Streptokokken-Infektion
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Streptokokken-Infektion

Streptokokken sind Bakterien, die Teil der normalen Bakterienflora des Menschen sind. Sie können zahlreiche Krankheiten auslösen. Die Infektionen sind meist harmlos, aber in manchen Fällen kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Erfahren Sie hier die wichtigsten Fakten über Streptokokken-Infektionen, ihre Entstehung, mögliche Symptome und Behandlungsmethoden.

Zusammenfassung

Streptokokken Infektion

Definition: Infektion mit einem Streptococcus Bakterium

Übertragung: Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion, Übertragung während der Geburt

Inkubationszeit: 1-3 Tage

Symptome: abhängig vom Bakterienstamm

Diagnose: anhand der Symptomatik, Bakterienkultur, Schnelltests

Behandlung: Antibiotika (Penicillin), fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente

Was ist eine Streptokokken-Infektion?

Streptokokken sind Bakterien, die zur normalen Bakterienflora des Menschen zählen und in zahlreichen Unterarten vorkommen. Sie kommen vor allem im Bereich der Haut und der Schleimhaut vor und besiedeln Darm, Mund- und Rachenraum sowie die Vagina. In der Regel sind sie harmlos, aber bei einer starken Vermehrung können sie Krankheiten verursachen. Typische Infektionskrankheiten sind Scharlach, Mandelentzündungen, Mittelohrentzündungen und Rachenentzündungen.

Eine Streptokokken-Infektion lässt sich gut mit Antibiotika behandeln und heilt normalerweise folgenlos aus. Nur in seltenen Fällen, meist bei kleinen Kindern mit noch nicht voll entwickeltem Immunsystem oder Personen mit geschwächter Immunabwehr, kann sich die Infektion ausbreiten und zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Akutem Rheumatischem Fieber, Nierenentzündungen oder sogar einer Sepsis führen.

Welche Streptokokken-Arten gibt es?

Streptokokken sind eine vielfältige Gruppe von Bakterien mit unterschiedlichen Eigenschaften. Man unterscheidet sie anhand ihrer Fähigkeit, rote Blutkörperchen aufzulösen (Hämolyse), in verschiedene Subtypen:

  • Alpha-hämolysierende (vergrünende) Streptokokken: Sie befinden sich hauptsächlich in der Mundhöhle und können Karies verursachen.
  • Beta-hämolysierende Streptokokken (vollständige Hämolyse): Streptococcus pyogenes ist ein bekannter Erreger dieser Art und verursacht Scharlach, Wundrose und Mandelentzündungen (Angina tonsillaris).
  • Gamma-hämolysierende Streptokokken (keine Hämolyse): Ein Beispiel sind Enterokokken, die Harnwegsinfektionen und Wundinfektionen auslösen können. Allerdings gelten Enterokokken heute als eine eigene Bakteriengattung.

Die hämolysierenden Streptokokken werden weiter in Gruppen von A bis Q unterteilt (Lancefield Klassifikation), wobei verschiedene Gruppen unterschiedliche Erkrankungen hervorrufen können. Es ist wichtig zu wissen, dass nur bestimmte Arten von Streptokokken für den Menschen gefährlich werden können. Dazu gehören:

  • Streptokokken der Gruppe A: Diese können Scharlach, Mandel-, Rachen- und Mittelohrentzündungen verursachen und sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen.
  • Streptokokken der Gruppe B: B-Streptokokken verursachen häufig Krankheiten bei Neugeborenen oder Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr.Während und auch nach der Geburt kann sich ein Baby bei der Mutter anstecken und an einer Neugeborenensepsis erkranken.  Durch einen Abstrich kurz vor der Geburt kann getestet werden, ob sich in der Scheide oder im Anus Streptokokken der Gruppe B befinden, die Krankheiten verursachen können. Streptokokken der Gruppe B können aber auch andere Erkrankungen verursachen, wie Wundinfektionen, Blutvergiftungen, Hirnhautentzündungen und Harnwegsinfektionen.
  • Streptokokken der Gruppen C, F und G: Diese Streptokokken verursachen häufig eitrige Infektionen, die sich im Mundraum finden.
  • Streptokokken der Gruppe D: Dazu werden die Enterokokken gezählt, die Harnwegs-, Wund- und Darminfektionen auslösen können.

Zudem gibt es auch Streptokokken, die zu keiner der Gruppen A bis Q gezählt werden. Das sind zum Beispiel Pneumokokken die Lungenentzündungen (Pneumonien) sowie andere schwereKrankheiten wie Gehirnhautentzündungen oder Sepsis verursachen können.

Übertragung und Ansteckung

  • Tröpfcheninfektion: Die Ansteckung erfolgt über Sekrete der Atemwege, wenn die Bakterien beim Niesen oder Husten über die Luft eingeatmet werden.
  • Schmierinfektion: Die Ansteckung erfolgt über mit den Bakterien kontaminierte Gegenstände wie Türgriffe, Lichtschalter oder Ähnliches.
  • Übertragung während der Geburt: Werdende Mütter, die mit Streptokokken infiziert sind, können während des Geburtsvorgangs Streptokokken auf ihr Baby übertragen.

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch erster Symptome, beträgt in der Regel ein bis drei Tage. Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit hängt davon ab, ob eine Therapie mit Antibiotika durchgeführt wird oder nicht. Mit Therapie ist man nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend, während ohne Therapie die Ansteckungsfähigkeit bis zu drei Wochen dauern kann.

