Älterer mann in Schonhaltung wegen Hexenschuss
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Hexenschuss – Definition, Ursache, Behandlung, Vorbeugung

Die mit einem Hexenschuss einhergehenden Schmerzen sind heftig, treffen einen scheinbar aus dem Nichts und zwingen Betroffene eine gekrümmte Schonhaltung einzunehmen. So ungut sich ein Hexenschuss auch anfühlt – ärztliche Hilfe ist nicht immer unbedingt erforderlich, die Beschwerden gehen zumeist vorüber. Welche Ursachen ein Hexenschuss haben, welche Beschwerden er verursachen und was gegen die Schmerzen getan werden kann, wieso Bettruhe nicht förderlich ist und was man tun kann um Rückenschmerzen vorzubeugen, lesen Sie hier.

Fact-Box

Hexenschuss (Lumbago): Starke akute Kreuzschmerzen/Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule

Auslöser: Ruckartige Bewegungen, falsches Heben schwerer Lasten, Rotationsbewegungen, andere plötzliche, nicht gewohnte und/oder ungeschickte Bewegungen

Ursachen: Muskelzerrungen, Verspannungen, Wirbelblockaden, Bandscheibenvorfall u. a.

Symptome: Akute intensive Schmerzen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule und über dem Kreuzbein, Schmerzen mit z. B. stechendem, ziehendem oder bohrendem Charakter, verhärtete Muskulatur, schmerzhafte Muskelverspannungen, Bewegungseinschränkungen, möglicherweise ausstrahlende Schmerzen u. a.

Diagnose: Ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung, neurologische Untersuchung, gegebenenfalls weiterführende Untersuchungen (z. B. bildgebende Verfahren)

Erste Hilfe-Maßnahmen & Behandlung: Wärme, Stufenlagerung, sanfte Bewegung/körperliche Aktivität, gegebenenfalls Schmerzmittel, manuelle Behandlungsmethoden, Behandlung zugrundeliegender Ursachen/Erkrankungen

Verschlimmern sich die Schmerzen durch diese oder andere Erste Hilfe-Maßnahmen, dann sollte die Anwendung beendet und das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Don’ts: Bettruhe und InaktivitätMuskel

Was ist ein Hexenschuss?

Unter einem Hexenschuss versteht man akute Schmerzen im Bereich der Lenden/akut einsetzende Kreuzschmerzen. Sie zählen zu den häufigsten Rückschmerzen, tun höllisch weh und veranlassen Betroffene von jetzt auf gleich zum Einnehmen einer gekrümmten Schonhaltung. Auslöser sind beispielsweise ruckartige Bewegungen, das falsche Heben von schweren Lasten oder bestimmte Rotationsbewegungen. Die Fachbezeichnung für den umgangssprachlichen Begriff “Hexenschuss“ lautet Lumbago. Die Bezeichnung “Hexenschuss“ kommt wohl daher, dass der heftige Schmerz wie aus heiterem Himmel in den unteren Rückenbereich schießt bzw. als sehr bösartig empfunden wird, so wie Hexen, welche früher im Volksmund mit etwas Negativem assoziiert wurden.

Ursachen

Lumbago kann verschiedene Ursachen haben. Die möglichen Auslöser der akuten Kreuzschmerzen sind oft banal und reichen von ruckartigen Bewegungen über das Heben schwerer Lasten (z. B. Kisten, Blumenerde bei Gartenarbeiten etc.) und Hochstemmen von Gegenständen mit gebeugtem Rücken bis hin zu für den Rücken ungünstigen Verdrehungen. Die eigentlichen Ursachen für Lumbago liegen jedoch tiefer; häufig liegt dem Hexenschuss eine funktionelle Störung zugrunde.

Hinter den Symptomen eines Hexenschusses können u. a. muskuläre Verspannungen, Muskelzerrungen oder Wirbelblockaden stecken. Nicht selten ist es eine reflexartige Muskelverspannung, die Betroffene in die Schonhaltung zwingt, oftmals verschieben sich durch die falsche Bewegung auch kleine Knochen im Beckenbereich. Auch eine Bandscheibenvorwölbung oder ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule können die Symptome hervorrufen, in solchen Fällen kann es zu sensorischen oder motorischen Ausfällen kommen. Mehr zum Thema Bandscheibenvorfall lesen Sie hier.

Dies ist jedoch verhältnismäßig selten der Fall. In einem großen Teil aller Fälle liegen bereits über längere Zeit muskuläre Verspannungen oder unzureichend trainierte Rückenmuskeln vor und ein bestimmter Auslöser (z. B. das Heben einer schweren Einkaufstasche oder einer Wasserkiste mit gebeugtem Rücken) „treibt die Situation an die Spitze“. Dadurch kann es auch zu einem Teufelskreis kommen – durch den Schmerz verspannt die Rückenmuskulatur, was zu mehr Schmerzen führt, wodurch sich wiederum die Muskeln noch stärker verspannen.

