Arm einer Dialysepatientin
KANOVA/shutterstock.com

Risikorechner für drohendes Nierenversagen

Wenn eine eingeschränkte Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) diagnostiziert wird, ist unklar, wie schnell die Krankheit fortschreitet und ob eine Dialyse erforderlich wird. Das kann bei manchen Patienten sehr schnell gehen, während sich bei anderen die Nierenfunktion jahrelang kaum verschlechtert. Ein internationales Forschungsteam hat nun einen Risikokalkulator entwickelt anhand dessen sich die Wahrscheinlichkeit eines dialysepflichtigen Nierenversagens ausrechnen lässt.

Mit Hilfe von maschinellem Lernen wurden aus 22 Laborparametern sowie demographischen Daten und Körpermaßen diejenigen herausgefiltert, die zur Vorhersage des Nierenversagens maßgeblich sind. Die neue Risikoformel umfasst sechs Laborparameter: Serum-Kreatinin, -Albumin, -Cystatin C und -Harnstoff, zusätzlich zu Hämoglobin und dem Albumin-zu-Kreatinin-Verhältnis im Urin. Analysiert wurden die Daten von über 3000 Patienten der französischen CKD-REIN Studie, der englischen SKS Studie und der MMKD Studie aus Österreich, Südtirol und Deutschland.

In der Studie wurde außerdem die Vorhersagekraft der neuen Risikogleichung mit der bisher verwendeten sogenannten Tangri-Formel verglichen. Dieser gilt derzeit als Goldstandard, um Nierenversagen vorherzusagen. Der neue Score bewies dabei eine signifikant bessere Vorhersagekraft hatte als der Tangri-Score. Der neue Risikorechner wurde jetzt auch als online-Service zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt. „Benutzer können hier die Werte für die sechs Parameter eingeben und erhalten dann das Risiko für ein Nierenversagen innerhalb der nächsten ein bis vier Jahre,“ so Helena Zacharias von der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU).

Referenz:
CAU Kiel, Universität Regensburg, Université Paris-Saclay, Universität Innsbruck, University of Manchester, Université Bordeaux
A new predictive model for progression of chronic kidney disease to kidney failure based on routine laboratory parameters. Am J of Kidney Diseases 2021; doi.org/10.1053/j.ajkd.2021.05.018

#niere #nierenversagen #dialyse #risikorechner #tangriscore #nephrologie #nierenfunktion #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Frau mit Ovulationstest

Ovulationstest: Anwendung, richtiger Zeitpunkt und Auswertung

Ovulationstests können Paaren mit Kinderwunsch helfen, weil sie die fruchtbarsten Tage im Zyklus anzeigen. Sie funktionieren ähnlich wie Schwangerschaftstests, indem sie Hormone im Urin nachweisen, die kurz vor dem Eisprung ansteigen.

Frau in der Schwangerschaft mit Tablette in der Hand

Folsäure bei Kinderwunsch & Schwangerschaft

Folsäure ist ein B-Vitamin, dessen Bedeutung bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft wissenschaftlich gut belegt ist.

Hormonbehandlung: Frau mit Hormonspritze

Hormonbehandlung bei Kinderwunsch: Ablauf, Chancen & Risiken

Hormonelle Störungen gehören zu den häufigsten Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit, aber Hormonbehandlungen können Paaren mit Kinderwunsch neue Hoffnung schenken.

Mönchspfeffer Pflanze

Mönchspfeffer: Natürliche Hilfe bei Kinderwunsch und PMS

Mönchspfeffer wird seit der Antike als Heilpflanze bei unterschiedlichen Frauenleiden geschätzt. Ob Zyklusstörungen, PMS oder Beschwerden in den Wechseljahren – dank seiner natürlichen Wirkstoffe bietet Mönchspfeffer vielfältige Einsatzmöglichkeiten.