Stillendes Baby
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Warum Stillen das Beste für Ihr Baby ist

Die optimale Nahrung für Säuglinge ist immer noch die Muttermilch – idealerweise während der ersten 4-6 Lebensmonate. Nichtsdestotrotz haben viele Frauen zu Beginn der Stillzeit mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen - mit zu wenig Milch, Entzündungen der Brust oder der richtigen Anlegeposition des Babys. Was Sie beachten sollen, damit es mit dem Stillen klappt.

Stillen ist die beste und natürlichste Ernährung für Säuglinge. Die Milchproduktion (Laktation) der Mutter ist hormonell gesteuert und passt sich sowohl in der Menge als auch in der Zusammensetzung an die aktuellen Bedürfnisse des Babys an. So ist die Muttermilch beispielsweise nach der Geburt besonders reich an Eiweiß, erst mit der Zeit steigt der Gehalt an Fett und Kohlenhydraten an. Aufgrund ihrer Zusammensetzung ist Muttermilch äußerst leicht verdaulich. Alle ihre Bestandteile weisen eine hohe Bioverfügbarkeit auf, d.h. sie werden vom Körper optimal aufgenommen und verwertet. Zusätzlich unterstützen Enzyme, die in der Muttermilch „mitgeliefert“ werden, den Verdauungsprozess.
Gut gedeihende Säuglinge brauchen daher in den ersten Lebensmonaten keinerlei zusätzliche Nahrung oder Flüssigkeit. Stillen ist in vielerlei Hinsicht auch praktisch: Muttermilch ist jederzeit verfügbar, hygienisch und hat die richtige Temperatur.

Welche gesundheitlichen Vorteile hat das Stillen?

Das Stillen hat sowohl für das Baby als auch für die Mutter zahlreiche Vorteile. In erster Linie trägt die Muttermilch dazu bei, dass sich das Baby ideal entwickelt und besser vor Infektionen (v.a. Erkältungen, Magen-Darm-Infektionen, Mittelohrentzündung, Harnwegsinfekten, Meningitis) geschützt ist. Besonders günstig wirkt sich das Stillen auf Atemwegsinfektionen aus, belegt eine kürzlich durchgeführte dänische Studie. Diese Untersuchung konnte auch nachweisen, dass Säuglinge, die mindestens 4 Monate lang exklusiv oder teilweise gestillt worden waren, nur halb so oft als nicht gestillte Kinder stationär in ein Krankenhaus aufgenommen werden mussten.
Für die Wirksamkeit bei Infektionen werden Immunstoffe der Muttermilch verantwortlich gemacht (sowohl gegen Viren als auch gegen Bakterien sind Antikörper enthalten) die Schutz gegen häufige Infektionen bieten. Außerdem werden vom mütterlichen Organismus ständig neue Antikörper gegen jene Keime gebildet, mit denen Mutter und Kind laufend in Berührung kommen.

Weitere Studien zeigen, dass gestillte Kinder in ihrem späteren Leben seltener Übergewicht oder bestimmte andere Erkrankungen entwickeln. Dazu zählen:

  • Diabetes
    Stillen schützt vor einer Erkrankung an Diabetes mellitus Typ 1. Auch das Risiko, im späteren Alter an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, ist bei Personen, die als Säuglinge gestillt wurden, niedriger.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    Interessanterweise haben Säuglinge in der Stillzeit höhere Gesamtcholesterin- und LDL-Konzentrationen als mit der Flasche ernährte Säuglinge. Später kehrt sich dies jedoch um: Jugendliche und Erwachsene scheinen niedrigere Cholesterinwerte zu haben, wenn sie gestillt wurden. Auch ihr Blutdruck ist niedriger als bei Menschen, die als Baby nicht gestillt wurden.
  • Allergien
    Ob Stillen gegen Allergien und Hautkrankheiten wie Neurodermitis schützen soll – darüber gibt es geteilte Meinungen. Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich dies nämlich nicht eindeutig belegen, meinen Experten. Hier gilt es das Ergebnis weiterer Studien abzuwarten.
    Neuesten Studien zufolge dürfte Stillen außerdem einen schützenden Effekt gegenüber akuter Leukämie und lymphoblastischen Erkrankungen haben.

