Verstopfte Arterie in 3D
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Cholesterin – Definition, Werte, Behandlung bei erhöhtem Spiegel

Lesen Sie hier, was Cholesterin ist, wie Cholesterinwerte bestimmt und eingeteilt werden und wie ein zu hoher Cholesterinspiegel vermieden werden kann.

Factbox – Cholesterin

Lipoproteine: Befördern Cholesterin durch den Körper

HDL: Lipoprotein – „gutes“ Cholesterin

LDL: Lipoprotein – „böses“ Cholesterin

Bestimmung Cholesterinspiegel: Aus dem Blut, angegeben in Milligramm/Deziliter (mg/dl)

Anzustrebender Gesamtcholesterinwert: < 200 mg/dl

Anzustrebender LDL-Spiegel: < 160 mg/dl

Anzustrebender HDL-Spiegel: > 40 mg/dl

Hypercholesterinämie: Erhöhte Cholesterinwerte im Blut

Nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Senkung des Cholesterinspiegels: Ausgewogene Ernährung (mit wenig gesättigten und reichlich ungesättigten Fettsäuren), viel Bewegung / Sport, Einhalten eines gesunden Körpergewichts, Nikotinverzicht, eingeschränkter Alkoholkonsum

Was ist Cholesterin und wofür wird es benötigt?

Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz, die sehr wichtig für die Funktion unserer Körperzellen und für zahlreiche Stoffwechselvorgänge ist. Unter anderem wird es vom Körper zur Herstellung von Gallensäuren, Vitamin D und Sexualhormonen benötigt.

Wo kommt Cholesterin im Körper vor?

Cholesterin kommt nahezu überall im Körper vor. Um sicherzustellen, dass wir stets ausreichend Cholesterin zur Verfügung haben, stellt der Körper Cholesterin selbst her, überwiegend in der Leber. Von dort aus wird es über das Blut in unterschiedliche Gewebe transportiert. Außerdem nehmen wir Cholesterin mit der Nahrung auf.

Cholesterin ist in Wasser nicht löslich, weswegen es auf Lipoproteine angewiesen ist, um über das Blut in das Gewebe gelangen zu können. Es werden verschiedene Lipoproteine unterschieden, darunter „low density lipoproteins“ (LDL) und „high density lipoproteins“ (HDL).

HDL verfügt über eine hohe Dichte und wird auch als „gutes Cholesterin“ bezeichnet, da es hilft, Cholesterin aus dem Blut zur Leber zu transportieren, wo es abgebaut wird. LDL hat eine niedrige Dichte, transportiert Cholesterin zu den Zellen und wird auch „schlechtes Cholesterin“ genannt – denn ist ein Überangebot davon vorhanden, dann lagert es sich in den Arterien ab. Während also hohe Konzentrationen an LDL-Cholesterin zu Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) führen können, haben hohe Konzentrationen an HDL-Cholesterin eine schützende Wirkung auf die Gefäße. Spricht jemand also davon, dass er einen zu hohen Cholesterinspiegel hat, dann ist von LDL-Cholesterin die Rede, nicht von HDL-Cholesterin.

Wann und wie werden die Cholesterinwerte bestimmt?

Arteriosklerose erhöht das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Niereninsuffizienz und andere Erkrankungen. Da ein erhöhter Cholesterinspiegel die Entstehung von Arteriosklerose fördert, wird es routinemäßig bei einer Blutuntersuchung bestimmt, z.B. bei einer normalen Vorsorgeuntersuchung. Bei Personen mit Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes mellitus, Adipositas und anderen Erkrankungen werden die Cholesterinwerte regelmäßig erhoben.

Der Cholesterinspiegel wird aus dem Blut bestimmt und in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) angegeben.

Welche Cholesterinwerte sind normal?

Die anzustrebenden Cholesterinwerte hängen vom Geschlecht, Alter und von anderen Faktoren ab. Allgemein sollten gesunde Menschen einen Gesamtcholesterinwert von maximal 200 mg/dl (ca. 5,2 mmol/l) anstreben. Das LDL-Cholesterin sollte als Teil des Gesamtcholesterinwertes unter 160 mg/dl (ca. 4,1 mmol/l) liegen. Weiters wird ein HDL-Cholesterinwert von über 40 mg/dl (ca. 1 mmol/l) empfohlen.

Für eine zuverlässige Aussage über das individuelle Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Folgeerkrankungen ist u.a. das Verhältnis aller Blutfette, darunter Cholesterin und Triglyceride, zueinander wichtig.

Wann sind die Cholesterinwerte zu niedrig, wann erhöht?

Mögliche Ursachen für einen zu niedrigen Cholesterinspiegel sind u.a.

  • Unterernährung
  • Leberzirrhose
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Bestimmte Fettstoffwechselkrankheiten

Da die Ursache auch eine andere sein kann, sollten von der Norm abweichende Laborwerte immer mit dem Arzt besprochen werden.

