Eine Ärztin misst den Blutdruck eines Patienten.
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Bluthochdruck – Definition, Symptome, Diagnose, Behandlung

In Österreich gilt Bluthochdruck, wie in vielen anderen Industrieländern auch, als Volkskrankheit, Schätzungen zufolge ist hierzulande etwa ein Viertel aller Erwachsenen betroffen. Da Bluthochdruck oft über viele Jahre ohne Beschwerden verläuft, fühlen sich viele Betroffene trotz Bluthochdruck lange Zeit gesund und wissen nichts von ihrer Erkrankung. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen, Formen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten bei Bluthochdruck.

Factbox – Bluthochdruck

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie): Chronische Erhöhung des Blutdrucks des arteriellen Gefäßsystems (≥140/90 mmHg)

Primäre Hypertonie: Entsteht ohne erkennbare Ursache

Sekundäre Hypertonie: Folge einer anderen Grunderkrankung bzw. ausgelöst durch nachweisbare Risikofaktoren

Risikofaktoren: Alter, erbliche Veranlagung, Übergewicht, Bewegungsmangel, hoher Salzkonsum, hoher Alkoholkonsum, Stress

Mögliche Folgen: Angina pectoris, Herzmuskelschwäche, Herzinfarkt, Schlaganfall, Einschränkung der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen, Durchblutungsstörungen der Beine uvm.

Diagnostik: Anamnese, körperliche Untersuchung, mehrfache Blutdruckmessung, 24-Stunden-Blutdruckmessung, Laboruntersuchung von Blut und Urin, EKG, Ultraschalluntersuchung von Herz und Nieren, Doppler-Ultraschall der Halsschlagadern u.a.

Therapie: Lebensstilmodifikation, medikamentöse Therapie (Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorblocker, Kalziumantagonisten)

Was genau ist der Blutdruck?

Beim Blutdruck handelt es sich um den Druck des Blutes, der in einem bestimmten Abschnitt des kardiovaskulären Systems vorherrscht. Das kardiovaskuläre System besteht anatomisch betrachtet aus dem Herzen und den Blutgefäßen und ist ein komplexes Transportsystem des Körpers, das für das Aufrechterhalten des Blutkreislaufs verantwortlich ist.

Arterien und Venen: Der Begriff Blutdruck bezieht sich meistens auf den Druck in den großen Arterien. Über die Arterien wird sauerstoff- und nährstoffreiches Blut zu den Organen transportiert. Von den Organen fließt das Blut über die Venen zurück zum Herz. Damit das Blut alle Körperabschnitte erreicht, muss im Kreislauf ein bestimmter Druck vorherrschen.

Systolischer und diastolischer Blutdruck: Der Blutdruck wird u.a. nach der Herzphase eingeteilt. Unterschieden wird hierbei zwischen systolischem Blutdruck (höherer Wert, maximaler Blutdruckwert in der Herzauswurfphase (Systole)) und diastolischem Blutdruck (niedrigerer Wert, minimaler Wert in der Herzfüllungsphase (Diastole)).

Was genau ist Bluthochdruck?

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) bezeichnet ein Krankheitsbild, bei welchem der Blutdruck des arteriellen Gefäßsystems chronisch erhöht ist, was zu einer Schädigung des Herz-Kreislaufsystems und der Organe führen kann. Es wird zwischen primärer und sekundärer Hypertonie unterschieden.

Primäre Hypertonie

Bei der primären (essentiellen) Hypertonie stellt der erhöhte Blutdruck selbst die Erkrankung dar. Sie entsteht ohne erkennbare Ursache und wird durch viele Faktoren begünstigt.

Sekundäre Hypertonie

Die sekundäre Hypertonie tritt infolge einer anderen Erkrankung auf bzw. wird durch nachweisbare Risikofaktoren begünstigt. Mögliche Ursachen für eine sekundäre Hypertonie sind u.a.

  • Nierenerkrankungen
  • Störungen im Hormonhaushalt
  • Gefäßerkrankungen
  • Tumoren
  • Psychiatrische Erkrankungen
  • Chronische Schmerzen

Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann Bluthochdruck begünstigen. Wird die auslösende Erkrankung therapiert, normalisiert sich in vielen Fällen auch der Blutdruck wieder.

In Österreich gilt Bluthochdruck, wie in vielen anderen Industrieländern auch, als Volkskrankheit, Schätzungen zufolge ist hierzulande etwa ein Viertel aller Erwachsenen betroffen. Da Bluthochdruck oft über viele Jahre ohne Beschwerden verläuft, fühlen sich viele Betroffene trotz Bluthochdruck lange Zeit gesund und wissen nichts von ihrer Erkrankung.

Welche Blutdruckwerte sind normal und ab wann sind die Blutdruckwerte zu hoch?

