Mann mit Ärztin
shutterstock.com

HPV bei Männern

HPV ist keine reine Frauensache, ganz im Gegenteil. Männer sind ebenso von HPV-Infektionen betroffen wie Frauen. Wie Mann sich ansteckt, welche Erkrankungen HP-Viren bei Männern verursachen können und welche Schutzmaßnahmen es gibt, lesen Sie hier.

Factbox – Was ist HPV?

HPV: Humane Papillomviren

Ansteckung: Sexuelle Kontakte (Geschlechtsverkehr, Analverkehr, Oralsex) u. a.

HPV-Infektionen betreffen Frauen und Männer

Niedrigrisiko-Typen: HPV 6, 11 (Erreger von Genitalwarzen) u. a.

Hochrisiko-Typen: HPV 16, 18, 31, 33 u. a.; können Entstehung bestimmter Krebsformen begünstigen

Auf HPV-Infektionen rückführbare Erkrankungen…

bei Männern sind: Peniskrebs

bei Frauen sind: Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorstufen, Scheiden- und Vulvakrebs

bei Männern und Frauen sind: Analkrebs, bestimmte Krebsformen im Mund- und Rachenraum

Symptome einer HPV-Infektion beim Mann: Variieren je nach Erkrankung; die Infektion selbst verläuft in der Regel unbemerkt und verursacht keine Beschwerden

HPV-Test: Test zum Nachweis von HP-Viren bei Frauen

HPV-Test für Männer: Derzeit nicht verfügbar

HPV-Impfung: Schutzimpfung, die Frauen und Männer vor bestimmten HPV-Typen und durch diese verursachte Erkrankungen schützt

Was ist HPV?

HPV ist die Abkürzung für „humane Papillomviren“ (HP-Viren). Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von DNA (Desoxyribonukleinsäure)-Viren (Viren, deren Erbmaterial in Form von DNA vorliegt), bei welchen mehr als 150 verschiedene Typen unterschieden werden*. Ein Teil dieser kann beim Menschen den anogenitalen Bereich infizieren. Und während bestimmte Virustypen für den Menschen nicht weiter gefährlich sind, gibt es auch solche, die bei Frauen und Männern bösartige Veränderungen (Krebs) hervorrufen können.

Welche Erkrankungen können HP-Viren bei Männern verursachen?
Aufgrund des Risikotyps werden HP-Viren prinzipiell in sogenannte Niedrigrisiko-Typen und Hochrisiko-Typen unterteilt.

Feigwarzen

Zu den Niedrigrisiko-Typen zählen u. a. HPV 6, 11, 40, 42, 43, 44, 54 und 61. Hervorzuheben sind hier vor allem HPV 6 und 11, da diese beiden Typen einen großen Teil aller Fälle von Genitalwarzen verursachen. Beim Mann ist vor allem die Spitze des Penis von den Hautveränderungen, die unterschiedlicher Größe sein können, betroffen. Bei Frauen können Vulva, Vagina und der Gebärmutterhals betroffen sein. Bei beiden Geschlechtern kann unter Umständen auch die Harnröhre befallen sein, außerdem kann es zu einer Ausbreitung in den Bereich rund um den Anus kommen. Die Diagnose wird von Gynäkologen und Urologen gestellt.

Mehr zum Thema Feigwarzen lesen Sie hier.

Peniskrebs, Analkrebs, Krebsformen im Mund- und Rachenraum

Zu den Hochrisiko-Typen zählen HPV 16, 18, 31, 33 sowie 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59. Diese Virustypen werden als kanzerogen eingestuft, was bedeutet, dass sie die Ursache für die Entwicklung von bestimmten Formen von Krebs sein können bzw. an der Entwicklung von bestimmten Krebsformen beteiligt sein können oder mit diesen in Verbindung gebracht werden.

Peniskrebs

Bei Männern kann eine Infektion mit Viren des Hochrisikotyps zur Entwicklung eines Peniskarzinoms (Peniskrebs) führen. In etwa der Hälfte aller Fälle lässt sich in den Tumorzellen HPV-DNA nachweisen, etwa die Hälfte der Peniskarzinome ist also HPV-positiv. Weitere Risikofaktoren für Peniskrebs sind u. a. Vorhautverengung (Phimose), Rauchen und chronische Entzündungen von Vorhaut und Eichel. Ein Großteil aller Peniskarzinome entsteht primär im Vorhautbereich oder direkt an der Eichel. Wie bei Gebärmutterhalskrebs, welcher praktisch immer HPV-abhängig entsteht, spielt auch bei HPV-assoziiertem Peniskrebs der Hochrisiko-Typ HPV 16 eine vorrangige Rolle – in einem großen Teil aller Fälle von HPV-assoziiertem Peniskrebs kann HPV 16 nachgewiesen werden. Weitere in Peniskarzinomen nachweisbare Hochrisiko-Typen sind u.a. HPV 18, 31, 33 und 45.

