Frauen mit Hand-Herzzeichen
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Herzinfarkt bei Frauen

Bei Frauen äußern sich die Symptome eines Herzinfarkts meist anders als bei Männern. Die Gefahr wird daher häufig nicht rechtzeitig erkannt. Auf welche Frühwarnzeichen Sie achtgeben sollten, erfahren Sie hier.

Factbox – Herzinfarkt der Frau

Synonym: Herzinfarkt, Myokardinfarkt

Definition: durch Verkalkung ausgelöste Verengung der Herzkranzgefäße

Ursachen und Risikofaktoren: biologische, psychosoziale, weiters: Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, erhöhter Blutzucker, psychosoziale Belastungen, Stress, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung

Symptome: Leitsymptom Brustschmerz (Achtung: bei Frauen oft nicht so eindeutig ausgeprägt wie bei Männern), Magen-Probleme, Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch, unspezifische Rückenschmerzen, Kurzatmigkeit bzw. Atemnot, Erschöpfung, Schwäche und Schlafstörungen

Diagnose: EKG, Blutuntersuchung, Herzultraschall

Behandlung: Sauerstoff und Schmerzmittel, Medikamente, Herzkatheter, Stent, Bypass-Operation

Warum sind Frauen besonders gefährdet?

Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) wird durch eine Verkalkung der Herzkranzgefäße ausgelöst und zählt zu den häufigsten Todesursachen in Industrieländern. Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen, und die Erkrankung gilt auch als typische Männerkrankheit.

Doch auch immer mehr Frauen sind vom Myokardinfarkt betroffen. Dabei haben sie eine höhere Wahrscheinlichkeit, im ersten Jahr nach einem Herzinfarkt zu versterben, und sie haben auch eine schlechtere Prognose nach einer koronaren Bypass-Operation. Das liegt zum Teil an geschlechtsspezifischen Unterschieden, die sowohl biologische als auch psychosoziale Ursachen haben. So tritt die Erkrankung bei Frauen statistisch gesehen später auf, nämlich erst rund zehn Jahre nach der Menopause, und es gibt zahlreiche psychosoziale Gründe, aufgrund dessen Frauen oft nicht rechtzeitig eine Behandlung erfahren.

Auch im Risikoprofil und bei den Begleiterkrankungen zeigen sich zumeist andere Verteilungsmuster. Und: Es gibt Unterschiede in den Symptomen, bei der Frühdiagnose, in der Akutversorgung und in der Behandlung. Wissenschaftliche Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass Empfehlungen zur medikamentösen Therapie und zur Wiederherstellung der Gefäßdurchblutung bei Frauen mit akutem Herzinfarkt weniger gut eingehalten werden. Auch die Früherkennung ist bei ihnen erschwert und verschiedene diagnostische Maßnahmen fallen bei Frauen weniger sensitiv aus als bei Männern.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für einen Myokardinfarkt bei Frauen unterscheiden sich zum Teil nicht von jenen bei den Männern, zu einem anderen Teil aber sehr wohl. So gibt es etwa biologische Ursachen, die dazu führen, dass Frauen später im Leben als Männer Herzinfarkte erleiden. Vor den Wechseljahren profitieren sie nämlich von dem schützenden Effekt der Östrogene, die unter anderem die Blutgerinnung beeinflussen und erweiternd auf die Blutgefäße wirken. Auf diese Weise können Östrogene vor der Bildung von arteriosklerotischen Plaques schützen und somit auch das Herz vor einer koronaren Herzerkrankung.

Allerdings lässt dieser Schutz nach den Wechseljahren nach und das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden steigt dann bei Frauen schneller an als bei Männern. Zudem sind heute zahlreiche psychosoziale Faktoren bekannt, die dazu führen können, dass Frauen etwa nicht rechtzeitig behandelt werden. In Untersuchungen hat sich beispielsweise gezeigt, dass Frauen oft zu lange zögern, bevor sie die Rettung rufen und sich auch bei der Schilderung der Symptome oft sehr zurückhaltend oder „untypisch“ äußern. Das wiederum kann dazu führen, dass Ärzte Fehldiagnosen stellen, weil sie eine andere Krankheit hinter den geschilderten Symptomen vermuten.

