Arzt gibt Patienten Blutinfusion
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Anämie (Blutarmut)

Von einer Anämie, umgangssprachlich Blutarmut spricht man, wenn das Blut zu wenig rote Blutkörperchen (Erythrozyten) oder zu wenig roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) enthält. Dieser Mangel führt zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung des Körpers. Definition, Ursachen, Symptome, Behandlung und Leben mit Anämie – lesen Sie hier alles Wichtige zum Thema.

Factbox – Anämie

Definition: Von einer Anämie spricht man, wenn das Blut zu wenig rote Blutkörperchen oder zu wenig roten Blutfarbstoff hat. Dieser Mangel führt zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung des Körpers.

Ursache: Es gibt verschiedene mögliche Ursachen. Anämie kann bereits angeboren sein, in anderen Fällen wird sie im Laufe des Lebens erworben – etwa durch einseitige Ernährung. Oft ist sie auch ein Nebenbefund chronischer Erkrankungen, und sie kann im Alter aufgrund von verlangsamten Regenerationsprozessen vermehrt auftreten.

Symptome: Allgemeine Müdigkeit, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Atemnot und Herzklopfen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Blässe.

Diagnose: Die Diagnose erfolgt über eine Blutuntersuchung.

Behandlung: Die Behandlung ist von der Ursache abhängig und sehr unterschiedlich.

Folgen einer Anämie: Eine Anämie kann einen Mangel an Sauerstoff in den Geweben nach sich ziehen. Das kann zur Belastung des gesamten Organismus führen. Es kann zu Schäden an weiteren Organen kommen.

Welcher Arzt behandelt eine Anämie? Ansprechpersonen sind Hausärzte und Internisten, je nach Ursache auch andere Fachärzte.

Was ist eine Anämie?

Der Begriff Anämie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „ohne Blut“. Umgangssprachlich spricht man von Blutarmut oder auch Blutmangel. Der Anämie liegt eine verminderte Konzentration von Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) zu Grunde. In der Regel ist das gleichbedeutend mit zu wenigen Erythrozyten (roten Blutkörperchen). Denn Hämoglobin ist jener Bestandteil der Erythrozyten, der für den Transport von Sauerstoff durch den Organismus verantwortlich ist.

Bei einer Anämie ist die Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes vermindert. Das heißt auch, dass die einzelnen Organe mit weniger Sauerstoff versorgt werden als eigentlich erforderlich wäre. Der Körper reagiert darauf mit einer erhöhten Herzmuskelfrequenz: Das Blut wird schneller durch den Körper gepumpt, damit auch die geringere Erythrozytenmenge noch ausreichend Sauerstoff in die Zellen transportieren kann. Diese erhöhte Herzfrequenz aber wirkt belastend.
Man unterscheidet je nach Ursache verschiedene Formen der Anämie:

  • Eisenmangelanämie
  • Anämie aufgrund von Vitamin-B12- oder Folsäuremangel
  • Perniziöse Anämie
  • Renale Anämie
  • Anämie der chronischen Erkrankung
  • Thalassämie
  • Aplastische Anämie
  • Hämolytische Anämien
  • Anämie im Rahmen einer generellen Bluterkrankung

Welche Ursache für Anämie?

Es gibt verschiedene mögliche Ursachen. Anämie kann bereits angeboren sein, in anderen Fällen wird sie im Laufe des Lebens erworben – etwa durch einseitige Ernährung. Oft ist sie auch ein Nebenbefund chronischer Erkrankungen, und sie kann im Alter aufgrund von verlangsamten Regenerationsprozessen vermehrt auftreten. Je nach Form der Anämie unterscheidet man folgende Ursachen:

Eisenmangelanämie

Eisen ist unter anderem am Aufbau von Hämoglobin und am Sauerstofftransport beteiligt. Der rote Blutfarbstoff kann durch seine Eisenbestandteile Sauerstoff binden und im Körpergewebe wieder abgeben. Wenn – wie im Fall der Eisenmangelanämie – der Eisenbedarf zur Produktion von Hämoglobin nicht ausreichend gedeckt werden kann, wirkt sich das auf die Sauerstofftransportversorgung aus.
Zu einer Eisenmangelanämie kommt es aus verschiedenen Ursachen:

  • Blutverlust, chronische Blutungen, starke verlängerte Regelblutung oder Geburten
  • erhöhter Eisenbedarf (Wachstum bei Kindern und Jugendlichen, Schwangere)
  • mangelnde Aufnahme (bei Zöliakie und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen)
  • mangelnde Zufuhr über die Ernährung/Fehlernährung

Auch eine Kombination mehrerer Ursachen ist möglich.

