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unerfüllter Kinderwunsch
Foto: Chinnapong/shutterstock

Unerfüllter Kinderwunsch: Ursachen, Behandlung und Tipps

In Österreich sind etwa 10 bis 15 Prozent der Paare ungewollt kinderlos, weltweit erlebt jede sechste Person im Laufe ihres Lebens Unfruchtbarkeit. Die Gründe für unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig und können sowohl bei der Frau als auch beim Mann liegen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Gründe es für Fruchtbarkeitsprobleme gibt, wie diese untersucht und behandelt werden und wie In-vitro-Fertilisation funktioniert

Zusammenfassung

Factbox – Unerfüllter Kinderwunsch

Definition: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von einem unerfüllten Kinderwunsch, wenn bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr über mindestens ein Jahr keine Schwangerschaft eintritt. In Österreich sind 10 bis 15 Prozent aller Paare davon betroffen.

Mögliche Ursachen bei der Frau: u.a. Störungen der Eireifung und der Gelbkörperphase, Beeinträchtigung des Eitransport im Eileiter, Funktionsstörung der Gebärmutterfunktion

Mögliche Ursachen beim Mann: u.a. Störungen der Samenzellbildung und des Spermientransportes, Ejakulationsstörungen

Mögliche Ursachen bei beiden Partnern: u.a. Entzündungen, immunologische Ursachen, bestimmte Grunderkrankungen und Nebenwirkungen ihrer Behandlung, Stress, psychische Probleme

Abklärung bei der Frau: Ärztliches Gespräch, Zyklusanalyse, gynäkologische Untersuchung inkl. Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke und der Gebärmutter, Abstrich zur Erkennung oder zum Ausschluss möglicher Infektionen, Hormonuntersuchung, Ovulationstest, Zyklusmonitoring und weitere Untersuchungen je nach Befund

Abklärung beim Mann: Ärztliches Gespräch, körperliche Untersuchung inkl. Tast- und Ultraschalluntersuchung der Hoden und der Prostata, Abstrich zur Erkennung oder zum Ausschluss möglicher Infektionen, Spermiogramm, Hormonuntersuchung und weitere Untersuchungen je nach Befund

Behandlung: Die Behandlung orientiert sich an den individuellen Ursachen. In einigen Fällen ist die In-vitro-Fertilisation die letzte Möglichkeit für eine Schwangerschaft.

Wie häufig ist unerfüllter Kinderwunsch?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht von unerfülltem Kinderwunsch, wenn bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr über mindestens ein Jahr keine Schwangerschaft eintritt. In Österreich sind 10 bis 15 Prozent aller Paare davon betroffen.

Vor allem in westlichen Industrieländern wird unerfüllter Kinderwunsch ein immer größeres Problem. Eine Studie der WHO aus dem Jahr 2023 zeigte, dass weltweit jede sechste Person im Laufe des Lebens Unfruchtbarkeit erlebt.

Die Gründe für den unerfüllten Kinderwunsch können bei der Frau, beim Mann oder bei beiden Partnern liegen. Laut Angaben der ESHRE (Europäische Gesellschaft für Humane Reproduktionsmedizin) verteilen sich die Ursachen zur Erklärung des unerfüllten Kinderwunsches wie folgt:

  • In 20 bis 30 Prozent der Fälle liegt die Ursache beim Mann
  • in 20 bis 30 Prozent der Fälle bei der Frau
  • in etwa 25 bis 40 Prozent bei beiden Partnern
    Bei etwa 10 bis 20 Prozent kann selbst mit modernen diagnostischen Maßnahmen keine Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch gefunden werden.

Was sind die Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch?

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann viele Ursachen haben – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Im medizinischen Sinn spricht man von Unfruchtbarkeit, wenn die körperlichen Voraussetzungen für eine Zeugung oder für eine Schwangerschaft nicht gegeben sind.

