Frau mit Tuch über Inhalationsschüssel
Foto: absolutimages/shutterstock

Behandlung einer Sinusitis – Nebenhöhlenentzündung

Eine Nebenhöhlenentzündung kann hartnäckig sein, weshalb es sich lohnt, mit Geduld verschiedene Behandlungsmöglichkeiten auszuprobieren bzw. miteinander zu kombinieren. In jedem Fall sollten Sie sich körperlich schonen und bei Fieber das Bett hüten. Sind die Symptome nach zwei bis drei Wochen nicht abgeklungen bzw. ist noch immer keine merkliche Besserung in Sicht, sollten Sie einen HNO-Facharzt aufsuchen. Eine Untersuchung auf anatomische Anomalien (Polypen, Verkrümmung der Nasenscheidewand) bzw. der Ausschluss von Allergien sind dann angezeigt.

Erstes Ziel der Behandlung einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung ist es, die Nebenhöhlen zu belüften und den Schleim zum Abfließen zu bringen. Dazu eigenen sich mehrere Vorangehensweisen.

Welche medikamentöse Behandlung gibt es bei einer Sinusitis?

Abschwellende Medikamente

Medikamente, die die Schleimhäute der Nase und der Nebenhöhlen abschwellen, erleichtern das Abfließen des Sekrets. Es gibt sie in Form von Nasensprays, Nasentropfen sowie in Tabletten- und Pulverform, oft auch in Kombination mit Schmerzmitteln. Inwiefern sie zur Heilung beitragen bzw. ob sie die Dauer einer Sinusitis verkürzen können, ist nicht klar. Sie reduzieren aber eindeutig die Symptome, wenn auch kurzfristig, und können so u.a. das Einschlafen erleichtern. Wichtig ist, Nasensprays und Nasentropfen nicht länger als eine Woche anzuwenden, da die Nasenschleimhaut sonst ohne Hilfe nicht mehr abschwillt (Privinismus).

Sekretolytika

Unterstützend zu den abschwellenden Medikamenten können schleimlösende und sekretfördernde Mittel, z.B. Präparate mit Myrtol oder ein pflanzliches Kombinationspräparat eingenommen werden. Damit sich der Schleim besser auflösen kann: Trinken Sie ausreichend! Am besten sind ca. 2-3 Liter Wasser oder Tee am Tag. Damit der Schleim gut abfließen kann, sollten Sie ihren Kopf beim Liegen und Schlafen etwas höher lagern.

Schmerzmittel

Um die Schmerzen im Kopf- und Gesichtsbereich zu lindern, können Sie Schmerzmittel wie Paracetamol, Diclofenac oder Ibuprofen einnehmen. Wohltuend wirkt sich auch die Bestrahlung mit einer Rotlichtlampe aus, ihre Wärme hilft gegen die Entzündung.

Antibiotika

Die Auswertung groß angelegter Studien zeigt, dass sich die Symptome der Sinusitis bei den allermeisten Menschen binnen zwei Wochen verbessern. Ob mit oder ohne Antibiotika, macht dabei kaum einen Unterschied: Weniger als zehn von 100 Patienten mit akuter Sinusitis zeigen durch die Einnahme von Antibiotika einen Benefit. Keinen Unterschied macht auch die Länge der Antibiotika-Einnahme: Eine  Einnahme über 6-10 Tage ist ebenso wenig erfolgreich wie einenEinnahme über 3-5 Tage. Gegen diese Therapie sprechen auch die Nebenwirkungen einer Antibiotikaeinnahme wie Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschläge und Scheidenpilzinfektionen.
Durch einen zu häufigen Einsatz dieser wichtigen Medikamente bei milden Verlaufsformen haben sich im letzten Jahrzehnt zunehmend widerstandsfähige Krankheitserreger gebildet, gegen die Antibiotika zunehmend weniger ausrichten können.

Angezeigt sind Antibiotika bei schweren Verlaufsformen der Nasennebenhöhlenentzündung, bei der Ausweitung der Entzündung auf andere Kopf- und Gesichtsbereiche, beim Vorliegen einer eitrigen Entzündung sowie bei der chronischen Sinusitis. Lässt sich eine akute Nebenhöhlenentzündung nicht wirkungsvoll eindämmen, kann ihr Arzt auch die Nebenhöhlen punktieren und mit einer wässrigen Antibiotika-Lösung ausspülen.

Antihistaminika

Antihistaminika haben entzündungshemmende und antiallergische Wirkmechanismen. Inwiefern sie bei einer akuten Sinusitis helfen, ist nicht ganz klar. Sie sind vor allem dann angezeigt, wenn eine Sinusitis vorliegt, die durch eine Allergie begünstigt oder ausgelöst wird.

