Epstein-Barr-Viren
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Epstein-Barr-Virus

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) gehört zur Familie der Herpesviren. Eine Infektion mit diesem Virus trifft fast alle Menschen und verläuft häufig unbemerkt und symptomlos. Wird das EBV aber aktiv, so greift es das Immunsystem an und steht auch in Zusammenhang mit der Entstehung von Erkrankungen wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber, Krebs und Multipler Sklerose.

Factbox – Epstein-Barr-Virus

Synonym: Epstein-Barr-Virus, EBV

Definition: DNA-Virus, das zur Familie der Herpesviren gehört und auch als Humanes Herpesvirus 4 bezeichnet wird.

Übertragung: in erster Linie über Speichel, insbesondere beim Küssen, weiters durch Gegenstände, die mit infiziertem Speichel kontaminiert sind, Bluttransfusionen, Sexualkontakt

Diagnose: meist anhand klinischer Symptome, ggf. Blutuntersuchung, Antikörper-Test

Symptome: häufig keine;
bei Pfeifferschem Drüsenfieber: Fieber, Müdigkeit, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, geschwollene Milz, ggf. Gelenkschmerzen und Hautausschlag;
bei Oraler Haarleukoplakie: nicht abstreifbare weiße Beläge auf der Zunge;
beim Burkitt-Lymphom: rasantes Tumorwachstum, Befall der Halslymphknoten mit massiven Lymphknotenschwellungen;
beim Nasenpharynxkarzinom: bösartige Neubildungen der Nasen-Rachen-Schleimhaut;
bei Multipler Sklerose: vielfältige Symptome von Sehstörungen über Lähmungen bis hin zu Schmerzen u.a.m.

Behandlung: keine ursächliche Behandlung, Impfstoff in Entwicklung

Was ist das Epstein-Barr-Virus?

Das Epstein-Barr-Virus (EBV), das auch als humanes Herpesvirus 4 bezeichnet wird, zählt zur Familie der Herpesviren. Sein Erbgut besteht aus doppelsträngiger DNA, die von einer Art Kapsel aus einer Eiweißstruktur umgeben ist, dem so genannten Kapsid, welches seinerseits eine Hülle hat, die mit Oberflächenproteinen besetzt ist, die wie Stacheln nach außen ragen. Diese Stacheln helfen den Viren dabei, sich an Zellen anzuheften und in sie einzudringen. Geschieht das, so kann das Virus verschiedene Erkrankungen auslösen.

Schon lange bekannt ist dies vom Pfeifferschen Drüsenfieber, das vor allem Jugendliche und junge Erwachsene trifft (kissing disease). Zudem spielt das EBV auch eine Rolle bei der Entstehung von Lymphdrüsenkrebs (etwa dem Burkitt-Lymphom oder dem Non-Hodgkin-Lymphom) und kann die Entwicklung von bösartigen Neubildungen im Nasen-Rachen-Bereich (Nasopharynx) begünstigen. In jüngster Zeit wurde auch festgestellt, dass das Epstein-Barr-Virus höchstwahrscheinlich nicht nur ein Risikofaktor, sondern sogar ein Auslöser von Multipler Sklerose (MS) ist.

Im Laufe des Lebens infizieren sich mehr als 90 Prozent aller Menschen mit EBV. Das geschieht meist im Kindesalter, hat oft keine Folgen und bleibt daher in diesen Fällen häufig unbemerkt. Da aber Herpesviren nach einmaliger Infektion grundsätzlich im Körper verbleiben, trifft dies auch auf das Epstein-Barr-Virus zu. Auch wenn es keine aktive Erkrankung auslöst, kann es vom Immunsystem nicht vollständig abgetötet, aber in Schach gehalten werden.

Wie erfolgt die Übertragung? 

Die Übertragung des Epstein-Barr-Virus erfolgt in erster Linie über Speichel, insbesondere beim Küssen. Aber auch Gegenstände, die mit infiziertem Speichel in Kontakt gekommen sind, sind eine mögliche Ansteckungsquelle. Das können zum Beispiel Besteck, Tassen, Gläser, Zahnbürsten oder auch Kinderspielzeug sein. Allerdings überlebt das Virus darauf nur bei ausreichender Feuchtigkeit. Das heißt, von trockenen Objekten geht keine Ansteckungsgefahr mehr aus. Eine weitere Infektionsquelle sind Bluttransfusionen und Sexualkontakt.

