Frau in einer Menge mit einer Panikattacke
Foto: Tero Vesalainen/shutterstock

Panikattacken und Panikstörung

Panikattacken sind plötzlich auftretende, starke Ängste, die sich innerhalb kürzester Zeit zu einem Höhepunkt steigern und sowohl psychische als auch körperliche Symptome verursachen. Sie können isoliert auftreten oder Teil einer Panikstörung sein. In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich die Symptome äußern, welche Ursachen infrage kommen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt

Zusammenfassung

Panikattacken, Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)

Definition: (wiederkehrende) ohne sichtbaren Anlass ganz plötzlich auftretende extreme Angst

Ursachen: genetische, biologische und psychosoziale Faktoren

Symptome: Herzrasen, Hitzewallungen, Beklemmungsgefühle, Zittern, Schwitzen, Schmerzen in der Brust, Atemnot, Angst zu sterben, Angst vor Kontrollverlust,….

Behandlung: vorübergehend Benzodiazepine, Antidepressiva, kognitive Verhaltenstherapie

Was sind Panikattacken?

Panikattacken sind plötzliche und extrem intensive Ängste, die ohne sichtbaren Anlass auftreten. Innerhalb weniger Minuten steigert sich die Angst zu einem Höhepunkt. Typischerweise gehen Panikattacken mit starken körperlichen Symptomen einher. Betroffene können Herzrasen, Hitzewallungen, Zittern, Schwitzen, Atemnot oder das Gefühl von Ohnmacht verspüren. Gleichzeitig besteht die Angst, zu sterben, verrückt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren, obwohl medizinische Untersuchungen keine körperliche Ursache zeigen.

Im Vordergrund des subjektiven Erlebens steht oft die Herzsymptomatik. Dies bedeutet, dass Betroffene plötzlich einen Anstieg des Blutdrucks, Schweißausbrüche, Schwindel und ein Engegefühl in der Brust erleben, ohne dass der Arzt eine kardiale Notsituation festgestellen kann. Dennoch wird in dieser Situation vielfach der Notarzt gerufen bzw. beginnt oft eine Ärzteodyssee, weil die Patienten davon überzeugt sind, an einer schweren körperlichen Krankheit zu leiden. Die Dauer einer Panikattacke beträgt in der Regel 10 bis 30 Minuten, kann aber auch nur 2 Minuten oder einige Stunden andauern.

Was ist eine Panikstörung?

Panikattacken können vereinzelt oder wiederholt auftreten. Wenn sie regelmäßig auftreten, spricht man von einer Panikstörung. Menschen, die von einer Panikstörung betroffen sind, entwickeln oft schon nach der ersten oder einer weiteren Attacke eine starke Erwartungsangst (auch als Angst vor der Angst bekannt – Phobophobie).

Dies führt häufig dazu, dass sie Orte oder Situationen meiden, an denen sie bereits eine Panikattacke erlebt haben. Dieses Vermeidungsverhalten kann zu sozialem Rückzug führen.

Panikstörung und Agoraphobie

Die Panikstörung tritt oft in Verbindung mit der Agoraphobie auf. Bei der Agoraphobie handelt es sich um eine Angsterkrankung, bei der Betroffene in bestimmten Situationen oder an bestimmten Orten Angst haben. Sie fürchten, dass sie diese Orte nicht schnell genug verlassen können oder dass sie Aufmerksamkeit erregen könnten, wenn sie eine Panikattacke erleben.

Solche Situationen können zum Beispiel Menschenmengen, öffentliche Plätze, enge oder geschlossene Räume, das Anstehen in einer Warteschlange oder das Reisen alleine sein. Wenn Panikattacken in diesem Zusammenhang auftreten, spricht man von einer Panikstörung mit Agoraphobie.

Häufigkeit von Panikattacken und Panikstörung

Die Panikstörung, bei der wiederholt Panikattacken auftreten, betrifft etwa zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung. Isolierte Panikattacken sind jedoch wesentlich verbreiteter: Ungefähr elf Prozent der Frauen und sieben Prozent der Männer erleben im Laufe ihres Lebens irgendwann eine Panikattacke.

Symptome einer Panikattacke

Die Symptome einer Panikattacke sind individuell unterschiedlich ausgeprägt. Am häufigsten kommt es zu folgenden Symptomen:

  • Herzrasen
  • Hitzewallungen
  • Beklemmungsgefühle
  • Zittern
  • Benommenheit
  • Schwitzen
  • Schmerzen in der Brust
  • Atemnot
  • Angst zu sterben
  • Angst vor Kontrollverlust
  • Magen-, Darmbeschwerden
  • Ohnmachtsgefühle
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln
  • Depersonalisation (Angst machendes Fremdheitsgefühl sich selbst gegenüber)

Die Symptome werden als äußerst unangenehm und nicht beherrschbar empfunden. Dennoch sind sie aus medizinischer Sicht ungefährlich.

Ursachen von Panikattacken und Panikstörung

Panikattacken haben in der Regel keinen offensichtlichen Auslöser. Ebenso gibt es keine typische einzelne Ursache für Panikstörungen. Heute geht man jedoch davon aus, dass genetische und biologische Faktoren eine Rolle spielen, wie beispielsweise eine familiäre Veranlagung zu Angsterkrankungen oder depressiven Störungen.

Zusätzlich können psychosoziale Faktoren wie belastende Lebenserfahrungen, der Verlust von nahestehenden Personen oder anhaltender Stress eine Rolle bei der Entstehung von Panikstörungen spielen.

