Darstellung des weiblichen Reproduktionssystems, Grafik
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Myome

Myome sind gutartige Wucherungen, die in der Muskelschicht der Gebärmutter entstehen. Häufig machen sie keine Symptome, wenn doch, so können sie die Lebensqualität der betroffenen Frauen aber deutlich einschränken. Zur Behandlung der Myome stehen mehrere Möglichkeiten, die individuell angepasst werden müssen, zur Verfügung.

Factbox – Myome

Synonym: Myome, Gebärmuttermyome, Uterusmyome 

Definition: gutartige Wucherungen, die in der Muskelschicht der Gebärmutter entstehen.

Ursachen und Risikofaktoren: genetische Faktoren, Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes

Symptome: starke Menstruationsblutungen und -schmerzen, Anämie, Unterbauchschmerzen, unangenehmes Druckgefühl im Unterleib, Schmerzen beim Wasserlassen oder häufiges Wasserlassen, seltener Stuhlgang/Verstopfung, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, unerfüllter Kinderwunsch, Frühgeburt

Diagnose: gynäkologische Tastuntersuchung, transvaginaler Ultraschall, Blutuntersuchung, Urinanalyse, ggf. Biopsie

Behandlung: Medikamente, operative Entfernung des Myoms, operative Entfernung der gesamten Gebärmutter, Magnetresonanz-geführter fokussierter Ultraschall (MRgFUS), Embolisierung der Gebärmutterarterie

Was sind Myome?

Bei Gebärmuttermyomen handelt es sich um Wucherungen, die in der Muskelschicht der Gebärmutter entstehen. Sie sind die häufigsten gutartigen Tumoren bei Frauen und können sich bei jeder Frau entwickeln. Entdeckt werden sie oft nur zufällig bei einer gynäkologischen Untersuchung. Myome sind in der Regel nicht lebensgefährlich, aber sie können die Lebensqualität der betroffenen Frauen deutlich beeinträchtigen.

Kleinere Myome machen normalerweise keine Symptome, größere können eher Beschwerden verursachen, dies sind am häufigsten eine verstärkte oder schmerzhafte Menstruation, ein Druckgefühl im Unterleib oder Probleme beim Wasserlassen bzw. beim Stuhlgang. Auch Zwischenblutungen, Kreuzschmerzen und Beschwerden beim Geschlechtsverkehr können auftreten. Diese Symptome entstehen, wenn das Myom durch Wachstum auf benachbarte Organe oder Nervenenden drückt und so deren Funktion beeinträchtigt oder Schmerzen verursacht. In der Folge kann es zu weiteren Erkrankungen wie etwa einem Harnwegsinfekt oder Blutarmut kommen.

Myome wachsen, solange eine Frau im gebärfähigen Alter ist und können während einer Schwangerschaft größer werden. Nach den Wechseljahren ist das Wachstum in der Regel beendet, und die Myome bilden sich allmählich wieder zurück.

Was die Größe von Myomen betrifft, so können sie von wenigen Millimetern bis zu einigen Zentimetern groß sein. Sie können einzeln oder in größerer Zahl auftreten. Liegt nur ein einzelnes Gebärmuttermyom vor, so spricht man von einem solitären Myom. Bilden sich gleichzeitig mehrere Myome aus, so handelt es sich um einen so genannten Uterus myomatosus. Dieser ist meist stark vergrößert und kann schwere Komplikationen nach sich ziehen.

Die Diagnose, die durch eine Ultraschalluntersuchung bestätigt wird, betrifft in Europa laut Schätzungen jede zweite bis fünfte Frau im gebärfähigen Alter.

Bei deutlichen Beschwerden können Myome mit unterschiedlichen Methoden behandelt werden, wobei die Art der Therapie von den Symptomen, der Größe und Lage des Myoms, dem Alter der Frau und ihrer Familienplanung abhängt.

