Fruktosemalabsorption Fruchtzucker
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Fruktosemalabsorption – die Fruchtzucker-Unverträglichkeit

Unter Fruktosemalabsorption versteht man eine Kohlehydratverwertungsstörung, bei der der Darm insbesondere nach dem Konsum von Obst und Säften auf die darin enthaltene Fruktose rebelliert.

Factbox – Fruktosemalabsorption

Synonym: Fruchtzucker-Unverträglichkeit

Definition: Kohlehydratverwertungsstörung, bei der der Darm auf Fruktose rebelliert.

Ursachen: dauerhaft ungünstige Ernährung mit viel Zucker und Fruchtzucker

Symptome: Blähungen, Schmerzen, Krämpfe, Völlegefühl, Durchfall

Diagnose: H2-Atemtests

Behandlung: Ernährungstherapie

Was ist Fruktosemalabsorption?

Unter Fruktosemalabsorption versteht man eine weit verbreitete Nahrungsmittelunverträglichkeit, genauer eine Kohlehydratverwertungsstörung, die oft mit der angeborenen Fruktoseintoleranz (hereditäre Fruktoseintoleranz, HFI) verwechselt wird, aber bei weitem nicht so dramatisch ist wie die HFI. Bei der Fruktosemalabsorption rebelliert der Darm insbesondere nach dem Konsum von Obst und Säften, also auf den darin enthaltenen Fruchtzucker (Fruktose, Fructose), der in unterschiedlicher Konzentration in den meisten Obst- und Gemüsesorten vorkommt. Normalerweise wird der Zucker von den Dünndarmzellen vollständig aufgenommen und mit einer Art „Transporter“, dem GLUT-5 ins Blut gebracht. Das funktioniert folgendermaßen: GLUT-5 hat zunächst die Funktion, die Fruktose aus dem Nahrungsbrei aufzunehmen und in die Dünndarmzellen einzubringen. Von dort aus kommt die Fruktose über den GLUT-5-Transporter in die Blutbahn. Bei einer Fruktosemalabsorption aber findet eine unvollständige Aufnahme von Fruktose im Verdauungstrakt statt, weil die Funktion des so genannten GLUT-5-Transporters zeitweise eingeschränkt oder nicht vorhanden ist. Deshalb kommt es dazu, dass ein Teil der verzehrten Fruktose in den Dickdarm gelangt, was vor allem dann, wenn man ständig mehr Fruchtzucker isst, als der Körper aufnehmen kann, dazu führt, dass sich die Bakterienflora im Dickdarm verändert. Es kommt unter anderem zu einer Vergärung der Fruktose zu Kohlendioxid, Wasserstoff und Methan. Das wiederum verursacht Blähungen, Stuhlauflockerung und die Bildung von zu großen Mengen an kurzkettigen Fettsäuren. Kurzkettige Fettsäuren lockern den Stuhl ebenfalls auf und regen den Darm an. Die Folge sind Symptome wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen.

Wichtig zu wissen ist auch, dass GLUT-5 keine großen Mengen an Fruktose transportieren kann, und dass der Dünndarm nur eine Aufnahmekapazität von rund 35 bis 50 Gramm Fruktose auf einmal hat. Wenn man dann bedenkt, dass schon ein halber Liter Apfelsaft 32 Gramm Fruktose enthält, wird klar, dass es hier eine natürliche Grenze gibt. Deshalb können auch gesunde Menschen Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall bekommen. Diese typischen Beschwerden sind zwar unangenehm, aber nicht gesundheitsschädigend für den Darm. Doch wenn man schon bei weniger als 25 Gramm Fruktose Symptome bekommt, spricht man eben von Fruktosemalabsorption. Rund ein Drittel der Bevölkerung hierzulande ist davon betroffen, wobei Kleinkinder noch häufiger unter diesbezüglichen Problemen leiden. 

Wo findet sich Fruchtzucker?

