Mann mit Tennisarm
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Tennisarm – Ursache, Diagnose und Behandlung

Ein Tennisarm ist ein schmerzhafter Reizzustand des Ellenbogens, der auf Überbelastung durch wiederkehrende Bewegungen oder einseitige starke Belastungen der Hand und des Handgelenks zurückzuführen ist. Er verursacht u. a. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen und betrifft, anders als die Bezeichnung vermuten lässt, keinesfalls nur Tennisspieler.

Factbox – Tennisarm

Tennisarm: Sehnenansatzerkrankung; schmerzhafter Reizzustand im Bereich des Ellenbogens

Ursachen:Überbeanspruchung bestimmter Unterarmmuskeln/Überlastung von Sehnen im Bereich des Ellenbogens durch einseitige, ungewohnt starke oder dauerhafte Belastungen der Hand und des Handgelenks, z. B. bei intensivem Training bestimmter Schlägersportarten (Tennis, Badminton, Squash), beim Spielen von Schlägersportarten mit falscher Technik, beim stundenlangen Arbeiten am Computer, bei intensiven handwerklichen Tätigkeiten; chronische Verspannungen im Bereich der Schulter- und Nackenmuskulatur

Symptome: (Dumpfe) Schmerzen im Bereich des Ellenbogens (Druckschmerzen, belastungsabhängige Schmerzen), ausstrahlende Schmerzen in die Hand, den Unter-/Oberarm, Bewegungseinschränkungen, Schwäche im Handgelenk, Krafteinbußen, Faustschluss und kräftiger Händedruck werden als unangenehm wahrgenommen u. a.

Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung (Tastuntersuchung, Prüfung auf lokale Schmerzen und Druckschmerzhaftigkeit, Überprüfung der Handgelenksfunktion und andere einfache Tests, Untersuchung der Halswirbelsäule und des Schulterbereichs, Beurteilung der Durchblutung, Sensibilität und Motorik), bildgebende Untersuchungen (Röntgen, Ultraschall, MRT) u. a.

Behandlung: Schonung, Ruhigstellung, Entlastung, Epicondylitis Bandage, Dehnungs- und Kräftigungsübungen, Taping, Physiotherapie, medikamentöse Therapie, physikalische Therapiemaßnahmen (z. B. Massagen, Kälte- und Wärmebehandlungen), Ultraschalltherapie, TENS, Stoßwellentherapie u. a.; unter Umständen Operation

Was ist ein Tennisarm?

Beim Tennisarm (Tennisellenbogen, Epicondylitis humeri radialis) handelt es sich um ein häufiges Überlastungssyndrom im Bereich vom Arm. Der schmerzhafte Reizzustand des Ellenbogens ist auf eine Überlastung von Sehnenansätzen zurückzuführen. Betroffen sind die Sehnenansätze der Streckermuskeln des Unterarms, welche ihren Ursprung oberhalb des Ellenbogengelenks an der äußeren Seite des Oberarmknochens haben (die Sehnen an der Außenseite vom Ellenbogen). In Folge von Überbelastung kann es zu schmerzhaften Veränderungen dieser Sehnen und verschiedenen Beschwerden und Einschränkungen kommen.

Die Belastungen, die zu einem Tennisarm führen können sind typisch für Tennis, der der Sehnenansatzerkrankung namensgebenden Sportart. Allerdings kommt ein Tennisarm nicht nur bei Menschen vor, die häufig Tennis spielen. Auch andere Sportarten, langes Arbeiten am Computer, bestimmte handwerkliche Tätigkeiten und andere körperliche Arbeiten, bei welchen die Muskulatur im Bereich des Ellenbogens überlastet wird können für einen Tennisarm verantwortlich sein.

Ursachen

Bei einem Tennisarm sind bestimmte Sehnen im Bereich des Ellenbogens schmerzhaft, was auf einseitige bzw. ungewohnt starke oder dauerhafte Belastungen der Hand und des Handgelenks zurückzuführen ist.

