Frau massiert sich die Schläfe aufgrund einer Migräne Attacke
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Migräne – Ursache, Diagnose, Behandlung

Migräne ist weit mehr als "nur" Kopfschmerz. Migräneattacken gehen mit teils unerträglichen Kopfschmerzen, Überempfindlichkeiten, Übelkeit und anderen Beschwerden einher und können Betroffene in ihrer Lebensqualität stark einschränken. Migräne ist nicht heilbar, es gibt jedoch verschiedene Maßnahmen, um die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu reduzieren.

Factbox – Migräne

Migräne: Wiederkehrende starke Kopfschmerzattacken (eigenständige Erkrankung)

Ursachen: Zusammenwirken verschiedener Faktoren; Fehlfunktionen im Botenstoff-Haushalt im Gehirn, Entzündungsreaktionen, erhöhte Ausschüttung von Schmerzbotenstoffen; genetische Veranlagung

Triggerfaktoren: Individuell verschieden; Stress, Reizüberflutungen, körperliche Anstrengung, Schlafmangel, Wetterumschwünge, bestimmte Lebens- und Genussmittel u. a.

Symptome: Starke und zumeist einseitig lokalisierte Kopfschmerzen mit pochendem, klopfendem bzw. pulsierendem Charakter; zunehmende Schmerzintensität, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm-, Geruchsempfindlichkeit u. a.

Therapie: Wird individuell abgestimmt; medikamentöse Akuttherapie, nicht-medikamentöse und medikamentöse Prophylaxe

Akuttherapie: Schmerzmittel und nicht-steroidale Antirheumatika, Triptane u. a., Meiden von äußeren Reizen, Ruhe, Schlaf u. a.

Prophylaxe: Substanzen mit ursprünglich anderer Indikation (Betablocker, Antiepileptika, Antidepressiva u. a.), Meiden von Triggerfaktoren, gesunder Lebensstil, Stressreduktion, Entspannungsverfahren, Verhaltenstherapie, Sporttherapie u. a.

Hausmittel: Ätherische Öle wie Pfefferminz (Schläfenmassage), warme Bäder und Fußbäder u. a.

Was ist Migräne?

Migräne-Betroffene leiden unter starken Kopfschmerzattacken, die mehrere Stunden, in manchen Fällen auch einige Tage, andauern können. Außerdem können noch viele andere Begleiterscheinungen wie beispielsweise Übelkeit oder eine starke Licht- oder andere Empfindlichkeit auftreten.

Kopfschmerzen sind an sich keine Erkrankung, sondern ein Symptom, welchem viele verschiedene Ursachen zugrunde liegen können. Im Unterschied dazu ist Migräne eine eigenständige Erkrankung. Migräne ist also weit mehr als „nur“ Kopfschmerz – es handelt sich um einen teils sehr quälenden Zustand, der Betroffene nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr belasten und dazu führen kann, dass normale Alltagstätigkeiten kaum zu bewältigen sind.

Es wird unterschieden zwischen episodischer und chronischer Migräne. Ein Unterscheidungskriterium in diesem Zusammenhang ist die Anzahl der monatlichen Kopfschmerztage: Bei weniger als 15 Kopfschmerztagen pro Monat ist von episodischer Migräne die Rede; treten an 15 oder mehr Tagen im Monat über einen Zeitraum von drei oder mehr Monaten Kopfschmerzen auf und sind davon mindestens acht Tage Migräne, dann besteht eine chronische Migräne.
In Österreich leiden etwa zehn Prozent* der Bevölkerung an episodischer Migräne. Die größte Häufigkeit besteht zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr*, Frauen sind öfter betroffen als Männer. Auch ein Kind kann von Migräne betroffen sein.

Ursache – wie entsteht Migräne?

Mittlerweile ist vieles über die Entstehungsmechanismen und Auslöser bekannt. Die Migräneentstehung ist komplex, anzunehmen ist prinzipiell, dass viele Faktoren zusammen wirken und zu einer Migräne beitragen. Ausgegangen wird zusammengefasst von Fehlfunktionen im Botenstoff-Haushalt im Gehirn, Entzündungsreaktionen und einer erhöhten Ausschüttung von Schmerzbotenstoffen. Auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen. Mögliche Faktoren, die eine Migräneattacke auslösen können (Triggerfaktoren) sind Stress, Reizüberflutungen, körperliche Anstrengung, Schlafmangel und Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus, hormonelle Schwankungen, Wetterumschwünge, bestimmte Lebens- und Genussmittel, Nikotin u. a.