Analkrebs

Bei Männern und Frauen können HP-Viren Analkarzinome verursachen. Bei Analkrebs handelt es sich um Krebs im Bereich des Darmausgangs, welcher nicht mit Darmkrebs zu verwechseln ist. In mehr als 80 Prozent aller Fälle von Analkrebs lässt sich eine Infektion mit HPV nachweisen, allen voran mit den Stämmen 16, 18 und 33. HPV-assoziierte Analkarzinome entstehen – ähnlich wie bei Gebärmutterhalskrebs – über Vorstufen (anale intraepitheliale Neoplasien, Vorläuferläsionen).

Krebsformen im Mund- und Rachenraum

Ferner werden HP-Viren auch mit Krebsformen abseits vom anogenitalen Bereich assoziiert – auch Kopf-Hals-Tumoren können durch eine HPV-Infektion begünstigt werden. Betroffen sind Männer und Frauen. Unter dem Begriff Kopf-Hals-Tumoren werden Karzinome des Rachens, der Nase und der Mundhöhle sowie Kehlkopf- und Speicheldrüsentumoren zusammengefasst. Ihre Entstehung wird u. a. begünstigt durch Faktoren wie Rauchen und Alkohol, andererseits begünstigen eben Infektionen mit HPV, vor allem mit HPV 16, die Entwicklung von bestimmten Krebsformen im Mund- und Rachenraum.

Welche Symptome verursacht eine HPV-Infektion beim Mann?

Da HP-Viren beim Mann nicht nur eine bestimmte Krankheit verursachen, sondern mit verschiedenen Erkrankungen assoziiert werden, ist es nicht möglich, eine HPV-Infektion generell mit bestimmten Symptomen in Verbindung zu bringen bzw. diese Frage pauschal zu beantworten. Die Symptome variieren je nach Erkrankung. Der Bogen an möglichen durch eine HPV-Infektion verursachten Symptomen spannt sich von Hautveränderungen und Wucherungen im Bereich der Eichel, die mit Juckreiz, Brennen und/oder Schmerzen einhergehen können (Feigwarzen) über juckende, nässende und/oder verhärtete Hautveränderungen, gerötete Plaques und Geschwüre (Peniskarzinom) bis hin zu Rachenschmerzen und Schluckbeschwerden (Rachenkrebs) und vielen mehr. Welcher Arzt der richtige Ansprechpartner ist variiert je nach Beschwerdebild (Allgemeinarzt, Facharzt für Urologie, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde u. a.).

Ansteckung

Durch Haut- und Schleimhautkontakte mit anderen Menschen kann sich jeder mit HPV anstecken. Die Übertragung erfolgt am häufigsten durch sexuelle Kontakte – HPV-Infektionen zählen zu den häufigsten sexuell übertragenen Viruserkrankungen. Männer können sich also ebenso anstecken wie Frauen und die Viren auf andere (Frauen und Männer) übertragen. Der Begriff sexuelle Kontakte beschränkt sich nicht nur auf Geschlechtsverkehr, sondern schließt Analverkehr ebenso ein wie Oralsex. So werden HPV-assoziierte Krebsformen im Mund- und Rachenraum durch Oralsex ausgelöst, wobei das Risiko mit jedem Sexualpartner ansteigt. Prinzipiell ist es möglich, sich bei jedem intimen Hautkontakt anzustecken, auch beim Küssen. Auch können HP-Viren bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist zudem, dass es möglich ist, sich mehrmals mit HPV anzustecken, ferner können unterschiedliche HPV-Typen gleichzeitig im Körper auftreten.

Die Erreger sind insgesamt sehr weit verbreitet, die meisten sexuell aktiven Menschen stecken sich irgendwann im Laufe ihres Lebens mit HP-Viren an, meistens ohne es zu bemerken, da die Infektion mit HPV in der Regel unbemerkt verläuft und keine Beschwerden verursacht. Eine Infektion wirkt sich allerdings nur bei einem verhältnismäßig geringen Prozentsatz aller Menschen ernsthaft auf die Gesundheit aus. Zumeist gelingt es dem Immunsystem, mit den Erregern fertig zu werden ohne dass es zu gesundheitlichen Folgen kommt. Ist dies nicht der Fall kann es zur Entwicklung von bestimmten Erkrankungen kommen, wobei die möglichen Risiken einer HPV-Infektion je nach Virustyp variieren.

Wie kann Mann sich vor HPV schützen?

Eine gänzliche zuverlässige „Abschirmung“ vor HPV ist schwierig. Einerseits da die Erreger sehr weit verbreitet sind, andererseits da Mann und Frau sich bei praktisch allen intimen Kontakten anstecken können. Wer sich gänzlich vor einer Infektion schützen möchte muss völlig enthaltsam leben oder einen Partner finden, der zuvor ebenfalls keine anderen intimen Kontakte hatte und selbst dann wäre eine Ansteckung nicht ausgeschlossen. Kondome können das Risiko einer Ansteckung reduzieren, schützen jedoch nicht zuverlässig vor HP-Viren, da sie nicht alle möglicherweise „befallenen“ Hautstellen abdecken.

