Mann krümmt sich sitzend vor Bauschmerzen
Foto: Antonio Guillem/shutterstock

Norovirus

Das Norovirus ist ein hochansteckendes Virus, das Infektionen des Magen-Darm-Trakts mit Durchfall und Erbrechen auslöst. Lesen Sie hier die wichtigsten Informationen über Infektionswege, Symptomatik und Therapie der Erkrankung sowie wichtige Hygienemaßnahmen.

Norovirus: Erreger von nicht bakteriellen Magen-Darm-Infektionen

Übertragung: fäkal-oral, orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen über die Luft, kontaminierte Speisen

Symptome einer Infektion: schwallartiges Erbrechen, Durchfall, Krankheitsgefühl, evtl. leichtes Fieber, Gliederschmerzen

Inkubationszeit: zwischen sechs und 50 Stunden

Diagnose: Anamnese, Bauchuntersuchung, Labor

Behandlung: symptomatisch

Was sind Noroviren?

Noroviren gehören zur Gruppe der Calciviren. Sie sind weltweit verbreitet und gelten als die häufigste Ursache für nicht bakterielle Magen-Darm-Infektionen. Den Erreger gibt es in zahlreichen Varianten. Er ist zudem sehr resistent, kann sowohl auf Nahrungsmitteln als auch auf Oberflächen lange überleben und übersteht auch Temperaturen von bis zu 60 Grad für längere Zeit. Schon wenige Viruspartikel genügen, um eine Erkrankung auszulösen. Die hochansteckenden Erreger werden von den Erkrankten massenhaft über Stuhl und Erbrochenes ausgeschieden. Das ist auch der Grund dafür, dass sich Norovirusinfektionen sehr rasch ausbreiten und zu Massenerkrankungen etwa in Spitälern, Seniorenheimen oder Kindergärten und Schulen führen können.

Die Magen-Darm-Infektion, die man sich durch Noroviren holt, geht meist mit Brechdurchfall für ein paar Tage einher. Sie ist an sich nicht gefährlich, aber bei bestimmten Personengruppen wie Kindern oder älteren Menschen kann sie auch lebensbedrohlich werden, wenn nichts dagegen unternommen wird.

Wie werden Noroviren übertragen?

Die Übertragung erfolgt meist über eine Schmierinfektion von Mensch zu Mensch. Das bedeutet, dass die Viren über eine Kette von Berührungen weitergereicht werden. Die Erreger finden sich zum Beispiel in kleinsten Spuren von Erbrochenem und Stuhlresten von Erkrankten, die über die Hände und in weiterer Folge etwa über Türklinken sehr leicht weitergetragen werden können. Hochinfektiös sind auch kleinste virushaltige Tröpfchen, die während des Erbrechens entstehen und in der Luft zirkulieren. Weiters können Noroviren auch in rohen Lebensmittel wie (tiefgekühltem) Obst, Salaten, Meeresfrüchten oder verunreinigten Getränken enthalten sein und zu einer Ansteckung führen.

Wie lange ist die Inkubationszeit?

Die Zeitspanne zwischen der Ansteckung und der Manifestation erster Symptome beträgt laut Robert Koch Institut zwischen sechs und 50 Stunden. Bei den meisten Menschen, die sich infiziert haben, zeigen sich Beschwerden aber schon wenige Stunden nach der Ansteckung.

Wie lange ist man ansteckend?

Für andere Personen sind Infizierte schon während der Inkubationszeit hochansteckend, also auch dann, wenn sie noch keine Symptome aufweisen. Und: Auch nach Abklingen der Symptome können Erkrankte noch bis zu zwei Wochen ansteckend sein.

Welche Symptome treten bei einer Norovirus-Infektion auf?

