Füße eines Mannes, der barfuß am Strand unterwegs ist
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Plantarfasziitis – Fersenschmerz

Die Plantarfasziitis, fälschlicherweise oft als Fersensporn bezeichnet, ist die häufigste Ursache für Fersenschmerz. Sie beruht meist auf einer Überbeanspruchung der Sehnenplatte auf der Unterseite des Fußes durch zu viel Sport, langdauernde stehende Tätigkeiten oder Übergewicht. In den meisten Fällen lassen sich die Schmerzen durch entsprechende Therapien aber wieder rasch in den Griff bekommen. Erfahren Sie hier mehr über Behandlungen, die wirklich helfen.

Factbox Plantarfasziitis

Synnonyme: Plantarfasziitis, Plantarsehnenentzündung, die Entzündung wird (fälschlicherweise) auch oft als Fersensporn bezeichnet

Definition: Eine Plantarfasziitis ist eine schmerzhafte Reizung der Sehnenplatte an der Fußsohle

Vorkommen und Risikofaktoren: Die Erkrankung ist häufig und betrifft vor allem Läufer und Personen, die lange stehen oder gehen müssen. Viele der Betroffenen leiden an Übergewicht

Symptome: Typisch sind stechende Schmerzen im Bereich der Ferse, die vor allem morgens, nach dem Aufstehen verspürt werden

Ursache: Die Schmerzen entstehen aufgrund einer Überbelastung der Plantarfaszie  

Diagnose: meist reicht eine Untersuchung des Fußes und eine Befragung durch den Arzt für eine Diagnosestellung aus

Behandlung: In erster Linie helfen Schonung, Dehnübungen, schmerzlindernde Medikamente und ein Taping des Fußes. Weiterführende Behandlungen umfassen: extrakorporale Stoßwellentherapie, Triggerpunkt-Nadelung, Orthopädische Einlagen, Röntgenreizbestrahlung, Operation

Verlauf: Ein Großteil der Patienten wird erfolgreich mit konservativen Behandlungsmethoden geheilt

Vorbeugende Maßnahmen: Dehnübungen, Gewichtsverlust, Ruhepausen bei Überbelastung

Was versteht man unter einer Plantarfasziitis?

Eine Plantarfasziitis ist eine schmerzhafte Reizung der Sehnenplatte an der Fußsohle. Diese Sehnenplatte der Fußsohle verläuft von der Ferse ausgehend fächerartig bis zu den Zehen. Eine Entzündung der Plantarfaszie ist eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen in der Ferse.

Beim Gehen, speziell beim Abrollen des Fußes, überträgt die Plantarfaszie die Kraftübertragung vom Auftragspunkt vorne auf den Rückfuß hinten (windlass effect) und wirkt wie ein Stoßdämpfer. Wird diese Funktion zu stark beansprucht oder durch die individuelle Fußarchitektur nachteilig beeinflusst, kommt es zu Schmerzen im Fersenbereich, die mitunter sehr heftig ausfallen können.

Wen betrifft die Erkrankung?

Etwa zehn Prozent der Bevölkerung leiden einmal im Leben unter diesem schmerzhaften Leiden, wobei Frauen häufiger davon betroffen sind als Männer. Die Erkrankung nimmt auch mit steigendem Alter und Körpergewicht zu. Der Erkrankungsgipfel liegt im vierten und fünften Lebensjahrzent, was darauf hinweist, dass Abnützungserscheinungen im Krankheitsgeschehen eine Rolle spielen. Berufsgruppen, die lange stehen oder gehen (Krankenpflegepersonal, Verkäufer), sowie Sportler (vor allem Läufer) sind relativ häufig betroffen. Ebenso betroffen sind Menschen mit Fehlstellungen der Beine: unterschiedliche Beinlängen, Hohl- oder Plattfüße erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Plantarfasziitis.

Symptome einer Plantarfasziitis

Bei der Plantarfasziitis zeigen sich die Schmerzen im mittleren Fersenbereich. Besonders spürbar sind sie vor allem während der ersten Schritte am Morgen (Anlaufschmerz) oder nach Inaktivität. Meist treten die Schmerzen über Wochen oder sogar Monate immer wieder auf, verschwinden jedoch in Ruhephasen oder nach einer kurzen Gehdauer. Im Verlauf der Erkrankung können die Schmerzen chronisch werden, über die gesamte Fußsohle ausstrahlen und auch in Ruhephasen auftreten.
Meist ist der Schmerz nur auf einen Fuß beschränkt, in 30 Prozent aller Fälle betrifft er beide Füße.