Aufgrund der weiten Verbreitung kann davon ausgegangen werden, dass beide Partner in einer Partnerschaft vor Beginn dieser bereits eine HPV-Infektion hatten/haben, was jedoch nichts darüber aussagt mit welchem Virustyp die Frau und der Mann infiziert waren/sind – die möglichen gesundheitlichen Risiken einer HPV-Infektion variieren je nach Virustyp. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu erwähnen, dass die Viren sehr lange im Körper „schlummern“ können ohne Veränderungen oder Beschwerden zu verursachen und ohne „entdeckbar“ zu sein. Es kann also nicht festgestellt werden wann oder bei wem sich eine Person mit HPV angesteckt hat. Bei Frauen kann ein HPV-Test den Nachweis für das Vorliegen einer HPV-Infektion liefern. Für Männer ist derzeit kein HPV-Test verfügbar.

Safer Sex ist eine Maßnahme, um das Risiko einer Ansteckung zu reduzieren. Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist jedoch die HPV-Impfung, mit Hilfe welcher es möglich ist, bestimmten HPV-bedingten Erkrankungen, darunter Genitalwarzen, Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorstufen, Scheidenkrebs und Analkrebs, vorzubeugen.

+++ Lesen Sie hier mehr zum Thema Gebärmutterhalskrebs Vorsorge +++

HPV-Impfung

Die HPV-Impfung schützt vor bestimmten HPV-Typen und vor Erkrankungen, die durch diese verursacht werden können. Der in Österreich verfügbare 9-fach Impfstoff ist wirksam gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 und beugt als solcher Genitalwarzen, Krebsvorstufen und Krebs des Gebärmutterhalses, der Scheide, der Vulva und des Anus vor. Die Impfung schützt somit vor den gefährlichsten HPV-Typen, aber eben nicht vor allen, außerdem kann die Impfung eine bereits bestehende Infektion mit HPV nicht beseitigen, weswegen es trotz Impfung wichtig ist, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt wahrzunehmen und Beschwerden ärztlich abklären zu lassen.

*Angaben variieren in der Literatur

 

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Impfplan Österreich 2018, Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

Bartmann I.; HPV-Impfung schützt laut Cochrane-Report, Gyn-Aktiv 05/2018, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Tischler M. et al.; Neue Therapiekonzepte beim Peniskarzinom, Spectrum Urologie 03/2018, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Moser J.; Kopf-Hals-Tumoren 2017: Entitäten mit spezieller Rationale für die Immuntherapie, Klinik 06/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Joura E. et al.; Stellungnahme zur HPV-Impfung und HPV-Testung, Gyn-Aktiv 04/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Joura E., Lex P.; Zukunft in der intelligenten Kombination von HPV-Impfung und -Testung, Spectrum Pathologie 01/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Regitnig P.; Die neue Nomenklatur der ÖGZ und ÖGPath/IAP Austria mit Erläuterungen, Spectrum Pathologie 01/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Salat A.; HIV und HPV, Klinik 01/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Reich O.; Zervixkarzinomscreening – Kann man den Pap verbessern?, Gyn-Aktiv 02/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, Langversion, 1.0, 2014

Reiner-Concin A.; Der PAP-Abstrich, Österreichische Ärztezeitung 7/2011, Verlagshaus der Ärzte Gesellschaft mbH

Leodolter S., Joura E. A.; Analkarzinom, Peniskarzinom, Kopf-Hals-Tumoren – HPV-assoziierte Tumoren, Gyn-Aktiv 01/2011, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Zervixkarzinom: Gute Schutzwirkung mit Neunfachimpfstoff, Deutsches Ärzteblatt, 07.09.2017, URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/78094/Zervixkarzinom-Gute-Schutzwirkung-mit-Neunfachimpfstoff

Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs, Deutsches Krebsforschungszentrum – Krebsinformationsdienst, 08.05.2018, URL: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/vorstufen.php#pap-v

Text für Google: HPV-Infektionen sind häufig und können auch bei Männern Erkrankungen verursachen, darunter Genitalwarzen, Peniskrebs, Analkrebs und Krebsformen im Mund- und Rachenraum.

Das könnte Sie auch interessieren
Die wichtigsten Allergene

Die 14 wichtigsten Allergene bei Nahrungsmittelallergie

Nahrungsmittelallergien sind weit verbreitet und können das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen.

Baby erhält die Meningokokken-Impfung von einer Ärztin

Meningokokken-Impfung

Die Meningokokken-Impfung schützt vor einer Infektion durch bestimmte Untergruppen der Meningokokken-Bakterien, die schwere Krankheiten wie Gehirnhautentzündung und Blutvergiftung auslösen können. Diese Erkrankungen können mit ernsthaften Komplikationen verbunden sein.

Baby bekommt eine Rotavirus Schluckimpfung

Rotavirus-Impfung

Die Rotavirus-Impfung ist eine Schluckimpfung, die gegen eine Infektion mit Rotaviren schützt. Rotaviren sind die häufigste Ursache für virale Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern.