Mann mit Osteochondrose nimmt Schonhaltung ein
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Osteochondrose – Ursache, Symptome, Therapie

Bei Osteochondrose handelt es sich im engeren Sinn um eine Verschleißerkrankung der Wirbelsäule, die Schmerzen und andere Beschwerden verursachen und die Lebensqualität merklich beeinträchtigen kann. Häufige Ursache ist eine Fehlbelastung der Wirbelsäule. Symptome, Diagnose, Behandlung - mehr zum Thema Osteochondrose lesen Sie hier.

Factbox – Osteochondrose

Osteochondrose: Verschleißerkrankung der Wirbelsäule, degenerative Erkrankung

Erosive Osteochondrose: Weit fortgeschrittene Osteochondrose

Multisegmentale Osteochondrose: Veränderungen in mehreren Abschnitten der Wirbelsäule

Ursachen: Fehlbelastung der Wirbelsäule u. a.

Symptome: Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Schonhaltung u. a.

Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Röntgen, MRT u. a.

Therapie: Richtet sich nach genauem Krankheitsbild; medikamentöse Behandlung, physikalische Therapiemaßnahmen, Krankengymnastik, Physiotherapie, Sport (Sportanpassung), Operation

Vorbeugende Maßnahmen: Auf korrekte Haltung achten, schweres Heben meiden, einseitiges Heben und Tragen meiden, auf ausgewogene Ernährung achten (wichtig für den Knochenaufbau und die Knochengesundheit), ausreichend körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion bei Übergewicht u. a.

Was ist Osteochondrose?

Bei Osteochondrose handelt es sich um eine degenerative Erkrankung der Knochen und Gelenkknorpel. Der Begriff Degeneration beschreibt allgemein funktionelle oder morphologische (die Funktion oder die Gestalt betreffende) Veränderungen, die im Vergleich zur normalen vollen physiologischen Leistungsfähigkeit eine Verschlechterung darstellen. Umgangssprachliche Synonyme sind z. B. „Verfall“ oder „Rückbildung“. Degenerative Erkrankungen sind Erkrankungen, die mit einer voranschreitenden Degeneration einhergehen.

Häufigste Form ist Osteochondrose intervertebralis, die mit einem Knorpel- und Knochenabbau im Bereich der Wirbelsäule einhergeht. Es handelt sich um eine Verschleißerkrankung der Wirbelsäule, bei welcher es zu Veränderungen im Bereich der Knochen, der Wirbel und der Knorpel der Bandscheiben kommt. In vielen Fällen wird der Begriff Osteochondrose als Synonym für Osteochondrosis intervertebralis verwendet.

Bandscheiben: Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelkörpern und verbinden die Wirbel der Wirbelsäule flexibel untereinander. Sie puffern Erschütterungen bei Bewegungen ab und sorgen für die Beweglichkeit der Wirbelkörper gegeneinander. Jede Bandscheibe besteht aus zwei „Teilen“, dem äußeren derben Faserring und dem innen liegenden Gallertkern. Im Alltag ist die Wirbelsäule dauernden Bewegungen, Belastungen und Stößen ausgesetzt. Durch ihren Aufbau können die Bandscheiben die Wirbelsäule vor übermäßiger Druckeinwirkung schützen.

Im Verlauf der Erkrankung bilden sich Ausziehungen im Bereich der Wirbel, sogenannte Spondylophyten („Knochenanbauten“, die im Rahmen von Degenerationen an den Kanten der Wirbelkörper entstehen.), und die Bandscheiben verlieren an Elastizität und Form. Der zusammengepresste Zustand, in welchem die Bandscheiben ihre Funktionen nicht mehr richtig erfüllen können, und die damit einhergehende Höhenminderung der Zwischenwirbelräume führen zu einer verminderten Stabilität zwischen den Wirbeln, der Überlastung von anderen Strukturen, Fehlbelastungen und Reaktionen des Knochens. Allmählich kommt es zu einem verstärkten Verschleiß der Wirbelbogengelenke.

