Absterbendes Blatt eines Laubbaumes
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Was ist eine Nekrose?

Bei einer Nekrose werden Zellen so stark geschädigt, dass sie absterben. Eine Nekrose geht mit einer Entzündungsreaktion einher und kann verschiedene Komplikationen nach sich ziehen. Es werden verschiedene Nekroseformen unterschieden, ihre möglichen Ursachen reichen von Durchblutungsstörungen und Sauerstoffmangel über Infektionen mit bestimmten Krankheitserregern bis hin zu physikalischen und chemischen Einflüssen. Formen, Ursachen, Anzeichen, Therapie – lesen Sie hier alles Wichtige zum Thema Nekrose.

Fact-Box Nekrose

Nekrose: Zelltod durch Schädigung der Zellstruktur; Zellen werden so stark geschädigt, dass sie absterben; bewirkt eine Entzündungsreaktion im betroffenen Gewebe (anders als die Apoptose)

Apoptose: Programmierter eingeleiteter Zelltod; ”planmäßiger” Zelltod, durch welchen Zellen, die nicht einwandfrei funktionieren oder überflüssig sind in einem regulierten Prozess zugrunde gehen; bewirkt keine Entzündungsreaktion

Nekrose – Ursachen: Sauerstoffmangel, Krankheitserreger/Infektionen, mechanische Verletzungen, Gifte, Säuren und Laugen (Verätzungen) und andere chemische Schädigungen, Strahlung, Verbrennungen, starke Kälte und andere schädliche Einflüsse, durch welche die Struktur von Zellen so stark geschädigt wird, dass sie absterben.

Nekrose – Formen: Koagulationsnekrose, Kolliquationsnekrose, Fettgewebsnekrose, verkäsende Nekrose, hämorrhagische Nekrose, Gangrän u. a.

Nekrose – Symptome: Abhängig von betroffenem Gewebe, Lokalisation der Nekrose, Ursache und Ausdehnung der Nekrose und anderen Faktoren; Veränderungen des betroffenen Gewebes (Verfärbungen, Austrocknung, Schrumpfung, Knotenbildung u. a.), Schmerzen u. a.

Nekrose – Behandlung: Abhängig von betroffenem Gewebe, Lokalisation der Nekrose, Ursache und Ausdehnung der Nekrose und anderen Faktoren; bei Möglichkeit Beseitigung der auslösenden Ursache (z. B. Wiederherstellung bzw. Verbesserung der Blutversorgung), medikamentöse Therapie, Operation u. a.

Was ist Nekrose?

Bei Nekrose handelt es sich zusammengefasst um den Tod bzw. den Untergang von Zellen. Der menschliche Körper besteht aus etwa 100 Billionen Zellen, die sich in ihrer Funktion stark unterscheiden. Einige von ihnen, beispielsweise Haut- und Schleimhautzellen, werden laufend erneuert, andere bleiben wiederum ein Leben lang ohne wesentliche Erneuerung bestehen. Bei einer Nekrose werden Zellen so stark geschädigt, dass sie absterben. Der Vorgang ist nicht unumkehrbar, er kann also nicht wieder rückgängig gemacht werden. Eine Nekrose bewirkt eine Entzündungsreaktion im betroffenen Gewebe; je nachdem welche Zellen bzw. welches Gewebe betroffen sind/ist, bildet sich ein Hohlraum oder eine Narbe oder das abgestorbene Gewebe trocknet ein und fällt ab. Eine Nekrose kann durch verschiedene schädliche Einflüsse entstehen, beispielsweise durch Durchblutungsstörungen und Sauerstoffmangel, Krankheitserreger oder in Folge von starker Kälte oder Hitze.

Abzugrenzen von der Nekrose ist die Apoptose – der programmierte eingeleitete Zelltod, welcher permanent im Körper vorkommt. Zu einem geplanten gesteuerten Zelltod kommt es beispielsweise, wenn das Immunsystem veränderte Zellen erkennt oder um die Zellzahl in Geweben mit einer hohen Zellteilungsrate konstant zu halten. Eine Apoptose betrifft zusammengefasst Zellen, die nicht mehr einwandfrei funktionieren oder die “unerwünscht“ und überflüssig sind. Sie führt dazu, dass Zellen in einem regulierten Prozess zugrunde gehen und hat, im Gegensatz zur Nekrose, keine Entzündungsreaktion zur Folge.

Wie entsteht Nekrose?

Eine Nekrose kann durch verschiedene schädliche Einflüsse entstehen, darunter u. a.:

  • Sauerstoffmangel, beispielsweise in Folge von Durchblutungsstörungen
  • Krankheitserreger, Infektionen
  • Mechanische Verletzungen
  • Kontakt mit Giften
  • Kontakt mit Säuren und Laugen (Verätzungen) und andere chemische Schädigungen
  • Strahlung
  • Verbrennungen
  • Starke Kälte, Unterkühlungen

Durch diese und andere schädliche Einflüsse kann die Struktur von Zellen so stark geschädigt werden, dass sie nicht mehr weiterbestehen können und absterben.

Verschiedene Formen der Nekrose

Es werden verschiedene Formen der Nekrose unterschieden, darunter u. a. Koagulationsnekrose, Kolliquationsnekrose, Fettgewebsnekrose, verkäsende Nekrose, hämorrhagische Nekrose und Gangrän.

Die Koagulationsnekrose ist eine häufige Nekroseform. Sie kann verschiedene Gewebe betreffen und tritt u. a. in Folge von Ischämie, also einer verminderten oder unterbrochenen Durchblutung eines Gewebes, auf. Beispielsweise kann es bei einem Herz- oder Niereninfarkt zu einer Koagulationsnekrose kommen. Sonderformen der Koagulationsnekrose sind die käsige Nekrose und die Gangrän. Eine käsige Nekrose ist durch eine weißlich-gelbe krümelige Nekrosemasse gekennzeichnet, wird durch Mykobakterien hervorgerufen und ist charakteristisch für Tuberkulose, eine Infektionskrankheit, die überwiegend die Lungen betrifft.

Eine Gangrän ist hingegen eine Nekroseform, die zumeist nach länger bestehender Ischämie auftritt und die u. a. durch Gewebeschrumpfungen und schwärzliche Verfärbungen gekennzeichnet ist. Es werden zwei Formen unterschieden, die trockene und die feuchte Gangrän. Bei einer trockenen Gangrän verfärbt sich das von Nekrose betroffene Gewebe schwärzlich und durch Verdunstung von Flüssigkeit kommt es zur Vertrocknung und Schrumpfung des Gewebes. Beispiele für eine trockene Gangrän sind der diabetische Fuß, eine mögliche Komplikation bei Patienten mit Diabetes mellitus, und das Raucherbein. Letztgenanntes ist die Manifestation einer schweren peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), bei welcher es zu einer fortschreitenden Verengung bzw. zum Verschluss der arteriellen Beingefäße kommt. Eine pAVK entsteht in Folge von Arteriosklerose. Einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer pAVK ist Rauchen, eine pAVK kann aber auch bei Nichtrauchern auftreten.
Eine feuchte Gangrän kann sich durch eine Infektion einer trockenen Gangrän mit bestimmten Bakterien entwickeln und ist durch eher flüssiges Gewebe und einen unangenehmen Geruch gekennzeichnet. Eine feuchte Gangrän kommt beispielsweise bei Ulcus cruris, einem Unterschenkelgeschwür (“offenes Bein“) vor (beispielsweise bei pAVK, Diabetes mellitus, chronisch venöser Insuffizienz).

Bei einer Fettgewebsnekrose kommt es in Folge der Nekrose von Fettzellen zum Untergang von Fettgewebe. Betroffen sein kann beispielsweise das subkutane (unter der Haut liegende) Fettgewebe. Mögliche Ursachen sind u. a. Traumata, also eine Gewebeschädigung bedingt durch äußere Kraft-/Gewalteinwirkung (z. B. Quetschung, Prellung, Gurtverletzung), Sauerstoffmangel, die fehlerhafte Injektion zytotoxischer Medikamente und akute Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Symptome und mögliche Folgen

Wie sich eine Nekrose bemerkbar macht ist vom betroffenen Gewebe und von der Lokalisation der Nekrose, von der Ursache und Ausdehnung der Nekrose und anderen Faktoren abhängig.

Die Beschaffenheit und das “Aussehen“ einer Nekrose variieren allgemein von trocken bis feucht und von gelb und grau über braun bis hin zu schwarz. Bei einer Gangrän bzw. einem Raucherbein kommt es beispielsweise u. a. zu Schmerzen und Gefühlsstörungen im betroffenen Areal, dunklen Verfärbungen, Vertrocknung und Schrumpfung. Im Bereich des Fußes bzw. des minderdurchbluteten Gewebes zeigt sich eine fahle und schwärzliche Verfärbung der Haut, die Veränderungen beginnen zumeist im Bereich der Zehen und setzen sich dann über den Fuß fort. Bei einer Infektion wird das nekrotische Areal flüssig und es entwickelt sich ein unangenehmer Geruch.

Mögliche Anzeichen einer Fettgewebsnekrose sind hingegen u. a. Zysten und Knoten. Bei einer Fettgewebsnekrose sterben Fettzellen ab, das gespeicherte Fett wird frei und von umliegenden Bindegewebszellen aufgenommen. In weiterer Folge kann es zur Bildung von Zysten, Verkalkungsprozessen und zur Bildung von harten Knoten im Gewebe kommen. Unter Umständen kann sich das betroffene Areal entzünden, weitere mögliche Anzeichen sind Schmerzen und Hautveränderungen wie beispielsweise Verfärbungen und Dellen über dem betroffenen Areal.

Die meisten Nekroseformen führen zunächst zu einer Entzündung. Nach dem Absterben von Zellen und Gewebe bildet sich häufig eine Narbe oder ein Hohlraum, das abgestorbene Gewebe kann aber auch eintrocknen und abfallen. Ob und welche Folgen der Nekrotisierungsprozess hat ist von der Nekroseform und -lokalisation und anderen Faktoren abhängig. Als abgestorbenes Gewebe kann eine Nekrose die Versorgung mit Blut und Nährstoffen beeinträchtigen, Wundheilungsprozesse stören, das Wachstum von Krankheitserregern begünstigen und zu weiteren Beeinträchtigungen und Komplikationen führen. In manchen Fällen, etwa bei nicht ausgedehnten Nekrosen, guter Abwehrlage und Geweben, welche die Fähigkeit haben sich zu erneuern, kann der Körper das nekrotische Areal durch funktionsfähiges Gewebe ersetzen.

Bei den hier angeführten Informationen handelt es sich um allgemeine Hinweise, die einen Arztbesuch nicht ersetzen können. Im Zweifelsfall und bei Fragen sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Diagnose und Behandlung

Wie eine Nekrose abgeklärt und behandelt wird ist von der Nekroseform und anderen Faktoren abhängig. Die Diagnose einer fortgeschrittenen Gangrän lässt sich ausgehend von der Krankengeschichte und basierend auf den charakteristischen Anzeichen zumeist einfach stellen. Im Rahmen der Abklärung bei einer möglichen Fettgewebsnekrose wird neben einer Anamnese und genauen Tastuntersuchung zumeist eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Je nach Nekroseform, -lokalisation und -ausdehnung können ganz verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt werden.

Im Rahmen der Therapie sollte bei Möglichkeit der jeweilige Auslöser beseitigt werden, beispielsweise indem die Blutversorgung wiederhergestellt bzw. verbessert wird. Je nach Situation kann es erforderlich bzw. sinnvoll sein, das abgestorbene Gewebe im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs zu entfernen, u. a. um einer Schädigung des umliegenden Gewebes entgegenzuwirken. In manchen Fällen kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein, um eine Infektion zu verhindern oder zu bekämpfen und um das Risiko für weitere mögliche Komplikationen zu reduzieren. Bei einer Gangrän bei einem Raucherbein oder einem diabetischen Fuß kann, wenn vorherige Therapien zur Behandlung der Veränderungen und pAVK nicht zum Erfolg führen, unter Umständen eine Amputation des betroffenen Beins notwendig sein. Bei einer Fettgewebsnekrose ist nicht zwangsläufig eine Behandlung erforderlich, je nach Situation können die durch die Nekrose entstandenen Knoten aber auch chirurgisch entfernt werden.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

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