Anämie aufgrund eines Vitamin B12 oder Folsäuremangels

Das Knochenmark muss den Körper ständig mit neuen roten Blutkörperchen versorgen, aber die Lebensdauer von Erythrozyten ist mit 120 Tagen relativ kurz. Die Neubildung gelingt nur, wenn sich die blutbildenden Zellen im Knochenmark vermehren können. Dafür sind das Vitamin B12 und Folsäure notwendig. Bei einer Unterversorgung mit diesen Stoffen wird die Zellteilung im Körper und somit die Erythrozyten-Produktion beeinträchtigt. Schwangere, aber auch Menschen, die viel Alkohol konsumieren, haben einen erhöhten Folsäurebedarf, den sie über die Nahrung nicht immer decken können.

Perniziöse Anämie

Entsteht aufgrund eines Vitamin-B12-Mangels. Dieses Vitamin spielt eine wichtige Rolle bei der Blutbildung und beim Abbau von bestimmten Fettsäuren. Ein Mangel wirkt sich zunächst auf die Bildung der roten Blutkörperchen aus: Die Erythrozyten sind in der Zahl im Blut vermindert, erscheinen zu groß und enthalten pro Zelle vermehrt Hämoglobin.

Renale Anämie

Entsteht aufgrund eines Mangels an Erypthropoetin. Das ist ein Botenstoff, der in der Niere gebildet wird und der die Produktion der roten Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Bei Nierenerkrankungen schüttet die Niere oft zu wenig Erythropoetin aus und hemmt damit die Bildung von Erythrozyten.

Anämie der chronischen Erkrankung

Entsteht aufgrund von chronisch-entzündlichen sowie Tumorerkrankungen. In diesem Fall setzt der Körper Botenstoffe frei, welche die Eisenaufnahme im Darm hemmen und die Eisenverwertung für die Bildung des roten Blutfarbstoffes hemmen. Außerdem sprechen die Zellen im Knochenmark sprechen schlechter auf den Botenstoff Erythropoetein an, der die Bildung der roten Blutkörperchen anregt.

Thalassämie

Entsteht durch eine veränderte Zusammensetzung des roten Blutfarbstoffes. Das wirkt sich auch auf die roten Blutkörperchen aus. Sie werden in geringerer Menge gebildet, sind kleiner als bei gesunden Menschen und haben eine kürzere Lebensdauer.

Aplastische Anämie

Entsteht aufgrund einer starken Schädigung des Knochenmarks. Als Ursachen werden eine Fehlsteuerung des Immunsystems, Virusinfektionen oder Strahlung vermutet.

Hämolytische Anämien

Ursache sind meist falsch gebildete Antikörper, die sich gegen die Erythrozyten richten. Der Körper zerstört also die eigenen roten Blutkörperchen.

Welche Symptome bei Anämie?

Eine Anämie äußert sich durch allgemeine Müdigkeit, eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit, Atemnot und Herzklopfen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Blässe.

Welche Werte sind normal?

Eine Anämie lässt sich in der Regel anhand von drei Blutwerten diagnostizieren: Hämoglobin, Transferrin und Ferritin. Die Normalwerte sind:

Frauen Männer
Hämoglobin 12 – 16 g/dl 13 – 17 g/dl
Transferrin (Sättigung) 25% -45% 25% -45%
Ferritin 20 ng/ml – 100 ng/ml 30 ng/ml – 300 ng/ml

Wie wird Anämie diagnostiziert?

