Zahnimplantate
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Zahnimplantate/Implantologie

Zahnimplantate sind künstliche Zahnwurzeln, die dauerhaft in den Kieferknochen eingesetzt werden, wenn jemand einen Zahnverlust erlitten hat. Lesen Sie hier alles über Vor- und Nachteile von Zahnimplantaten, die dafür notwendige Behandlung und die Kosten.

Zahnimplantate, Implantate

Definition: feste medizinische Anker für künstliche Zähne als dauerhafter Zahnersatz für fehlende Zähne

Voraussetzungen: Mundgesundheit, gute Mundhygiene, ausreichend eigener Kieferknochen oder Möglichkeit zum Knochenaufbau vorhanden

Kontraindikationen: frischer Herzinfarkt oder Hirnschlag, fortgeschrittenes Krebsleiden, manche psychiatrischen Erkrankungen, Bluterkrankheit, entgleister Diabetes mellitus, Drogenabhängigkeit; Einnahme von bestimmten Medikamenten

Was sind Zahnimplantate und welcher Arzt setzt sie ein? 

Zahnimplantate sind feste medizinische Anker für künstliche Zähne, die als dauerhafter Zahnersatz für fehlende Zähne in den Kieferknochen eingesetzt werden. In der Regel bestehen sie aus drei Elementen: dem Implantatkörper (künstliche Zahnwurzel), dem Aufbau (Abutment) und der Zahnkrone (sichtbarer Teil). 

Was das Implantat selbst betrifft, so handelt es sich dabei meist um eine Titan- oder Zirkonschraube, die zylindrisch oder zahnwurzelähnlich aussieht. Sie wird in den Kieferknochen verschraubt und nach mehreren Wochen verwächst das Implantat mit dem Kieferknochen. Ist das geschehen, so kann das Implantat einen künstlichen Zahn tragen, die Implantatkrone. Sie wird maßgeschneidert angefertigt und fühlt sich an wie ein natürlicher Zahn. 

Eingesetzt wird ein Implantat vom Zahnarzt, der idealerweise auf Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie oder Implantologie spezialisiert ist. Die Implantologie ist ein Teilgebiet der Zahnmedizin und bezeichnet die Lehre vom Einsetzen körperfremder Materialien mit dem Ziel der verträglichen Einheilung in den Körper. Der Zahnarzt, der Implantate einsetzt, wird Implantologe genannt. 

Zahnimplantate sind eine gute Lösung für Menschen, die einen Zahnverlust erlitten haben. Allerdings müssen Restzahngebiss und Zahnfleisch gesund sein bzw. muss gegebenenfalls eine Parodontitis behandelt werden, bevor man ein Zahnimplantat setzen kann. Außerdem muss genügend eigenes Kieferknochenangebot vorhanden sein. Andernfalls ist ein Knochenaufbau (Sinuslift) notwendig, bevor man mit der Implantatbehandlung beginnen kann. 

Und: Nach der Implantation ist die sorgfältige Implantatpflege und Zahnpflege einschließlich Mundhygiene angesagt. Ganz besonders gilt das für die Einheilungsphase. 

Wie sind Zahnimplantate aufgebaut? 

Das Zahnimplantat selbst ist eine künstliche Zahnwurzel, die in der Regel aus drei Teilen besteht. 

  • Implantatkörper: ersetzt die Zahnwurzel im Kieferknochen und wird als künstliche Zahnwurzel in den Kieferknochen eingedreht oder auch eingeklopft.
  • Implantataufbau (Abutment): Der Implantataufbau wird durch eine kleine Schraube, die aus der Schleimhaut herausragt und nach der Einheilphase als Befestigungsgrundlage für den sichtbaren Zahnersatz dient, befestigt.
  • sichtbarer Zahnersatz (Suprakonstruktion): Das ist die Implantatkrone, die nach dem erfolgreichen Verwachsen des Implantats mit dem Knochen mit dem Implantataufbau verschraubt oder aufzementiert wird. 

Selten werden auch einteilige Zahnimplantate eingesetzt. Sie bestehen aus einem Implantatkörper mit Abutment und werden vor allem dann verwendet, wenn der Patient sehr schmale Kiefer hat und ein Knochenaufbau nicht möglich ist. 

Woraus bestehen Zahnimplantate? 

