Arzt vergleicht Modell einer Wirbelsäule mit verkrümmter Wirbelsäule auf Röntgen Bild
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Skoliose – Formen, Symptome und mögliche Folgen

Bei einer Skoliose handelt es sich um eine dauerhafte seitliche Krümmung der Wirbelsäule. Je nach Schweregrad und Alter kann eine Skoliose verschiedene Beschwerden verursachen, die nicht nur auf den Stütz- und Bewegungsapparat beschränkt sein müssen. Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie - wir haben alles Wichtige zu diesem Thema hier für Sie zusammengefasst.

Factbox – Skoliose

Skoliose: Dreidimensionale Fehlstellung der Wirbelsäule; Seitenabweichung der Wirbelsäule von der Längsachse mit Rotation der Wirbelkörper um die Längsachse und Torsion (Drehung) der Wirbelkörper

Symptome: Je nach Schweregrad und Alter; Schulterschiefstand, schiefes Becken, schief gehaltener Kopf, „Rippenbuckel“, Verspannungen, Rückenschmerzen, Beschwerden durch eingeengte Brust- und Bauchorgane u. a.

Arzt: Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, spezialisierte Kinderärzte/Kinderorthopäden

Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Röntgenuntersuchung u. a.

Therapie: Krankengymnastik, physiotherapeutische Übung, Korsett/Orthesen, Operation u. a.

Was ist Skoliose?

Bei einer Skoliose handelt es sich um eine Fehlstellung der Wirbelsäule, die durch eine Verdrehung der einzelnen Wirbel um ihre Längsachse und eine seitliche Krümmung der Wirbelsäule charakterisiert ist. Kurz zusammengefasst: Der Wirbelsäulenaufbau ist gestört, die Wirbelsäule von Betroffenen wächst in eine fehlerhafte Verdrehung hinein und verkrümmt sich zur Seite. Es handelt sich um eine dauerhafte (chronische) Verkrümmung. Betroffen sind bis zu zwei Prozent* der Bevölkerung.

Die Wirbelsäule besitzt von der Seite aus betrachtet eine doppelte S-Form. Diese ergibt sich durch eine Wölbung nach vorne (Lordose) im Bereich der Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule und eine Wölbung nach hinten (Kyphose) im Bereich der Brustwirbelsäule und im Sakralbereich (Kreuzbein). Von hinten betrachtet ist die Wirbelsäule annähernd gerade. Ist sie seitlich verkrümmt, dann ist von einer Skoliose die Rede. Für die Diagnose maßgebend ist eine dauerhaft bestehende seitliche Verkrümmung um mindestens zehn Grad Cobb-Winkel.

Der Cobb-Winkel, der mit Hilfe eines Röntgenbildes bestimmt werden kann, dient der Messung der Wirbelsäulenverkrümmung und gibt an wie stark die seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule ist. Abhängig davon wie stark die Wirbelsäule verkrümmt ist wird zwischen leichter, mittelschwerer, schwerer und sehr schwerer Skoliose unterschieden.

Formen und Ursachen

Eine Skoliose kann verschiedene Ursachen haben, darunter z. B. (angeborene) Fehlbildungen der Wirbelsäule, ungleichmäßiges Wachstum der Rückenmuskulatur und der Wirbelkörper und andere Erkrankungen (z. B. neurologische Erkrankung). Auch Unfälle wie z. B. ein Wirbelknochenbruch können eine Skoliose begünstigen (posttraumatische Skoliose). In einem großen Teil aller Fälle liegt eine idiopathische Skoliose vor, was bedeutet, dass sich kein konkreter Auslöser finden lässt und die Ursache unbekannt ist. Im Gegensatz dazu lassen sich sekundäre Skoliosen auf andere Erkrankungen zurückführen, darunter z. B. bestimmte Muskelerkrankungen (myopathische Skoliosen) und bestimmte Erkrankungen des Nervensystems (neuropathische Skoliosen).

Abhängig vom Zeitpunkt der Entstehung wird unterschieden zwischen der Säuglingsskoliose (ist angeboren oder entwickelt sich innerhalb des ersten Lebensjahres), der infantilen Skoliose (bis zum dritten Lebensjahr), der juvenilen Skoliose (bis zum zehnten Lebensjahr) und der Adoleszentenskoliose (ab dem elften Lebensjahr). Häufig tritt eine Skoliose während dem Wachstum/im Wachstumsalter auf, Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Möglicher Grund ist eine Fehlkoordination des Wirbelsäulenwachstums, die genauen Gründe sind bislang nicht bekannt.

Symptome und mögliche Folgen

Ob und welche Beschwerden durch eine Skoliose verursacht werden hängt von deren Krümmungsgrad (Stärke der Wirbelsäulenkrümmung) und den genauen Umständen ab. Leichte Krümmungen fallen häufig (zunächst) nicht auf. In vielen Fällen bestehen (zunächst) keine Beschwerden oder die Skoliose stellt ein überwiegend „kosmetisches“ Problem dar. Zu diesen kosmetischen Symptomen zählen u. a. unterschiedlich hoch stehende Schultern (Schulterschiefstand), schiefes Becken und schief gehaltener Kopf. So lässt sich die in eine fehlerhafte Verdrehung hineinwachsende Wirbelsäule von Betroffenen beispielsweise daran beobachten, dass Rippen und Schulterblatt auf einer Seite stärker zu sehen sind. Der sogenannte Rippenbuckel tritt oftmals bei ausgeprägteren Skoliosen auf.