Weitere Ursachen für einen Myokardinfarkt sind:

Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen

Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich um einen Myokardinfarkt, wenn:

– Biomarker einer Herzmuskelschädigung nachweisbar sind

– zusätzlich Angina pectoris Symptome bestehen (Ausnahme: stumme Infarkte)

– EKG-Veränderungen auftreten oder ein entsprechender angiografischer Befund besteht.

Leitsymptom Brustschmerz: Dabei handelt es sich um einen plötzlich auftretenden, stark ausgeprägten Schmerz hinter dem Brustbein oder seltener im Oberbauchbereich, der intensiver und anhaltender ist als der bei einem Angina-Pectoris-Anfall und der durch körperliche Ruhe oder die Gabe von Nitroglycerin-Präparaten nicht zu beeinflussen ist. Der Schmerz kann in die Arme, die Bauchnabelregion, den Rücken, den Hals oder den Unterkiefer ausstrahlen und geht oft mit Todesangst einher.
Aber: Rund 20 bis 30 Prozent der Myokardinfarkte präsentieren sich ohne Schmerzen. Man spricht hier von stummen Infarkten. Sie treten vor allem bei Patienten mit Diabetes mellitus oder bei sehr betagten Patienten, deren Schmerzwahrnehmung wegen einer Nervenschädigung vermindert ist, auf.

Achtung: Bei Frauen ist der Brustschmerz oft nicht so stark ausgeprägt wie bei Männern, bei denen sich dieses Symptom meist sehr eindeutig äußert. Frauen leiden vielmehr häufig unter:

  • Magen-Problemen, Übelkeit und Erbrechen
  • Schmerzen im Oberbauch
  • unspezifischen Rückenschmerzen
  • Kurzatmigkeit bzw. Atemnot
  • Erschöpfung, Schwäche und Schlafstörungen

Das Fatale daran ist, dass es sich dabei eher um als harmlos angesehene Symptome handelt, bei denen  man nicht immer sofort an einen Herzinfarkt denkt.

Diagnose eines Myokardinfarkts

Für die Diagnose eines Myokardinfarkts wird ein EKG durchgeführt, anhand dessen der Arzt erkennen kann, ob ein Herzinfarkt vorliegt. Zudem kann die Erkrankung mit einer Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Nach einem Infarkt weisen Betroffene erhöhte Troponin- und Creatin-Kinase-Werte auf. Ein Herzultraschall (Echokardiographie) erlaubt es, die Funktion der Herzkammern zu beurteilen und Störungen im Ablauf der Herzkontraktion sichtbar zu machen.

Obwohl die Symptome eines Myokardinfarkts sich bei der Frau oft anders als beim Mann äußert, gibt es keine Unterschiede was Diagnosemaßnahmen betrifft.

Herzinfarkt: Behandlung 

Ein Herzinfarkt ist ein Notfall, und als erste Maßnahme werden Sauerstoff und Schmerzmittel gegeben. Danach versucht man, das Blutgerinnsel, das die Ursache der Durchblutungsstörung ist, zu entfernen. Dafür gibt es verschiedene Therapie-Maßnahmen:

Medikamente: Ein Fibrinolytikum bzw. Thrombozytenaggregationshemmer werden sofort gegeben. Sie sollen die Blutgerinnung und die Anlagerung von Blutplättchen hemmen.

Herzkatheter: Dabei wird ein dünner, elastischer Schlauch über eine Punktion in der Leiste oder am Arm durch die Gefäße bis zum Herzen geführt. Am oberen Ende des Katheters befindet sich ein sehr kleiner Ballon, der aufgedehnt wird, sobald der Katheter auf das Gerinnsel trifft (Ballondilatation). Wenn eine rasche Katheterbehandlung nicht möglich ist, wird eine medikamentöse Thrombolyse durchgeführt.

Stent: Das ist ein röhrenförmiges Gittergerüst, das im Gefäß aufgespannt wird und das den verengten Abschnitt dauerhaft stützt, damit das Blutgefäß auch nach dem Katheter-Eingriff geöffnet bleibt.