Das Stillen – und zwar nicht nur die Muttermilch, sondern auch der Akt des Stillens mit möglichst viel Körperkontakt – fördert aber die Beziehung zwischen Mutter und Kind und reduziert möglicherweise auch das Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS).

Für Mütter hat das frühe Anlegen und Stillen den Vorteil, dass die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt unterstützt wird. Frauen, die lange gestillt haben, erkranken seltener an Krebserkrankungen der Brust und der Eierstöcke.

Stillen will gelernt sein

Die Auflistung der vielen Vorteile soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass Stillen immer wieder auch mit Schwierigkeiten verbunden sein kann – praktischen oder emotionalen. Bei entsprechender Beratung und Hilfestellung ist jedoch nahezu jede Mutter in der Lage, ihr Baby bzw. im Fall von Mehrlingen ihre Babys voll zu stillen. Um das Stillen zu ermöglichen, ist es wichtig:

  • das Baby sobald als möglich nach der Geburt anzulegen
  • das Baby beim Stillen eng – Bauch an Bauch mit der Mutter – so anzulegen, dass es den Kopf nicht drehen oder überstrecken muss, um möglichst viel Brustwarze und Warzenhof in den Mund zu bekommen
  • möglichst viel Hautkontakt mit dem Baby zu haben
  • in der ersten Zeit, bis das Stillen gut in Gang gekommen ist, möglichst auf Schnuller und Saughütchen zu verzichten und Zufüttern zu vermeiden
  • sich beim Stillen zurückzuziehen, um sowohl für sich selbst als auch für das Baby eine ruhige, sichere Atmosphäre zu schaffen
  • auch während einer Erkrankung – sofern möglich – weiterzustillen; Ihr Arzt wird Sie beraten, welche Medikamente in der Stillzeit eingenommen werden dürfen

Das Wichtigste am Beginn der Stillzeit: Haben Sie Geduld. Geduld mit sich selbst und mit Ihrem Baby. Bis sich die Milchmenge an die Bedürfnisse des Neugeborenen anpasst, kann es eine Weile dauern. Manche Mütter haben in den ersten Wochen nach der Geburt zu wenig Milch, um ihr Baby voll – also ausschließlich – zu stillen; andere Mütter haben sogar zu viel Milch. Dies lässt sich durch die Art und Häufigkeit des Anlegens beeinflussen: Produzieren Sie eher wenig Milch, sollten Sie Ihrem Baby die Brust möglichst oft anbieten, und zwar immer beide Brüste, evtl. sogar mehrmals abwechselnd pro Mahlzeit. Das regt die Milchproduktion an. Haben Sie sehr viel Milch, sollten Sie Ihr Baby pro Milchmahlzeit nur aus einer Brust trinken lassen – natürlich nur, wenn es dann auch satt ist.

Bei manchen Müttern pendelt sich die erforderliche Milchmenge nicht ein bzw. dauert es länger, bis mehr Milch produziert wird. Hin und wieder kommt es auch vor, dass das Baby die Brust verweigert. Treten diese Stillprobleme auf, ist es wichtig, sich nicht selbst unter Druck zu setzen und dem Säugling immer wieder, aber ohne Zwang, die Brust anzubieten. Holen Sie sich am besten Unterstützung bei einer Stillberaterin oder Ihrer Hebamme – einige Hebammen haben eine Zusatzausbildung in der Stillberatung.

Stillberaterinnen können Ihnen auch bei anderen Problemen, die häufig in der Stillzeit auftreten, gute Ratschläge geben – etwa bei flachen Brustwarzen, Milchstau und Brustentzündungen, wunden Brustwarzen und Pilzinfektionen.

Wenn es mit dem Stillen nicht klappt

Seien Sie nicht traurig, wenn es notwendig ist, zuzufüttern oder Milch abzupumpen; wichtig ist, dass das Stillen in dem Ausmaß und in der Art und Weise, wie Sie es tun, für Sie und Ihr Baby passt. Auch wenn es mit dem Stillen gar nicht klappen sollte, gibt es keinen Grund, sich schuldig zu fühlen. Auch wenn industriell hergestellte  Säuglingsnahrung die Komplexität und Variabilität der Muttermilch nicht imitieren kann – wird die „Fläschchennahrung“ immer besser. Durch Zusätze wie bestimmte Fettsäuren oder Prä- bzw. Probiotika werden diese auch immer mehr dem Original angeglichen.

