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Vorsorge Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs wird durch HP-Viren verursacht und entwickelt sich über viele Vorstufen. Lesen Sie hier mehr über die Säulen der Vorsorge und Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs.

Factbox – Gebärmutterhalskrebs

HPV: Humane Papillomviren; wichtigste Auslöser von Gebärmutterhalskrebs Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom): Bösartiger Tumor des Gebärmutterhalses

Ansteckung mit HPV: Sexuelle Kontakte u. a.

HPV-Infektionen betreffen Frauen und Männer

Niedrigrisiko-Typen: HPV 6, 11 (Erreger von Genitalwarzen) u. a.

Hochrisiko-Typen: HPV 16, 18, 31, 33 u. a.; können Entstehung bestimmter Krebsformen begünstigen (HPV 16/18 zusammen für >70% aller Zervixkarzinome verantwortlich)

PAP-Abstrich (Krebsabstrich): Untersuchung, um Zellveränderungen zu identifizieren und Gebärmutterhalskrebsvorstufen zu erfassen

HPV-Test: Test zum Nachweis von HP-Viren; ermöglicht es festzustellen, ob eine Infektion mit einem Niedrigrisiko- oder Hochrisiko HPV-Virus vorliegt

HPV-Impfung: Schutzimpfung, die vor den gefährlichsten HPV-Typen schützt (9-fach Impfstoff); kein Ersatz für die Vorsorgeuntersuchung

CIN: Zervikale intraepitheliale Neoplasien (Krebsvorstufen)

Gebärmutterhalskrebs

Bei Gebärmutterhalskrebs, auch Zervixkarzinom genannt, handelt es sich um einen bösartigen Tumor des Gebärmutterhalses und um die zweithäufigste gynäkologische Krebserkrankung. Wie viele andere Arten von Krebs entwickelt sich ein Zervixkarzinom nicht von einen Tag auf den anderen, ganz im Gegenteil: Der Erkrankung gehen viele Krebsvorstufen voraus, die gesondert als sogenannte „zervikale intraepitheliale Neoplasien“ (CIN; „Dysplasien“) erfasst werden.

Wichtigster Auslöser für die Entwicklung eines Zervixkarzinoms ist eine Infektion mit humanen Papillomviren, kurz als HPV oder als HP-Viren bezeichnet, wobei es längst nicht bei allen Frauen mit einer HPV-Infektion zur Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs kommt – häufig gelingt es dem Immunsystem, die Viren erfolgreich zu bekämpfen. Bei einigen Frauen kommt es jedoch zu einer chronischen Infektion, zu Zellveränderungen und zur Bildung von Gebärmutterhalskrebs. Aber: Diese Entwicklung verläuft über mehrere Stufen und dauert zumeist mehrere Jahre.

Dies ist ein für die Vorsorge und Früherkennung grundlegend wichtiger Umstand, da es diese lange Zeitspanne zwischen Infektion und Entwicklung von Krebs ermöglicht, Vorformen von Krebs zu erkennen und entsprechend zu behandeln, sodass es gar nicht erst zu Gebärmutterhalskrebs kommt. Mehr zum Thema Gebärmutterhalskrebs lesen Sie hier.

  • Der Begriff Krebsvorsorge bezeichnet Maßnahmen, um Krebs zu verhindern, ehe dieser entsteht, etwa durch das Erkennen und Behandeln/Entfernen von Krebsvorstufen. Krebsfrüherkennung ist die Diagnose eines Tumors im Frühstadium bzw. solange dieser noch klein ist, wodurch die Behandlung im Regelfall einfacher ist und Betroffene oftmals bessere Heilungschancen haben.

HP-Viren – Ansteckung und Einteilung

Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich auf Basis einer chronischen Infektion mit HPV. In praktisch allen Fällen ist das Zervixkarzinom auf eine HPV-Infektion zurückzuführen.

Die Übertragung von HPV erfolgt am häufigsten über sexuelle Kontakte, was neben Genital- und Analverkehr auch Oralverkehr einschließt. Ein weiterer Übertragungsweg sind Hautkontakte; die Viren können auch bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Von einer HPV-Infektion betroffen sein können Frauen wie auch Männer. Mehr zum Thema HPV bei Männern lesen Sie hier.

Bei den Viren wird eine Vielzahl an Typen unterschieden, wobei nicht alle als gefährlich eingestuft bzw. mit Krebs in Verbindung gebracht werden. Prinzipiell wird bei HPV zwischen Niedrigrisiko- und Hochrisiko-Typen unterschieden. Zu den Niedrigrisiko-Typen zählen u. a. HPV 6 und 11, die als Hauptverursacher von Hautveränderungen im Genitalbereich (Genitalwarzen, Feigwarzen) gelten, jedoch nicht als lebensgefährliche Erreger eingestuft werden.