Wie entsteht die Sehnenentzündung?

Schuld an den Schmerzen ist eine dauerhafte oder einseitige Überbelastung der Plantarfaszie. Diese führt zu Reizungen und kleinen Rissen und Entzündungen im Gewebe. Mit der Zeit können sich dort Kalkablagerungen bilden, die oft (aber nicht immer) im Röntgen oder Ultraschall sichtbar sind.

Es wird auch angenommen, dass eine verkürzte Wadenmuskulatur, Probleme mit der Achillessehne, bestimmte Verletzungen oder Fehlstellungen im Fußgewölbe die Plantarfaszie unter Druck setzen und so für Abnützungserscheinungen sorgen.

Plantarfasziitis oder Fersensporn?

Die Symptome einer Plantarfasziitis ähneln den Beschwerden bei einem unteren Fersensporn. In vielen Beschreibungen werden beide Begriffe deshalb auch als Synonyme verwendet. Im Unterschied zur Plantarfasziitis kommt es beim Fersensporn zu einer Verkalkung des Sehnenansatzes, die sich im Röntgenbild als spornartige Veränderung des Fersenbeins abzeichnen kann. Dieser „Dorn“ ist jedoch häufig asymptomatisch, er verursacht meist keine Beschwerden. Die typischen Symptome zeigen sich erst bei einer Entzündung im Bereich der Plantarfaszie.

Diagnose einer Plantarfasziitis

Meist reicht eine Untersuchung des Fußes (Druckempfindlichkeit der Fußsohle) und eine Befragung durch den Arzt aus, um eine Plantarfasziitis zu diagnostizieren. Um den Zustand der Sehnenplatte zu diagnostizieren, ist eine Ultraschalluntersuchung nötig. Mittels einer Röntgenuntersuchung kann die Stellung des gesamten Fußes und die des Sprunggelenks überprüft werden. Dies ist vor allem dann erforderlich, wenn konventionelle Behandlungsmaßnahmen zu keiner Linderung der Symptome führen und angenommen werden muss, dass die Schmerzen eine andere Ursache haben.

Behandlung der Plantarsehnenentzündung

Es kann passieren, dass eine Plantarfasziitis nach einiger Zeit von allein besser wird. Sind die Schmerzen jedoch dauerhaft, erfolgen im ersten Schritt konservative physiotherapeutische Behandlungen. Zusätzlich empfiehlt es sich, sportliche sowie berufliche Belastungen zu reduzieren, rechtzeitig Pausen einzulegen, Übergewicht loszuwerden und auf das richtige Schuhwerk (bequem und fußstützend) zu achten. Barfuß zu laufen sollte in der Akutphase vermieden werden.

Zeigen die Grundbehandlungen keinen Erfolg, können weiterführende Maßnahmen wie eine Stoßwellentherapie durchgeführt werden. Chirurgische Eingriffe sind nur selten nötig. Die Behandlungsmaßnahmen im Überblick:

Dehnübungen

Durch konservative Therapien kann bei über 80 Prozent der Patienten eine Schmerzlinderung innerhalb der ersten sechs Monate erreicht werden. Allerdings nur, wenn alle Maßnahmen konsequent durchgeführt werden. Dehnübungen der Faszie, der Wadenmuskulatur und Achillessehne zeigen bei richtiger Durchführung bereits nach einer Woche erste Erfolge. Damit sie langfristig wirken, müssen die Übungen jedoch über mehrere Wochen fortgesetzt werden.

Eine Anleitung zu entsprechenden Dehnübungen finden Sie hier: Fersenschmerz-Übungen

Taping

Beim „Taping“, einer relativ neuen Methode, sorgt ein Klebeverband dafür, dass das Längsgewölbe des Fußes unterstützt wird, um den Zug, der beim Gehen auf die Faszie einwirkt, zu reduzieren. Studien zeigen, dass Taping eine gute Ergänzung in der Behandlung der Plantarfasziitis sein kann und zur Entspannung der Plantarsehne beiträgt. Über die richtige Taping-Technik informieren Ärzte und Physiotherapeuten.

Als besonders effektiv hat sich die Methode laut Studien in Kombination mit Dehnübungen erwiesen. Fußmassagen, die die Durchblutung des Gewebes anregen, können zusätzlich helfen.