Diagnose

Zunächst muss unterschieden werden, ob es sich um normale Angst handelt oder ob eine krankhafte Angst vorliegt. Dabei spielen insbesondere die Schwere der Angstsymptome, die fehlende klare psychologische Ursache und die Auswirkungen auf das soziale Leben eine Rolle.

Darüber hinaus ist es wichtig, organische Störungen auszuschließen, da Symptome wie Herzrasen, Schwitzen und Schwindel, die häufig bei Angsterkrankungen auftreten, auch auf bestimmte körperliche Erkrankungen hindeuten können. Dazu gehören beispielsweise Herzerkrankungen, Asthma bronchiale, Epilepsie oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Einige Medikamente, wie bestimmte Kreislaufmedikamente oder das plötzliche Absetzen von Beruhigungsmitteln, können ähnliche körperliche Beschwerden wie eine Panikattacke verursachen.

Zusätzlich sollte auch untersucht werden, ob der Betroffene an einer Depression oder einer anderen psychischen Störung leidet, da Angsterkrankungen häufig mit anderen psychischen Erkrankungen einhergehen können. In solchen Fällen muss in der Regel die Grunderkrankung behandelt werden, um auch die Angsterkrankung effektiv zu bewältigen.

Wenn das geklärt ist, wird eine Panikstörung diagnostiziert, wenn folgende Symptome vorhanden sind:

  • Es kommt zu wiederholten Panikattacken ohne spezifischen Auslöser.
  • Die Panikattacken treten spontan auf und sind nicht mit besonderen Anstrengungen, gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situationen verbunden.
  • Mindestens eines der folgenden Kriterien trifft über mindestens einen Monat zu:
    • Ständige Angst vor weiteren Panikattacken oder vor den Folgen einer Attacke.
    • Verhaltensänderungen aufgrund der Panikattacken, wie beispielsweise Vermeidungsverhalten.

Zur Diagnose einer Panikstörung werden häufig auch testpsychologische Verfahren eingesetzt, bei denen Selbstbeurteilungs- und Fremdbeurteilungsfragebögen verwendet werden.

Behandlung von Panikattacken und Panikstörung

Ein Hauptziel der Therapie ist es, dass der Patient seine Beschwerden als Ausdruck von Angst erkennt und akzeptiert. Die Behandlung kombiniert häufig pharmakologische und nicht-pharmakologische Strategien, wobei pharmakologische Ansätze im Vordergrund stehen.

In akuten Situationen werden oft vorübergehend angstlösende Medikamente (Benzodiazepine) eingesetzt. Diese wirken schnell und effektiv, aber sie bergen ein hohes Abhängigkeitsrisiko und sollten daher nur kurzfristig verwendet werden. Für die langfristige Therapie der Panikstörung haben sich Antidepressiva vom Typ SSRI oder SNRI als besonders wirksam erwiesen.

Doch auch nicht-pharmakologische Therapieansätze können bei Panikstörungen effektiv sein. Insbesondere kognitiv-verhaltenstherapeutische Verfahren haben sich als hilfreich erwiesen. Dabei geht es darum, den Patienten über die komplexen Zusammenhänge der Angstentstehung und den Auswirkungen der Angst zu informieren.

In weiterer Folge wird versucht, fehlerhafte und eingefahrene kognitive Muster zu korrigieren, indem den Patienten vermittelt wird, welche spezifischen Denkabläufe die Angst aufrechterhalten bzw. zu einer Ausweitung der Angst beitragen.

Hilfreich in der Akutsituation einer Panikattacke sind außerdem:

  • Sich bewusst machen, dass man gerade eine Panikattacke erlebt und dass dies an sich ungefährlich und relativ schnell vorübergeht.
  • Sich auf die Atmung konzentrieren: Durch die Nase einatmen, bis vier zählen, die Luft anhalten und bis sieben zählen, durch den Mund ausatmen und bis acht zählen.
  • Sich auf die Umgebung konzentrieren: Die Aufmerksamkeit auf das „Außen“ statt auf das „Innen“ richten.
  • Entspannungsverfahren anwenden, wie zum Beispiel die Progressive Muskelentspannung (z.B. Fäuste ballen und langsam wieder entspannen).
  • Bewegung machen, um Stresshormone abzubauen und wieder zu Entspannung zu finden.

Welche Ärzte sind bei Angststörungen zuständig?

Es ist verständlich, dass es oft schwierig sein kann, Hilfe bei starken Ängsten zu suchen. Die erste Anlaufstelle ist oft der Hausarzt oder die Hausärztin. Weitere Anlaufstellen sind:

  • Niedergelassene Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie
  • Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten
  • Ärztinnen und Ärzte mit Weiterbildung in psychotherapeutischer Medizin

FAQ

Eine typische Panikattacke dauert normalerweise ein paar Minuten bis zu einer halben Stunde. Die Symptome setzen ganz plötzlich ein, bauen sich innerhalb von einigen Minuten zu ihrem Maximum auf und schwinden dann wieder. In selteneren Fällen können Panikattacken auch bis zu einigen Stunden lang anhalten.

Eine Panikstörung mit wiederkehrenden Panikattacken ist jedenfalls behandlungsbedürftig, denn ohne Therapie können sich die Attacken verstärken und häufen. Wird die Störung aber behandelt, so bessern sich die Symptome bei vielen Patienten und manchmal verschwinden sie auch ganz.

Eine Panikstörung ist eine Variante der Angststörungen. Andere Angststörungen sind zum Beispiel die generalisierte Angststörung oder phobische Störungen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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