Ursachen bei der Frau

Zu den möglichen Gründen für Fruchtbarkeitsstörungen bei Frauen zählen:

  • Störungen der Eireifung oder der Gelbkörperphase
  • Störungen des Eitransportes im Eileiter
  • Störungen der Gebärmutterfunktion

Neben dem Alter spielt auch das Körpergewicht eine wichtige Rolle:

  • Starkes Übergewicht ist nach dem Alter der zweitwichtigste Faktor für die Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit bei Frauen. Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 29 nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft bei gebärfähigen Frauen mit dem Alter linear ab.
  • Auch starkes Untergewicht reduziert die Chancen auf eine Schwangerschaft.

Ursachen beim Mann

Bei Männern können folgende Faktoren zu Fruchtbarkeitsstörungen führen:

  • Störungen der Samenzellbildung
  • Probleme beim Spermientransport
  • Ejakulationsstörungen

Weitere Ursachen

Darüber hinaus können bei beiden Partnern bestimmte Infektionen, Störungen des Immunsystems sowie Stress und psychische Probleme eine Schwangerschaft verhindern. Deshalb sollten immer beide Partner ärztlichen Rat einholen, wenn eine Schwangerschaft ausbleibt.

Wie wird die Fruchtbarkeit bei Frauen untersucht?

Um die Fruchtbarkeit der Frau zu bestimmen, sind mehrere Untersuchungen notwendig. Ziel ist es herauszufinden, ob Störungen der Fruchtbarkeit vorliegen, wie zum Beispiel:

  • undurchlässige Eileiter oder gestörte Eileiterfunktion
  • Störungen oder Fehlbildungen der Eierstöcke
  • Erkrankungen oder Fehlbildungen der Gebärmutter
  • Veränderungen des Gebärmutterhalsschleims
  • Erkrankungen wie das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom)
  • Hormonstörungen

Auch andere Gründe können eine Schwangerschaft verhindern. In manchen Fällen liegt eine immunologische Infertilität vor. Das Immunsystem der Frau erkennt die Samenzellen des Mannes als Fremdkörper und bildet in weiterer Folge Antikörper gegen diese. Obwohl diese Form der Unfruchtbarkeit selten ist, wird dennoch darauf getestet.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Die Untersuchung der Fruchtbarkeit beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, (ärztliches Gespräch), gefolgt von einer körperlichen Untersuchung.

1. Anamnese

In einem ausführlichen Gespräch stellt der Arzt oder die Ärztin Fragen zu unterschiedlichen Themen:

  • Krankengeschichte
  • Erkrankungen innerhalb der Familie
  • vorangegangene Operationen
  • eingenommene Medikamente
  • Lebensstil
  • Zyklus
  • andere Themen, die Einfluss auf die Gesundheit und die Fruchtbarkeit haben können

Außerdem erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin:

  • Wie lange der Kinderwunsch bereits besteht.
  • Ob das Paar eine eigene Vermutungen hat, warum es zu keiner Schwangerschaft kommt.
  • Ob einer der beiden Partner bereits zuvor wegen unerfülltem Kinderwunsch in ärztlicher Behandlung gewesen ist.
  • Ob sich bestimmte Bereiche des Lebens aufgrund des unerfüllten Kinderwunsches verändert haben.

2. Körperliche Untersuchung

Anschließend folgt eine gynäkologische Untersuchung, bei der unter anderem die inneren Geschlechtsorgane (u.a. Eierstöcke und Gebärmutter) auf Veränderungen und Auffälligkeiten untersucht werden. Dies passiert meist durch eine Ultraschalluntersuchung. Außerdem werden Abstriche entnommen, um mögliche Infektionen wie beispielsweise Chlamydien nachzuweisen oder auszuschließen.

Weitere Untersuchungen

Anschließend können je nach individueller Ausgangssituation weitere Untersuchungen und Tests durchgeführt werden:

Ovulationstest

Die fruchtbaren Tage im Zyklus sind auf wenige Tage begrenzt. Sie liegen etwa zwei bis drei Tage vor und einen Tag nach dem Eisprung. Dieses Zeitfenster ist recht klein und kann somit leicht verpasst werden. Kennt die Frau ihre fruchtbaren Tage, kann die Wahrscheinlichkeit für die Befruchtung der Eizelle erhöht werden.