Bypass-Operation: Sie kommt zur Anwendung, wenn mehrere Herzkranzgefäße verengt sind. Dabei wird anhand eines minimalinvasiven Eingriffs die Blutversorgung des Herzens über eine Umleitung des Blutstroms wiederhergestellt. Die Operation erfolgt in Vollnarkose und dauert mehrere Stunden.

Vorsorge

Wichtig ist, dass jede Frau achtsam hinsichtlich Symptomen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist und ungewöhnliche Schmerzen ernst nimmt. Eine Möglichkeit, einen Herzinfarkt frühzeitig selbst zu erkennen, stellt die so genannte NAN-Regel dar: Wenn in dem Körperbereich zwischen Nase, Arm und Nabel (NAN) unerklärliche Schmerzen auftreten, die länger als 15 Minuten andauern, sollten Frauen sofort den Notarzt rufen.

Weiters geht es darum, Risikofaktoren zu kennen und vorzubeugen. Das gilt auch für Frauen vor den Wechseljahren, besonders dann, wenn sie ungesund leben oder familiär belastet sind. Steuern Sie folgenden Risikofaktoren entgegen:

  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • erhöhte Blutfette
  • erhöhter Blutzucker
  • psychosoziale Belastungen
  • Stress
  • Bewegungsmangel
  • ungesunde Ernährung

Sie suchen einen Kardiologen/Internisten in Ihrer Nähe? Hier finden Sie ihn.

FAQ

Bei Frauen ist der typische Brustschmerz oft nicht so stark ausgeprägt wie bei Männern, bei denen sich dieses Symptom meist sehr eindeutig äußert. Frauen leiden vielmehr häufig unter:

  • Magen-Problemen, Übelkeit und Erbrechen
  • Schmerzen im Oberbauch
  • unspezifischen Rückenschmerzen
  • Kurzatmigkeit bzw. Atemnot
  • Erschöpfung, Schwäche und Schlafstörungen

Für die Diagnose eines Myokardinfarkts wird ein EKG durchgeführt, anhand dessen der Arzt erkennen kann, ob ein Herzinfarkt vorliegt.

Die Erkrankung wird auch mit einer Blutuntersuchung nachgewiesen. Nach einem Infarkt weisen Betroffene erhöhte Troponin- und Creatin-Kinase-Werte auf.

Ein Herzultraschall (Echokardiographie) erlaubt es, die Funktion der Herzkammern zu beurteilen und Störungen im Ablauf der Herzkontraktion sichtbar zu machen.

Um das Herzinfarktrisiko zu senken, sollten folgende Risikofaktoren vermieden werden:

  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Bluthochdruck
  • erhöhte Blutfette
  • erhöhter Blutzucker
  • psychosoziale Belastungen
  • Stress
  • Bewegungsmangel
  • ungesunde Ernährung

In der Regel wird bei einem Herzinfarkt ein Fibrinolytikum bzw. Thrombozytenaggregationshemmer sofort gegeben.Sie sollen die Blutgerinnung und die Anlagerung von Blutplättchen hemmen.

Ein Herzinfarkt ist ein Notfall, und als erste Maßnahme werden Sauerstoff und Schmerzmittel gegeben. Danach versucht man, das Blutgerinnsel, das die Ursache der Durchblutungsstörung ist, zu entfernen. Dafür gibt es verschiedene Therapie-Maßnahmen:

  • Medikamente (Fibrinolytikum bzw. Thrombozytenaggregationshemmer)
  • Herzkatheter
  • Stent
  • Bypass-Operation:
  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Griebler, R et al (2014): Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Österreich: Angina Pectoris, Myokardinfarkt, ischämischer Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit. Epidemiologie und Prävention. Wien: Bundesministerium für Gesundheit https://jasmin.goeg.at/113/1/Herz-Kreislauf-Erkrankungen%20in%20Österreich.pdf, Abruf März 2022

https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinfarkt/anzeichen/herzinfarkt-frauen-symptome, Abruf März 2022

https://www.herzverband.at/wp-content/uploads/2018/10/herzinfarkt-bei-frauen.pdf, Abruf März 2022

https://www.herzbewusst.de/herzinfarkt/symptome/herzinfarkt-symptome-unterschiede-zwischen-frau-und-mann, Abruf März 2022

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/65522/Warum-Herzinfarkte-bei-Frauen-anders-verlaufen, Abruf März 2022

 

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