Hochrisiko-Typen verursachen Zellveränderungen, die auch ohne Therapie wieder ausheilen können. Unter bestimmten Umständen kann sich aus ihnen aber über Krebsvorstufen Krebs entwickeln. Zu den Hochrisiko-Viren zählen HPV 16, 18, 31, 33 sowie 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59, wobei vor allem HPV 16 und 18 mit Gebärmutterhalskrebs assoziiert werden – diese beiden Stämme sind zusammen für über 70 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich. Weitere auf HPV-Infektionen rückführbare Arten von Krebs bei Frauen, Männern oder Frauen und Männern sind Scheiden-, Vulva-, Anal- und Peniskrebs sowie Krebsformen im Mund- und Rachenraum.

HP-Viren sind insgesamt sehr weit verbreitet – fast alle sexuell aktiven Personen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass jeder Infizierte durch die Infektion einem erhöhten gesundheitlichen Risiko ausgesetzt ist. Bei vielen Menschen wird das Immunsystem mit den Erregern fertig, sodass es zu keinen gesundheitlichen Folgen kommt. In manchen Fällen wird die Infektion jedoch chronisch („persistierende Erkrankung“) – werden die Gewebeveränderungen nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, dann kann es bei betroffenen Frauen zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs kommen.

PAP-Abstrich

Der PAP-Abstrich gilt als die mitunter wichtigste Maßnahme im Rahmen der Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs. Benannt ist der Abstrich nach dem griechischen Arzt George Papanicolaou.

Es handelt sich um einen Test, der routinemäßig im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung durchgeführt wird und für welchen mittels einer kleinen Bürste Zellen von der Gebärmutterhalsoberfläche und vom Gebärmutterhalskanal entnommen und zur weiteren Untersuchung ins Labor geschickt werden. Dieser zytologische Abstrich, welcher einfach und zumeist schmerzlos durchführbar ist, ermöglicht es, etwaige Zellveränderungen rechtzeitig zu identifizieren und Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs zu erfassen. Die regelmäßige gynäkologische Vorsorgeuntersuchung samt Abstrich ist somit besonders wichtig, um etwaige Veränderungen frühzeitig erkennen und gegebenenfalls behandeln zu können, ehe sie sich zu Krebs entwickeln können. Dies gilt auch für Frauen, die gegen HPV geimpft sind – die HPV-Impfung ist kein Ersatz für regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennung.

In Bezug auf das Ergebnis des PAP-Tests wird zwischen verschiedenen Befundgruppen unterschieden, von PAP I (normal gesundes Zellbild) bis PAP V (Krebsdiagnose sehr wahrscheinlich). Eine Diagnose wird durch eine Gewebeprobe der betroffenen Stellen am Gebärmutterhals gestellt. Bei Krebsvorstufen wird unterschieden zwischen CIN I (geringgradige Dysplasie), CIN II (mittelschwere Dysplasie) und CIN III (schwere Dysplasie).

Ein auffälliger PAP-Befund kann ein Hinweis auf leichte bis ausgeprägte Zellveränderungen sein, ist jedoch nicht mit dem Vorliegen von Gebärmutterhalskrebs gleichzusetzen. Auch reicht der PAP-Befund alleine nicht aus, um die Diagnose „Gebärmutterhalskrebs“ zu stellen. Abhängig vom Befund können verschiedene weitere Untersuchungen erforderlich sein, die dann über die weitere Vorgehensweise entscheiden. Mehr zum Thema PAP-Abstrich lesen Sie hier.

PAP-Abstrich – sehr erfolgreich, aber nicht perfekt

Der PAP-Abstrich ist von großer Bedeutung für die Frauengesundheit und hat seit seiner Einführung dazu beigetragen, die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen, Anzahl von neu aufgetretenen Krankheitsfällen innerhalb einer bestimmten Population in einem bestimmten Zeitraum) und Sterblichkeitsrate von Gebärmutterhalskrebs drastisch zu senken. Allerdings ist die Sensitivität des PAP-Abstrichs für das Erkennen von präkanzerösen Läsionen (Gewebeveränderungen, die Vorstufen einer bösartigen Erkrankung sind) limitiert.

Die Sensitivität eines Testverfahrens gibt an, bei wie vielen Prozent erkrankter Personen die jeweilige Erkrankung durch die Anwendung des Tests tatsächlich erkannt wird (positives Testergebnis). Die Limitation des PAP-Abstrichs in Hinblick auf seine Sensitivität kann zu falsch-negativen Ergebnissen führen, was bedeutet, dass ein negatives Testergebnis nachgewiesen wird, obwohl die untersuchte Frau in Wirklichkeit erkrankt ist.

Ein unauffälliger bzw. normaler PAP-Befund schließt Gebärmutterhalskrebs(-vorstufen) also nicht immer aus bzw. bedeutet nicht immer, dass eine Frau keine Gebärmutterhalskrebsvorstufen oder Gebärmutterhalskrebs hat und es gibt Frauen, die trotz eines regelmäßigen normalen zytologischen Befunds ein höheres Risiko für eine Dysplasie haben. Besonders bei Frauen, bei welchen HPV 16 und/oder 18 durch einen HPV-Test (nicht zu verwechseln mit dem PAP-Abstrich) nachgewiesen werden kann/können ist das Risiko für die Entwicklung von hochgradigen Läsionen erhöht.