Bei einem Ovulationstest wird der Wert des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin gemessen. Das Hormon wird im Körper benötigt, um den Eisprung auszulösen. 24 bis 36 Stunden vor dem Eisprung steigt der LH-Wert im Körper stark an. Mit einem Ovulationstest kann dieser sprunghafte Anstieg sehr zuverlässig ermittelt und die fruchtbaren Tage bestimmt werden.

Zyklusmonitoring

Beim Zyklusmonitoring wird der natürliche Zyklus der Frau durch Ultraschall- und Hormonuntersuchungen sowie Bluttests analysiert. Das Monitoring beginnt bereits einige Tage vor dem erwarteten Eisprung.

  • Durch Ultraschall wird die Größe des im Eierstock reifenden Eibläschens bestimmt.
  • Im Rahmen der Hormonuntersuchung wird der Spiegel bestimmter Hormone (z.B. Östradiol und LH) gemessen.

Durch die Kombination dieser Untersuchungen lässt sich der Eisprung teilweise bis auf die Stunde genau vorhersagen.

Antrale Follikelzählung (Antral Follicle Count, AFC)

Im Gegensatz zu Spermazellen werden Eizellen nicht über das gesamte Leben einer Frau hinweg nachproduziert. Jede Frau wird mit einer gewissen Anzahl an Eizellen geboren, die sie im Laufe des Lebens langsam verbraucht. Die Anzahl an Eizellen lässt sich unter anderem durch die Bestimmung des Anti-Müller-Hormons (AMH) und des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH) ermitteln.

Zusätzlich kann eine sogenannte antrale Follikelzählung durchgeführt werden. Dabei werden mit einem hochauflösenden Ultraschallgerät die heranreifenden Eizellen zu Beginn des Zyklus gezählt. So kann eine Aussage über die ovarielle Reserve der Frau getroffen werden, also über die Anzahl der Eizellen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihren Eierstöcken vorhanden sind. Bei der Untersuchung werden über die Ultraschallsonde alle Follikel mit einer Größe zwischen zwei und zehn Millimetern in beiden Eierstöcken gezählt.

Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit

In einigen Fällen ist ein Verschluss von einem oder beiden Eileitern der Grund für den unerfüllten Kinderwunsch. Nur wenn die Eileiter durchgängig sind, kann die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter wandern und sich dort einnisten. Um die Eileiterdurchgängigkeit zu überprüfen, kann eine spezielle Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden: die sogenannte Hysterosalpingo-Kontrastsonographie (HyCoSy). Mithilfe von Ultraschall und einer kontrastgebenden Flüssigkeit wird untersucht, ob der Eileiter blockiert ist.

Hormonuntersuchung

Häufig sind hormonelle Störungen die Ursache für das Ausbleiben einer Schwangerschaft. Deshalb wird im Rahmen des Fruchtbarkeitschecks auch eine Hormonuntersuchung gemacht. Dabei werden bestimmte Hormonwerte aus dem Blut bestimmt. Zu diesen Hormonen zählen unter anderem:

  • Anti-Müller-Hormon (AMH)
  • Androstendion (ASD)
  • Dehydroepiandrosteron (DHEA)
  • Estradiol (E2)
  • Follikel-stimulierendes Hormon (FSH)
  • Luteinisierendes Hormon (LH)
  • Prolaktin (PRL)
  • Progesteron
  • Testosteron
  • Schilddrüsenhormone

Je nach individueller Situation können noch weitere Untersuchungen notwendig sein. Der genaue Ablauf des Fruchtbarkeitschecks bei der Frau hängt von vielen verschiedenen Faktoren wie dem Alter, der Krankengeschichte und dem Zyklusverlauf ab und sollte vorab ausführlich ärztlich abgeklärt werden.

Wie wird die Fruchtbarkeit beim Mann untersucht?