Schmerzen und andere Beschwerden bestehen bei einem Kind oder jungen Erwachsenen eher selten. Eine stärkere Verkrümmung wird meistens äußerlich ersichtlich. Bei einem Kind bzw. während dem Wachstum und in der sensiblen Phase der Pubertät können die verschobene Körpersymmetrie und kosmetische Skoliose-Symptome mit einem teils starken Leidensdruck einhergehen und zu einem verminderten Selbstwertgefühl und psychosozialen Problemen führen.

Bei stärker ausgeprägten Skoliosen kann es zu vielseitigen Beschwerden kommen. Je länger eine Skoliose unbehandelt bleibt, desto wahrscheinlicher kommt es im Krankheitsverlauf zu Schmerzen. Ab dem etwa dritten Lebensjahrzehnt haben auch Menschen mit einer leichteren Skoliose häufig Rückenschmerzen, beispielsweise nach längerem Sitzen oder Stehen. Die Schmerzen strahlen oft aus, auch Bewegungseinschränkungen sind möglich. Es kann zu Muskelverspannungen und degenerativen Veränderungen (Verschleißerscheinungen) mit entsprechenden Folgebeschwerden kommen, ebenso zu Beschwerden durch eingeengte Brust- und Bauchorgane. Bei einer stark ausgeprägten Skoliose kann die Funktion von Herz, Lunge und Verdauungsorganen eingeschränkt sein und es können sich über die Zeit die typischen Beschwerden eines Cor pulmonale entwickeln (Atemnot, Druckgefühl in der Brust u. a.). Das genaue Beschwerdebild kann individuell sehr verschieden sein.

Diagnose

Ansprechpartner bei Problemen und Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates ist der Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Nach der Anamnese erfolgt die gründliche körperliche Untersuchung (Begutachtung des Rückens und der Wirbelsäulenform, Überprüfung der Seitengleichheit der Schulterblätter, der Taille und des Rumpfumrisses, seitliche Begutachtung des Standbildes, Überprüfung der Beweglichkeit etc.).

In vielen Fällen ist es dem Arzt möglich, die Diagnose einer Skoliose alleine anhand der körperlichen Untersuchung zu stellen. Zur Sicherung der Diagnose wird ein Röntgen der gesamten Wirbelsäule gemacht, von vorne und von der Seite. Mit Hilfe der Röntgenbilder lässt sich feststellen, an welcher Stelle die Wirbelsäule verformt ist, außerdem können das Ausmaß der Verkrümmung und das Krümmungsmuster ermittelt und andere wichtige Faktoren ausgemacht werden. Durch Ausmessung des COBB-Winkels am Röntgenbild kann der Schweregrad der Skoliose ausgemacht werden. Unter Umständen können weitere Untersuchungen notwendig sein (z. B. Magnetresonanztomographie, Ultraschalluntersuchung des Herzens, Lungenfunktionstest u. a.). Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation.

Behandlung

Ob eine Behandlung erforderlich ist und wie sich diese gestaltet wird individuell bestimmt. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad, der Skolioseform und -ursache, dem Alter des Patienten und anderen Faktoren. Zu den Therapiemaßnahmen zählen u. a.

  • Konsequente krankengymnastische Behandlung
  • Physiotherapeutische Übungen
  • Das Skoliose-Korsett

Zudem sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig. Die Krankengymnastik und physiotherapeutische Übung stärken die Muskulatur und fördern das Aufrichten der Wirbelsäule.

Das Korsett, welches mit Hilfe von verschiedenen Druck- und Entlastungszonen die Verkrümmung der Wirbelsäule korrigiert und diese in ihre natürliche Form zurückführen soll, wird vor allem bei stärkeren Wirbelsäulenverkrümmungen bei Kindern eingesetzt. In manchen Fällen können derartige Orthesen (Hilfsmittel) auch in höherem Alter zur Anwendung kommen. In schweren Fällen und bei Patienten, bei welchen nicht-operative Therapiemaßnahmen nicht ausreichend wirksam sind wird eine operative Therapie in Betracht gezogen.

*Angaben variieren in der Literatur

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Ridderbusch K. et al.; Strategien in der Behandlung der frühkindlichen Skoliose, Deutsches Ärzteblatt 115(22)/2018, Deutscher Ärzteverlag GmbH

Studer K. et al.; Behandlungsbedürftige Skoliose als Zufallsbefund, Pädiatrie 5/2017, Rosenfluh Publikationen AG

Operative Behandlung von Skoliosen, Das Medizin Produkt 04/2016, Austromed

Dähn S.; Skoliose bei Kindern und Jugendlichen – Diagnostik und Grundlagen der Behandlung, Pädiatrie 2/2012, Rosenfluh Publikationen AG

Radl R. et al.; Skoliose – Die krumme Wirbelsäule, Der Orthopäde 5/2011, Springer Medizin Verlag GmbH

Trobisch P. et al.; Die idiopathische Skoliose, Deutsches Ärzteblatt 107(49)/2010, Deutscher Ärzteverlag GmbH

Skoliose: Studie bestätigt Nutzen von Orthesen, Deutsches Ärzteblatt, 19.09.2013, URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/55911/Skoliose-Studie-bestaetigt-Nutzen-von-Orthesen

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