Die Diagnose einer Anämie erfolgt über eine Blutuntersuchung. Wenn rote Blutkörperchen und/oder Hämoglobin vermindert sind, werden zur genaueren Unterscheidung verschiedene Blutwerte wie Eisen, Ferritin, Transferrin, Vitamin B12, Folsäure, das mittlere Erythrozytenvolumen (MCV), der mittlere Hämoglobingehalt der Erythrozyten (MCHC) und die Retikulozyten (Vorstufe der Erythrozyten im Blut gemessen.
Eine Verminderung der Retikulozyten gilt als Hinweis für eine Bildungsstörung (etwa durch eine Knochenmarksschädigung), eine Erhöhung für einen vermehrten Verbrauch der Erythrozyten durch Abbau oder Verlust.
Im Blutausstrich werden alle Blutzellen unter dem Mikroskop analysiert, und Veränderungen der Form und der Größe werden festgehalten.

Wie wird Anämie behandelt?

Die Behandlung der Anämie ist von der Ursache abhängig und sehr unterschiedlich.

  • Eisenmangelanämie: Allein der Konsum von eisenhaltigen Lebensmitteln (Hülsenfrüchte, Nüsse, Ölsamen, grünes Gemüse, Leber,…) kann einen bereits bestehenden Mangel nur schwer ersetzen. Zur Akutbehandlung werden eisenhaltige Tabletten oder Injektionen gegeben.
  • Anämie aufgrund von Vitamin B12 oder Folsäuremangel: Wie beim Eisenmangel werden auch hier die Speicher mithilfe von Tabletten oder Spritzen aufgefüllt.
  • Perniziöse Anämie: Hier sind Vitamin-B-12-Tabletten in der Regel nicht sinnvoll. Der Betroffene muss in regelmäßigen Abständen zum Arzt gehen, um sich das Vitamin spritzen zu lassen.
  • Renale Anämie: Dabei spritzt der Arzt ein Medikament, das den fehlenden Botenstoff Erythropoetin enthält.
  • Anämie der chronischen Erkrankung: Zunächst wird die Grunderkrankung behandelt. Dadurch kann auch die Anämie verbessert werden.
  • Thalassämie: Je nach Schweregrad ist manchmal Beobachtung ausreichend. Manchmal müssen immer wieder Transfusionen mit roten Blutkörperchen verabreicht sowie Medikamente gegen die damit verbundene Eisenüberladung eingenommen werden. Die einzige Behandlung, die zu einer definitiven Heilung führen kann, ist die Knochenmarkstransplantation, die aber nur bei sehr schweren Verlaufsformen durchgeführt wird.
  • Aplastische Anämie: Die Behandlung ist abhängig von der Stärke und Ausprägung der Symptome. In manchen Fällen sind Bluttransfusionen ausreichend. Bei schweren Verläufen kann eine das Immunsystem unterdrückende Therapie notwendig sein, bei einem besonders schweren Verlauf sogar eine Übertragung von Stammzellen eines gesunden Spenders.
  • Hämolytische Anämien: Um die Bildung falscher Antikörper zu stoppen wird eine das Immunsystem unterdrückende Therapie gegeben (zu Beginn meist Kortison).

Welche Folgen kann eine Anämie haben?

Da das Blut bei Bestehen einer Anämie nicht mehr genügend Sauerstoff transportieren kann, ist die Folge in erster Linie ein Mangel an Sauerstoff in den Geweben. Das wirkt sich oft gerade bei Belastung aus. Besteht eine Anämie über längere Zeit, so kann die mangelhafte Versorgung mit Sauerstoff – ähnlich wie ein erhöhter Blutdruck – zur Belastung des gesamten Organismus führen. Es kann zu Schäden an weiteren Organen kommen.

Welcher Arzt behandelt eine Anämie?

Ansprechpersonen sind Hausärzte und Internisten. Je nach Ursache oder Grundkrankheit können Ärzte weiterer Fachrichtungen beigezogen werden. Ernährungsberatungen können Diätologinnen sowie spezialisierte Ärzte vornehmen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/blut/anaemie/inhalt
https://www.minimed.at/medizinische-themen/herz-gefaesse/anaemie/
https://flexikon.doccheck.com/de/Anämie
https://www.msdmanuals.com/de/heim/bluterkrankungen/anämie/überblick-über-anämie
https://www.kinderblutkrankheiten.de/content/erkrankungen/rote_blutzellen/anaemien_blutarmut/allgemeine_informationen/einteilungen_von_anaemien/
https://www.blutwert.at/anaemie/

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