Es gibt eine Vielzahl von Implantat-Systemen, -formen und -arten, wobei sich vor allem die Schraubenimplantate durchgesetzt haben. Diese bestehen in der Regel aus Titan, da dieses Material eine besonders gute Biokompatibilität besitzt. Das heißt, dass der menschliche Körper Titan sehr gut verträgt, dass die Implantate aus Titan meist auch problemlos in den Kieferknochen einheilen und dass sie damit auf lange Sicht gesehen eine sehr gute Basis für den Halt des Zahnersatzes bilden. 

Zudem gibt es auch Zahnimplantate aus Keramik, die ebenfalls eine sehr gute Bioverträglichkeit aufweist. Keramik ist vor allem für Patienten geeignet, die sehr dünnes Zahnfleisch haben oder unter Parodontitis leiden, und Keramik-Implantate können problemlos der Farbe des Knochens angepasst werden. Das ist zum Beispiel dann von Vorteil, wenn ein Zahn im Frontbereich durch ein Implantat ersetzt werden muss. Allerdings haben Keramik-Implantate auch den Nachteil, dass das Material weniger stabil und elastisch ist als Titan und daher leichter brechen kann. 

Was sind Mini-Implantate? 

Mini-Implantate werden für die Versorgung von zahnlosen Kiefern eingesetzt, denn sie können Vollprothesen sicheren Halt geben. Das ist für viele Patienten, die Prothesenträger sind und unter diversen Nachteilen und Unannehmlichkeiten einer Vollprothese leiden, eine gute Lösung. Wie der Name schon sagt, sind Mini-Implantate im Vergleich zu herkömmlichen Zahnimplantaten kleiner. Das heißt, sie haben nur einen Durchmesser von rund 1,8 bis maximal drei Millimeter und bestehen nur aus einem Teil. (Herkömmliche Zahnimplantate haben einen Durchmesser von zwei bis sieben Millimetern und bestehen aus drei Teilen.) Auch Mini-Implantate werden aus Titan hergestellt. Sie tragen am oberen Ende Kugelköpfe, auf die man die Prothese aufstecken kann. 

Vorteile von Mini-Implantaten sind: 

  • sofortige Belastbarkeit
  • wesentlich geringerer Behandlungsaufwand
  • einfache Handhabung beim Befestigen der Prothese 
  • geringere Kosten

Wie läuft die OP bei einer Zahnimplantation ab? 

Für die Operation sind nur wenige Schritte vonnöten: 

  • Betäubung: Für eine Zahnimplantation genügt meist eine lokale Betäubung. In manchen Fällen – zum Beispiel dann, wenn der Patient sehr angespannt ist oder unter Würgereiz leidet – wird Lachgas eingesetzt. Es wirkt stark entspannend, wobei man aber bei vollem Bewusstsein ist. Auf Wunsch kann die Zahnimplantation auch unter Vollnarkose durchführen lassen. 
  • Setzen der Implantate: Sobald die Narkose wirkt und der Kiefer schmerzunempfindlich ist, wird das Zahnfleisch an der entsprechenden Stelle mit einem kleinen Schnitt geöffnet und der Kiefer freigelegt. 
  • Festlegen der genauen Position des Implantats: Die genaue Planung der Implantatposition ist u.a. mittels digitaler Volumentomografie (DVT) möglich. Manche Zahnärzte verwenden auch eine Bohrschablone, die dem Kieferknochen angepasst ist und das Implantat in die richtige Position bringt. 
  • Bohren des Raums für das Implantat: Danach wird mit speziellen, meist wassergekühlten Bohrern der Raum für das Implantat im Kiefer gebohrt. Das ist in der Regel schmerzfrei, aber man spürt das Vibrieren des Bohrers.
  • Einschrauben des Implantats: Nun werden die künstlichen Zahnwurzeln in den Kieferknochen eingeschraubt und mit einem Deckel versehen, damit sie geschlossen einheilen können.
  • Verschließen der Schleimhaut: Danach wird die Schleimhaut mit ein paar Nahtstichen wieder verschlossen und die Einheilung kann beginnen. Bei dieser Einheilung werden die geschlossene und die offene Einheilung unterschieden: Bei der geschlossenen umschließt die Schleimhaut das Implantat zur Gänze, bei der offenen ist es nach oben hin sichtbar. 

Dieser Ablauf dauert – abhängig von der Anzahl der Implantate und dem Zustand des Knochens –  

zwischen 15 Minuten und einigen Stunden. Danach kann man – je nach Wunsch und wenn es medizinisch möglich ist- ein Provisorium auf die Implantate setzen, denn diese müssen erst sicher einheilen. 