Die Infektiosität ist bereits vor dem Auftreten erster Symptome gegeben und kann auch Wochen nach Abklingen der Symptome vorhanden sein. Da der Körper EBV nicht gänzlich eliminieren kann, ist es schwierig, festzulegen, wann man nicht mehr ansteckend ist, aber in der Regel kann das Immunsystem das Virus nach einigen Wochen so weit in Schach halten, dass der Speichel nicht mehr ansteckend ist.

Gibt es eine Schutzimpfung?

Bislang gibt es keinen Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus, aber an möglichen Impfstoff-Kandidaten wird schon länger geforscht.

Diagnose der EBV-Infektion

Was die Diagnose mit EBV betrifft, so wird sie meist anhand von Symptomen gestellt. Eine Blutuntersuchung kann eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) sowie besondere Formen der T-Zellen (Pfeiffer Zellen) nachweisen. Zudem gibt es Tests auf Antikörper im Blut, die aber normalerweise nur bei unklarer Diagnose durchgeführt werden und die es auch erlauben, eine frische von einer alten EBV-Infektion zu unterscheiden.

Woran erkennt man eine akute Infektion?

Die Infektion erfolgt in der Regel im Kindesalter und verläuft meist ohne Symptome. Nur rund zehn bis 20 Prozent der Menschen erkranken später, und in vielen Fällen treten auch dann keine Folgen auf.

Besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann sich die frische Infektion aber als Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose) äußern. Die Erkrankung führt zu erkältungsähnlichen Symptomen, wird oft mit einer solchen verwechselt und bleibt daher häufig unentdeckt. Zu den typischen Beschwerden des Pfeifferschen Drüsenfiebers zählen:

Bei manchen Erkrankten treten allerdings schwerwiegende Komplikationen wie Atemnot, Milzriss oder  Blutzellmangel auf. Es kann auch zu sehr langwierigen Verläufen kommen, die zum Beispiel mit einem chronischem Müdigkeitssyndrom einhergehen.

Eine weitere Erkrankung, die vom Epstein-Barr-Virus ausgelöst werden kann, ist die orale Haarleukoplakie, die allerdings nur bei immungeschwächten Personen, insbesondere Menschen mit HIV vorkommt. Symptom dieser Erkrankung sind nicht abstreifbare weiße Beläge auf der Zunge.

Zudem steht EBV in Zusammenhang mit einer bestimmten Form des Lymphdrüsenkrebses, dem Burkitt-Lymphom. Dabei treten ein rasantes Tumorwachstum und der Befall der Halslymphknoten mit massiven Lymphknotenschwellungen auf. EBV kann als Risikofaktor für die Entwicklung eines solchen Karzinoms angesehen werden, ist aber kein alleiniger Auslöser.

Weiters kann das Epstein-Barr-Virus ein Nasenpharynxkarzinom begünstigen. Darunter versteht man bösartige Neubildungen der Nasen-Rachen-Schleimhaut, bei denen allerdings auch andere Faktoren wie etwa Rauchen oder Alkoholkonsum sowie eine genetische Veranlagung eine Rolle spielen.

Ebenso zeigt sich, dass die Multiple Sklerose (MS) durch eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus ausgelöst werden könnte. Bis vor kurzem wurde vermutet, dass das Virus dabei einer von mehreren Risikofaktoren ist. In jüngster Zeit aber wiesen Studien nach, dass das Ausmaß, in dem EBV auf die Entstehung der Multiplen Sklerose Einfluss nimmt, um ein Vielfaches höher ist als bisher angenommen. MS-Symptome sind äußerst vielfältig und reichen von Sehstörungen über Lähmungen bis zu Schmerzen u.a.m.

Behandlung einer Epstein-Barr-Virusinfektion

Da EBV nach einer einmaligen Infektion weiter im Körper verbleibt, gibt es auch keine direkte Behandlung in Form eines Medikaments, das die Viren abtötet. Eine EBV-Infektion ist also nicht heilbar, aber die Folgen der damit in Zusammenhang stehenden Erkrankungen können symptomatisch behandelt werden. So kommen etwa beim Pfeifferschen Drüsenfieber Schmerzmittel oder bei Lymphdrüsenkrebs Krebstherapien zum Einsatz. Ein  Nasopharynxkarzinom kann oft operiert werden, und die Symptome von MS werden unter anderem mit Kortison, Beta-Inteferonen oder monoklonalen Antikörpern behandelt.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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