Wie schon der Name sagt, kommt Fruchtzucker vor allem in Früchten vor. Doch es ist nicht nur Obst, das Fruktose enthält, sondern naturgemäß auch Fruchtsäfte, Most, Wein, Marmelade und alle Lebensmittel, die hauptsächlich aus Früchten bestehen. Auch Trockenfrüchte haben einen hohen Anteil an Fruktose.

Außerdem kommt Fruktose in Haushaltszucker vor, denn dieser wird aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gemacht. Auch Honig und Ahornsirup enthalten Fruchtzucker, aber wenn man Haushaltszucker, Honig und Ahornsirup in Maßen genießt, so wird dies gut vertragen. Anders ist das bei anderen Süßungsmitteln wie Dicksäften, die sehr viel Fruchtzucker enthalten. Besonders problematisch ist Agavendicksaft. Nur Traubenzucker und Reissirup werden in der Regel gut vertragen.  

Daneben findet sich Fruktose auch als Süßungsmittel in vielen Limonaden und Softdrinks sowie in Fertigprodukten. ExpertInnen warnen auch vor „zahnfreundlichen“ Süßigkeiten, Kaugummis und kalorienreduzierten Getränken, denn sie enthalten oft Zuckeralkohole.

Unbedenklich hinsichtlich Fruktosemalabsorption scheinen hingegen kalorienfreie Getränke zu sein, die ungesüßt sind oder Süßstoffe enthalten. Der Gehalt von Fruchtzucker in Gemüse ist zu gering, um Symptome einer Fruktosemalabsorption auslösen zu können.

Ursachen der Unverträglichkeit von Fruktose

In westlichen Industrieländern wird die Fruktosemalabsorption immer häufiger. Der Grund für die massive Zunahme dieser Kohlehydratverwertungsstörung ist eine dauerhaft ungünstige Ernährung.

Viele von uns nehmen zu viel Zucker und Fruchtzucker zu sich, andere wiederum setzen auf vermeintlich bewusst gesunde Nahrungsmittel und Ernährungstrends wie Low carb, Low fat, laktosefreie Produkte oder Alternativen für Zucker. Auch das aber ist aus ernährungsmedizinischer Sicht nicht gesund. So haben etwa jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse gezeigt, dass Maissirup besonders schlecht ist, da sich dieses hochfruktosehaltige Süßungsmittel negativ auf die Darmmikrobiota auswirkt und sogar die Entstehung eines kolorektalen Karzinoms oder einer Fettleber begünstigen kann.

Symptome der Fruktosemalabsorption

Die Symptome der hereditären Fruktoseintoleranz und jene der Fruktosemalabsorption unterscheiden sich deutlich voneinander. Die Symptome der Fruktosemalabsorption sind folgende:

Die Symptomatik ist unangenehm, aber nicht gesundheitsgefährdend.

Wie diagnostiziert man eine Fruktosemalabsorption?

Ebenso wie die Symptomatik unterscheidet sich auch die Diagnostik der angeborenen Fruktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption grundlegend.

Was die Diagnostik der Fruktosemalabsorption betrifft, so kann, wenn das Vorliegen dieser Nahrungsmittelunverträglichkeit vermutet wird, ein H2-Atemtest durchgeführt werden. Denn bei der Verstoffwechselung der Fruktose kommt es durch Darmbakterien zur Bildung von Wasserstoff (H2). Die Menge dieses abgeatmeten Wasserstoffs lässt sich mit speziellen Geräten messen. Vor dem Test muss man zwölf Stunden lang nüchtern bleiben, darf nicht Zähne putzen und muss Fruktose gelöst in Wasser trinken. Der gesamte Test dauert zwei bis drei Stunden, denn es müssen mehrere Messungen des Wasserstoffgehalts in der Ausatemluft durchgeführt werden. Manche ExpertInnen empfehlen weiters, zuvor ein Ernährungs-Symptom-Tagebuch Tagebuch zu führen, das idealerweise von einer auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten spezialisierten Ernährungsfachkraft begleitet wird.