Betroffene Strukturen

Das Ellenbogengelenk ist ein zusammengesetztes Gelenk und die Verbindung zwischen Oberarmknochen (Humerus) und den beiden Knochen vom Unterarm – der Speiche (Radius) und der Elle (Ulna). Am unteren Ende des Oberarmknochens finden sich u. a. zwei Knochenvorsprünge, der Epicondylus medialis humeri und der Epicondylus lateralis humeri. Der Epicondylus lateralis ist der Ursprung von folgenden Muskeln: Musculus supinator (“Auswärtsdreher“), M. extensor carpi radialis brevis (kurzer radialer Handstrecker), M. extensor carpi ulnaris (ulnarer Handstrecker), M. extensor digitorum (Fingerstrecker) und M. extensor digiti minimi (kleiner Fingerstrecker). Der Epicondylus medialis ist wiederum der Ursprung von folgenden oberflächlichen Beugemuskeln (Flexoren) des Unterarms: M. pronator teres, M. flexor carpi radialis (radialer Handbeuger), M. flexor carpi ulnaris (ulnarer Handbeuger), M. palmaris longus (langer Hohlhandmuskel) und M. flexor digitorum superficialis (oberflächlicher Fingerbeuger).

Wie sich aus den Bezeichnungen einzelner Unterarmmuskeln ableiten lässt, bewegen viele dieser Muskeln nicht nur den Unterarm im Ellenbogengelenk, sondern auch die Hand im Handgelenk und die Finger. So bewirkt der M. extensor carpi radialis brevis eine Beugung im Ellenbogengelenk, eine Streckung der Hand im Handgelenk und eine leichte Abduktion (Wegführung) der Hand in Richtung der Speiche. Der M. extensor digitorum bewirkt eine Streckung der Finger und eine Streckung im Handgelenk und der M. extensor digiti minimi ist für die Streckung des fünften Fingers mitverantwortlich und unterstützt die seitliche Wegführung der Hand und der Finger in Richtung Elle.

Am unteren Ende des Oberarmknochens setzen also verschiedene Muskeln an, die für die Streckung des Handgelenks wichtig sind. Werden diese Streckermuskeln des Unterarms nun durch einseitige oder sich wiederholende Bewegungen/Belastungen der Hand und des Handgelenks überbeansprucht, kann dies langfristig zu Reizungen, kleinen Rissen und Schäden (Mikrotraumen) im Bereich der Sehnen führen. In weiterer Folge kann es zu ausstrahlenden Schmerzen und anderen Beschwerden kommen.

Bewegungen und Arbeiten, die einen Tennisarm begünstigen können

Auch chronische Verspannungen im Bereich der Schulter- und Nackenmuskulatur können für die Beschwerden im Arm mitverantwortlich sein. Die Verspannungen und der damit einhergehende erhöhte Muskeltonus können dazu führen, dass die Sehnen im Arm überspannen. Hauptursache für einen Tennisarm ist jedoch die Überbeanspruchung bestimmter Muskeln des Unterarms durch starke einseitige Bewegungen, sich wiederholende Bewegungen und Bewegungen, die mit Kraftaufwand bei angewinkeltem Arm durchgeführt werden.

Mögliche Bewegungen und Belastungen, welche zu einem Tennisarm führen können ergeben sich u. a. in folgenden Situationen: Intensives Training bestimmter Schlägersportarten (Tennis, Badminton, Squash), Spielen von Schlägersportarten mit falscher Technik, Rudern, Klettern, stundenlanges Arbeiten am Computer/Schreiben auf der Tastatur, Geige, Klavierspielen, Wände streichen und andere intensive handwerkliche Tätigkeiten. Eine schwache Unterarmmuskulatur und vorangegangene Gelenkerkrankungen können das Risiko für einen Tennisarm erhöhen.

