Erfrierung: ein geschlossenes Auge mit gefrorenen Wimpern
Foto:IgorStepovik/shutterstock.com

Erste Hilfe bei Erfrierung

Eine Erfrierung ist eine Verletzung, die durch lokale Kälteeinwirkung auf Gewebe entsteht. Wichtig sind rechtzeitige und korrekt durchgeführte Erste Hilfe-Maßnahmen und eine möglichst rasche Behandlung. Was Sie im Fall des Falles tun können, erfahren Sie hier.

Factbox – Erfrierung

Synonym: Erfrierung, Congelatio

Definition: lokaler Gewebeschaden, der durch anhaltende Kälteeinwirkung entsteht

Ursachen und Risikofaktoren: anhaltende Kälteeinwirkung, Luftfeuchtigkeit, Wind, Nässe; Erkrankungen, die mit einer Minderdurchblutung einhergehen, Zustände, in denen Kälteeinwirkung schlechter wahrgenommen wird, Rauchen, Wassermangel, unzureichende Kleidung, enge Schuhe, alte Frostschäden

Symptome: abhängig vom Grad der Erfrierung. Grad 1: Gewebe blass, (grau)-weiß, kalt, geringfügig geschwollen. Grad 2: Blasenbildung, Gewebe rot-bläulich, Infektionsgefahr! Grad 3: harte gefrorene Gewebsschichten, Gefühllosigkeit, starke Schwellung nach dem Auftauen, später blauschwarze Verfärbung, Mumifizierung, Abstoßungsreaktion

Erste Hilfe: Rettungsruf absetzen (144 oder Bergrettung 140), Öffnen von enganliegender Kleidung und Schuhwerk, Erwärmung durch eigene Körperwärme, warme, gezuckerte Getränke; erfrorene Körperteile nicht bewegen, keine aktive Wärme zuführen, Blasen nicht öffnen

Behandlung: Auftauen im Wasserbad, Schmerzmittel, bei Erfrierungen dritten Grades ist eine Amputation manchmal unumgänglich

Was ist eine Erfrierung?

Eine Erfrierung ist ein lokaler Gewebeschaden, der durch anhaltende Kälteeinwirkung entsteht. Dabei kommt es zu einer Mangeldurchblutung des Gewebes. In weiterer Folge werden die Zellen nicht ausreichend versorgt, und das Gewebe wird geschädigt oder stirbt sogar ab. Besonders anfällig für Erfrierungen sind die so genannten Akren, also Nase, Ohren, Finger und Zehen, aber auch Hautareale, die normalerweise nicht abgedeckt werden, also Wangen und Kinn. Je länger die Kälte einwirkt, desto ausgedehnter und schwerwiegender ist die Schädigung. Aber auch bei kurzem Kontakt mit einem extrem kalten Gegenstand oder Substanzen wie Metall, Trockeneis oder flüssigem Stickstoff kann es zu einer Erfrierung kommen. Man spricht dann von einer so genannten Kälteverbrennung.

Grundsätzlich unterscheidet man oberflächliche und tiefe Erfrierungen:

Oberflächliche Erfrierungen betreffen nur die oberen Hautschichten. Sie können meist mit einfachen Erste-Hilfe-Maßnahmen behandelt werden und die Symptome verschwinden in der Regel nach kurzer Zeit von selbst, wenn die betroffenen Hautstellen entsprechend geschützt und gewärmt werden.

Tiefe Erfrierungen hingegen können auch tiefere Hautschichten, Muskeln, Sehnen oder Knochen betreffen. Sie müssen so rasch wie möglich im Krankenhaus behandelt werden, um betroffene Körperteile möglichst erhalten zu können. Im schlimmsten Fall muss eine Amputation durchgeführt werden.