Behandlung über Ernährung

Bei der Behandlung der Fruktosemalabsorption geht es um Ernährungsbewusstsein und richtige Ernährung. Es wird empfohlen, zuerst zwei Wochen lang den Fruktosegehalt in der Nahrung zu reduzieren. Danach sollte man sechs Wochen lang testen, wie viel Fruktose man verträgt, denn die Verträglichkeit ist individuell unterschiedlich. Hier wird ein Ernährungsberatung, aber das strikte Meiden aller Fruchtzucker ist bei der Fruchtzuckerunverträglichkeit nicht notwendig.

Ernährungsumstellung bei Fruktosemalabsorption

Für die Ernährungsumstellung wird ein dreistufiges Schema empfohlen. In der ersten Stufe geht es um eine deutliche Einschränkung von Obst, Zucker, Zuckeralkoholen, süßen Lebensmitteln und Getränken. Das Ziel dieser Phase ist das Erreichen von weitgehender Beschwerdefreiheit. Noch bessere Ergebnisse erzielt man, wenn man gleichzeitig die Lebensmittelauswahl und das Essverhalten verbessert. Das kann man zum Beispiel mit – am besten regelmäßigen – Mahlzeiten mit viel Gemüse und einem hohen Anteil an Fett und Eiweiß in der Nahrung erzielen, denn dadurch verbessern sich die Voraussetzungen der Verdauung, weil diese Lebensmittel länger im Magen verweilen.

In der zweiten Stufe kann man dann Kostaufbau machen, indem man Schritt für Schritt immer wieder kleine Mengen an fruktosehaltigen Lebensmitteln ins sonst optimierte Essen integriert und dies langsam steigert. So kann man auch gut herausfinden, was man individuell gut verträgt und was nicht. Dabei kann man durchaus eigene Vorlieben berücksichtigen, wenn man gleichzeitig eine gute Ernährung sichert.

Die dritte Stufe des Schemas sieht dann die langfristige gute Dauerernährung vor. Alle Maßnahmen haben das Ziel, dass Betroffene symptomfrei werden, auch wenn sie Fruktose in Maßen zu sich nehmen. Was die Fachleute noch anmerken ist, dass man gelegentlich durchaus bewusst von der Diät abweichen kann. Der Erfolg der Gesamttherapie wird dadurch nicht gefährdet, allerdings muss man in diesen Fällen auch wieder mit vorübergehenden Beschwerden rechnen.

FAQ

Unter Fruktosemalabsorption versteht man eine Kohlehydratverwertungsstörung, bei der der Darm insbesondere nach dem Konsum von Obst und Säften auf die darin enthaltene Fruktose rebelliert.

Die Symptome der Fruktosemalabsorption sind folgende:

  • Blähungen
  • Schmerzen
  • Krämpfe
  • Völlegefühl
  • Durchfall

Die Diagnose der Fruktosemalabsorption kann über ein H2-Atemtest durchgeführt werden. Vor dem Test muss man zwölf Stunden lang nüchtern bleiben, darf nicht Zähne putzen und muss Fruktose gelöst in Wasser trinken.

Der gesamte Test dauert zwei bis drei Stunden, denn es müssen mehrere Messungen des Wasserstoffgehalts in der Ausatemluft durchgeführt werden.

Für die Ernährungsumstellung bei Fruktosemalabsorption wird ein dreistufiges Schema empfohlen.

In der ersten Stufe geht es um eine deutliche Einschränkung von Obst, Zucker, Zuckeralkoholen, süßen Lebensmitteln und Getränken.

In der zweiten Stufe kann man dann Kostaufbau machen, indem man Schritt für Schritt immer wieder kleine Mengen an fruktosehaltigen Lebensmitteln ins sonst optimierte Essen integriert und dies langsam steigert. So kann man auch gut herausfinden, was man individuell gut verträgt und was nicht.

Die dritte Stufe des Schemas sieht dann die langfristige gute Dauerernährung vor. Alle Maßnahmen haben das Ziel, dass Betroffene symptomfrei werden, auch wenn sie Fruktose in Maßen zu sich nehmen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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