Kleiner Junge leidet an Allergie und niest in ein Taschentuch
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Allergie bei Kindern

Auch Kinder leiden häufig an Allergien. Sie reagieren oft noch sensibler als Erwachsene auf Allergene und auch der Verlauf einer Allergie ist bei ihnen meist anders. Woran Sie erkennen, dass Ihr Kind an einer Allergie leidet, welche Symptome auftreten und welche Therapiemöglichkeiten es gibt, lesen Sie hier.

Allergie bei Kindern

Häufige Allergien bei Kindern: Neurodermitis, Nahrungsmittelallergien, allergischer Schnupfen und Bindehautentzündung, allergisches Asthma, Hausstaubmilbenallergie, Insektenstichallergie, Tierallergie.

Risikofaktoren: Vererbung, viele wiederkehrende Infektionskrankheiten, ein zu hygienisches Umfeld, Eltern, die rauchen, psychische Belastungen, falsche Ernährung, Umweltbelastungen

Symptome: gerötete, juckende, schorfende Haut, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Fließschnupfen, verstopfte Nase, Husten, Atemnot (mit Pfeifen), tränende Augen etc.

Diagnose: Anamnese, Hauttests, Provokationstest

Behandlung: Allergen-Karenz, Medikamente, spezifische Immuntherapie (SIT)

Welche Allergien sind bei Kindern häufig?

Allergien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen, unter denen Kinder und Jugendliche leiden. In Österreich sind 25 Prozent von ihnen von einer Allergie betroffen – die meisten von Neurodermitis, Nahrungsmittelallergien, allergischem Schnupfen und Bindehautentzündung sowie allergischem Asthma bronchiale. Weitere häufige Allergien im Kindes- und Jugendalter sind die Hausstaubmilbenallergie, die Insektenstichallergie und die Tierallergie.

Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass Kinder auf Allergene besonders empfindlich reagieren. Das liegt daran, dass ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Zudem ist die Haut von Kindern, an der sich viele Allergien manifestieren, noch dünner und durchlässiger als bei Erwachsenen.

Typisch für kindliche Allergien ist auch, dass sich die Erkrankungen noch verändern können. Im besten Fall bilden sie sich ganz zurück. Das gilt besonders für die Neurodermitis und früh einsetzende Nahrungsmittelallergien. Aber auch der umgekehrte Weg ist möglich: Viele Kinder, die früh unter Heuschnupfen litten, bekommen später auch Asthma.

Zudem gibt es Unterschiede, was das Alter der Kinder betrifft: Säuglinge leiden eher unter Nahrungsmittelallergien, etwas später steigen die Zahlen bei Tierallergien, Hausstaubmilbenallergie und Pollenallergie, noch später – als Jugendliche – leiden die meisten unter einer Pollenallergie.

Weitere wichtige Informationen zu Ursachen, Risikofaktoren, Symptomen, Diagnose und Therapie von Allergien, finden Sie unter Allergie.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Ein großer Risikofaktor für die Entwicklung einer Allergie bei Kindern ist die Vererbung. Wenn ein Elternteil unter einer Allergie leidet, liegt das Risiko, auch Allergien zu entwickeln, beim Kind bei etwa 30 Prozent. Wenn beide Elternteile betroffen sind, steigt die Wahrscheinlichkeit auf über 60 Prozent.

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Viele, wiederkehrende Infektionskrankheiten wie etwa RSV oder Keuchhusten: Sie sind umso bedeutsamer, je jünger das Kind ist.
  • Ein zu hygienisches Umfeld: Experten gehen davon aus, dass ein Kind auch mit Schmutz und Keimen konfrontiert sein muss, damit sich das Immunsystem normal entwickeln kann. Umgekehrt scheint übertriebene Hygiene hier negative Einflüsse zu haben.
  • Eltern, die rauchen: Wenn eine Frau in der Schwangerschaft raucht, kann das zu epigenetischen Veränderungen beim Embryo führen und sein Asthmarisiko steigt deutlich. Aber auch später ist die Exposition auf Zigarettenrauch ein Risikofaktor. Zudem ist Tabakrauch einer der Hauptauslöser für Asthmaanfälle bei Kindern, die bereits an dieser Erkrankung leiden.
  • Psychische Belastungen: Stress und belastende Lebenssituationen gelten als Auslöse- und Verschlechterungsfaktoren für manche Allergien wie etwa Asthma.
  • Falsche Ernährung: Sie kann vermutlich vor allem bei Nahrungsmittelallergien und Pollen-assoziierten Kreuzallergien eine Rolle spielen.
  • Umweltbelastungen: Luftschadstoffe wie Ozon oder Diesel werden ebenfalls als Risikofaktoren diskutiert.