Die Blutdruckwerte werden in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten für den systolischen und den diastolischen Blutdruck folgende Referenzwerte:

systolisch diastolisch
Optimal < 120 mmHg < 80 mmHg
Normal < 130 mmHg < 85 mmHg
Hochnormal 130 – 139 mmHg < 85 mmHg
Hypertonie Grad 1 140 – 159 mmHg 90 – 99 mmHg
Hypertonie Grad 2 160 – 179 mmHg 90 – 99 mmHg
Hypertonie Grad 3 ≥ 180 mmHg ≥ 110 mmHg

Eine Hypertonie liegt vor, wenn der systolische Blutdruck bei wiederholten Messungen durchgängig bei oder über 140 mmHg und/oder der diastolische Blutdruck bei oder über 90 mmHg liegt bzw. liegen.

Wie entsteht Bluthochdruck und welche Faktoren begünstigen Bluthochdruck?

Die Entstehung der primären Hypertonie ist sehr komplex und bis heute nicht vollständig geklärt. Einer der Gründe hierfür ist, dass der Blutdruck von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter das im Körper zirkulierende Blutvolumen, die Viskosität (Zähflüssigkeit) des Blutes, das Herzzeitvolumen, Gefäßdurchmesser und -elastizität und andere. Gut bekannt sind allerdings die Faktoren, welche die Entstehung von Bluthochdruck begünstigen:

  • Erbliche Veranlagung
  • Alter
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Rauchen
  • Hoher Salzkonsum
  • Hoher Alkoholkonsum
  • Stress

Symptome und gesundheitliche Folgen von Bluthochdruck

Hohe Blutdruckwerte spürt man nicht, man kann sie nur messen. Bluthochdruck entwickelt sich schleichend und verläuft oft über viele Jahre ohne spürbare Beschwerden.

Mögliche Anzeichen für Bluthochdruck

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Nasenbluten
  • Körperliche Abgeschlagenheit
  • Atemnot bei körperlicher Belastung
  • Angina pectoris
  • Palpitationen
  • Nervosität

Hierbei handelt es sich um unspezifische Beschwerden, die viele andere und teils harmlose Ursachen haben können, weswegen es wichtig ist, den Blutdruck regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen, um eine mögliche arterielle Hypertonie rechtzeitig diagnostizieren und behandeln zu können.

Da sich viele Betroffene trotz Bluthochdruck lange Zeit wohl und gesund fühlen, wird die Erkrankung häufig bagatellisiert. Bluthochdruck ist neben veränderten Blutfettwerten, Diabetes mellitus, metabolischem Syndrom und Rauchen einer der Hauptrisikofaktoren für Arteriosklerose und eine der häufigsten Ursachen für Herzinfarkt und Schlaganfall. Bluthochdruck beeinträchtigt die Gesundheit und das Wohlbefinden auf unterschiedliche Weise. Da sich ein chronisch erhöhter Blutdruck ohne entsprechende Maßnahmen nicht normalisiert, ist eine Behandlung unbedingt erforderlich.

Je höher der Blutdruck, desto mehr muss das Herz leisten, um alle Organe und das Gewebe mit Blut zu versorgen, was Auswirkungen auf die Herzmuskulatur hat. In weiterer Folge verdickt sich die Wand der linken Herzkammer, wodurch die Blutzufuhr zum Herzmuskel erschwert wird und immer weniger ausreicht, um eine ausreichende Sauerstoff- und Nährstoffversorgung sicherzustellen. In besonders schweren Fällen wird das Herz dauerhaft geschädigt. Zudem schädigt Bluthochdruck die Gefäße. Ein chronisch erhöhter Blutdruck kann zu Arteriosklerose und schließlich zum Gefäßverschluss führen.

Mögliche Folgen von Bluthochdruck
Mögliche Folgen sind Angina pectoris, Herzmuskelschwäche, Herzinfarkt, Schlaganfall, Einschränkung der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen, Durchblutungsstörungen der Beine und viele andere.

Diagnose von Bluthochdruck

Die Diagnose ergibt sich in erster Line durch die Blutdruckmessung an den Armen, wobei ein einmaliges über den Grenzwerten liegendes Messergebnis keine Grundlage für eine sichere Diagnose ist, da der Blutdruck keine konstante Größe ist, sondern im Tagesverlauf schwankt, abhängig davon was das Herz-Kreislaufsystem gerade leisten muss. Es sind mehrere Messungen erforderlich, bei Verdacht auf Bluthochdruck sollte zudem eine Blutdruckmessung über 24 Stunden erfolgen.