Häufige Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Männern sind unter anderem:

  • verminderte Samenqualität: z.B. Oligo-Astheno-Teratozoospermie (OAT-Syndrom)
  • angeborene Fehlbildungen der Hoden
  • Hodenhochstand im frühen Kindesalter
  • Krampfadern im Hoden und Durchblutungsstörungen der Hoden
  • Infektionen im Bereich der Hoden (Orchitis)
  • Verletzungen der Hoden
  • Entzündungen der Prostata
  • Entzündungen der Harnröhre
  • Erektionsstörungen
  • Hormonstörungen: z.B. Testosteron-Mangel

Auch andere Erkrankungen wie Hoden- oder Prostatakrebs können die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Nach einem ärztlichen Gespräch (Anamnese) wird eine umfassende körperliche Untersuchung durchgeführt. Dabei untersucht der Arzt oder die Ärztin die männlichen Geschlechtsorgane auf Auffälligkeiten und Veränderungen. Nach der Tastuntersuchung der Hoden, der Nebenhoden und der Prostata wird häufig eine Ultraschalluntersuchung der Hoden und der Prostata durchgeführt. Außerdem werden Abstriche zur Abklärung von Infektionskrankheiten gemacht.

Die wichtigste Untersuchung zur Abklärung der Zeugungsfähigkeit ist die Kontrolle der Samenflüssigkeit (Spermiogramm).

Spermiogramm

Im Rahmen eines Spermiogramms wird untersucht, ob das Sperma des Mannes zeugungsfähig ist. Das Spermiogramm gibt Aufschluss darüber, ob eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg überhaupt möglich ist. Es handelt sich um eine einfache, nicht-invasive Untersuchung. Sie sollte möglichst zu Beginn der Kinderwunschabklärung erfolgen, auf jeden Fall noch bevor die Frau aufwändigere Untersuchungen durchführen lässt.

Folgende Eigenschaften der Samenprobe werden beurteilt:

  • Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien
  • Volumen des Ejakulats
  • pH-Wert, Konsistenz und weitere Eigenschaften der Samenflüssigkeit

Die Samenprobe wird durch Masturbation gewonnen. Für ein besonders aussagekräftiges Ergebnis sollte der Mann 2-5 Tage vor der Untersuchung keinen Samenerguss haben. Da die Werte von Probe zu Probe variieren können, sollte die Untersuchung nach einiger Zeit, vor allem aber bei einem auffälligen Ergebnis, wiederholt werden.

Hormonuntersuchung beim Mann

Ergänzend zum Spermiogramm wird häufig eine Hormonuntersuchung durchgeführt. Zeigt das Spermiogramm wiederholt eine geringe Menge an Spermien, muss auf jeden Fall eine Untersuchung des Hormonspiegels erfolgen, denn die Hormone spielen bei der Produktion der Samenzellen eine entscheidende Rolle. Störungen in der Bildung und Ausschüttung bestimmter Hormone können die hormonelle Steuerung der Hodenfunktion/die Produktion von Samenzellen beeinträchtigen. Der Hormonstatus wird mithilfe einer Blutprobe ermittelt. Bestimmt werden unter anderem:

  • Follikel-stimulierendes Hormon (FSH)
  • Luteinisierendes Hormon (LH)
  • Prolaktin (PRL)
  • Testosteron

Abhängig von der Ausgangssituation und den vorliegenden Befunden können noch weitere Untersuchungen zur Abklärung der Fruchtbarkeit notwendig sein.

Welche Behandlungen können gegen unerfüllten Kinderwunsch helfen?

Die Wahl der Behandlung richtet sich immer nach der Ursache der ungewollten Kinderlosigkeit. Je nach Befund kommen bei Frau und Mann unterschiedliche Therapieansätze infrage.

In vielen Fällen kann bereits das Wissen über den Zeitpunkt des Eisprungs die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen. Paare können so den richtigen Zeitpunkt für die Befruchtung nutzen.

Behandlungsmöglichkeiten bei der Frau

Bei Frauen mit diagnostiziertem PCO-Syndrom (Polyzystisches Ovarialsyndrom), eine der häufigsten weiblichen Hormonstörungen, stehen mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:

  • Medikamentöse Behandlung zur Regulation des Hormonhaushalts
  • Lebensstiländerungen, z. B. Gewichtsreduktion, Ernährung, Bewegung
  • Hormonelle Stimulation der Eierstöcke zur Auslösung des Eisprungs
  • Insemination (künstliche Befruchtung), wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind

Liegt eine Erkrankung der Eierstöcke, der Gebärmutter oder eine andere körperliche Störung vor, stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung. Je nach Ursache kann eine konservative (z. B. medikamentöse) oder operative Therapie in Frage kommen. Ziel ist es, die vorliegende Erkrankung bzw. Störung zu behandeln, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.