Symptome einer Allergie bei Kindern

Die Beschwerden, die eine Allergie hervorruft, unterscheiden sich bei Kindern kaum von denen bei Erwachsenen. Allerdings ist das Erkennen der Symptome bzw. der dahinterliegenden Allergie für Eltern oft schwierig, weil viele dieser Symptome auch anderen Erkrankungen zugeordnet werden können. So ähneln zum Beispiel die Symptome einer Infektionskrankheit oft denen einer Allergie. Wichtig ist daher für Eltern das genaue Hinschauen und Achtsam sein:

  • Neurodermitis, auch atopisches Ekzem: Allergene sind Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaub oder Tierhaare. Auch psychisch belastende Ereignisse können eine Rolle spielen. Die Symptome sind Milchschorf (schorfiger Hautausschlag) im Gesicht, an Armen und Beinen, gerötete, nässende und stark juckende Haut.
  • Nahrungsmittelallergien: Die häufigsten Nahrungsmittelallergene sind Kuhmilch, Hühnerei, Nüsse, Fisch, Weizen und Soja. Symptome sind gerötete, juckende Haut, Anschwellen von Lippen oder Zunge, Brennen von Zunge und Hals, laufende Nase, Dauerniesen, Husten, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Erbrechen, blutiger Stuhl, bei Babys zusätzlich Appetitlosigkeit.
  • Allergischer Schnupfen (Heuschnupfen): Allergene sind in der Luft fliegende Pollen verschiedener Pflanzen. Die Symptome sind Niesattacken, Fließschnupfen, verstopfte Nase, juckende, brennende oder tränende Augen, Juckreiz oder Brennen im Hals.
  • Allergisches Asthma bronchiale: Auslöser sind zum Beispiel Tiersekrete oder Hausstaubmilbenkot.
  • Symptome sind Reizhusten, Atemnot (mit hörbarem Pfeifen – Giemen) und Schwierigkeiten bei der Ausatmung.
  • Hausstaubmilbenallergie: Die Allergene finden sich zu 95 Prozent im Kot der Hausstaubmilben.
  • Symptome sind eine dauernd verstopfte Nase, Fließschnupfen, Kopfschmerzen, Niesanfälle, tränende Augen – besonders am Morgen, Kurzatmigkeit.
  • Tierallergie: Auslöser sind Hautschuppen und Körpersekrete wie Speichel oder Tränenflüssigkeit von Haustieren. Typische Symptome sind Niesreiz, Schnupfen und juckende Augen, schlimmstenfalls allergisches Asthma.
  • Insektenstichallergie: Auslöser ist das Gift, das eine Biene, Wespe oder Mücke beim Stich abgibt. Symptome sind Nesselsucht, Atemprobleme, Heiserkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, schlimmstenfalls allergischer Schock.

Wie wird Allergie bei Kindern diagnostiziert?

Die Diagnostik der Allergie bei Kinder unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der Erwachsenendiagnostik. Wichtig ist das Anamnesegespräch, am besten unterstützt von den Eltern. Weiters kommen Hauttests wie der Prick-Test und der Epikutantest (ab sechs Jahren) zum Einsatz – bei Kindern aber nur mit einzelnen allergenen Stoffen und nicht mit ganzen Testreihen wie bei Erwachsenen. Die Experten empfehlen zudem den Provokationstest bei schweren Nahrungsmittelallergien, aber nur dann, wenn andere Tests keinen schlüssigen Befund ergeben. Blutuntersuchungen kommen ab dem sechsten Lebensjahr in Frage.

Was die Diagnose von allergischem Asthma bei Kindern unter sechs Jahren betrifft, so ist sie besonders schwierig, weil Bronchienentzündungen aufgrund von Infekten, unter denen die kleinen Patienten oft leiden, kaum von Asthma bronchiale zu unterscheiden sind. Und: Kleine Kinder können oft noch nicht entsprechend mit einer Lungenfunktionsprüfung untersucht werden, da sie hier häufig nicht aktiv mitarbeiten können. Tatsache ist auch, dass eine Allergie bei Kindern oft erst nach mehreren Tests bestätigt werden kann.

Wann zum Arzt?

Wenn man bemerkt, dass sein Kind Anzeichen einer Allergie wie etwa gerötete Haut nach dem Essen, gerötete Augen nach dem Aufenthalt im Freien oder Ähnliches zeigt, sollte man sich zunächst an einen Kinderarzt wenden. Er wird eine genaue Diagnostik veranlassen und gegebenenfalls eine Therapie einleiten.

Anders liegt der Fall, wenn das Kind unter Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen oder anderen schweren allergischen Symptomen leidet. Hier könnte ein allergischer Schock vorliegen und es ist sofort der Notarzt zu rufen.

Wie wird eine Allergie bei Kindern behandelt?