Erfrierungen gehen oft mit einer Unterkühlung einher. Doch während eine Erfrierung lokal begrenzt ist und nur einzelne Körperteile betrifft, ist die Unterkühlung eine Ganzkörperreaktion auf zu große Kälte. Kann sich der Körper nicht mehr ausreichend warmhalten, sinkt die Körperkerntemperatur auf unter 35 °C ab. Es kommt zunächst zu Kältezittern, schneller Atmung und beschleunigtem Herzschlag, später hört das Zittern meist auf, die Atmung verringert sich, der Herzschlag verlangsamt und es kann zu Apathie und Kreislaufversagen bis hin zum Koma kommen. Eine schwere Unterkühlung ist im Gegensatz zur Erfrierung lebensbedrohlich und erfordert sofortige Erste Hilfe-Maßnahmen und die Verständigung von Rettung (144) oder Bergrettung (140).

Ursachen und Risikofaktoren

Erfrierungen werden vor allem durch anhaltende Kälteeinwirkung hervorgerufen. Dabei spielt aber nicht nur die Temperatur eine Rolle, sondern auch Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und Wind, denn Kälteschäden können auch bei starkem Wind oder bei Lufttemperaturen oberhalb des Gefrierpunkts entstehen. Nässe verstärkt den Kälteeffekt zusätzlich. Zudem gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die eine Erfrierung begünstigen können.
Dazu zählen unter anderem:

  • Erkrankungen, die mit einer Minderdurchblutung einhergehen (z.B. Diabetes, PAVK)
  • Zustände, in denen die Kälteeinwirkung schlechter wahrgenommen wird (z.B. Erschöpfung, Alkoholeinfluss, Demenz,…)
  • Rauchen
  • Wassermangel
  • unzureichende bzw. feuchte Kleidung
  • enge Schuhe
  • alte Frostschäden

Symptome der Erfrierung

Die Symptome einer Erfrierung sind abhängig vom Grad der Erfrierung. Man unterscheidet dabei drei Stadien:

  • Grad 1: Das Gewebe ist blass, (grau)-weiß, kalt und geringfügig geschwollen. Es besteht kein Schmerz, aber eine Gefühlsstörung (Taubheit). Nach dem Erwärmen ist die Haut gerötet, später auch bräunlich verfärbt und schürft nach einigen Tagen ab. Bei Erfrierungen vom Grad 1 kommt es in der Regel zur vollständigen Heilung, eventuell kann jedoch eine lokale Kälteempfindlichkeit bestehen bleiben.
  • Grad 2: Es bilden sich Blasen, die mit Blut gefüllt sein können, und die erfrorene Stelle wird rot-bläulich. Es besteht Infektionsgefahr und es kann zu Zerstörungen im Haut- und Unterhautgewebe kommen. Die genaue Beurteilung der Schäden kann erst nach ein bis drei Tagen erfolgen.
  • Grad 3: Es kommt zu arteriellen Gefäßverschlüssen und tiefen Gewebszerstörungen, Entzündungen und Schwellungen. Typisch sind harte, gefrorene Gewebsschichten sowie völlige Gefühllosigkeit und eine starke Schwellung nach dem Auftauen. Später entwickelt sich eine blauschwarze Verfärbung und eine Mumifizierung mit scharfer Abgrenzung vom gesunden Gewebe sowie eine Abstoßungsreaktion. Die genaue Beurteilung des Ausmaßes der Schäden ist erst nach ein bis zwei Wochen möglich, die Abheilung kann Monate dauern.

Wie wird eine Erfrierung diagnostiziert?

Ob ein Körperteil erfroren ist, kann der Arzt nach der Anamnese anhand der jeweiligen Symptome feststellen – etwa anhand von Verfärbungen der Haut, Blasenbildung, Schwellungen und Schmerzen.

Zusätzlich erfolgt eine Anamnese und es werden körperliche Untersuchungen durchführt. Da jede Erfrierung zu Beginn wie eine Erfrierung ersten Grades aussieht und ihr tatsächliches Ausmaß erst nach nach Tagen oder Wochen sichtbar wird, ist eine fortlaufende Beobachtung nötig.