Behandlungsmöglichkeiten beim Mann

Auch bei Männern können Hormonbehandlungen die Fruchtbarkeit verbessern. Liegt ein Mangel an bestimmten Hormonen wie FSH (follikelstimulierendes Hormon) oder LH (luteinisierendes Hormon) vor, kann das jeweils fehlende Hormon gezielt verabreicht werden.

Was ist In-vitro-Fertilisation?

Künstliche Befruchtung in Form einer In-vitro-Fertilisation (IVF) ist für viele Paare die letzte Möglichkeit auf eine Schwangerschaft. Für die Durchführung einer IVF müssen bestimmte gesetzliche und körperliche Voraussetzungen erfüllt sein.

Die IVF-Behandlung setzt sich aus mehreren Schritten zusammen:

Hormonstimulation: Ziel der Hormonstimulation zu Beginn ist es, mehrere Eibläschen in den Eierstöcken heranwachsen zu lassen. Mithilfe von Ultraschalluntersuchungen werden der Durchmesser und die Anzahl der Follikel sowie der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut kontrolliert.

Auslösung des Eisprungs und Eizellentnahme: Nachdem die Eizellen reif sind, wird der Eisprung gezielt ausgelöst. Nach 32 bis 36 Stunden werden die Eizellen durch einen kurzen Eingriff unter Vollnarkose von den Eierstöcken abgesaugt (Eizellgewinnung, Punktion).

Samenprobe und Befruchtung: Zeitgleich gibt der Mann eine Samenprobe ab. Anschließend werden Ei- und Samenzellen mit einem speziellen Verfahren vereinigt – entweder durch klassische IVF oder durch ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion).

Embryonentransfer: Sobald die Eizellen befruchtet sind, beginnen sich Embryonen zu entwickeln. Nach maximal fünf Tagen – wenn das sogenannte Blastozystenstadium erreicht ist –, werden ein oder zwei Embryonen mit einem dünnen Katheter über die Scheide in die Gebärmutter eingesetzt (Embryonentransfer). Das Einnisten der befruchteten Eizelle kann durch die Gabe von Hormonen unterstützt werden.

Es dürfen maximal drei Embryonen eingesetzt werden. Diese Anzahl ist gesetzlich geregelt, um risikoreiche Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden. Wie viele Embryonen tatsächlich eingesetzt werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird individuell entschieden.

Kryokonservierung: Embryonen, die bei der künstlichen Befruchtung nicht eingesetzt wurden, können in flüssigem Stickstoff eingefroren (kryokonserviert) werden. Falls der erste Versuch der In-vitro-Fertilisation nicht erfolgreich war, können diese Embryonen zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden. Das erspart der Frau eine erneute hormonelle Stimulation und weitere Eizellenentnahmen.

Ergebnis der Behandlung: Etwa zwei Wochen nach dem Embryonentransfer zeigt ein Blut- oder Urintest, ob die IVF erfolgreich war. Gemessen wird dabei das Schwangerschaftshormon Beta-hCG (ßHCG).

Künstliche Befruchtung ist eine aufwändige Behandlung ohne Erfolgsgarantie. Deshalb sollten beide Partner umfassend beraten werden und alle Vor- und Nachteile gründlich abwägen, ehe sie sich für eine IVF-Behandlung entscheiden. Mehr zu IVF-Behandlung lesen Sie hier.

Beeinflusst Feinstaub die Fruchtbarkeit?

Eine US-amerikanische Studie konnte 2024 zeigen, dass sich Feinstaubbelastung negativ auf den Erfolg von In-vitro-Fertilisationen auswirkt. Sind Frau oder Mann zur Zeit der Eizell- und Samenzellenreifung vermehrt organischem Kohlenstoff und Feinstaub ausgesetzt, ist der Erfolg der In-vitro-Befruchtung geringer als bei besserer Luftqualität.

