Skip to main content
Anatomische Darstellung der Lunge in Verbiindung mit dem Gehirn
Foto:Magicmine/Shutterstock

Mikrobielle Lungenbesiedelung steuert Immunsystem des Gehirns

Die Lunge versorgt den Körper mit Sauerstoff und verfügt zu diesem Zweck über eine große Austauschfläche mit der Umwelt. An der Grenze zwischen Lungengewebe und Außenluft ist eine spezielle mikrobielle Flora angesiedelt, das Lungenmikrobiom. Während das Mikrobiom des Darms oder der Haut bereits besser verstanden ist, ist das Lungenmikrobiom vergleichsweise wenig erforscht. Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass die Lunge überhaupt steril ist. Umso überraschter war nun ein deutsches Forschungsteam, als es feststellte, dass zwischen dem Lungenmikrobiom und dem Gehirn offenbar eine enge Beziehung besteht.

Die Forscherinnen fanden heraus, dass das Lungenmikrobiom die Aktivität der Mikroglia, die „Immunzellen des Gehirns“, reguliert. Diese neu-entdeckte Lunge-Hirn-Achse ist für die Entwicklung von Krankheitsprozessen von Bedeutung: So bestimmte die Zusammensetzung des Lungenmikrobioms die Anfälligkeit, eine Autoimmunentzündung des Gehirns zu entwickeln, wie sie etwa bei der Multiplen Sklerose (MS) auftritt.

„Die Mikroglia passt ihre immunologische Reaktionsfähigkeit entsprechend diesen mikrobiellen Signalen an und kann daher rechtzeitig auf drohende Gefahren reagieren“, so Erstautor Leon Hosang vom Institut für Neuroimmunologie und Multiple-Sklerose-Forschung der Uni Göttingen. „Das Lungenmikrobiom wirkt daher als eine Art Frühwarnsystem für das empfindliche Gehirngewebe“, meint auch Koautorin Francesca Odoardi. Und das kann Folgen für die Gesundheit haben: Infektionen der Lunge, therapeutische Manipulationen (Antibiotikabehandlungen), Umweltverschmutzung und Klimaveränderungen können auf das Lungenmikrobiom einwirken und somit die Immunreaktionen innerhalb des Gehirns beeinflussen.

„Möglicherweise lässt sich diese neue Lunge-Hirn-Achse sogar therapeutisch einsetzen“, hofft Koautor Alexander Flügel: „So könnte eine gezielte Gabe von Probiotika oder bestimmten Antibiotika dazu genutzt werden die Immunreaktionen des Gehirns gezielt zu beeinflussen und damit nicht nur Multiple Sklerose, sondern generell Erkrankungen unseres Zentralnervensystems, bei denen die Immunaktivität der Mikroglia eine Rolle spielt, zu behandeln.“

Referenz:
Georg-August-Universität Göttingen
The lung microbiome regulates brain autoimmunity, Nature 2022; https://www.nature.com/articles/s41586-022-04427-4

#gehirn #neurologie #multiplesklerose #immunologie #antibiotika #mikrobiom #lunge #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Zum Artikel: gesunde vegane Gemüse:Bowl

Schuppenflechte und Ernährung: Was wirklich hilft

Trockene Haut, Juckreiz, immer wiederkehrende Schübe – Schuppenflechte kann den Alltag stark belasten. Viele Betroffene fragen sich deshalb: Kann die Ernährung einen Unterschied machen?

Zum Artikel: Hausmittel Schuppenflechte

Bewährte Hausmittel bei Schuppenflechte (Psoriasis)

Schuppenflechte kann das Leben stark belasten. Die Haut juckt, spannt und schuppt, oft über Wochen oder Monate. Heilbar ist die Erkrankung bis heute nicht, doch es gibt viele Möglichkeiten, die Beschwerden spürbar zu lindern.

Zum Artikel: Mann mit Psoriasis auf der Kopfhaut

Psoriasis (Schuppenflechte) - Definition, Ursachen und Behandlung

Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine weit verbreitete Hauterkrankung. Die häufigste Form ist Psoriasis vulgaris. Typische Symptome sind gerötete, schuppige Hautstellen, besonders an den Ellenbogen, Knien oder anderen Körperbereichen.

Zum Artikel: Was sind die häufigsten Auslöser für Neurodermitis?

Was sind die häufigsten Auslöser für Neurodermitis?

Wenn Neurodermitis aufflammt, steckt meist ein Auslöser dahinter: Pollen, Hausstaubmilben, Kälte, Hitze, Seife – oft auch Stress oder Hormone. Welche Faktoren einen Schub auslösen, ist individuell sehr unterschiedlich.