Erste Hilfe-Maßnahmen

Wenn eine Erfrierung früh genug und richtig behandelt wird, hat dies großen Einfluss auf den weiteren Verlauf. Entscheidend kann auch die Durchführung korrekter Erste Hilfe-Maßnahmen sein:

Do´s:

  • Rufen Sie die die Rettung (144) oder die Bergrettung (140)
  • Öffnen Sie enganliegende Kleidung und Schuhwerk
  • Versuchen Sie eine Erwärmung durch Ihre eigene Körperwärme (Achtung: nicht bei hart gefrorenen Körperteilen)
  • Fordern Sie den oder die Betroffene auf, Gliedmaßen zu bewegen
  • Bedecken Sie erfrorene Körperareale möglichst locker mit einem Verbandtuch
  • Versuchen Sie, erneute Kälteeinwirkung zu vermeiden
  • Geben Sie warme, gezuckerte Getränke zu trinken
  • Beruhigen und beobachten Sie den oder die Betroffene bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes

Dont´s:

  • Bewegen Sie erfrorene Körperregionen nicht
  • Führen Sie keine aktive Wärme – etwa durch Reiben oder eine Wärmflasche – zu
  • Geben Sie dem oder der Betroffenen keinen Alkohol zu trinken
  • Öffnen Sie Blasen nicht

Behandlung einer Erfrierung

Bei der nachfolgenden Behandlung einer Erfrierung müssen die betroffenen Körperteile zunächst schonend aufgewärmt werden, damit die Blutzirkulation im geschädigten Gewebe wiederhergestellt werden kann. Empfohlen wird das Auftauen der erfrorenen Körperteile in einem Wasserbad, das bei 10 °C begonnen und schrittweise auf maximal 40 °C erwärmt werden soll. Dabei soll der Betroffene aktiv Finger oder Zehen bewegen. Das Auftauen kann sehr schmerzhaft sein und kann durch die Gabe von Schmerzmitteln gelindert werden – möglichst unter ärztlicher Kontrolle. Das Bad selbst sollte maximal 30 Minuten dauern. Im Idealfall ist das Gewebe dann ganz aufgetaut und Bewegungen sind wieder möglich.

Ab einer Erfrierung zweiten Grades müssen die Patienten in stationäre Behandlung, eine Erfrierung dritten Grades erfordert den schnellstmöglichen Transport in eine Klinik. Auch dort wird zunächst mit dem möglichst raschen Auftauen im körperwarmen Wasserbad gearbeitet und es werden Schmerzmittel (Analgetika inklusive Opioide) gegeben, da der Schmerz beim Auftauen sehr stark sein kann. Das weitere Vorgehen ist unter anderem abhängig davon, ob und welche Blasen sich gebildet haben, ob eine Infektionsgefahr besteht und wie groß der Kälteschaden ist.

Bei schweren Erfrierungen dritten Grades lässt sich eine Amputation nicht immer umgehen, allerdings geschieht das erst, nachdem es zur Spontanabstoßung des zerstörten Gewebes gekommen ist. Dies kann mehrere Monate in Anspruch nehmen. Nach einer Amputation kann auch eine rekonstruktiv chirurgische Versorgung durchgeführt werden.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Sachs C. et al.: Einteilung und Therapie kälteinduzierter Verletzungen. Deutsches Ärzteblatt Int 2015
https://www.aerzteblatt.de/archiv/172741/Einteilung-und-Therapie-kaelteinduzierter-Verletzungen, Abruf Dezember 2021

Treibel W.: Schnelle Hilfe bei lokalen Erfrierungen. Ärztezeitung 2010.
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Schnelle-Hilfe-bei-lokalen-Erfrierungen-210534.html, Abruf Dezember 2021

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Winterhagen I.: Frostige Zeiten. Deutsche Apothekerzeitung 2015.; https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2015/daz-3-2015/frostige-zeiten, Abruf Dezember 2021

https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/erfrierungen-und-unterkuehlungen/, Abruf Dezember 2021

https://www.pschyrembel.de/Erfrierung/K075H, Abruf Dezember 2021

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