Myom-Formen

Fachleute unterscheiden verschiedene Myomformen und berücksichtigen dabei, ob diese in das Innere der Gebärmutter hinein- oder zur Bauchseite hin wachsen. Es gibt sechs Formen:

  • submuköse Myome: wachsen direkt unter der Gebärmutterschleimhaut. Sie verursachen in der Regel Blutungsstörungen, die auch zu einer Anämie führen können. Diese – seltenen – Myome beeinflussen auch die Fruchtbarkeit.
  • intramurale Myome: wachsen inmitten der Muskelschicht der Gebärmutter. Sie sind der häufigste Myomtyp, lösen häufig Menstruationsbeschwerden aus und können auf Nachbarorgane wie Darm oder Blase drücken. Außerdem können sie für einen unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sein.
  • subseröse Myome: wachsen auf der Gebärmutteraußenseite unter dem Bauchfell. Sie lösen keine Blutungsstörungen aus und beeinträchtigen wahrscheinlich auch nicht die Fruchtbarkeit.
  • intrazervikale Myome: wachsen in den Muskelschichten um den Gebärmutterhals.
  • intraligamentäre Myome: kommen in den Bindegewebsschichten seitlich der Gebärmutter vor.
  • gestielt intrakavitäre Myome: ragen ins Innere der Gebärmutter hinein.

Warum entstehen Myome?

Was die genauen Ursachen für die Entstehung von Gebärmuttermyomen betrifft, so sind sie bis dato nicht genau geklärt. Vermutet wird ein genetischer Einfluss, denn Myome treten bei Frauen, deren Mütter ebenfalls Myome hatten, häufiger auf. Zudem gibt es weitere Faktoren, die Einfluss auf die Erkrankung haben. So können etwa Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes das Risiko für die Entwicklung eines Myoms erhöhen. Weiters ist wichtig zu wissen, dass die gutartigen Geschwulste vor allem durch das weibliche Geschlechtshormon Östrogen sowie auch Gestagen stimuliert werden. Sie treten erst nach der Pubertät auf und bilden sich normalerweise nach der Menopause, also dann, wenn sich der Hormonhaushalt einer Frau verändert zurück. Man bezeichnet Myome deshalb auch als hormonabhängige Tumore.

Wie machen sich Myome bemerkbar?

Was die Symptome von Myomen betrifft, so hängen die Beschwerden von ihrer Größe und Lage ab. Bei etwa der Hälfte der Frauen entwickelt sich gar kein Symptom. Wenn Beschwerden bestehen, so sind dies typischerweise:

  • starke Menstruationsblutungen und Menstruationsschmerzen
  • Anämie (Blutarmut), die sich aufgrund der vermehrten Regelblutungen entwickelt
  • Unterbauchschmerzen und ein unangenehmes Druckgefühl im Unterleib
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder häufiges Wasserlassen
  • seltener Stuhlgang/Verstopfung
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • unerfüllter Kinderwunsch oder Frühgeburt

Diagnose: Wie werden Myome nachgewiesen?

Für die Diagnose eines Myoms wird zur Beurteilung des Unterleibes ein Spekulum (Scheidenspiegel) verwendet und die Gebärmutter mit den Händen getastet. Weiters kommen eine Blutuntersuchung zum Ausschluss einer Blutarmut sowie eine Urinanalyse, gegebenenfalls inklusive Schwangerschaftstest und ein Test auf Blut im Stuhl, um andere Erkrankungen auszuschließen, zur Anwendung. Eine sehr zuverlässige Diagnose liefert in der Regel der transvaginale Ultraschall, bei dem der Ultraschallkopf in die Scheide eingeführt wird. Damit können Myome sichtbar gemacht und ihre Wachstumsgeschwindigkeit beurteilt werden.

Bei schnell wachsenden oder untypisch aussehenden Myomen wird eine Biopsie (Gewebeprobe) entnommen, um ausschließen zu können, dass ein bösartiger Gebärmutterkrebs vorliegt.

Wie werden Myome behandelt?

Wenn Myome keine Beschwerden machen, so müssen sie in der Regel auch nicht behandelt werden.