Die Viruserkrankung setzt meist sehr plötzlich ein. Betroffene leiden unter starker Übelkeit und Bauchkrämpfen. Schwallartiges Erbrechen und Durchfall sind charakteristisch. Manchmal kommt es aber anstelle des Brechdurchfalls nur zu Durchfall oder nur zu Erbrechen. Meist geht mit der Infektion auch ein starkes Krankheitsgefühl einher. Mattigkeit, Schwindel, Kopf- und Gliederschmerzen sowie leichtes, aber meist kein hohes Fieber, sind häufige Begleitsymptome.

Was den Verlauf der Erkrankung betrifft, so klingen die Symptome meist schon nach zwei bis drei Tagen ab und es gibt keine gravierenden Folgen.

Sind Norovirus-Infektionen gefährlich?

Wie bei jeder Erkrankung, die mit Erbrechen und Durchfall verbunden ist, verliert der Körper auch bei einer Norovirus-Infektion viel Flüssigkeit und essenzielle Salze. Dies muss ersetzt werden – am besten mit einer Elektrolytlösung oder mit stillem Mineralwasser, Kräutertees oder Brühe.

Für ältere Menschen, geschwächte Patienten und Kinder kann der massive Flüssigkeitsverlust aber tatsächlich gefährlich werden. Sie können dehydrieren und das kann unter Umständen sogar lebensbedrohlich werden.

Norovirus bei Babys und Kleinkindern

Wie bei Erwachsenen treten auch bei Babys und Kleinkindern starker Durchfall und häufiges Erbrechen auf. Das kann zu einem gefährlichen Flüssigkeitsverlust führen, der eine akute und manchmal sogar lebensbedrohliche Situation auslösen kann, da die Kleinen auf den Flüssigkeitsverlust empfindlicher als Erwachsene reagieren. Das zeigt sich oft durch Blässe und aufgesprungene Lippen. Außerdem kann es zu Magenkrämpfen kommen.

Es ist daher sehr wichtig, sich umgehend an den Kinderarzt zu wenden. Manchmal muss der Flüssigkeitsverlust bei den Kleinsten mit Infusionen im Krankenhaus behandelt und ausgeglichen werden.

Wichtig ist auch, Babys und Kleinkinder durch gute Hygienemaßnahmen zu schützen, falls ein anderes Familienmitglied an der Erkrankung leidet.

Norovirus bei Schwangeren

Für den Embryo ist eine Norovirus-Infektion an sich nicht gefährlich, aber für die werdende Mutter besteht das Risiko früher einsetzender Wehen, da sich durch das Erbrechen und den Durchfall viel Druck im Körper aufbauen kann.

Norovirus bei älteren Menschen

Auch bei älteren Menschen kann der durch das häufige Erbrechen und den starken Durchfall ein massiver Flüssigkeits- und Elektrolytverlust entstehen, der von ihnen oft nicht mehr so einfach auszugleichen ist. Tee, Wasser oder Elektrolytlösungen aus der Apotheke können hier helfen, aber manchmal müssen betroffene ältere Menschen in der Akutphase auch im Krankenhaus behandelt werden.

Wie wird das Norovirus diagnostiziert?

Der Arzt oder die Ärztin wird zunächst ein Anamnesegespräch durchführen, in dem nach Symptomen, den zuletzt gegessenen Speisen und Kontakten zu anderen Erkrankten gefragt wird. Danach folgt eine vorsichtige Untersuchung des Bauchraums.

Meist lässt sich die Verdachtsdiagnose dann schon stellen, aber um ganz sicher zu gehen, muss der Erregernachweis im Labor gestellt werden. Dafür ist eine Untersuchung einer Stuhlprobe oder einer Probe des Erbrochenen notwendig.

Wichtig ist die Diagnosesicherung im Labor vor allem dann, wenn Erkrankungsfälle gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen aufgetreten sind.

Wie wird die Norovirus-Infektion behandelt?