Bei Kindern ist es besonders wichtig, erste Allergie-Anzeichen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und das Kind frühzeitig zu behandeln. Geschieht das nicht, kann sich das Allergenspektrum erweitern und es kann zum sogenannten Etagenwechsel kommen. Das gilt insbesondere für den scheinbar „harmlosen Heuschnupfen“. Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass sich die Pollenallergie auf die Bronchien ausweitet, was das Kind empfänglich für allergisches Asthma macht. Tatsächlich bekommen viele Kinder, die früh unter Heuschnupfen litten, später auch Asthma.

Es gibt folgende Behandlungsmöglichkeiten:

  • Allergen-Karenz: Bei vielen Allergieformen wie etwa Tierallergien oder Nahrungsmittelallergien kann durch das konsequente Vermeiden des jeweiligen Allergens viel erreicht werden. Bei einer Staub- oder Pollenallergie ist das weitaus schwieriger, aber auch hier kann man etwa die Wohnung ohne Teppiche und mit möglichst wenig Polstermöbeln gestalten und spezielle Allergiker-Bettwäsche verwenden oder sich bei Aufenthalten im Freien nach dem Pollenwarndienst richten.
  • Mastzellstabilisatoren: Das sind Medikamente, die antiallergisch und entzündungshemmend wirken. Sie werden unter anderem bei Asthma, allergischem Schnupfen oder Nahrungsmittelallergien angewendet. Es gibt sie in Form von Inhalationen, Nasenspray, Augentropfen oder Kapseln.
  • Antihistaminika: Das sind Medikamente, die die Wirkung von Histamin (ein Botenstoff, der eine Schlüsselrolle bei allergischen Reaktionen vom Soforttyp hat) hemmen, indem sie diese Rezeptoren blockieren. Sie eignen sich bei allergischem Schnupfen und Bindehautentzündung, Hausstaubmilbenallergie, Tierallergie, Nesselsucht, bestimmten Medikamentenallergien, Juckreiz bei Neurodermitis und Urtikaria. Außerdem werden sie als Notfallmedikament bei lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen wie etwa bei Insektengiftallergie oder Nahrungsmittelallergie eingesetzt. Es gibt sie als Nasenspray, Augentropfen, Tabletten oder Saft sowie als Salben, Gels oder Cremes.
  • Glukokortikoide: Das sind Medikamente wie Kortison, die auch bei allergischen Erkrankungen zum Einsatz kommen. Hier ist wichtig zu wissen, dass bei einer lokalen Anwendung, wie sie bei Allergien normalerweise der Fall ist, keine der gefürchteten Nebenwirkungen eintreten. Kortison wird vor allem bei Asthma und Neurodermitis eingesetzt. Die Anwendungsformen sind Cremes und Salben, Nasensprays, Augentropfen oder Dosieraerosole.
  • Andere Medikamente: In Einzelfällen kommen auch andere Medikamente wie bronchienerweiternde Substanzen, Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten oder Calcineurin-Hemmer zum Einsatz.
  • Spezifische Immuntherapie – SIT (Hyposensibilisierung): Das ist eine ursächliche Behandlungsmethode, bei der das Kind das Allergen regelmäßig in sehr kleinen, ansteigenden Dosen bekommt, damit sich das Körper daran gewöhnt und immer weniger bis gar nicht mehr allergisch darauf reagiert. Die SIT wird vor allem bei schwerer Pollenallergie, Hausstaubmilbenallergie oder Insektengiftallergie eingesetzt. Sie wird als Injektion unter die Haut, als Tablette oder Lösung unter die Zunge gegeben. Die Therapie dauert meist drei bis fünf Jahre.

FAQ

Häufige Anzeichen, die auf eine Allergie bei Kindern hindeuten können sind:

  • chronischer Schnupfen: Wenn ein Kind häufig niesen muss und eine laufende oder verstopfte Nase hat, könnte dies ein Anzeichen für Allergie sein.
  • Juckende, tränende Augen
  • Hautausschläge oder Ekzeme
  • Bauchbeschwerden: Bei einigen Kindern können Allergien Magen-Darm-Symptome verursachen, wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall verursachen
  • Atembeschwerden wie beispielsweise pfeifender Atem, Husten oder Atemnot.

Erste Symptome können sich schon sehr früh – im ersten Lebensjahr – zeigen. Das trifft zum Beispiel bei Neurodermitis mit geröteter, schorfiger Haut oder bei Nahrungsmittelallergien – etwa gegen Milch – zu.

Bei Kindern nehmen Allergien oft einen anderen Verlauf als bei Erwachsenen und können zum Beispiel in der Pubertät wieder verschwinden. Das gilt vor allem bei früh aufgetretenen Lebensmittelallergien und bei Neurodermitis. Andere Allergien wie zum Beispiel Nussallergien bleiben aber oft bestehen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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