von Allergenen bedeutet zum Beispiel den Verzicht auf Lebensmittel, die individuell eine allergische Reaktion auslösen. Allerdings sind nicht alle Allergene leicht zu vermeiden. Pollen zum Beispiel sind schwer kontrollierbar, und hier zeigt die Allergenkarenz oft ihre Grenzen.

Die Allergenkarenz ist jedoch bei folgenden Allergien gut umsetzbar:

  • Nahrungsmittelallergie: Verzicht auf spezifische Lebensmittel.
  • Tierhaarallergie: Meiden des Kontakts zu bestimmten Tieren.
  • Kontaktallergie: Vermeidung von auslösenden Substanzen wie bestimmten Körperpflegemittel oder Modeschmuck.

Allergiekarenz hilft begrenzt bei einer Hausstaubmilbenallergie. Zur Linderung der Symptome gibt es spezielle Überzüge (Encasings) für Bettwäsche und Matratze, so wird der Kontakt mit dem allergieauslösenden Milbenkot verhindert.

Welche Medikamente gibt es und wofür sind sie geeignet?

Antihistamininika

Diese Medikamente lindern leichte bis mittelschwere Beschwerden bei jenen allergischen Erkrankungen, bei denen die Freisetzung von Histamin eine wichtige Rolle spielt, da sie die Wirkung von Histamin an Histamin-Rezeptoren reduzieren. Antihistaminika spielen eine wesentliche Rolle bei der Behandlung von allergischer Rhinitis, allergischer Bindehautentzündung (z.B. aufgrund von Heuschnupfen, Tierhaarallergie, Hausstaubmilbenallergie), Urtikaria (Nesselsucht), Angioödem, bestimmten Medikamentenallergien, Juckreiz (vor allem beim atopischen Ekzem) und Anaphylaxie. Es gibt sie als Nasenspray, Augentropfen, Tabletten, Tropfen, Saft und Injektion.

Kortikosteroide (Kortison)

Das sind künstlich hergestellte Formen von Kortisol, einem Hormon, das eine wichtige Rolle im menschlichen Körper spielt. Als Medikamente wirken sie in erster Linie entzündungshemmend und unterdrücken die fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems. Kortikosteroide kommen vor allem bei entzündlichen Hauterscheinungen wie Kontaktekzemen oder dem atopischen Ekzem (Neurodermitis), allergischem Schnupfen, Hausstaubmilbenallergie, allergischer Bindehautentzündung sowie allergischem Asthma bronchiale zur Anwendung. Kortikosteroide haben eine hohe Wirksamkeit und werden meist kurzfristig eingesetzt, um dann auf andere Medikamente umzusteigen. Es gibt sie in vielen Formen, beispielsweise als Salben, Inhalationen, Tropfen, Tabletten oder Injektionen.

Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten

Diese Medikamente können Symptome von allergischem Asthma lindern, da sie die Bronchienverengung und die Sekretbildung reduzieren. Sie sind vor allem als ergänzende Behandlung bei leichtem bis mittelschwerem Asthma sinnvoll, wenn Kortikosteroide allein nicht ausreichen. Verfügbar sind sie in Tablettenform.

Anticholinergika

Dies Medikamente führen zu einer Erweiterung der Bronchien und Hemmung der Sekretbildung in der Schleimhaut der Atemwege. Sie werden oft bei allergischem Asthma und anderen Lungenerkrankungen eingesetzt, besonders in Kombination mit anderen Medikamenten oder wenn Kortikosteroide nicht ausreichen. Sie sind hauptsächlich als Pulverinhalatoren oder Vernebler verfügbar.

Cromone

Diese Medikamente wirken nicht so stark wie Kortikosteroide und Antihistaminika, sind sehr gut verträglich und werden bei leichtem allergischem Schnupfen und Bindehautentzündung, allergischem Asthma und teilweise bei Nahrungsmittelallergien angewendet. Es gibt sie als Nasenspray, Augentropfen, Inhalationslösung und Kapseln und Granulaten.

Calcineurin-Hemmer

Das sind kortisonfreie entzündungshemmend wirkende Medikamente, die ähnlich wirksam wie Kortikosteroide sind, aber weniger Nebenwirkungen haben. Sie werden bei leichter bis mittelschwerer Neurodermitis eingesetzt. Es gibt sie als Cremes oder Salben.

Beta-2-Sympathomimetika

Diese Medikamente erweitern die Bronchien und sind besonders wirksam bei der Behandlung von allergischem Asthma. Es gibt sie als Spray, Lösung, Dosieraerosol und auch als Tabletten oder Injektion.

Biologika

Diese erst seit kurzem verfügbaren Medikamente blockieren bestimmte Teile der Immunreaktion und werden teilweise bei Neurodermitis, Asthma und Urtikaria eingesetzt, wenn eine andere Therapie nicht ausreichend wirksam war.

Abschwellende Mittel (auch Dekongestiva, Vasokonstriktoren oder Alpha-Sympathikomimetika)

Sie reduzieren die Schwellung in der Schleimhaut der Nase bei allergischem Schnupfen, haben eine rasche Wirkung und können kurzzeitig helfen. Es gibt sie als Nasentropfen oder -sprays.

Was ist die Hyposensibilisierung?

Unter Hyposensibilisierung (auch Allergen-Immuntherapie (AIT), spezifische Immuntherapie (SIT), Allergen-Impfung) versteht man eine mindestens dreijährige Behandlung mit der wiederholten Gabe von Allergenpräparaten. Ziel ist, dass Patient:innen eine anhaltende Toleranz gegenüber dem Allergen entwickeln. Durch diese Therapie sollen die Allergiesymptome des Patient:innen abnehmen, was gleichzeitig den Bedarf an antiallergischen Medikamenten reduziert. Langfristig zielt die Hyposensibilisierung darauf ab, den Verlauf der allergischen Erkrankung positiv zu beeinflussen. Langfristig soll der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden, sodass es zum Beispiel weniger zur Entwicklung von Asthma nach einem Heuschnupfen oder zum völligen Verschwinden der Beschwerden kommt.