Symptome

Wichtigstes Symptom ist der Kopfschmerz. Bei Migräne handelt es sich um zumeist einseitige Kopfschmerzen, sie können sich aber auch auf die andere Kopfhälfte ausbreiten oder ihren Anfang beidseitig im Stirn- oder Genickbereich haben. Die Kopfschmerzen sind zumeist mittelstark bis (sehr) stark und nehmen im Verlauf der Migräneattacke an Intensität zu. Auch Kopfbewegungen und körperliche Aktivität können zu einer Verstärkung des Kopfschmerzes führen. Von Betroffenen wird der Schmerz häufig als pulsierend, pochend, hämmernd und/oder klopfend beschrieben. Die Dauer der Kopfschmerzen kann zwischen einigen Stunden und bis zu drei Tagen variieren.

Hinsichtlich des Ablaufs einer Migräneattacke werden vier Phasen unterschieden:

  • Vorbotenphase (Prodromalstadium, Prodromalphase)
  • Aura-Phase
  • Kopfschmerzphase (Migränekopfschmerz)
  • Rückbildungsphase (Abklingphase, Postdromalphase)

Die einzelnen Phasen sind durch unterschiedliche Symptome charakterisiert. Nicht alle Betroffenen durchlaufen alle Phasen und die Symptome können sich individuell unterschiedlich äußern.

Die Vorbotenphase kann der eigentlichen Migräneattacke um Stunden bis Tage vorausgehen – die Migräne kündigt sich sozusagen durch verschiedene Symptome, darunter z. B. Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Abgeschlagenheit, Heißhunger, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme oder Schwindel, an. Zu den Symptomen einer Aura-Phase, welche zumeist signalisiert, dass der für Migräne typische Schmerz naht, zählen Lichterscheinungen, Sehstörungen, Gefühlsstörungen (z. B. Kribbeln), Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen u. a (visuelle Aura, motorische Aura, Sprachaura u. a). Kommt es zeitnah nach diesen Symptomen zum typischen Migränekopfschmerz, dann handelt es sich um eine Migräne mit Aura. Eine Aura ist nicht immer vorhanden, auch können Auren ohne nachfolgende Kopfschmerzen auftreten. In der Kopfschmerzphase kommt es zum charakteristischen Kopfschmerz; die Attacken können von verschiedenen weiteren Erscheinungen begleitet sein, darunter u. a. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und eine Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen und bestimmten Gerüchen. In der Abklingphase bilden sich der Schmerz und andere Symptome allmählich wieder zurück. Betroffene fühlen sich müde und abgeschlagen, weitere mögliche Erscheinungen sind u. a. Verstimmungen, herabgesetzte Belastbarkeit und verminderte Leistungsfähigkeit. Bis zur vollständigen Erholung von der Migräneattacke können einige Stunden vergehen.

Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer Migräne auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Diagnose

Ansprechpartner bei Verdacht auf Migräne sind der Hausarzt, der Neurologe oder andere auf Kopfschmerzen/Migräne spezialisierte Mediziner, an welchen Betroffene im Bedarfsfall zugewiesen werden. Die Diagnose fußt auf einem ausführlichen Anamnesegespräch und der möglichst genauen Beschreibung der Kopfschmerzen und genauen Umstände durch den Patienten. Hierfür kann es hilfreich sein, ein Kopfschmerztagebuch zu führen. Im Rahmen der Anamnese werden neben der Krankengeschichte und den genauen Schmerzumständen verschiedene Punkte besprochen, darunter auch Fragen zur Einnahme von Medikamenten. Diese sollten möglichst genau beantwortet werden, da Medikamente (Schmerzmittel oder andere) bzw. deren zu lange und/oder zu häufige Einnahme ebenfalls Ursache für die Kopfschmerzen sein kann (medikamenteninduzierter Kopfschmerz). Unter bestimmten Umständen und zum Ausschluss anderer Erkrankungen können im Anschluss verschiedene Untersuchungen (z. B. Blutuntersuchung, neurologische Untersuchungen, bildgebende Verfahren) notwendig sein.