Selbst die Luftzusammensetzung innerhalb der Klinik scheint einen Einfluss zu haben, vor allem dann, wenn eingefrorene Eizellen aufgetaut werden. Besonders in Städten mit starker Feinstaubbelastung kann dieses Wissen genutzt werden, um entsprechende Vorkehrungen zu treffen und so den Erfolg der künstlichen Befruchtung zu steigern.

Wie kann man die eigene Fruchtbarkeit fördern?

Bestimmte vorsorgende Maßnahmen können die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen. Dazu gehören:

  • Fruchtbarkeitstest: Die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden sinkt bei einer Frau mit zunehmendem Alter und besonders schnell nach dem 30. Lebensjahr. Außerdem steigt das Risiko für Fehlgeburten. Aufgrund von Ausbildung und Karriere möchten viele Frauen jedoch erst später ein Kind. Aus diesem Grund wird Frauen mit Kinderwunsch ab einem bestimmten Alter die Bestimmung der Eizellreserve empfohlen. Diese kann heutzutage mit einfachen Untersuchungen zuverlässig eingeschätzt werden. Das Ergebnis kann bei der langfristigen Familien- und Karriereplanung helfen und eine wertvolle Entscheidungshilfe darstellen.
  • Frühzeitige Beratung: Je jünger die Frau, desto effektiver sind die medizinischen Fruchtbarkeitsbehandlungen. Wenn sich der Kinderwunsch über mehrere Monate und Zyklen hinweg nicht erfüllt, sollte ein Facharzt/eine Fachärztin für Gynäkologie oder Urologie mit Spezialisierung auf Fruchtbarkeitsstörungen aufgesucht werden. Das beratende Gespräch mit Spezialist:innen kann Klarheit schaffen, das gegenseitige Vertrauen stärken und dabei helfen, Stress und emotionalen Druck zu reduzieren.
  • Prävention und Vorsorge: Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können mögliche Infektionen und andere Erkrankungen, die das Risiko für Fruchtbarkeitsstörungen bei beiden Partnern erhöhen, frühzeitig erkannt werden. Es kann rechtzeitig mit einer entsprechenden Behandlung begonnen werden.
  • Gesunder Lebensstil: Stress, zu wenig Schlaf, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Rauchen, Alkohol und Drogen können die Fruchtbarkeit beider Partner beeinträchtigen. Ein gesunder Lebensstil kann die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft drastisch verbessern.

Noch mehr Tipps zur Förderung der Fruchtbarkeit lesen Sie hier.

FAQ

Wenn eine Schwangerschaft trotz regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs über 12 Monate hinweg nicht eintritt, kann der Besuch einer Kinderwunschklinik ((auch Reproduktionsmedizinisches Zentrum oder Fertilitätsklinik genannt) sinnvoll sein. Bei Frauen über 35 wird es bereits nach sechs Monaten empfohlen. Dort arbeiten Fachärzt:innen für Reproduktionsmedizin, die mögliche Ursachen abklären und individuelle Behandlungsoptionen wie Hormontherapien oder künstliche Befruchtung anbieten. Kinderwunschkliniken sind auch Anlaufstelle für gleichgeschlechtliche Paare und Singles.

Einige pflanzliche Mittel können den weiblichen Zyklus positiv beeinflussen und so auch die Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Hausmittel sind:

  • Frauenmanteltee:Als Tee wirkt Frauenmantel entzündungshemmend und ähnelt dem Hormon Progesteron. Dadurch kann vor allem die zweite Zyklusphase – die sogenannte Gelbkörperphase – unterstützt werden. Damit die Wirkung spürbar wird, sollte der Tee über einen längeren Zeitraum regelmäßig getrunken werden.
  • HimbeerblätterteeHimbeerblätter haben eine krampflösende Wirkung und enthalten auch wichtige Nährstoffe wie Vitamin C, Kalzium und Eisen. Häufig wird dieser Tee zusammen mit Frauenmanteltee eingenommen, wenn ein Kinderwunsch besteht.
  • MönchspfefferMönchspfeffer kann den Zyklus regulieren und dadurch die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen. Er sollte aber mit Bedacht eingenommen werden, da gelegentlich Nebenwirkungen wie Schwindel, Magendarm-Probleme oder Ausschläge auftreten können. Außerdem kann es zu Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten kommen – besonders solchen, die das Dopamin-System beeinflussen (z.B. Dopamin-Antagonisten und Dopamin-Agonisten). Deshalb ist es wichtig, vor der Einnahme ärztlichen Rat einzuholen.