Ein Hexenschuss sollte also auch als Warnhinweis des Körpers gesehen und zum Anlass genommen werden, um zukünftig mehr für die Gesundheit des Rückens zu tun.

Symptome

Typisch für einen Hexenschuss sind intensive Schmerzen, die häufig von einem Moment zum nächsten in den unteren Rücken schießen. Die Schmerzen sind vorwiegend im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule und über dem Kreuzbein lokalisiert und werden von Betroffenen u. a. als stechend, ziehend oder bohrend beschrieben. Die Muskulatur im unteren Rücken wird hart und unbeweglich; die Funktionsstörungen einzelner Segmente der Wirbelsäule gehen mit schmerzhaften Muskelverspannungen einher. Der Schmerz führt dazu, dass sich Betroffene anfangs kaum noch bewegen können. Es kommt zu einer schmerzbedingten Bewegungseinschränkung, viele Betroffene können sich nicht mehr bücken und kaum aufrichten und nehmen eine Schonhaltung ein. Auch das aufrechte Stehen und Gehen können aufgrund der Rückenschmerzen sehr erschwert sein. Der heftige Schmerz kann auch in ein Bein ausstrahlen, strahlt der Schmerz entlang der Rückseite des Oberschenkels komplett in ein Bein aus, liegt eine Beteiligung des Ischiasnervs vor.

Diagnose

Ein Hexenschuss ist zwar sehr schmerzhaft, in der Regel aber nicht gefährlich. In einem großen Teil aller Fälle vergehen die Schmerzen und es ist keine ärztliche Hilfe erforderlich. Nichtsdestotrotz sollte man einen Hexenschuss als Zeichen dafür betrachten, dass man die Rückenmuskulatur mehr trainieren und allgemein mehr für die Rückengesundheit tun sollte. In manchen Fällen ist es sinnvoll/notwendig, einen Arzt aufzusuchen, etwa dann, wenn die Kreuzschmerzen sich verschlimmern oder anhalten, wenn die Schmerzen mit anderen Beschwerden einhergehen (anhaltende ausstrahlende Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen etc.) oder, wenn bereits seit längerem Verspannungen und Rückenschmerzen bestehen. Ansprechpartner sind der Arzt für Allgemeinmedizin und der Facharzt für Orthopädie.

Um den Hexenschuss bzw. die ungeklärten Rückenschmerzen genau abzuklären wird der Arzt zunächst die Krankengeschichte und die Beschwerden genau erfragen (Anamnese). Angaben zur Lokalisation, zur Dauer, zum zeitlichen Verlauf und möglichen bekannten Auslöser der Schmerzen, zu möglichen Begleitbeschwerden, zum Lebensstil und anderen Punkten liefern dem Arzt wichtige Hinweise auf die Problematik. Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung, im Rahmen welcher der Arzt u. a. den Rücken nach Verspannungen, Triggerpunkten und anderen schmerzhaften Stellen abtastet, die Form und Haltung des Rückens begutachtet, die Beweglichkeit der Wirbelsäule und Gelenke untersucht und das Gefühlsempfinden, die Muskelkraft und die Reflexe kontrolliert. Abhängig von der individuellen Situation können noch eine neurologische Untersuchung und weitere Tests durchgeführt werden. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall oder andere Erkrankungen sowie bei längerem Fortbestehen der Beschwerden trotz fachgerechter Therapie können weiterführende Untersuchungen (Blutuntersuchung, Röntgen, Magnetresonanztomographie u. a.) notwendig sein. Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation.

Behandlung

Dos: Wärme und Stufenlagerung
Zwei hilfreiche Maßnahmen bei einem Hexenschuss sind Wärme und Stufenlagerung. Wärme ist förderlich für die Durchblutung und hilft die harten und angespannten Muskeln zu entspannen. Betroffene können hierfür z. B. auf eine Wärmeflasche, ein Wärmepflaster, eine warme Moorpackung oder Rotlichtanwendungen zurückgreifen. Für eine Stufenlagerung, mit Hilfe welcher die Wirbelsäule und die untere Rückenmuskulatur entlastet werden können und durch welche sich die Schmerzen kurzzeitig lindern lassen, müssen sich Betroffene vorsichtig auf den Rücken legen und die Beine rechtwinkelig beugen. Die Unterschenkel können hierfür auf einem Stuhl oder einer anderen Erhöhung in passender Höhe abgelegt werden. Verschlimmern sich die Schmerzen durch diese oder andere Erste Hilfe-Maßnahmen, dann sollte die Anwendung beendet und ein Arzt aufgesucht werden.

Don’ts: Bettruhe und körperliche Inaktivität
Bettruhe und körperliche Inaktivität sind kontraproduktiv und können dazu beitragen, dass die Störung und die Schmerzen länger aufrechterhalten bleiben. Betroffene sollten sich also nicht ins Bett legen oder körperliche Aktivität meiden. Stattdessen ist sanfte Bewegung angesagt; es sollte versucht werden, normalen Aktivitäten so gut wie möglich nachzugehen. Bei vielen Betroffenen verläuft ein Hexenschuss gut und vergeht ohne, dass viel unternommen werden muss.