Symptome

Typisch für einen Tennisarm sind Schmerzen im Bereich des Ellenbogens. Die häufig dumpfen und starken Schmerzen können bis in die Hand ausstrahlen und bei Belastungen, beim Strecken des Handgelenks und/oder bei Druck auf die Ellenbogenaußenseite verstärkt werden. Die Schmerzen können auch in den Ober- oder Unterarm ausstrahlen; beim Heben von schweren Lasten mit dem betroffenen Arm kann es zu stichartigen Schmerzen kommen. Weitere mögliche Symptome sind Schweregefühl im betroffenen Arm, Bewegungseinschränkungen (der betroffene Arm/das Ellenbogengelenk kann nicht komplett gestreckt werden) und Handgelenksschwäche und Krafteinbußen der betroffenen Hand, was z. B. dazu führen kann, dass ein starker Faustschluss, kraftvolles Greifen und ein kräftiger Händedruck sehr unangenehm sind.

Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einem Tennisarm auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Diagnose

Ansprechpartner bei den für einen Tennisarm typischen Beschwerden sind der Arzt für Allgemeinmedizin (Hausarzt), welcher den Patienten bei Bedarf an einen Facharzt verweist, und der Facharzt für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, welcher die Diagnose stellt und die Behandlung einleitet. Zu Beginn steht das ausführliche Anamnesegespräch, bei welchem sich der Arzt u. a. den nach genauen Beschwerden (z. B. seit wann, wo genau und in welchen Situationen Schmerzen auftreten, ob bestimmte Tätigkeiten schmerzhaft oder unangenehm sind, ob sich die Hand und der Arm kraftlos anfühlen), möglichen vorangegangenen Verletzungen und Erkrankungen und regelmäßig durchgeführten Aktivitäten (z. B. handwerkliche Tätigkeiten, Sportarten) erkundigt.

Im Anschluss erfolgt die körperliche Untersuchung, im Rahmen welcher der betroffene Arm genau abgetastet und u. a. auf lokale Dehnungs- und Anspannungsschmerzen und eine mögliche Druckschmerzhaftigkeit untersucht wird. Die Untersuchung wird ergänzt durch eine Überprüfung der Handgelenksfunktion und einfache Tests, die Aufschluss darüber geben, ob bestimmte Bewegungen und leichte Belastungen schmerzhaft sind, sowie durch eine Untersuchung der Halswirbelsäule und des Schulterbereichs und eine Beurteilung der Durchblutung, Motorik und Sensibilität. Auch bildgebende Untersuchungen wie eine Röntgenuntersuchung, Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) können bei der exakten Diagnosestellung helfen. Der genaue Ablauf der Abklärung richtet nach der individuellen Situation.

Behandlung

Für die konservative Therapie stehen verschiedene Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung.

Entlastung, Bandagen, Dehnungsübungen, Physiotherapie
Eine wichtige Voraussetzung für das Ausheilen des Tennisarms ist die Entlastung der betroffenen Strukturen – der Arm muss entlastet und geschont werden, schmerzauslösende Tätigkeiten, Überanstrengungen und Fehlbelastungen des betroffenen Arms müssen gemieden werden. Sobald bei der Ausführung von Dehnungs- und Kräftigungsübungen keine starken Schmerzen mehr bestehen, kann der Arm regelmäßig gedehnt werden, was hilft die erhöhte Grundspannung der Muskulatur zu normalisieren und die Schmerzen zu lindern. Es gibt verschiedene Tennisarm-Dehnübungen. Wichtig ist es, dass sich Patienten die richtige Ausführung von Übungen im Vorhinein vom Arzt zeigen lassen und die Übungen wie mit diesem besprochen durchführen.

