Zusammenfassung
Folsäure
Definition: synthetische Form des wasserlöslichen B-Vitamins Folat, das natürlich in Lebensmitteln vorkommt.
Aufgaben: Unterstützung von Zellwachstum und -teilung, Eiweißaufbau, Produktion von roten Blutkörperchen, Produktion von Serotonin und Dopamin; Entgiftung der Aminosäure Homocystein; Unterstützung der gesunden Entwicklung des Fötus, Senkung des Risikos für Neuralrohrdefekte beim Baby
Dosierung bei Kinderwunsch: 300 µg pro Tag
Dosierung in der Schwangerschaft: 550 µg pro Tag
Nebenwirkungen (sehr selten): Magen-Darm-Probleme, Schlafstörungen, Erregung oder Depression, allergische Reaktionen
Was ist Folsäure und warum ist sie wichtig?
Folsäure ist die synthetische Form des wasserlöslichen B-Vitamins Folat, das natürlich in Lebensmitteln vorkommt. Die synthetische Folsäure hingegen ist etwa in Vitaminpräparaten oder angereicherten Lebensmitteln enthalten. Der menschliche Körper benötigt Folat in erster Linie für die Bildung und das Wachstum von Zellen – etwa für rote Blutkörperchen und Schleimhautzellen.
Wichtige Aufgaben und Funktionen von Folat bzw. Folsäure:
- Zellwachstum und -teilung: Besonders für Blutzellen und die Regeneration von Schleimhäuten, z. B. im Mund, im Magen-Darm-Trakt oder in der Lunge.
- Eiweißaufbau: Das ist entscheidend für den Stoffwechsel der Aminosäuren und die Synthese der DNA (Erbsubstanz)
- Bildung roter Blutkörperchen: Wichtig für den Sauerstofftransport im Körper.
- Schwangerschaft: Folat sorgt für die gesunde Entwicklung des Fötus, vor allem seines Zentralnervensystems.
- Homocystein-Stoffwechsel: Folat ist das wichtigste B-Vitamin und entgiftet zusammen mit Vitamin B12 die gefäß- und nerventoxische Aminosäure Homocystein (Risikofaktor für Herzinfarkt, Schlaganfall, Osteoporose und Morbus Alzheimer).
- Nervenbotenstoffe: Folat ist auch entscheidend für die Produktion von Nervenbotenstoffen wie Serotonin und Dopamin.
Wichtig zu wissen: Ein Folsäuremangel in der Schwangerschaft kann zu Fehlbildungen, Wachstumsverzögerungen und einem niedrigen Geburtsgewicht beim Baby führen.
Folsäure bei Kinderwunsch
Folsäure ist ein wichtiger Mikronährstoff für Frauen mit Kinderwunsch. Eine rechtzeitige Einnahme kann wesentlich zur gesunden Entwicklung des Kindes beitragen. Deshalb wird Frauen, die schwanger werden möchten, empfohlen, zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung Folsäure in Form von Präparaten einzunehmen.
Warum ist Folsäure bei Kinderwunsch empfohlen?
Frauen mit Kinderwunsch wird Folsäure vor allem empfohlen, um das Risiko von Neuralrohrdefekten (wie Spina bifida – „offener Rücken“) beim Kind zu senken. Zahlreiche Studien belegen diesen Zusammenhang. Die Einnahme sollte idealerweise mindestens vier Wochen vor der Schwangerschaft beginnen, da sich das Neuralrohr bereits sehr früh entwickelt.
Diskutiert wird auch ein möglicher Einfluss von Folsäure auf die Fruchtbarkeit. Das Vitamin ist an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt, die für die Blut- und Zellbildung wichtig sind – was sich möglicherweise positiv auf die Qualität von Eizellen und Spermien auswirken könnte. Eine belastbare wissenschaftliche Evidenz hierfür liegt derzeit jedoch noch nicht vor.
Wie hoch ist die Dosierung?
Für Jugendliche und Erwachsene liegt die empfohlene Tagesdosis von Folsäure bei 300 Mikrogramm (µg). Diese Menge gilt auch für Frauen mit Kinderwunsch.
Ab wann sollte Folsäure eingenommen werden?
Die Einnahme sollte idealerweise mindestens vier Wochen vor der Schwangerschaft beginnen, da dann ein guter Schutz vor Neuralrohrdefekten beim Kind gewährleistet ist. Da diese schwerwiegenden Fehlbildungen in einer sehr frühen Phase der Schwangerschaft entstehen, ist eine präventive Einnahme entscheidend, um einen optimalen Folsäurespiegel im Körper zu sichern.
Folsäure in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft ist der Folsäurebedarf deutlich erhöht. Da es oft schwierig ist, diesen allein über die Ernährung zu decken, wird die zusätzliche Einnahme eines Folsäurepräparats empfohlen – mindestens bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels.
In manchen Fällen kann eine längere Einnahme sinnvoll sein. Dosierung und Einnahmedauer sollten immer individuell mit einem Arzt oder einer Ärztin abgestimmt werden.
Warum ist Folsäure in der Schwangerschaft empfohlen?
Folsäure wird während der Schwangerschaft aus mehreren wichtigen Gründen empfohlen:
- Prävention von Neuralrohrdefekten: In den ersten Wochen der Schwangerschaft schließt sich das Neuralrohr des Embryos, aus dem sich später das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) entwickelt. Eine ausreichende Folsäureversorgung ist entscheidend für diesen Prozess.