Was ist nach der OP zu beachten? 

  • Wichtig ist jetzt eine perfekte Mundhygiene, um Wundheilungsstörungen zu vermeiden.
  • Empfohlen wird der Verzicht auf das Rauchen, da das Risiko für Wundheilungsstörungen bei Rauchern viel größer ist. 
  • Auch Alkohol in zu großen Mengen kann die Immunabwehr schwächen. 
  • Intensiver Sport und starke körperliche Belastung sollte in der ersten Woche nicht stattfinden.

Kann es zu Komplikationen nach dem Einsetzen von Zahnimplantaten kommen? 

Wie bei jeder Operation kann es auch beim und nach dem Einsetzen von Implantaten zu Komplikationen und Beschwerden kommen. 

Risiken bei der Operation

  • Verletzung der Zähne und Zahnwurzeln (bei beengten anatomischen Verhältnissen möglich)
  • Verletzung der umgebenden Weichteile
  • Blutungen
  • Unterkieferbruch (bei bereits starker Knochenschwächung)

Frühe Beschwerden nach der Implantation 

  • Schwellungen
  • postoperative Blutungen
  • Blutergüsse
  • Schmerzen
  • Wundheilungsstörungen (vor allem bei Knochenaufbau problematisch) 
  • Implantat-Infektion (Der Körper nimmt das Implantat nicht an, es findet kein Zusammenwachsen mit dem Knochen statt. Antibiotika und Schmerzmittel können dagegen eingesetzt werden, die Entfernung eines Implantats ist der letzte Ausweg.)

Spätkomplikationen

  • Periimplantitis (Dabei baut sich der Knochen um das Implantat ab) 
  • Schäden, die am Implantat selbst entstehen
  • Implantatverlust 

Was kosten Zahnimplantate? 

Die Krankenkassen zahlen in der Regel nicht für die Behandlung mit Implantaten. Also muss der Patient die Kosten selbst tragen. 

Diese Kosten setzen sich aus dem Zahnarzthonorar für Diagnostik, Implantation und gegebenenfalls Knochenaufbau sowie den Preisen für das Implantat zusammen. Ein Implantat kostet im Schnitt 1.100 Euro, hinzu kommen die Kosten für den Zahnersatz auf dem Implantat (nochmals ca. 1.100 Euro). 

In einigen besonderen medizinischen Fällen zahlt die Kasse nach Bewilligung Zuschüsse. 

  • bei Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
  • bei Tumorpatienten nach OP in der Mundhöhle
  • bei Patienten nach mehrfachen Kieferbrüchen in der Rehabilitation
  • bei Patienten mit extremen Kieferverhältnissen
  • bei Patienten mit Nichtanlage der Zähne 1 bis 5 im Ober- oder Unterkiefer  

FAQ

Die Experten betonen, dass nicht jeder verlorene Zahn zwingend ersetzt werden muss. Wenn Kaufähigkeit und Ästhetik weiterhin gegeben sind, ist das nicht notwendig. Aber wer Zahnersatz benötigt, gute Mundhygiene pflegt und keine Krankheit hat, die Implantate ausschließt, ist mit Implantaten gut beraten – auch in höherem Alter.

Medizinisch kontraindiziert ist das Implantieren nach frischem Herzinfarkt oder Hirnschlag, bei fortgeschrittenen Krebsleiden, bei manchen psychiatrischen Erkrankungen wie Manie oder Schizophrenie, bei Bluterkrankheit und entgleistem Diabetes mellitus. Außerdem gelten bestimmte Medikamente (z.B. Bisphosphonate) als Kontraindikation und Rauchen als besonderer Risikofaktor.

Der Knochen selbst hat keine Mechanismen, ein Implantat „abzustoßen“, aber wenn sich eine bedeutsame Entzündung entwickelt, kann der Knochen rund um das Implantat absterben und die Einheilung des Implantats findet nicht statt.

Ja. Es gelten aber die allgemeinen Voraussetzungen für den Einsatz von Zahnimplantaten.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass nach erfolgreicher Einheilung nach zehn Jahren rund 90 Prozent der Implantate noch in Funktion sind, und dass Zahnimplantate unter günstigen Voraussetzungen ein Leben lang halten können.

Nach der Einheilzeit, die sich von vier Wochen bis zu Monaten erstrecken kann, sind Implantate genauso und manchmal sogar noch belastbarer als eigene Zähne.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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