Gezielte physiotherapeutische Behandlungen können den Heilungsprozess unterstützen und helfen eine Chronifizierung des Tennisarms zu verhindern. Bei einem akuten Tennisarm kann Kühlen schmerzlindernd wirken, bei einem Tennisarm im chronischen Stadium kann hingegen Wärme wohltuender sein. Bei ausgeprägten Beschwerden können Betroffene eine spezielle Bandage (Epicondylitis Bandage) über dem Ellenbogen und Handgelenk tragen. Eine solche Bandage übt Druck auf die entsprechenden Sehnen und Muskeln aus und bewirkt so eine leicht veränderte Zugrichtung im Bereich der schmerzhaften Sehnenansätze und eine Entlastung und Stabilisierung der betroffenen Strukturen. Die Bandage schränkt die Bewegungsfähigkeit des Arms ein, was sich förderlich auf den Heilungsprozess auswirken kann. Auch Kinesiologisches Taping kann zur Linderung der Beschwerden beitragen.

Medikamentöse Therapie und weitere Therapiemaßnahmen

Häufig kommen auch entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz, entweder lokal in Form von Salben und Gels, als Tabletten zum Einnehmen oder als Injektion im Bereich des gereizten Sehnenansatzes. Für die medikamentöse Therapie stehen verschiedene Präparate und Wirkstoffe zur Verfügung, welche im Einzelfall zum Einsatz kommen richtet sich nach der individuellen Situation. Weitere mögliche Behandlungsmaßnahmen sind u. a. physikalische Therapiemaßnahmen (z. B. Massagen, Kälte- und Wärmebehandlungen), Ultraschalltherapie, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS, schonende Form der Elektrotherapie), extrakorporale Stoßwellentherapie und Eigenbluttherapie. Aus welchen Bausteinen sich die konservative Therapie zusammensetzt und wie häufig und in welchen Abständen einzelne Behandlungsmaßnahmen (z. B. Physiotherapie, Injektionen, Stoßwellentherapie) angewendet werden/erfolgen, ist von der individuellen Situation abhängig.

Operation

Unter Umständen kann eine Operation erforderlich sein. Die operative Behandlung steht prinzipiell am Ende der Behandlungsfolge; sie kann in Erwägung gezogen werden, wenn eine längere intensive konservative Therapie zu keinem zufriedenstellenden und dauerhaften Erfolg führt. Für den Eingriff stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.

Die Prognose ist in aller Regel gut. Bei einem großen Teil der Patienten ist die konservative Therapie erfolgreich, allerdings kann die Behandlung langwierig sein und es kann etwa ein Jahr* dauern bis die Beschwerden vollständig verschwunden sind. Um eine möglichst rasche und nachhaltige Beschwerdelinderung zu erreichen und eine Chronifizierung zu verhindern, ist es wichtig, dass die Therapie möglichst früh begonnen und konsequent durchgeführt wird. Ist der Tennisarm ausgeheilt, sollten Bewegungen und Belastungen, die zur Entwicklung der Sehnenansatzerkrankung beigetragen haben gezielt korrigiert/gemieden werden (z. B. Korrektur der Ausführungstechnik beim Sport, konsequentes Einhalten von Pausen bei handwerklichen Tätigkeiten oder beim Üben eines Instruments, Anpassungen am Arbeitsplatz etc.).

*Angaben können in der Literatur variieren.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Puchner S.; Sehnenansatzprobleme aus orthopädischer Sicht, Fakten der Rheumatologie 04/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Altintas B., Greiner S.; Epicondylitis humeri radialis: konservativ – operativ, Der Orthopäde 2016;45:870-877, Springer Nature

Radda C. T.; Diagnose und Therapie des „Tennisellenbogens”, Das Medizinprodukt 04/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Schleicher I. et al.; Die Therapie der Epicondylitis – eine aktuelle Übersicht, Sportverletzung Sportschaden 2010; 24(4):218-224, Georg Thieme Verlag KG

Baldauf H. et al.; Behandlung der Epicondylitis humeri radialis, Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2010; 5(1):36-37, Sonntag Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Epicondylitis, Steckbrief, Thieme via medici, URL: https://viamedici.thieme.de/lernmodule/orthopädie/epikondylitis

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