Symptome

Streptokokken können eine Vielzahl von Erkrankungen auslösen. Daher variieren die Symptome einer Streptokokkeninfektion je nach Erreger und können auch unterschiedlich schwerwiegend sein. Hier sind einige Beispiele:

  • Streptokokkenangina: starke Halsschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und allgemeines Unwohlsein.
  • Scharlach: nicht juckender Hautausschlag, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Fieber, später eine erdbeerrote Zunge und schuppige Haut.
  • Wundrose: infizierte Haut, Unterhaut und lokale Lymphgefäße führen zu stark geröteter und schmerzender Haut sowie hohem Fieber.
  • Toxisches Schock-Syndrom (TSS): eine schwerwiegende Erkrankung, bei der Streptokokken ins Blut gelangen und eine Sepsis (Blutvergiftung) verursachen können. Bei Nichtbehandlung drohen Kreislaufversagen und Multiorganversagen.
  • Pneumokokken-Lungenentzündung: hoher Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Husten und Atemnot. Die Bakterien können sich im ganzen Körper ausbreiten und zu einer Sepsis oder Meningitis (Hirnhautentzündung) führen.

Diagnose und Schnelltests

Bei der Diagnose liefern dem Arzt die Symptome und der Verlauf der Krankheit erste Anhaltspunkte.Um die Diagnose zu bestätigen, wird ein Abstrich von der Haut oder Schleimhaut entommen. – zum Beispiel aus dem Rachen, einer Hautwunde oder der Vaginalschleimhaut. Anschließend wird eine Bakterienkultur angelegt, und wenn die Streptokokken wachsen, erkennt der Arzt anhand ihrer Form und ihres Aussehens unter dem Mikroskop, um welche Art es sich handelt.

Für bestimmte Arten von Streptokokken gibt es auch Schnelltests aus der Apotheke, bei denen das Ergebnis bereits nach wenigen Minuten vorliegt. Dies ist zum Beispiel bei Streptokokken der Gruppe A möglich, die häufig Scharlach, Mandel-, Rachen- und Mittelohrentzündungen verursachen.

Ein anderer Schnelltest identifiziert Pneumokokken. Der Arzt kann anhand einer frischen Urinprobe feststellen, ob die Bakterien nachweisbar sind. Ebenso existiert ein Streptokokken-Test für Schwangere, bei dem ein Abstrich von der Vaginalschleimhaut durchgeführt wird, um auf Streptokokken der Gruppe B zu testen.

Behandlung

Eine Streptokokken-Infektion lässt sich in der Regel schnell und unkompliziert mit der Gabe eines Antibiotikums behandeln. Zusätzlich oder alternativ (bei weniger schweren Krankheitsverläufen) können auch fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente verabreicht werden.

Streptokokken und Geburt

In seltenen Fällen kann eine Streptokokken-Infektion der werdenden Mutter während des Geburtsvorgangs zu einer folgenschweren Ansteckung des Babys führen. Dabei handelt es sich um eine Infektion mit Streptokokken der Gruppe B, die den Genital- und Afterbereich besiedeln und von dort in die Gebärmutter aufsteigen können. Dies wird erst bei der Geburt ein Problem dar, denn in der Fruchtblase ist das Kind noch geschützt.

Viele Frauen haben eine B-Streptokokken-Infektion, ohne es zu bemerken, da diese Bakterien weit verbreitet sind. Für die Frau selbst ist das meistens ungefährlich, aber es könnte beim Baby eine Infektion auslösen und zu einer Neugeborenensepsis führen. Die Neugeborenensepsis kann unterschiedlich verlaufen und in seltenen Fällen sogar zum Tod des Babys führen.

Deshalb bekommen Frauen, bei denen eine B-Streptokokkeninfektion im Genital- oder Analbereich festgestellt wurde, während der Geburt ein Antibiotikum, um sowohl die Mutter als auch das Baby zu behandeln.

Gibt es eine Impfung?

Bis heute gibt es nur eine wirksame Impfung gegen eine bestimmte Art von Streptokokken – die Pneumokokken. Diese Bakterien können schwere Infektionen und Lungenentzündungen verursachen.

Besonders gefährdet sind Kinder unter fünf Jahren und ältere Menschen, bei denen eine schwere Pneumokokken-Erkrankung trotz Antibiotika-Therapie und Intensivmedizin tödlich enden kann.

Die Ständige Impfkommisione (STIKO) empfiehlt die Pneumokokken-Impfung für:

  • alle Säuglinge ab einem Alter von zwei Monaten
  • für alle Personen ab 60 Jahren
  • für Menschen mit Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben

FAQ

B-Streptokokken lassen sich bei bis zu 40 Prozent aller schwangeren Frauen nachweisen, obwohl häufig keine Symptome vorliegen, die Infektion unbemerkt verläuft und für die Frau selbst keine Gefahr besteht. Wird die Infektion bei der Geburt aber nicht behandelt, kann das Baby angesteckt werden und eine Neugeborenensepsis entwickeln, die – sehr selten – im schlimmsten Fall zum Tod des Babys führen kann.

Streptokokken müssen nicht immer mit Antibiotika behandelt werden. Die Behandlung hängt von der Art und Schwere der Streptokokkeninfektion ab. In einigen Fällen kann der Körper die Infektion selbst bekämpfen, während in anderen Fällen eine Antibiotikatherapie notwendig ist, um Komplikationen zu verhindern und die Ausbreitung der Infektion zu stoppen. Es ist wichtig, dass die Entscheidung über eine Antibiotikabehandlung von einem Arzt/Ärztin getroffen wird, um die beste Therapie zu gewährleisten.

Kinder sind häufig von A Streptokokken Infektionen betroffen und entwickeln dann zum Beispiel Scharlach, Mandel-, Rachen- und Mittelohrentzündungen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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