Weiters ist es wichtig, das kardiovaskuläre Risiko, mögliche Folgeschäden und mögliche Ursachen einer möglichen sekundären Hypertonie zu ermitteln, weswegen bei jedem Patienten neben einer genauen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung noch eine Reihe weiterer Untersuchungen und Tests durchgeführt wird, darunter Laboruntersuchung von Blut und Urin (Nüchternblutzucker, Lipidstatus mit Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin und Triglyzeriden, Hämatokrit bzw. Hämoglobin, Nierenparameter u.a.), Elektrokardiographie (EKG), Ultraschalluntersuchung von Herz und Nieren, Doppler-Ultraschall der Halsschlagadern und andere. Welche Untersuchungen genau erforderlich sind, kann von Patient zu Patient verschieden sein und wird individuell festgelegt.

Werden Sie aktiv – was man selbst bei Bluthochdruck tun kann

Der folgende Abschnitt bezieht sich auf die Therapiemöglichkeiten bei primärer Hypertonie.

Wichtigste Säule der Therapie sind die Identifikation und Reduktion der beeinflussbaren Risikofaktoren. Nicht-medikamentöse Maßnahmen (Lebensstilmodifikation, v.a. gesunde Ernährung und Bewegung) sollten einer medikamentösen Therapie vorausgehen und jede medikamentöse Therapie ergänzen. Patienten sollten sich vor Augen führen, dass Bluthochdruck eine Erkrankung ist, bei welcher sie den Verlauf jeden Tag selbst aktiv beeinflussen können. Häufig lässt sich mit einer Lebensstilmodifikation viel erreichen. Gesund zu leben und konsequente Lebensstiländerungen führen bei nahezu allen Patienten zu einer deutlichen Reduktion des Blutdrucks. Dazu zählen:

  • Gewichtsreduktion
  • Gesunde Ernährung (Gemüse- und obstreiche Kost, ballaststoffreiche Ernährung, wenig tierisches Fett)
  • Reduzierter Salzkonsum
  • Eingeschränkter Alkoholkonsum
  • Körperliche Bewegung, regelmäßige Ausdauerbelastung
  • Rauchstopp
  • Stressreduktion und Entspannung

Gelingt es nicht, den Blutdruck mit diesen Maßnahmen zu senken, kommen zusätzlich blutdrucksenkende Medikamente, sogenannte Antihypertensiva, zum Einsatz, welche den Blutdruck senken und das Risiko für Folgekomplikationen reduzieren können.

Medikamentöse Therapie bei Bluthochdruck

Für die medikamentöse Therapie stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung. Zum Einsatz kommen u.a. sogenannte Diuretika (z.B. Torasemid), Betablocker (z.B. Metoprolol, Bisoprolol), ACE-Hemmer (z.B. Enalapril, Perindopril), Angiotensin-Rezeptorblocker (z.B. Valsartan, Irbesartan) und Kalziumantagonisten (z.B. Amlodipin).

Die Medikamente kommen entweder einzeln oder kombiniert zur Anwendung (Mono- oder Kombinationstherapie). Welche Medikamente zum Einsatz kommen und ob mit einer Mono- oder Kombinationstherapie begonnen wird hängt vom Schweregrad der Erkrankung, möglichen Begleit- und Folgeerkrankungen, dem kardiovaskulären Risiko und anderen Faktoren ab. Bei vielen Patienten ist es nicht möglich, den Blutdruck mit nur einem Medikament zu kontrollieren. Sind mehrere Substanzklassen notwendig, können auch Kombinationspräparate zum Einsatz kommen, welche die Therapie vereinfachen können. Alle Medikamente sollten in ausreichender Dosierung und an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst verordnet werden. Für den Behandlungserfolg ist es besonders wichtig, die Medikation nicht ohne ärztliche Rücksprache zu reduzieren oder anderweitig zu verändern.

 

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Auer J., Watschinger B.; Therapieziele und Indikation zur medikamentösen Therapie bei arterieller Hypertonie: Update 2015 der Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie, Journal für Hypertonie 2015; 19(1):9.13, Krause & Pachernegg GmbH

Watschinger B. et al.; Klassifikation, Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie 2013: Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie (ÖHG), Journal für Hypertonie 2013; 17(3), 99-108, Krause & Pachernegg GmbH

Zykla-Menhorn V.; Arterielle Hypertonie: Höhere Flexibilität bei der Therapie, stärkere Einbindung der Patienten, Deutsches Ärzteblatt 2013; 110(26): A-1316/B-1152/C-1139, Deutscher Ärzteverlag GmbH

Unger-Hunt L.; Behandlung der Hypertonie: Von den Guidelines in die Praxis, Congress Selection Kardiologie 08/2014, Rosenfluh Publikationen AG

Stölting P.; Bluthochdruck – neue Medikamente, Verfahren und Geräte, ARS Medici 21/2012, Rosenfluh Publikationen AG

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