Arzt untersucht Schilddrüse
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Schilddrüsenüberfunktion – Definition, mögliche Folgen, Ernährung

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion befinden sich zu viele Schilddrüsenhormone im Blut. Infolgedessen arbeitet der Stoffwechsel auf Hochtouren und viele Prozesse im Körper laufen mit überhöhter Geschwindigkeit ab, was verschiedene Beschwerden nach sich ziehen kann. Symptome, Diagnose, Behandlung - Lesen Sie hier alles Wichtige zum Thema Schilddrüsenüberfunktion.

Factbox – Schilddrüsenüberfunktion

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Funktionsstörung der Schilddrüse, durch welche sich zu viele Schilddrüsenhormone im Blut befinden und Stoffwechselvorgänge schneller ablaufen

Ursachen: Morbus Basedow, Schilddrüsenautonomie, Entzündung, Überdosierung von Schilddrüsenhormontabletten u. a.

Symptome: Unruhe, Hyperaktivität, Nervosität, Schlafstörungen, Wärmeintoleranz, Schwitzen, Gewichtsverlust, Herzrasen, Zittern u. a.

Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Ultraschalluntersuchung, Szintigrafie u. a.

Therapie: Ursachenorientiert; medikamentöse Behandlung, Radiojodtherapie, Operation

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) handelt es sich, wie die Bezeichnung bereits verrät, um eine Überfunktion der Schilddrüse – in Folge dieser Überfunktion sind zu viele Schilddrüsenhormone im Blut, was dazu führt, dass viele Stoffwechselprozesse im Körper schneller ablaufen. Der Stoffwechsel arbeitet sozusagen auf „Hochtouren“. Das Gegenteil der Hyperthyreose ist die Hypothyreose, die Schilddrüsenunterfunktion.

Schilddrüse und Schilddrüsenhormone

Die Schilddrüse befindet sich im Hals knapp unterhalb vom Kehlkopf und besteht aus zwei Lappen, die durch einen schmalen Gewebestreifen miteinander verbunden sind. Hinsichtlich ihrer Form ähnelt sie dem Großbuchstaben „H“ oder einem Schmetterling.

Klein, aber oho. Trotz ihrer geringen Größe hat die Schilddrüse einen enorm wichtigen Einfluss auf den Stoffwechsel und viele Körperfunktionen. Es handelt sich um die wichtigste Hormondrüse des Körpers. Funktionsstörungen der Schilddrüse können die Gesundheit und das Wohlbefinden in vielerlei Hinsicht beeinflussen.

Zu den wichtigsten Funktionen der Schilddrüse zählen die Speicherung von Jod und die Produktion der Schilddrüsenhormone. Zu diesen zählen u. a. das Schilddrüsenhormon Trijodthyronin (T3) und das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4). Diese beiden Hormone wirken in fast allen Körperzellen. Sie beeinflussen das Herz und den Kreislauf und können zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks führen, ebenso zu einer Erweiterung von Gefäßen. Sie beeinflussen den Fett-, Zucker- und Bindegewebsstoffwechsel, die Aktivität der Talg- und Schweißdrüsen und jene der Darmtätigkeit, außerdem können sie zu einer erhöhten Erregung von Nervenzellen führen. Sie haben eine Wirkung auf den Grundumsatz, den Energiestoffwechsel und die Körpertemperatur, ebenso auf das Wachstum und die Entwicklung von Zellen. Zusammengefasst sind die Schilddrüsenhormone von großer Bedeutung für die Funktionsfähigkeit vieler Organe, für Stoffwechsel- und zahlreiche andere Vorgänge im Körper.

Schilddrüsenüberfunktion – Ursachen

Für eine Überfunktion der Schilddrüse gibt es verschiedene Ursachen. Eine mögliche Ursache ist Morbus Basedow, eine Schilddrüsenerkrankung, die durch eine Fehlregulation der spezifischen Immunabwehr verursacht wird. Das Immunsystem produziert irrtümlich Antikörper, welche die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen stimulieren, was zu einem übermäßigen Anstieg der Hormonkonzentration führt. Frauen sind öfter von Morbus Basedow betroffen als Männer. Eine weitere mögliche Ursache einer Hyperthyreose ist eine Schilddrüsenautonomie. Es bilden sich Gewebeveränderungen, sogenannte „heiße Knoten“, die unkontrolliert Hormone bilden und ausschütten. Die heißen Knoten produzieren also unabhängig vom Regelkreis zu viele Schilddrüsenhormone, was zum Hormonüberfluss führt. Auch eine Entzündung der Schilddrüse kann zu einer (vorübergehenden) Überfunktion führen, weitere mögliche Ursachen sind die Überdosierung von Schilddrüsenhormontabletten, hormonbildende Tumoren und andere seltene Erkrankungen.

Symptome

Die Schilddrüsenhormone steuern und beeinflussen zahlreiche Vorgänge im Körper und sind für den Stoffwechsel, das Wachstum und die Funktionsfähigkeit vieler Organe von großer Bedeutung, weswegen Störungen und Fehlfunktionen der Schilddrüse Ausgangspunkt von vielen verschiedenen Beschwerden sein können. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion entsteht im Körper ein Überangebot an Schilddrüsenhormonen. Dies führt zu einem erhöhten Grundumsatz und vermehrtem Energieverbrauch – der Stoffwechsel läuft also alles in einem schneller ab.
Prinzipiell ist zu sagen, dass die genauen Auswirkungen einer Schilddrüsenüberfunktion von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein können. Der Bogen an möglichen Symptomen spannt sich von Unruhe, Hyperaktivität, Nervosität, emotionalen Schwankungen, Reizbarkeit, Schlafstörungen, erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Hitze, erhöhter Schweißneigung/Schwitzen und Gewichtsverlust (trotz großem Appetit) über Angstzustände, Herzrasen, erhöhten Puls, erhöhte Stuhlfrequenz, Durchfall, Menstruationsstörungen, Potenzprobleme und herabgesetzte Fruchtbarkeit bis hin zu Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Zittern, Haarverlust u. a.

Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Krankheit sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Diagnose

Ansprechpartner für Schilddrüsenstörungen/-erkrankungen sind u. a. der praktische Arzt, der Facharzt für Innere Medizin und Endokrinologie und der Facharzt für Nuklearmedizin.
Eine Schilderung der Krankengeschichte und der Symptome liefert die ersten Hinweise auf eine mögliche Hyperthyreose. Neben der Anamnese und der allgemeinen körperlichen Untersuchung ist im Rahmen der Abklärung eine Blutuntersuchung unerlässlich. Wichtige Parameter sind hier der TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)-Spiegel, die Schilddrüsenhormone und Schilddrüsen-Antikörper. Das TSH reguliert die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone ins Blut. Im Fall einer Schilddrüsenüberfunktion ist der TSH-Wert vermindert, die Schilddrüsenhormone sind hingegen erhöht. Bestimmte Antikörper im Blut können ein Hinweis auf Morbus Basedow sein. Je nach individueller Situation und Bedarf können noch andere Werte untersucht werden. Weitere diagnostische Schritte sind die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse, welche es ermöglicht, deren Größe und Struktur zu beurteilen und mögliche Knoten zu erkennen, und die Szintigrafie (nuklearmedizinische Untersuchung), mittels welcher der regionale Stoffwechsel der Schilddrüse dargestellt werden kann. Unter anderem lassen sich mit Hilfe der Untersuchung Bereiche mit gesteigerter Hormonproduktion von anderen Bereichen unterscheiden. Im Fall einer Überfunktion ist es mittels Szintigrafie möglich, die Ursache für diese festzustellen. Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation des Patienten.

Behandlung

Wichtig sind eine genaue Diagnose und das Kennen der Ursache für die Überfunktion, da die jeweiligen Ursachen teils sehr unterschiedliche Therapien zur Folge haben können. Zu den möglichen Therapiemaßnahmen bei einer Schilddrüsenüberfunktion zählen die medikamentöse Behandlung, die Radiojodtherapie und die Operation. In manchen Fällen kann es reichen, zunächst abzuwarten und die Schilddrüse regelmäßig zu kontrollieren. Im Rahmen der medikamentösen Behandlung kommen sogenannte Thyreostatika zum Einsatz, welche die Schilddrüsenhormonproduktion verringern und den erhöhten Hormonspiegel senken. Betablocker können eingesetzt werden, um bestimmte Symptome wie Herzrasen zu behandeln. Bei der Radiojodtherapie, bei welcher radioaktives Jod verabreicht wird (meistens als Kapsel zum Schlucken) und die alternativ zur Operation sinnvoll sein kann, werden jene Zellen zerstört, die zu viele Schilddrüsenhormone produzieren. Im Rahmen einer operativen Therapie wird die Schilddrüse oder ein Teil dieser entfernt, danach ist meistens die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen notwendig.

Ernährung bei Schilddrüsenüberfunktion

Im Fall einer Schilddrüsenüberfunktion gilt zu viel Jod als kontraproduktiv. Betroffene sollten darauf achten, nicht zu viel Jod zu sich zu nehmen, da eine übermäßige Jodzufuhr die übermäßige Hormonproduktion verstärken kann. Reich an Jod sind u. a. bestimmte Seefische, Meeresfrüchte, Meeresalgen und jodreiche Mineralwasser. Auf eine übermäßige Jodzufuhr zu achten bedeutet nicht, dass kein Jod mehr zugeführt werden sollte. Prinzipiell gilt, dass die normale tägliche Dosis nicht überschritten werden sollte. Angaben bezüglich der Jodzufuhr bei einer Schilddrüsenüberfunktion variieren in der Literatur, bei Fragen ist stets das ärztliche Gespräch oder eine professionelle Ernährungsberatung ratsam.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Wolf P., Krebs M.; Relevante Medikamente in der Thyreologie, Universum Innere Medizin 06/2018, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Hoffmann M.; Neue Leitlinie für Diagnose und Management der Hyperthyreose, Universum Innere Medizin 04/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Fischli S.; Hyperthyreose bei jungen Frauen – Praktisches zu Diagnostik und Therapie vor, während und nach der Schwangerschaft, Schweizer Zeitschrift für Gynäkologie 03/2016, Rosenfluh Publikationen AG

Mirzaei S.; Die Schilddrüse: kleines Organ mit großer Wirkung, Ärzte Krone 23/2013, Ärztekrone VerlagsgesmbH

Schott M., Scherbaum W. A.; Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen, Deutsches Ärzteblatt 45/2006, Deutscher Ärzteverlag GmbH

Brabant G. et al.; Milde Formen der Schilddrüsenfehlfunktion: Ursachen, Diagnostik, Vorgehen, Deutsches Ärzteblatt 31-32/2006, Deutscher Ärzteverlag GmbH

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