Kortison

Kortisonhaltige Nasensprays oder Kortisontabletten sollen der Entzündung entgegenwirken. Allerdings braucht es einige Tage, bis sie ihre Wirkung entfalten. Ähnlich wie bei den Antibiotika profitieren nur 10 von 100 Patienten von dieser Behandlung.  Zu beachten gilt es hier auch die Nebenwirkungen zu denen Kopfschmerzen, Nasenbluten und andere zählen. In Form von lokal anwendbaren Sprays halten Sie die Nebenwirkungen geringer als bei einer Einnahme in Tablettenform.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es noch?

Inhalieren

Aufgrund von Studienergebnissen beim banalen Schnupfen dürfte die Inhalation warmer Dämpfe (42-45°C) auch bei der Sinusitis zumindest eine symptomatische Linderung bringen. Öl-Zusätze wie Menthol, Kampfer oder Eukalyptus, erzeugen eine angenehm kühlende, abschwellende Empfindung, wenngleich es zu keiner messbaren Abschwellung kommt.

Salzlösungen

Isotone Lösungen, also Salzwasserzubereitungen, können in Form von Nasensprays, Nasenspülungen, fertigen Nasenduschen oder Verdampfungen angewendet werden. Bewährt hat sich auch die Inhalation von Salzen mit einem speziellen Inhalationsgerät (Vernebler). Dieser kann auch bei Kindern eingesetzt werden. Dass sie die Symptome bessern, konnten Studien bislang nur bei der chronischen Sinusitis zeigen.

Akupunktur

Die Akupunktur hat zum Ziel, das Abfließen des Nasensekrets zu erleichtern und Schmerzen zu reduzieren. Es gibt mittlerweile sogar Studien, die belegen, dass Kopfschmerzen bei Sinusitis durch Akupunktur reduziert werden können.

Wie wird eine chronischen Sinusitis behandelt?

Im Gegensatz zur Behandlung einer einfachen Erkältung mit Beteiligung der Nasennebenhöhlen, gehört die Therapie der chronischen Sinusitis in die Hand eines Hals-Nasen-Ohren-Arztes.

Bei einer chronischen Nebenhöhlenentzündung liegt meist eine bakterielle Besiedlung vor, weshalb der Einsatz von Antibiotika hier sinnvoller ist als bei der akuten Form der Erkrankung. Auch eine Kortisonbehandlung ist eher bei einer chronischen als einer akuten Sinusitis angezeigt. Zur Behandlung der chronischen Nebenhöhlenentzündung werden neben konservativen auch operative Behandlungen angewandt.

Operation bei einer Sinusitis

Gestaltet sich der Leidensweg lange und bringen gängige Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg, steht mit der funktionellen endoskopischen Nasennebenhöhlenoperation (FESS) eine bereits seit längerem erprobte Operation als Behandlungsmethode zur Verfügung. Dabei werden Engstellen in den Nasennebenhöhlen minimal-invasiv, mithilfe eines Endoskops (kleines, schlauchförmiges Gerät) erweitert und störende Polypen und Zysten entfernt.

Ein neueres operatives Verfahren ist die sogenannte Ballondilatation (Sinuplastie) der Nasennebenhöhlen. Dabei wird ein Kathether in die Nase eingeführt und am Eingang der Nebenhöhlen ein Ballon langsam aufgeblasen. Damit verbreitern sich Engstellen und es entsteht eine Drainage, ohne dass Schleimhaut oder Knochen entfernt werden müssen.

Beide Methoden haben zum Ziel, die Nebenhöhlen durchgängiger zu machen und somit den Sekretabfluss zu erleichtern, das Riechvermögen zu verbessern und die Wirksamkeit lokaler Medikamente zu verbessern. Oft muss die Therapie mit Kortisonsprays nach einer Operation weitergeführt werden.

Die Prognosen nach einem operativen Eingriff sind gut und man schätzt, dass die modernen OP-Verfahren bei etwa 80% der Patienten zu einer Besserung der Beschwerden führen. Eine mögliche Gefahr sind schwerwiegendere Operationskomplikationen, die aber nur in 0,5% aller Fälle auftreten.

Wie können Sie einer Sinusitis vorbeugen?