Ursache

Die möglichen Ursachen der Erkrankung sind vielfältig. Mitunter wichtigste Ursache von Osteochondrose ist die Fehlbelastung der Wirbelsäule.
Verschleiß im Bereich der Wirbelsäule und die Abflachung der Bandscheiben sind normale Alterungsprozesse. Durch gewöhnliche Bewegungen im Alltag und beim Sport und bestimmte körperliche Tätigkeiten wie Haus- und Gartenarbeiten tritt ein Verschleiß der Wirbelsäule mit zunehmendem Alter in gewissem Ausmaß auf. Durch eine Fehlbelastung der Wirbelsäule kann dieser Prozess beschleunigt und verstärkt werden. Zu den Faktoren, welche Verschleiß und degenerative Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule fördern und das Auftreten von Osteochondrose begünstigen können zählen u. a. Übergewicht, dauerhafte einseitige (statische) Belastung, eine schlecht trainierte Muskulatur und Extrembelastungen. Vor allem dauerhaft einseitige Belastungen, die häufig den Lebensalltag bestimmen (z. B. langes Sitzen in der Arbeit, Autofahren), schweres Heben sowie einseitiges Heben und Tragen beanspruchen die Wirbel und Bandscheiben in hohem Maß. Besonders oft von Verschleißerscheinungen im Bereich der Wirbelsäule betroffen sind zudem Menschen, die selten Sport treiben. Eine weitere mögliche Ursache sind Erkrankungen wie Skoliose oder ein Bandscheibenvorfall.

Symptome

Typisches Symptom der Osteochondrose ist der Schmerz, der im Laufe der Zeit zunimmt. Es handelt sich um eine schleichende Krankheit – anfangs nehmen Betroffene häufig nur in bestimmten Situationen vorübergehende Schmerzen wahr, etwa bei anstrengenden körperlichen Tätigkeiten (z. B. schweres Heben, Sport), bis der Schmerz irgendwann bleibt. Je nach genauer Lokalisation und Ausprägung der Veränderungen können Verspannungen, Muskelschmerzen, Nacken- und Rückenschmerzen und andere Beschwerden auftreten. In manchen Fällen zeigen sich Schonhaltungen, abnorme Haltungen und Ausweichbewegungen. Betrifft die Erkrankung die Halswirbelsäule, kann es zu Nackenverspannungen, Kopfschmerzen und Bewegungseinschränkungen kommen. Betroffenen kann es beispielsweise zunehmend schwer fallen, den Kopf zu drehen. Der Schmerz kann auch ausstrahlen und es kann zu Gefühlsstörungen kommen, beispielsweise zu Kribbeln oder zu einem Taubheitsgefühl in den Armen und Beinen.

Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer Osteochondrose auftreten. Rückenschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben und die Unterscheidung zwischen Schmerzen, welche auf durch Osteochondrose bedingte Veränderungen zurückzuführen sind und solchen, die von anderen Strukturen ausgehen (z. B. Muskulatur) sowie die genaue Einordnung von Rückenschmerzen sind oftmals schwierig und gehören in die Hände eines Facharztes (z. B. Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie). Bei Schmerzen am Stütz- und Bewegungsapparat und im Fall von Fragen sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Diagnose

Zu Beginn stehen die Anamnese und klinische Untersuchung. Im Zuge der weiteren Abklärungen können bestimmte bildgebende Untersuchungen aufschlussreich sein. So sind Formveränderungen der Wirbelkörper (Ausbildung von Spondylophyten), eine Höhenminderung der Zwischenwirbelräume und Verschleißerscheinungen im Bereich der Wirbelbogengelenke im Röntgenbild gut sichtbar, andere mit Osteochondrose einhergehenden Veränderungen lassen sich in einer Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar machen. Unter Umständen werden noch weitere Untersuchungen durchgeführt, um die genauen Umstände und den genauen Ursprung der Schmerzen feststellen und andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausschließen zu können.

Therapie

Eine Osteochondrose kann nicht wieder rückgängig gemacht werden. Die Therapie zielt darauf ab die Beschwerden zu mildern und die Wirbelsäulenstabilität zu verbessern. Die Behandlung wird individuell erstellt und richtet sich nach dem genauen Krankheitsbild des Patienten. Zu den konservativen Therapiemaßnahmen zählen die medikamentöse Behandlung (Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente, muskelentspannende Medikamente), physikalische Therapiemaßnahmen (z. B. Wärmebehandlungen, Elektrotherapie, Massagen), Krankengymnastik und Physiotherapie (Rückenschule; um die Muskulatur zu stärken und Fehlhaltungen durch gesunde Haltungsmuster zu ersetzen). Sport ist prinzipiell sehr wichtig, allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die körperliche Aktivität die Wirbelsäule und Gelenke nicht zusätzlich belastet. Unter Umständen kann, je nach Ausprägung und den genauen der Erkrankung zugrunde liegenden Umständen, eine Operation notwendig sein (z. B. bei schwerwiegenden Nervenirritationen).

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

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