Mythen rund ums Thema Stillen: Richtig oder Falsch?

„Mit einem kleinen Busen kann man nicht voll stillen.“
Falsch. Die Größe der Brust hängt von der Menge des Fettgewebes ab und nicht von der Menge bzw. Größe der Milchdrüsen. Die Milchdrüsen werden während der Schwangerschaft größer und bereiten sich auf das Stillen vor. Beim Milcheinschuss, der ein bis vier Tage nach der Geburt stattfindet, vergrößert sich der Busen noch einmal enorm. Viele Frauen benötigen dann auch Still-BHs, die zwei Körbchen größer sind als ihre normalen BHs.

„Von der wässrigen Muttermilch wird das Baby nicht richtig satt.“
Falsch. Im Normalfall ist Ihre Milch genau so beschaffen, wie Ihr Baby es braucht. Vielleicht zweifeln Sie daran, wenn Ihnen Milch ausrinnt und sie sehen, wie wässrig sie ist. Das ist aber ganz normal, da der fettreiche, sättigende Teil der Milch weiter hinten in der Brust sitzt und erst freigegeben wird, wenn das Baby bereits ein paar Minuten gesaugt hat.

„Bei einer Brustentzündung muss man abpumpen. Besser noch, man stillt ab.“
Falsch. Wenn Sie eine entzündete Brust abpumpen, ist das ein Signal an die Brust, noch mehr Milch zu produzieren. Dadurch wird die Entzündung in der Regel noch weiter angekurbelt. Lassen Sie Ihr Baby also ganz normal weiter trinken, auch wenn es etwas schmerzt, damit sich aus „Angebot und Nachfrage“ die ideale Milchmenge einstellen kann.
Bei den ersten Symptomen einer Brustentzündung wie roten Flecken und Hitzegefühl in der Brust können Hausmittel wie kalte Topfenwickel helfen. Ist die Entzündung schon ausgeprägt, wird Ihnen Ihr Arzt Antibiotika verschreiben, die Sie auch während des Stillens einnehmen dürfen.

„Vom Stillen wird die Brust klein und schlaff.“
Richtig/Falsch. Während der Stillzeit wird durch die sich vergrößernden Milchdrüsen Fettgewebe verdrängt, sodass der Busen nach dem Abstillen kleiner ist als zuvor. Bei vielen Frauen kommt es jedoch in den Monaten nach dem Abstillen zu einer Rückbildung des Fettgewebes, sodass der Busen so aussieht wie vor der Schwangerschaft. Nach dem Abstillen findet zudem eine Hormonumstellung statt, die etwa sechs Monate dauert und in deren Verlauf sich der Busen weiter anpasst.

Eine schlaffe Brust entsteht in erster Linie durch Bindegewebsüberdehnung. Das kann durch die Vergrößerung der Brust passieren, während Sie schwanger sind bzw. nach dem Milcheinschuss; kann aber auch der Fall sein, wenn Sie einen großen Busen haben und weder schwanger waren noch gestillt haben. Das Tragen eines gut sitzenden BHs in der Schwangerschaft und Stillzeit kann der Entstehung einer schlaffen Brust entgegenwirken.

Worauf muss ich bei meiner Ernährung achten?

Stillen ist für den Körper anstrengend, auch wenn Sie es vielleicht nicht merken. Wenn Sie Ihr Baby voll stillen, haben Sie täglich einen um etwa 500-600 kcal erhöhten Energiebedarf. Und Sie müssen wesentlich mehr trinken als sonst, da Sie sonst nicht genügend Milch produzieren bzw. an Kopfschmerzen und Kreislaufbeschwerden leiden. Ideale Getränke sind (Mineral-)Wasser, ungesüßte Früchtetees sowie verdünnte, ungezuckerte Obst- und Gemüsesäfte.