Alle Maßnahmen, die Ihre Abwehrkräfte stärken, schützen auch langfristig vor einer Nasennebenhöhlenentzündung. Achten Sie auf ausreichend Schlaf und eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung.
Machen Sie viel Bewegung im Freien und ziehen Sie sich dabei der Witterung entsprechend an. Wechselduschen und Saunabesuche härten ebenfalls ab.
Vermeiden Sie Zugluft, etwa durch eine Klimaanlage im Büro oder im Auto.
Wenn Sie erkältet sind:

  • Bleiben Sie mit erhöhter Temperatur/Fieber im Bett!
  • Trinken Sie mindestens 2l Flüssigkeit am Tag, am besten warmen Tee!
  • Schnäuzen Sie sich nicht zu kräftig, und halten Sie dabei immer ein Nasenloch zu, damit der Schleim nicht in die Nebenhöhlen oder ins Mittelohr katapultiert wird.
  • Kehrt die Nasennebenhöhlungentzündig häufig wieder, kann das ein Hinweis auf anatomische Veränderungen in der Nase sein. Erkundigen Sie sich diesbezüglich bei Ihrem Arzt.

Lesen Sie weiter: +++ Ursachen der Sinusitis +++

Aktualisiert am 26. Jan. 2021

FAQ

In den meisten Fällen heilt eine akute Sinusitis innerhalb von 10 bis 14 Tagen von selbst ab. Eine chronische Sinusitis kann jedoch mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre andauern.

Eine akute Sinusitis, die durch Viren verursacht wird, kann ansteckend sein. Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion, z. B. beim Husten oder Niesen.

In den meisten Fällen ist eine Operation bei einer Sinusitis nicht notwendig. In seltenen Fällen, wenn andere Behandlungen nicht helfen, kann eine Operation jedoch notwendig sein, um die Nasennebenhöhlen zu öffnen und den Eiterabfluss zu verbessern.

Die Behandlung einer Sinusitis hängt von der Art und dem Schweregrad der Erkrankung ab. Bei einer akuten Sinusitis helfen oft Medikamente wie abschwellende Nasensprays, Schmerzmittel und Nasenspülungen. Manchmal kann auch ein Antbiotika notwendig sein. Bei einer chronischen Sinusitis kann eine längere Behandlung mit Medikamenten oder in seltenen Fällen eine Operation notwendig sein.

  • Autor

    Mag. (FH) Silvia Hecher, MSc

    Mag. Silvia Hecher hat in den USA Public Health studiert und verfügt über eine langjährige Expertise im Erstellen von medizinischen Inhalten.

Akute Nasennebenhöhlenentzündung, HNO-Ärzte im Netz: https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/nasennebenhoehlenentzuendung-akute/behandlung-beim-hno-arzt.html: letzter Zugriff: 04.06.2024

Chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen kann erfolgreich behandelt werden; HNO-Ärzte im Netz: https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/nasennebenhoehlenentzuendung-chronische/wann-ist-eine-entzuendung-chronisch.html:  letzter Zugriff: 04.06.2024

Ah-See K et al.: Sinusitis (acute); BMJ Clin Evid 2011; 2011:0511

AWMF-Leitlinie: https://register.awmf.org/assets/guidelines/017-049_und_053-012l_S2k_Rhinosinusitis_2019-04-abgelaufen.pdf, letzter Zugriff: 04.06.2024

Cingi C et al.: Current indications for balloon sinuplasty, Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg 2019: (1):7

Das könnte Sie auch interessieren
Hand mit Tabletten (Sertralin)

Sertralin: Wie es wirkt, Nebenwirkungen und Anwendung

Sertralin ist ein Wirkstoff, der zur den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) gehört und zu den am häufigsten verschriebenen Antidepressiva zählt. Lesen Sie in diesem Artikel, was Sie bei der Einnahme beachten sollten, wie Sertralin wirkt und welche Nebenwirkungen häufig auftreten.

Frau mit Wochenbettdepression

Wochenbettdepression - Symptome, Ursachen und Behandlung

Die Geburt eines Kindes sollte Anlass für Glück und Freude sein - bleiben die positiven Emotionen jedoch aus und es stellen sich Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und überbordende Ängste ein, könnte eine Wochenbettdepression vorliegen.

Winterdepression: traurige Frau vor winterlicher Landschaft

Winterdepression - Definition, Symptome, Behandlung

Die Winterdepression ist eine Form von Depression, die in den dunklen Herbst- und Wintermonaten auftritt. Wenn die Tage ab dem Frühjahr wieder länger und heller werden, verschwindet auch die Depression wieder.

Stress

Stress – Symptome, Ursachen und Bewältigung

Stress gehört zu unserem Alltag und lässt sich nie ganz vermeiden. Trotz seines schlechten Rufs ist er aber nicht automatisch negativ. Doch zu viel vom schlechten “Distress” und fehlender Ausgleich können schnell zur gesundheitlichen Gefahr werden!