Liegen beeinträchtigende Symptome vor, so hängt die Art der Behandlung vom Alter der Patientin, von der Familienplanung, von der Symptomatik sowie von der Lage und Größe des Myoms ab. Heute werden, wenn eine medikamentöse Behandlung nicht möglich oder nicht erfolgreich ist, vor allem minimal-invasive Verfahren, bei denen nur das Myom entfernt wird, angewendet.

Grundsätzlich kommen medikamentöse, chirurgische Therapie und neuere Verfahren zur Anwendung:

Medikamente
Hier kommen zwei verschiedene Präparate zum Einsatz: Ulipristalacetat und Leuprorelin, welche die Wirkung von Geschlechtshormonen beeinflussen. Ersteres kann vor allem an der Leber schwere Nebenwirkungen nach sich ziehen und ist nur für Frauen vor den Wechseljahren und wenn andere Therapien nicht in Frage kommen, geeignet. Während der Schwangerschaft oder Stillzeit kommt dieses Kontrazeptivum nicht zur Anwendung. Leuprorelin kann die Größe eines Myoms reduzieren und wird beispielsweise vor einer geplanten Operation eingesetzt. Aufgrund der Nebenwirkungen ist es aber nicht als Dauermedikament geeignet.

Operative Behandlungen
Entfernung des Myoms: wird meist laparaskopisch ohne Bauchschnitt durchgeführt. Dieser Eingriff wird vor allem bei bestehendem Kinderwunsch empfohlen.
Entfernung der gesamten Gebärmutter: wird bei abgeschlossener Familienplanung empfohlen.
Magnetresonanz-geführter fokussierter Ultraschall (MRgFUS): Dabei werden im Rahmen einer Magnetresonanztomografie (MRT) hochfrequente Ultraschallwellen gezielt auf bestimmte Stellen des Myoms gelenkt. Dadurch stirbt das Myomgewebe ab und wird vom Körper selbst abgebaut. Bei diesem  Eingriff werden Myome verkleinert, sie verschwinden aber nicht vollständig.
Embolisierung der Gebärmutterarterie: Dabei wird über die Hauptschlagader in der Leistengegend ein Katheter eingeführt und durch die Arterie, welche die Gebärmutter versorgt, bis zu den kleinen arteriellen Gefäßen, die für die Versorgung des Myoms verantwortlich sind, vorgeschoben. Danach werden bestimmte Mikropartikel injiziert, die die kleinen Blutgefäße blockieren. Das Verfahren wird bei mehreren oder sehr großen Myomen sowie bei Patientinnen, die schon mehrere Operationen im Bauchraum hatten, empfohlen.

Prognose

Die Prognose ist bei den meisten Betroffenen gut.

In Bezug auf die Fruchtbarkeit stellen Myome meist kein Hindernis dar. Nur in seltenen Fällen kann es zu einer Unfruchtbarkeit kommen, zum Beispiel dann, wenn ein Myom vor dem Eileiter liegt.
Während einer Schwangerschaft können Myome mitunter Probleme verursachen: Sie können Schmerzen auslösen, die Lage des Kindes ungünstig verändern, oder auch vorzeitige Wehen einleiten.

Die Gefahr, dass sich aus einem Myom Krebs entwickelt, ist gering, denn Myome sind in der Regel gutartig. Kontrolluntersuchungen sind aber wichtig, um etwaige Komplikationen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Breitling K et al: Moderne Myomtherapie. Diagnostik und Therapie. Gynäkologie 2017; 4; https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2017/04/Moderne-Myomtherapie.pdf, Abruf Jänner 2022.

Rabe T. et al: Myomsprechstunde: Kinderwunsch Neue diagnostische und therapeutische Optionen bei Patientinnen mit Myomen. Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie – Journal of Reproductive Medicine and Endocrinology 2017; 14 (4): 158-170 https://www.kup.at/journals/volltext/14077.html, Abruf Jänner 2022

https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/myome/, Abruf Jänner 2022

https://deximed.de/home/klinische-themen/gynaekologie/patienteninformationen/gebaermuttertumoren/gebaermuttermyome, Abruf Jänner 2022

https://www.amboss.com/de/wissen/Uterusmyom/, Abruf Jänner 2022

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