Weitere Maßnahmen

Gegebenenfalls können Schmerzmittel eingenommen werden (z. B. Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)).
In Bezug auf die Auswahl, Dosierung und richtige Einnahme von Schmerzmitteln ist es stets ratsam, sich von einem Arzt oder Apotheker beraten zu lassen.
Weitere Behandlungsmaßnahmen sind lokale Schmerzmittel zur örtlichen Betäubung und Schmerzausschaltung und die lokale Injektion von entzündungshemmenden Substanzen in den unteren Rückenbereich. Auch eine osteopathische Behandlung bzw. manuelle Behandlungsmethoden, durch welche die verspannten Muskeln gedehnt und gelockert werden, können hilfreich sein und zu rascherer Schmerzfreiheit verhelfen. Liegen dem Hexenschuss andere Erkrankungen zugrunde, steht die Behandlung dieser im Vordergrund.

Einem Hexenschuss vorbeugen

  • Sport, körperliche Bewegung: In Hinblick auf die Vorbeugung von Rückenschmerzen spielt Bewegung eine zentrale Rolle – sich körperlich fit zu halten und Kraft und Ausdauer regelmäßig zu trainieren hilft dabei Rückenproblemen entgegenzuwirken. Im Fall von Unsicherheiten dahingehend, welche Sportart bzw. Form der körperlichen Aktivität am besten geeignet ist oder bei bestimmten Erkrankungen (z. B. Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) ist es ratsam, mit dem Arzt zu besprechen, welche Bewegungsart und -intensität gut und sinnvoll sind. Außerdem ist es wichtig, sich auch im Alltag immer wieder zu bewegen (Schreibtischpausen, vermehrt zu Fuß gehen etc.).
  • Rückenfreundliche Sitzhaltung: Beim Sitzen ist es wichtig, auf eine rückenschonende Sitzhaltung zu achten, die Sitzposition gelegentlich zu ändern und sich regelmäßig zu strecken und zu dehnen. Der Bürostuhl sollte individuell anpassbar sein, beim Sitzen sollten die Oberschenkel auf der Sitzfläche aufliegen und die Füße fest auf dem Boden stehen; die Schultern sollten nicht vorwärts fallen.
  • Rückenfreundliche Bewegungsmuster: Im Alltag stoßen wir immer wieder auf Arbeiten, welche die Wirbelsäule schwer belasten können. Beim Verrichten von belastenden Arbeiten (z. B. Heben und Tragen von schweren Lasten) ist es wichtig, achtsam zu sein und die Wirbelsäule möglichst zu schonen (z. B. nicht zu stark nach vorne beugen, Rücken gerade halten und in die Knie gehen beim Anheben schwerer Gegenstände).
  • Professionelle Beratung: Unter Umständen kann es sich lohnen, einen Spezialisten (z. B. Sportmediziner, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Physiotherapeut) aufzusuchen und sich in Hinblick auf rückenfreundliches Verhalten und geeignete Übungen zur Förderung der Rückengesundheit zu informieren.
  • Verspannungen und Rückenschmerzen ernst nehmen: Verspannungen und Rückenschmerzen werden häufig bagatellisiert, auch dann, wenn sie wiederkehrend bzw. chronisch sind („Es ist nur mal wieder der Rücken“, „es ist nur eine Verspannung“). Nach einer genauen Abklärung ist es in vielen Fällen möglich, die Beschwerden nachhaltig erfolgreich zu behandeln, nicht selten sind hierfür einige konsequent umgesetzte Veränderungen im Alltag ausreichend. Nehmen Sie die Signale Ihres Körpers und Ihres Rückens ernst – Sie haben nur diesen und benötigen ihn für den Rest des Lebens.

 

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Seitlinger G., Dachs C.; Leitliniengerechte Behandlung von Lumbago, Die Punkte Allgemeinmedizin 01/2017, Medizin Medien Austria GmbH

Cassar H.-N. et al.; Akuter lumbaler Rückenschmerz – Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie, Deutsches Ärzteblatt 13/2016, Deutscher Ärzteverlag GmbH

Winterhagen I.; Rückenschmerzen – Das tut dem Rücken gut. Selbst aktiv gegen Schmerzen werden, Deutsche Apotheker Zeitung 35/2013, Deutscher Apotheker Verlag

Gazar I.; Schmerzart bei Nacken- und Rückenproblemen hinterfragen!, Apotheker Krone 13/2014, Ärztekrone VerlagsgesmbH

Eberhard M.; Hexenschuss – <>, Sprechstunde 03/2010, Rosenfluh Publikationen AG

Blank I.; Hexenschuss, Deutsche Apotheker Zeitung 30/2007, Deutscher Apotheker Verlag

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