Die richtige Nährstoffversorgung spielt sowohl vor als auch während der Schwangerschaft eine wichtige Rolle – für die Fruchtbarkeit, die Entwicklung des Babys und die Gesundheit der Mutter.
Besonders wichtig sind:

  • Folsäure (= Vitamin B9, Folat) beugt Fehlbildungen vor
  • Vitamin D unterstützt das Immunsystem
  • Eisen ist wichtig für die Blutbildung
  • Jod unterstützt die Schilddrüse
  • Omega-3-Fettsäuren fördern die Gehirnentwicklung
  • Zink und Selen stärken die Zellfunktion und Fruchtbarkeit

Bei Kinderwunsch ist es sinnvoll, einen Bluttest auf Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente durchführen zu lassen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen hilft dabei, Mängeln vorzubeugen.
Heutzutage gibt es auch viele Vitamin-Präparate in Form von Tabletten, die vor und während der Schwangerschaft eingenommen werden können.

Besonders während der fruchtbaren Phase – zwei bis drei Tage vor und einen Tag nach dem Eisprung – sollten Paare bei Kinderwunsch regelmäßig Sex haben. Laut Studien sind alle zwei bis drei Tage ein guter Kompromiss zwischen Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs und Qualität der Spermien. Grundsätzlich gilt aber: Je stressfreier, desto besser. Faktoren wie Stress oder Anspannung können die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft verringern.

Ja, trotz Endometriose oder Adenomyose ist eine Schwangerschaft möglich, manchmal aber nur mit Hindernissen. Beide Erkrankungen können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, da sie oft mit Entzündungen, Verwachsungen oder Zyklusstörungen einhergehen. Dennoch werden viele betroffene Frauen auf natürlichem Weg schwanger. Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, kann eine Kinderwunschklinik gezielt unterstützen, zum Beispiel mit Hormontherapien oder künstlicher Befruchtung. Grundsätzlich kann eine frühzeitige ärztliche Beratung sinnvoll sein, um individuelle Möglichkeiten abzuklären und die Chancen auf eine Schwangerschaft bestmöglich zu erhöhen.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

  • Co-Autor

    Julia Amtmann

    Julia Amtmann hat einen Abschluss in Biologie und langjährige Erfahrung im Journalismus. Bei DocFinder verbindet sie diese beiden Schwerpunkte durch das Überprüfen und Verfassen von Texten mit naturwissenschaftlichem Fokus.

Dorfinger G.; Kinderwunsch: Spermiogramm und Spermienfunktionstests, Spektrum Urologie 01/2016, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Walch K., Leodolter S.; IVF-Register 2014 – Auszug aus dem Jahresbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Gyn-Aktiv 04/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Mann C., Thaler C.J.; Körpergewicht, Ernährung & Kinderwunsch, Gyn-Aktiv 03/2014, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Sommergruber M.; Update zur Reproduktionsmedizin, Gyn-Aktiv 03/2014, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Wolff M.; Kinderwunschtherapie bei Frauen ab 40 – Empfehlungen für die gynäkologische Praxis, Gynäkologie 02/2014, Rosenfluh Publikationen AG

Strauß B., Beyer K.; Ungewollte Kinderlosigkeit, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt, Heft 20/2004

1 in 6 people globally affected by infertility: WHO. https://www.who.int/news/item/04-04-2023-1-in-6-people-globally-affected-by-infertility?utm_source=chatgpt.com Abruf April 2025

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Air pollution exposure in vitrified oocyte donors and male recipient partners in relation to fertilization and embryo quality. (2024) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0160412024007335?via%3Dihub#s0050# Abruf April 2025

Kinderwunschzentrum an der Wien. https://www.kinderwunschzentrum.at/ Abruf April 2025

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