eine Tasse grüner Tee
SerhiiBrovko/shutterstock.com

Grüntee wirkt, jedoch anders als gedacht

Grüner Tee ist seit langem als gesundheitsfördernd bekannt. Insbesondere den darin enthaltenen Katechinen wird eine lebensverlängernde Wirkung zugesprochen. Sie werden als Antioxidantien betrachtet, die im Körper oxidativem Stress durch aggressive Sauerstoffradikale entgegenwirken respektive vorbeugen.

Nun wurde der Wirkmechanismus der Katechine im Fadenwurm C. elegans genauer unter die Lupe genommen. Und die Forschenden kommen zu einem anderen, paradox erscheinenden Ergebnis: die Katechine aus dem Grüntee unterdrücken oxidativen Stress nicht, sondern sie fördern ihn. Allerdings nur kurzfristig, was nachfolgend die Abwehrfähigkeit der Zellen und des Organismus steigert. Dadurch verhelfen die Katechine aus dem Grüntee den damit gefütterten Fadenwürmern zu einem längeren Leben und größerer Fitness. „Grüntee-​Polyphenole sind also nicht Antioxidantien, sondern vielmehr Pro-​Oxidantien, die ähnlich wie eine Impfung die Abwehrfähigkeit des Organismus verbessern“, erklärt Studienleiter Michael Ristow von der ETH Zürich.

Diese Abwehr geschieht allerdings nicht durch das Immunsystem, sondern durch die Aktivierung von Genen, welche bestimmte Enzyme wie die Superoxid-​Dismutase (SOD) und die Catalase (CTL) hervorbringen. Diese inaktivieren in den Fadenwürmern die freien Sauerstoffradikale, sind also quasi körpereigene Antioxidatien.
Die Arbeitsgruppe zeigte bereits 2009, dass auch Sport und Kalorienverminderung eine ähnliche Wirkung erzielen.

Der ETH-​Professor empfiehlt auch, täglich grünen Tee zu trinken. Hingegen rät er davon ab, Grüntee-​Extrakte oder -​Konzentrate zu sich zu nehmen, da sie ab einer gewissen Konzentration toxisch wirken. Hochdosierte Katechine hemmen die Mitchondrien nämlich so stark, dass dies zum Zelltod führt, was insbesondere in der Leber gefährlich werden kann.

Referenz:
ETH Zürich, Universität Jena
Green tea catechins EGCG and ECG enhance the fitness and lifespan of Caenorhabditis elegans by complex I inhibition, Aging 2021; https://www.aging-us.com/article/203597/text

#gruentee #katechine #antioxidantien #oxidativerstress #immunologie #sport #gesundheit #medizin #medimpressions

 

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Lichttherapie mit Tageslichtlampe

Lichttherapie: Behandlung, Wirkung und Vorteile

Die Lichttherapie hat sich in den letzten Jahren als erfolgreiche Behandlungsmethode in der Therapie von psychischen Störungen wie der Winterdepression etabliert und wird mittlerweile auch bei anderen Indikationen angewendet. Lesen Sie hier, wie die Methode funktioniert, wie wirksam sie ist, wann mit positiven Effekten zu rechne

Hand mit Tabletten (Sertralin)

Sertralin: Wie es wirkt, Nebenwirkungen und Anwendung

Sertralin ist ein Wirkstoff, der zur den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) gehört und zu den am häufigsten verschriebenen Antidepressiva zählt. Lesen Sie in diesem Artikel, was Sie bei der Einnahme beachten sollten, wie Sertralin wirkt und welche Nebenwirkungen häufig auftreten.

Frau mit Wochenbettdepression

Wochenbettdepression - Symptome, Ursachen und Behandlung

Die Geburt eines Kindes sollte Anlass für Glück und Freude sein - bleiben die positiven Emotionen jedoch aus und es stellen sich Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und überbordende Ängste ein, könnte eine Wochenbettdepression vorliegen.

Winterdepression: traurige Frau vor winterlicher Landschaft

Winterdepression - Definition, Symptome, Behandlung

Die Winterdepression ist eine Form von Depression, die in den dunklen Herbst- und Wintermonaten auftritt. Wenn die Tage ab dem Frühjahr wieder länger und heller werden, verschwindet auch die Depression wieder.