Was die Ernährung betrifft, sollte sie möglichst ausgewogen sein und Extraportionen Getreide, Gemüse und Obst beinhalten. Essen Sie mehrere Mahlzeiten über den Tag verteilt, damit Kalorienzufuhr und Milchproduktion möglichst regelmäßig erfolgen. Fisch sollte ein- bis zweimal die Woche auf dem Speiseplan stehen, wobei Sie auf Fische wie Thunfisch, Schwertfisch und Heilbutt aufgrund ihres hohen Gehalts an Quecksilber besser verzichten sollten. Auch blähende Nahrungsmittel wie Bohnen, Linsen, Mohn, Kohl und Kraut sollten Sie gerade in den ersten Monaten eher vermeiden, da sie zu Koliken beim Baby führen können (aber nicht müssen, manche Kinder neigen zu Blähungen, egal wie „vorsichtig“ Sie essen). Seien Sie im Allgemeinen achtsam, wie Ihr Baby nach den Stillmahlzeiten reagiert – evtl. gibt es auch noch andere Nahrungsmittel wie bestimmtes Obst oder Milchprodukte, die zu Problemen wie Durchfall oder Hautausschlägen führen.

Viele Frauen entwickeln ebenso wie in der Schwangerschaft einen Gusto auf bestimmte Dinge, während sie stillen – geben Sie dem nach. Außer es handelt sich um Alkohol, Nikotin oder einem übermäßigen Konsum von Koffein (mehr als 2 Tassen täglich) – darauf sollten Sie unbedingt verzichten. Studien zeigen, dass diese Genussmittel teilweise in die Muttermilch gelangen und sich negativ auf Schlaf und Grobmotorik der Säuglinge auswirken können. Zudem haben sie nachteilige Effekte auf die Produktion, das Volumen und die Zusammensetzung der Muttermilch.

Abstillen – Bloß kein Stress!

Wann der richtige Zeitpunkt fürs Abstillen gekommen ist, wissen Sie entweder instinktiv, oder aber Ihr Baby zeigt es Ihnen. Oft findet ein natürlicher Prozess des Abstillens statt, wenn das Baby mobil wird. Manchmal ist es für Mütter aber auch aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen notwendig, abzustillen oder das Stillen zu reduzieren.
Grundsätzlich gilt: Je langsamer Sie abstillen, umso einfacher ist das sowohl für Sie als auch Ihr Baby. Reduzieren Sie langsam das Angebot und ersetzen Sie sukzessive immer mehr Stillmahlzeiten durch alternative Angebote. Lassen Sie sich dabei auch von Ihrem Partner unterstützen – die Beziehung zwischen Vater und Baby kann durch die Mahlzeiten, die nun vom Vater verabreicht werden, inniger werden, während Sie mehr Zeit für sich haben.

Einige Tipps zur Verringerung der Milchmenge:

  • Bieten Sie Ihrem Baby die Brust nur noch dann an, wenn sie prall gefüllt ist.
  • Trinken Sie Salbei- und Pfefferminztee und reduzieren Sie insgesamt Ihre Trinkmenge.
  • Tragen Sie knapp sitzende BHs, auch nachts.
  • Wenn sich Ihre Brust gestaut anfühlt, können Sie sie unter einer warmen Dusche oder einem Bad ausmassieren.
  • Kühlen Sie die Brust nach dem Stillen mit Kompressen.

Erstfassung: Juni 2014, letzte Aktualisierung April 2021

  • Autor

    Mag. (FH) Silvia Hecher, MSc

    Mag. Silvia Hecher hat in den USA Public Health studiert und verfügt über eine langjährige Expertise im Erstellen von medizinischen Inhalten.

Reinhardt, D. Stillen reduziert schwere Infektionen. MMW – Fortschritte der Medizin 163, 30 (2021). https://doi.org/10.1007/s15006-021-9730-0

Heider, M. L. et al.: Association between infant breastfeeding and overweight in young children, Journal of the American Medical Association (JAMA), Mai 2001

Muttermilch – alles Mythos oder was? quarks.de März 2021; https://www.quarks.de/gesundheit/muttermilch-alles-mythos-oder-was/;

La Leche Liga, Stillberatung Österreich; www.lalecheliga.at; Zugriff: April 2021

Richtig essen von Anfang an, AGES 8.2020; Bundesamt für Ernährungssicherheit und Sicherheit im Gesundheitswesen; https://www.ages.at/themen/ernaehrung/richtig-essen-von-anfang-an/; Zugriff: April 2021

Stillempfehlungen der Österreichischen Stillkommission des Obersten Sanitätsrates; Speculum 2007; https://www.kup.at/kup/pdf/6623.pdf

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