Ein erhöhter Cholesterinspiegel wird auch als Hypercholesterinämie bezeichnet. Es wird zwischen primärer und sekundärer Hypercholesterinämie unterschieden.

Primäre Hypercholesterinämie ist auf genetische Veranlagung (familiäre Hypercholesterinämie) zurückzuführen.

Sekundäre Hypercholesterinämie ist häufiger und tritt infolge anderer Erkrankungen oder eines ungesunden Lebensstils auf. Die Diagnose Hypercholesterinämie kann sich auf das Gesamtcholesterin oder auf das LDL-Cholesterin beziehen.

Mögliche Ursachen für einen erhöhten Cholesterinspiegel im Sinne einer sekundären Hypercholesterinämie sind:

  • Grundkrankheiten wie chronische Erkrankungen der Nieren
  • Leber und Gallenwege
  • Nephrotisches Syndrom
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • (schlecht eingestellter) Diabetes mellitus
  • Adipositas
  • Genetische Veranlagung
  • Ungesunder Lebensstil mit zu wenig Bewegung und unausgewogener Ernährung
  • Bestimmte Medikamente (z.B. Kortisonpräparate, Diuretika)

Cholesterinspiegel ohne Medikamente senken

Eine Ausgewogene Ernährung mit wenig gesättigten und reichlich ungesättigten Fettsäuren, viel Bewegung, das Einhalten eines gesunden Körpergewichts, Nikotinverzicht und eingeschränkter Alkoholkonsum sind der Schlüssel, um den Cholesterinspiegel ohne Medikamente zu senken, weswegen die Behandlung einer Hypercholesterinämie primär auf einer Lebensstiländerung basiert.

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Omega-3- und -6-Fettsäuren) können vom Körper nicht selbst hergestellt werden und müssen in ausreichender Menge mit der Nahrung zugeführt werden, da sie u.a. für die Regulation des Fettstoffwechsels und den Aufbau verschiedener Zellstrukturen wichtig sind. Eine ausreichende Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren trägt zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels bei. Ganz anders sieht die Sache bei gesättigten Fetten und Transfettsäuren aus. Eine überhöhte Aufnahme dieser erhöht die LDL-Cholesterinwerte und das Gesamtcholesterin.

Erhöhter Cholesterinspiegel – Was sollte man essen, was nicht?

Gesättigte Fettsäuren sind in tierischen Lebensmitteln zu finden. Prinzipiell und besonders wenn der Cholesterinspiegel erhöht ist empfiehlt sich ein eingeschränkter Verzehr von fettreichen Milchprodukten, fettreichen Fleisch- und Wurstwaren, frittierten Speisen, verarbeiteten Lebensmitteln (z.B. Backwaren) und Fertigprodukten. Eine cholesterinarme Ernährung besteht aus Obst, Gemüse, vollwertigen Getreideprodukten, magerem Fleisch und Fisch und ist reich an ungesättigten Fettsäuren. Diese kommen u.a. in verschiedenen Speiseölen sowie in bestimmten Fischen und Nüssen vor. Bereits kleine konsequent durchgeführte Änderungen in der Ernährung können sich sehr positiv auf den Cholesterinspiegel und die Gesundheit auswirken.

Erhöhter Cholesterinspiegel – Medikamentöse Therapie

Gelingt es nicht, den Cholesterinspiegel trotz dieser Maßnahmen zu senken, ist ergänzend eine medikamentöse Behandlung notwendig. Die Therapiebedürftigkeit orientiert sich nicht nur an den allgemeinen Grenzwerten, sondern auch an der individuellen Risikosituation, also daran, wie hoch das Risiko für Arteriosklerose und deren Folgeerkrankungen ist.

Zum Einsatz kommen u.a. Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer (CSE-Hemmer; Statine), die zu einer Reduktion des LDL-Cholesterins führen, indem sie dessen Neubildung in der Leber hemmen. Ist ein Medikament alleine nicht ausreichend wirksam, können Kombinationen notwendig sein, z.B. mit einem selektiven Cholesterinresorptionshemmer. Seit einiger Zeit steht mit den sogenannten PCSK9-Hemmern (Alirocumab, Evolocumab) eine neue wirksame Wirkstoffklasse zur Behandlung der Hypercholesterinämie zur Verfügung. Die Wirkung von PCSK9-Hemmern basiert auf der Hemmung des Enzyms PCSK9, welches am Cholesterinstoffwechsel beteiligt ist. Sie werden bei Patienten mit einer erblich bedingten Fettstoffwechselstörung und mit einer Hypercholesterinämie, bei welchen andere Therapiemaßnahmen keinen ausreichenden Erfolg gebracht haben, eingesetzt, um das LDL-Cholesterin zu senken.

Welches Medikament bzw. welche Kombinationstherapie letztendlich eingesetzt wird, ist von vielen Faktoren abhängig und wird für jeden Patienten, ausgehend davon, welcher Zielwert aufgrund des individuellen Risikos maßgeblich ist, individuell bestimmt.


  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

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