Wie funktioniert sie?

Zu Beginn einer Hyposensibilisierung wird den Patient:innen eine sehr geringe Menge eines Extrakts aus einem Allergen zugeführt. Diese Dosis löst noch keine allergische Reaktion aus, aktiviert jedoch das Immunsystem zur Produktion von Antikörpern, Botenstoffen und Zellen. Dadurch wiederum wird die Verstärkung der durch die Allergene bewirkten Immunantwort blockiert und die Entzündungsreaktion wird abgeschwächt. Im Laufe der Behandlung wird die Menge des zugeführten Allergens schrittweise erhöht, bis die höchste Dosis, die sogenannte Erhaltungsdosis, erreicht ist. Durch diesen Prozess kann eine Toleranzentwicklung gegenüber dem Allergen erzielt werden.

Welche Möglichkeiten der Hyposensibilisierung gibt es?

Es gibt drei Formen der Hyposensibilisierung – mittels Tropfen, Injektionen oder Tabletten. Man unterscheidet zwischen:

  • Sublinguale Immuntherapie (SLIT): Dabei wird das Allergenextrakt als flüssige Lösung oder Tablette über die Schleimhaut des Mundes aufgenommen.
  • Subkutane Immuntherapie (SCIT): Dabei wird das Allergenextrakt von einer Ärztin oder einem Arzt als Injektion gespritzt.
  • Orale Immuntherapie (OIT): Hier wird das Allergenextrakt, etwa in Form von Pulver, geschluckt.

Bei welchen Allergien hilft eine Hyposensibilisierung?

Die Hyposensibilisierung hilft vor allem bei Allergien von Sofort-Typ, bei denen IgE-Antikörper eine wichtige Rolle bei der Entstehung spielen. Diese Behandlung ist bei einer Insektengiftallergie die wichtigste Maßnahme, kann aber auch bei Urtikaria, allergischer Konjunktivitis, Pollenallergie, allergischem Asthma, Hausstaubmilbenallergie oder manchen Nahrungsmittelallergien eingesetzt werden.


Welche Risiken und Nebenwirkungen hat eine Hyposensibilisierung?

Hyposensibilisierungen sind meist gut verträglich. Bei Injektionen können lokale, rasch vorübergehende Reaktionen wie Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle auftreten. Bei den anderen Formen der Hyposensibilisierung können anfangs lokale Symptome wie Kribbeln im Mund und Rachen auftreten, die sich gewöhnlich nach zwei bis drei Wochen legen. Schwere allergische Reaktionen, wie Anaphylaxie, sind sehr selten.

Welcher Arzt oder Ärztin führt Hyposensibilisierungen durch?

Hyposensibilisierungen werden von Ärzt:innen mit Zusatzqualifikation in Allergologie durchgeführt. Dazu zählen meist Fachärzt:innen für HNO, Hautärzt:innen, Lungenfachärzt:innen oder Kinderärzt:innen. Zudem gibt es spezialisierte Allergieambulatorien.

Was kostet eine Hyposensibilisierung?

Die Kosten für eine Hyposensibilisierung sind sehr hoch, aber bei entsprechender Indikation übernehmen die Krankenkassen sie.

Welche komplementärmedizinischen Möglichkeiten der Allergiebehandlung gibt es?

Es gibt zahlreiche komplementärmedizinische Ansätze zur Behandlung von Allergien, die allerdings meist ergänzend zur Schulmedizin angewendet werden. Gute Studienergebnisse liegen beispielsweise für die Akupunktur bei allergischer Rhinitis (Heuschnupfen) vor. Auch Kneipp-Therapien, Phytotherapie (Behandlung mit Heilpflanzen), Balneotherapie (Behandlung mit wirkstoffversetzten Bädern), Klimatherapien, Atem- und Entspannungsübungen oder spezielle Ernährungsumstellungen können oft positive Effekte erzielen.

FAQ

Die gängige Behandlung von Allergien hat im Wesentlichen drei Möglichkeiten: die Allergenvermeidung (nicht immer möglich), die symptomatische Behandlung mit antiallergischen und antientzündlichen Medikamenten und die ursächliche Therapie mittels Hyposensibilisierung, bei der der Körper Schritt für Schritt an das jeweilige Allergen gewöhnt wird, sodass es zu keiner überschießenden Reaktion mehr kommt.

Antihistaminika reduzieren die Wirkung von Histamin an Histamin-Rezeptoren. Dadurch soll die allergische Reaktion blockiert werden. Antihistaminika lindern leichte bis mittelschwere Symptome bei jenen allergischen Erkrankungen, bei denen die Freisetzung von Histamin eine wichtige Rolle spielt (z.B. Heuschnupfen, Tierhaarallergie, Hausstaubmilbenallergie)

Kortison wirkt antientzündlich und hemmt die Entzündungsreaktion bei einer Allergie. Es wird zum Beispiel dann angewendet, wenn Antihistaminika die Symptome nicht gut genug lindern. (z.B. Asthma, allergische Hautreaktionen)

Eine Hyposensibilisierung kann bei Allergien vom Sofort-Typ, bei deren Entstehung IgE-Antikörper eine Rolle spielen, helfen. Beispiele dafür sind die Insektengiftallergie, Urtikaria, Pollenallergie, allergisches Asthma oder die Hausstaubmilbenallergie.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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