Behandlung

Migräne lässt sich zwar nicht heilen, mittlerweile sind jedoch verschiedene Therapiemaßnahmen verfügbar, um die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu reduzieren. In der modernen Migränetherapie kommen Maßnahmen der medikamentösen Akuttherapie und der nicht-medikamentösen und medikamentösen Prophylaxe (Vorbeugung) zur Anwendung. Die Therapie wird individuell auf die Situation und Bedürfnisse des Patienten abgestimmt.

Bei leichteren Attacken können klassische Schmerzmittel (Analgetika) und nicht-steroidale Antirheumatika hilfreich sein (z. B. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen). Darüber hinaus stehen Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetika) zur Verfügung. Bei akuten Migräneattacken und starken Kopfschmerzen bzw. Attacken, die nicht (ausreichend) auf die genannten Optionen ansprechen können sogenannte Triptane zum Einsatz kommen. Besonders wichtig ist es, die Einnahme von Schmerzmitteln mit dem Arzt zu besprechen und diese restriktiv/wie besprochen einzunehmen, um medikamenteninduzierten Kopfschmerz zu verhindern. Weitere Behandlungsmöglichkeiten werden laufend erforscht. Als vielversprechende Entwicklung zur vorbeugenden Behandlung gelten sogenannte monoklonale Antikörper (monoklonale Antikörper gegen CGRP (Calcitonin Gene Related Peptide) oder den CGRP-Rezeptor), welche sich derzeit in klinischen Entwicklungsprogrammen befinden bzw. bereits zugelassen sind. Weitere Maßnahmen, die während eines Migräneanfalls helfen können sind das Vermeiden von äußeren Reizen und Ruhe (liegen in einem abgedunkelten Raum), Schlaf und das Auflegen von kühlen Kissen oder Aufschlägen auf Stirn und/oder Nacken.

Vorbeugende Maßnahmen

Experten und Fachgesellschaften haben verschiedene Kriterien festgelegt, wann eine medikamentöse Prophylaxe empfehlenswert ist. Medikamente zur Vorbeugung von Migräne kommen zusammengefasst dann zum Einsatz, wenn Betroffene durch die Erkrankung im Alltag und in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sind und andere Maßnahmen nicht ausreichend wirksam sind. Zum Einsatz kommen können verschiedene Medikamente, darunter Betablocker, Antiepileptika, Antidepressiva, Botox (Prophylaxetherapie der chronischen Migräne) u. a. Nicht-medikamentöse vorbeugende Maßnahmen sind u. a. das Identifizieren und Meiden von persönlichen Triggerfaktoren („Migräneauslöser“, z. B. Stress, bestimmte Nahrungsmittel), ein gesunder ausbalancierter Lebensstil mit ausreichend Schlaf, ausgewogener Ernährung, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und ausreichend Bewegung, Stressreduktion und das Erlernen von Entspannungstechniken (z. B. progressive Muskelrelaxation nach Jacobson); in manchen Fällen können auch Akupunktur, Verhaltenstherapien, Biofeedback und andere Maßnahmen hilfreich sein.

*Angaben können in der Literatur variieren.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Mitterhauser K.; Gewitter im Kopf: was man gegen Migräne und häufige Kopfschmerzen raten kann, Apotheker Krone 02/2019, Ärztekrone VerlagsgesmbH

Radlinger V.; Therapie und Prophylaxe der Migräne, Ärzte Krone 02/2018, Ärztekrone VerlagsgesmbH

Miedzinska K.; 6. Dreiländertagung Kopfschmerzsymposium – Herausforderungen und Zukunftsaussichten, CliniCum Neuropsy 2/2018, Medizin Medien Austria GmbH

Agosti R.; Migräneprophylaxe – was und für wen? Verhaltensmassnahmen, Medikamente und weitere Optionen, ARS Medici 20/2017, Rosenfluh Publikationen AG

Zebenholzer K.; Migräne: einige neue Substanzen in Entwicklung, Neurologisch 02/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Barth R.; Neue Hoffnung für Migränepatienten – Anti-CGRP-Antikörper bewähren sich in Prophylaxe und Therapie, CongressSelection 06/2016, Rosenfluh Publikationen AG

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Migräne, Österreichische Schmerzgesellschaft, URL: https://www.oesg.at/patienteninformationen/migraene/, Stand: 04.03.2019

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