minimalinvasives Blutzuckermessgerät am Frauenarm bei Wanderung
Foto:LukaszPawelSzczepanski/shutterstock.com

Minimalinvasive Geräte warnen ungenügend vor Unterzuckerung

Eine Unterzuckerung oder Hypoglykämie ist häufig die Nebenwirkung einer Diabetes-Behandlung: Bei der Einnahme blutzuckersenkender Wirkstoffe kommt es leicht zu einer Überdosierung, so dass er Glukosespiegel im Blut zu stark absinkt. Unterzuckerungen können lebensbedrohlich sein und haben langfristig einen nachteiligen Einfluss auf die Gesundheit.

Aktuelle Leitlinien empfehlen daher, dass Diabetes-Patienten ihren Blutzucker mehrmals pro Tag selbst kontrollieren. Das Gebiet der kontinuierlichen Blutzuckerüberwachung entwickelt sich dabei schnell weiter: regelmäßig werden Geräte mit neuen Techniken (minimal oder nicht invasiv) vorgestellt. Diese geben aber nur ein ungefähres Bild des Blutzuckerspiegels wieder und man kann sich nicht darauf verlassen, dass sie eine Unterzuckerung zuverlässig erkennen. Bisher gab es aber keine systematische Analyse, die quantitativ nachweist, wie gut oder schlecht handelsübliche Geräte eine Unterzuckerung anzeigen.

Anhand einer Metastudie, die 15 Studien und insgesamt 733 PatientInnen umfasste, wurde dies nun nachgeholt. Die Übersicht zeigt, dass nichtinvasive und minimalinvasive Blutzuckermessgeräte eine Empfindlichkeit für niedrige Blutzuckerwerte von nur 69 Prozent besitzen. Die Messgenauigkeit unterliegt dabei erheblichen Schwankungen: In den einzelnen Studien liegt die Sensitivität zwischen 33 und 91 Prozent. „Das Ergebnis ist schlechter, als viele erwartet hätten“, konstatiert Erstautorin Dr. Nicole Lindner, Uni Marburg. Plus: Es gibt keinen Beweis dafür, dass Geräte neuerer Generation eine Unterzuckerung mit größerer Genauigkeit erkennen als ältere Hilfsmittel. Die Autoren rechnen daher damit, dass ihre Ergebnisse Auswirkungen auf die Diabetesversorgung haben werden.

Referenz:
Universität Marburg, Oxford University
Non-invasive and Minimally Invasive Glucose Monitoring Devices: A Systematic Review and Meta-Analysis on Diagnostic Accuracy of Hypoglycaemia Detection, Systematic Reviews Journal 2021, https://doi.org/10.1186/s13643-021-01644-2

#diabetes #blutzucker #minimalinvasiv #nichtinvasiv #unterzuckerung #blutzuckermessung #glukosespiegel #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Gendermedizin - Symbol für Frauen und Männer als Tabletten dargestellt

Gendermedizin – geschlechtssensible Medizin

Lesen Sie hier, was den „kleinen Unterschied“ zwischen den Geschlechtern ausmacht, wie die Gendermedizin darauf eingeht, was es mit dem Gender Health Gap auf sich hat und vor welchen Herausforderungen der noch junge Forschungszweig der Gendermedizin steht.

Mann liest Beipackzettel für Medikament

Beipackzettel verstehen – die wichtigsten Begriffe

Beipackzettel zu Medikamenten sind wichtig, um die Arzneimittel richtig anwenden zu können. Oft sind sie aber nicht leicht zu verstehen, denn die Texte sind umfangreich und mit medizinischen Fachbegriffen gespickt. Wir erklären, wie diese Gebrauchsinformationen aufgebaut sind.

Frau mit Reizdarmsyndrom hält sich den Bauch

Reizdarmsyndrom - Ursache, Symptome, Behandlung und Ernährung

Durchfall oder Verstopfung, Bauchschmerzen, Blähungen, Krämpfe, Völlegefühl – das Reizdarmsyndrom kann das körperliche Wohlbefinden und die Lebensqualität stark einschränken.

Unregelmäßiger Herzschlag visualisiert

Herzrhythmusstörungen - Formen, Ursache, Symptome, Behandlung

Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) liegen dann vor, wenn das Herz zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig schlägt.