HPV-Test

Eine Maßnahme, um die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs zu verbessern ist der HPV-Test bzw. die HPV-Test-basierte Vorsorgeuntersuchung.

Ziel eines PAP-Abstrichs ist es, abnormale Zellen zu erkennen; beim HPV-Test wird hingegen gezielt nach vorhandener HPV-DNA gesucht. Der HPV-Test dient dem Nachweis von HP-Viren, von welchen es viele verschiedene Typen gibt. Durch die Feststellung einer Infektion mit HPV mittels HPV-Test kann das Risiko für die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs frühzeitig abgeschätzt werden.

Bei negativem HPV-Test ist davon auszugehen, dass keine Gebärmutterhalskrebsvorstufen vorliegen. Bei positivem HPV-Test kann jedoch nicht gesagt werden ob Gebärmutterhalskrebsvorstufen vorliegen, hierfür ist ein PAP-Abstrich bzw. eine weitere abklärende Zytologie notwendig. Lesen Sie hier  mehr zum Thema HPV-Test

HPV-Impfung

Eine wesentliche Säule der Gebärmutterhalskrebsvorsorge ist die HPV-Impfung, durch welche die Rate von Zellveränderungen am Gebärmutterhals deutlich gesenkt werden kann, wodurch voraussichtlich auch die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass sich aus diesen Zellveränderungen zunächst Krebsvorstufen und dann Gebärmutterhalskrebs entwickeln.

Es sind verschiedene HPV-Impfstoffe verfügbar. Seit einiger Zeit ist in Österreich ein 9-fach Impfstoff zugelassen, welcher gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 wirksam ist und damit gegen jene HPV-Typen, die einen Großteil aller Fälle von Genitalwarzen bei Frauen und Männern verursachen sowie für einen großen Teil aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind (HPV 16 und 18). Unter anderem senkt die Impfung also bei Frauen und Männern stark das Risiko für Genitalwarzen und bei Frauen das Risiko für behandlungsbedürftige Krebsvorstufen am Gebärmutterhals sowie im Bereich von Vulva und Vagina. Den größten Nutzen hat die Impfung, wenn sie zu einem Zeitpunkt erfolgt, zu dem es noch keinen Kontakt mit HPV gegeben hat; idealerweise sollte also vor den ersten sexuellen Kontakten geimpft werden. Der österreichische Impfplan sieht die Impfung gegen HPV kostenfrei für Mädchen und Jungen mit vollendetem neunten Lebensjahr bis zum vollendeten 12. Lebensjahr vor (9-fach-Impfstoff).

Die Impfung schützt vor einer Infektion mit den gefährlichsten HPV-Typen, aber eben nicht vor allen – einen 100%igen Schutz gibt es nicht, durch die Impfung ist es also nicht grundsätzlich möglich, jede Infektion mit HPV-Typen zu verhindern, die das Potenzial haben Krebs zu begünstigen bzw. zu verursachen. Auch kann die Impfung eine eventuell bereits bestehende Infektion nicht wieder rückgängig machen. Aus diesen Gründen sollten auch geimpfte Frauen weiterhin regelmäßig zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung gehen.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Impfplan Österreich 2018, Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz

Gemeinsame Leitlinie der OEGGG, AGO, AGK und ÖGZ zur Diagnose und Therapie von Cervikalen Intraepithelialen Neoplasien sowie Vorgangsweise bei zytologischen Befunden mit eingeschränkter Qualität, 2018

Bartmann I.; HPV-Impfung schützt laut Cochrane-Report, Gyn-Aktiv 05/2018, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Joura E. et al.; Stellungnahme zur HPV-Impfung und HPV-Testung, Gyn-Aktiv 04/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Joura E., Lex P.; Zukunft in der intelligenten Kombination von HPV-Impfung und -Testung, Spectrum Pathologie 01/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Regitnig P.; Die neue Nomenklatur der ÖGZ und ÖGPath/IAP Austria mit Erläuterungen, Spectrum Pathologie 01/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Schwameis R.; Die Therapie des primär metastasierten bzw. rezidivierenden Zervixkarzinoms, Spectrum Onkologie 02/2016, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Reich O.; Zervixkarzinomscreening – Kann man den Pap verbessern?, Gyn-Aktiv 02/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Expertenforum cobas® HPV-Test zur Früherkennung des Zervixkarzinoms – Paradigmen-Wechsel in der Zervixkarzinomvorsorge, Gyn-Aktiv 02/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, Langversion, 1.0, 2014

Reiner-Concin A.; Der PAP-Abstrich, Österreichische Ärztezeitung 7/2011, Verlagshaus der Ärzte Gesellschaft mbH

Zervixkarzinom: Gute Schutzwirkung mit Neunfachimpfstoff, Deutsches Ärzteblatt, 07.09.2017, URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/78094/Zervixkarzinom-Gute-Schutzwirkung-mit-Neunfachimpfstoff

„Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs“, Deutsches Krebsforschungszentrum – Krebsinformationsdienst, 08.05.2018, URL: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/vorstufen.php#pap-v

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