Eine spezifische Therapie gegen eine Norovirus-Infektion gibt es nicht, aber bei den meisten betroffenen Patienten genügt es, wenn sie sich zu Hause auskurieren. Schonung und Bettruhe sowie der Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts mit Tees, Wasser, Brühe oder Eletrolytlösungen sind daher die Maßnahmen, die getroffen werden sollten. Zudem sollte man ein bisschen essen, zum Beispiel Zwieback, Butterkekse, Knäckebrot, Bananenbrei oder gekochte Karotten. Eventuell kann man ein Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen einnehmen. Bei schweren Symptomen kann der Arzt den Flüssigkeitsverlust über Infusionen ausgleichen.

Achtung: Von dem oftmals als hilfreich kolportierten Hausmittel Cola und Salzstangen raten die Experten ab. Salzstangen sind zwar unbedenklich, enthalten aber das jetzt wichtige Kalium nicht und Cola enthält Koffein, und kann den Flüssigkeitsverlust unter Umständen verstärken. Wichtig ist auch, den Kontakt zu anderen so weit wie möglich zu meiden, da die Norovirus-Infektion hochansteckend ist.

Wie kann man sich gegen das Norovirus schützen?

Der beste Schutz gegen das Norovirus sind gute Hygienemaßnahmen:

  • Vor allem nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Essen und vor dem Essen sollte man sich die Hände sorgfältig mit Wasser und Seife waschen und mit einem sauberen Handtuch abtrocknen.
  • Man sollte immer nur eigene Handtücher und Hygieneartikel verwenden.
  • Da auch Nahrungsmittel mit Noroviren belastet sein können, sollte man vor allem Gerichte mit Meeresfrüchten gut durchgaren und Salate und Obst sorgfältig waschen.
  • Den direkten Kontakt zu Erkrankten sollte man so weit wie möglich bis zu einer Woche nach Abklingen der Symptome meiden.
  • Waschbecken, Böden und Türklinken und Toiletten sollte man regelmäßig mit Wasser und den üblichen Reinigungsmitteln mit Einmaltüchern und unter Verwendung von Einmalhandschuhen reinigen, wenn jemand im eigenen Umfeld erkrankt ist.

FAQ

Im Unterschied zu anderen Erkrankungen ist man nach einer Norovirus-Infektion nur gegen den ursächlichen Erregerstamm immun. Es gibt aber eine Vielzahl von Subtypen, die sich zudem auch ständig wandeln, sodass eine neuerliche Ansteckung mit einer anderen Erregervariante möglich ist.

Bislang gibt es keine Impfung gegen Noroviren, es wird aber daran geforscht und die Entwicklung eines Impfstoffs scheint nach bisher vorliegenden Studienergebnissen möglich.

Beide Viren sind weltweit verbreitet und für die Mehrzahl von Magen-Darm-Infektionen verantwortlich. Rotaviren sind aber noch etwas aggressiver als Noroviren und führen im Schnitt zu heftigeren Beschwerden. Zudem betreffen Rotaviren vor allem Säuglinge und Kleinkinder.

In Österreich sind ein Norovirus-Gastroenteritis-Ausbruch, ein Ausbruchsverdacht oder ein Todesfall meldepflichtig. Die Meldung erfolgt durch den behandelnden Arzt, Amtsarzt oder den Labormediziner.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Das könnte Sie auch interessieren
Allergietest/Prick-Test

Allergietests

Allergietests sind verschiedene Testverfahren, die zur Bestätigung einer Allergiediagnose eingesetzt werden. Sie sind wichtig, um rechtzeitig mit einer Therapie beginnen zu können, denn Allergien können sich weiterentwickeln und zu immer mehr Beschwerden führen.

Die wichtigsten Allergene

Die 14 wichtigsten Allergene bei Nahrungsmittelallergie

Nahrungsmittelallergien sind weit verbreitet und können das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen.

Baby erhält die Meningokokken-Impfung von einer Ärztin

Meningokokken-Impfung

Die Meningokokken-Impfung schützt vor einer Infektion durch bestimmte Untergruppen der Meningokokken-Bakterien, die schwere Krankheiten wie Gehirnhautentzündung und Blutvergiftung auslösen können. Diese Erkrankungen können mit ernsthaften Komplikationen verbunden sein.