- Unterstützung des mütterlichen Gewebewachstums: Folsäure spielt eine zentrale Rolle bei Zellteilung und -wachstum. Während der Schwangerschaft wächst das mütterliche Gewebe stark, etwa Gebärmutter und Plazenta. Folsäure unterstützt diese Entwicklung.
- Blutbildung: Folsäure ist wichtig für die Bildung roter Blutkörperchen. Da während der Schwangerschaft das Blutvolumen der Frau steigt, sorgt eine ausreichende Folsäureversorgung für eine gesunde Blutbildung.
- Gesunde Entwicklung des Kindes: Folsäure ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt, die für die gesunde Entwicklung des Kindes während der gesamten Schwangerschaft bedeutsam sind.
Wie hoch ist die Dosierung?
Die empfohlene Dosierung für die Zufuhr von Folsäure bzw. Folaten in der Schwangerschaft beträgt 550 µg.
Was sind die Folgen von Folsäure-Mangel in der Schwangerschaft?
Ein Folsäuremangel in der Schwangerschaft kann zahlreiche gesundheitliche Folgen für Mutter und Kind haben:
- Anämie (Blutarmut): Sie äußert sich durch Müdigkeit, Blässe, Kurzatmigkeit und Schwindel.
- Rote, wunde Zunge
- Verdauungsbeschwerden wie Durchfall und Appetitlosigkeit
- Neurologische Symptome wie Verwirrung, Konzentrationsstörungen oder Demenz
- Epileptische Anfälle bei Personen mit Epilepsie
- Erhöhtes Risiko für schwere Fehlbildungen beim Baby, insbesondere Neuralrohrdefekte (z. B. Spina bifida) des Rückenmarks oder Gehirns
Welche Lebensmittel enthalten Folat?
Reich an Folat sind grünes Gemüse (z. B. Spinat, Salate), Tomaten, Hülsenfrüchte, Nüsse, Orangen, Sprossen, Weizenkeime, Vollkornprodukte, Kartoffeln und tierische Produkte wie Leber und Eier.
Tipps für eine folatreiche Ernährung
Folat steckt in vielen pflanzlichen Lebensmitteln. Da es empfindlich gegenüber Hitze, Licht und Wasser ist, spielt auch die richtige Zubereitung eine wichtige Rolle. So können Sie die Versorgung mit Folat unterstützen:
- Täglich mindestens drei Portionen Gemüse essen – besonders grünes Blattgemüse, Brokkoli und Hülsenfrüchte sind reich an Folat.
- Gemüse nur kurz und unzerkleinert waschen, um Vitaminverluste zu vermeiden.
- Gemüse besser dünsten als kochen – so bleibt mehr Folat erhalten.
- Gekochtes Gemüse nicht warmhalten, da sich der Folat-Gehalt dabei verringern kann.
- Regelmäßig Vollkornprodukte und Milchprodukte in den Speiseplan integrieren – auch sie tragen zur Folatversorgung bei.
- Gelegentlich Leber essen – sie ist sehr folatreich. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sollte jedoch darauf verzichtet werden, da Leber viel Vitamin A enthält.
Welche Nebenwirkungen kann Folsäure haben?
Folsäure gilt in der empfohlenen Dosierung als gut verträglich. Nebenwirkungen treten nur selten auf – und meist nur bei sehr hohen Dosierungen über einen längeren Zeitraum. Mögliche Beschwerden können sein:
- Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Übelkeit, Blähungen)
- Schlafstörungen
- Unruhe, Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen
- Allergische Reaktionen – etwa Hautrötungen, Juckreiz oder in sehr seltenen Fällen ein anaphylaktischer Schock
FAQ
ende Frauen haben weiterhin einen erhöhten Bedarf an Folsäure, da das Vitamin über die Muttermilch an das Baby weitergegeben wird. Zudem unterstützt Folsäure die kindliche Entwicklung und die Gesundheit der Mutter.
Die Symptome eines Folsäure-Mangels sind oft unspezifisch und können sich langsam entwickeln. Anzeichen sind Müdigkeit und Schwäche, Blässe, Kurzatmigkeit und Schwindel sowie Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit. Weitere mögliche Symptome sind eine entzündete und rote Zunge, Mundwinkelrisse, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, Durchfall, Kopfschmerzen.
Herzklopfen, erhöhte Infektanfälligkeit und Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen.
Diese Frage wird in letzter Zeit zunehmend diskutiert, und einige Laborstudien zeigen einen möglichen Einfluss von Folsäure auf die Spermienqualität. Die wissenschaftliche Evidenz ist hier jedoch noch begrenzt, und ein direkter Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit ist nicht abschließend belegt.
Folsäure ist die künstlich hergestellte Variante des wasserlöslichen B-Vitamins Folat, welches natürlicherweise in verschiedenen Lebensmitteln vorkommt. Im Gegensatz dazu findet sich synthetische Folsäure beispielsweise in Vitaminpräparaten oder als Zusatz in bestimmten Nahrungsmitteln.
Lasch, L et al: Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer Berlin Heidelberg 2017.
Gröber U: Die wichtigsten Nahrungsergänzungsmittel, Südwest Verlag München 2019.
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