Orthopädische Einlagen

Schuheinlagen (Orthesen), die für eine Erhöhung der Ferse und der richtigen Belastung des Fußes sorgen, können die Heilung ebenfalls beschleunigen. Orthopädische Einlagen sollten aber erst dann zum Zug kommen, wenn Dehnübungen und Taping keine Verbesserung der Symptome zeigen.

Das gleiche gilt für Beinschienen für die Nacht, die verhindern sollen, dass der Fuß in der „angezogenen“ Position ruht und die Plantarfaszie kontrahiert. Tatsächlich können sie den Schmerz in einigen Fällen lindern.

 Medikamente

Der Einsatz von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprufen oder Diclofenac, die schmerz- und entzündungshemmend wirken, kann im Akutstadium individuell hilfreich sein. In einigen Fällen hilft auch eine kurzzeitige Injektionstherapien mit Kortison.

Triggerpunkt-Nadelung

In einigen Fällen lässt sich der Fersenschmerz auch durch eine Triggerpunkt-Nadelung reduzieren.  Hier sticht ein speziell ausgebildeter Physiotherapeut oder Arzt mit einer sterilen Akupunktur-Nadel in den Triggerpunkt, also den Punkt, von dem der Schmerz seinen Ausgang nimmt. Diese Behandlung wirkt vor allem in Kombination mit anderen Verfahren. Ein wissenschaftlicher Nachweis über die Wirkung dieser Methode ist allerdings noch ausständig.

Extrakorpoale Stoßwellentherapie

Die extrakorporale Stoßwellentherapie gilt als eine der erfolgversprechendsten Behandlungen der chronischen Plantarfasziitis. Die gezielte Behandlung mit Ultraschallstoßwellen soll den Körper zu heilenden Entzündungsraktionen und damit zu einer verbesserten Durchblutung anregen. Im Idealfass wirkt sie bereits nach relativ kurzer Zeit und bewirkt eine Verbesserung der Bewegung und eine Reduktion der Fersenschmerzen.

Röntgenreizbestrahlung

Bei dieser „low dose“ Radiotherapie (Orthovolttherapie) handelt es sich um eine risiko- und nebenwirkungsarme Strahlentherapie zur Schmerzbehandlung bei entzündlichen Erkrankungen. Sie wirkt bei etwa zwei Drittel aller Patienten, dafür muss jedoch eine gewisse Strahlenbelastung in Kauf genommen werden.

Operative Therapien

Die operative Therapie hat ihren Stellenwert in der Behandlung von therapieresistenten Beschwerden und wird nur bei rund fünf Prozent aller Patienten eingesetzt. In der Regel dann, wenn auch nach Monaten keine der konservativen Maßnahmen eine Wirkung zeigt.

Wie kann man einer Plantarfasziitis vorbeugen?

Übungen, bei denen die betroffenen Stellen gedehnt und gekräftigt werden, können einer Entzündung der Faszie vorbeugen. Als sehr effektiv gelten folgende Übungen:

  • Rollen Sie einen Tennisball, einen Faszienball oder eine Wasserflasche mehrfach über den Fuß ab und rollen Sie die Gegenstände langsam hin und her. So trainieren Sie die Waden- und Fußmuskulatur gleichermaßen.
  • Diese Muskelgruppen werden auch gedehnt, indem Sie sich mit den Zehen auf eine Treppenstufe stellen und sich dann langsam nach vorne beugen.
  • Versuchen Sie ein am Boden liegendes Geschirrtuch mit den Zehen zu greifen und aufzuheben. Führen Sie alle Übungen mehrmals am Tag durch.
  • Generell empfiehlt es sich Überbelastungen zu vermeiden und wenn möglich Ruhepausen für die Beine einzulegen.
  • Da eine Plantarfasziitis sehr häufig mit Übergewicht assoziiert ist, wird Betroffenen auch geraten, ihr Gewicht zu reduzieren. Auf den Fersen lastet schließlich der größte Teil des Körpergewichts.

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  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Bartold S.: Plantarfasziitis. In: Hohmann E., Imhoff A.B. (eds) Der Fuß des Läufers (2007). Steinkopff, Heidelberg

Gutteck N et al.: Plantarer Fußschmerz, Deutsches Ärzteblatt Int 2019;116:83-8

Morrisey D et al.: Management of plantar heel pain: a best practice guide informed by a systematic review, expert clinical reasoning and patient values; Br J Sports Med 2021

Fersenschmerzen: hilfreiche Übungen; Gesundheit.GV.AT, Zugriff: 12.8.2021; https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/schmerzen/fersenschmerz-uebungen

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