Querschnitt einer verschleimten Bronchie
Foto:MedicalArtInc/Shutterstock

Hemmstoff stoppt überschießende Verschleimung

Unsere Atemwege sind mit einer dünnen Schleimschicht (Mukus) überzogen, die Viren, Bakterien oder Fremdpartikel einfängt und diese entsorgt. Eine überschießende Schleimproduktion, wie sie bei vielen entzündlichen Lungenerkrankungen, wie Asthma, Mukoviszidose oder COPD vorkommt, kann jedoch die Atemwege verstopfen und die Lungenfunktion zum Teil schwer beeinträchtigen.

Bisher zielen die meisten Behandlungen darauf ab, Entzündungen zu reduzieren und die Atemwege zu erweitern. Ein internationales Forschungsteam hat nun ein neuartiges Medikament entwickelt, das nun direkt in den Prozess eingreift und eine überschießende Freisetzung von Muzinen (Hauptbestandteil des Schleims) verhindert – bei gleichzeitiger Erhaltung der überlebenswichtigen gesunden Mukus-Basisschicht.

Experimentelle Vorarbeiten an genetisch veränderten Mäusen hatten nämlich gezeigt, dass Mäusen, denen ein bestimmtes Protein (Synaptotagmin-2) fehlt, keine überschießende Schleimfreisetzung in den Atemwegen aufweisen, weder bei Entzündungsprozessen noch bei allergischen Reaktionen. In weiterer Folge wurde nun eine Substanz (SP9) entwickelt, die an diesem Protein andockt und es damit hemmt.

Tatsächlich gelang es den Forschenden auch, einen Weg zu finden, um das neue Medikament in die Zellen zu schleusen, die für die Freisetzung des Schleims zuständig sind. Ihre Wirkung wurde auch bereits an chronisch entzündeten menschlichen Atemwegsepithelien in Zellkultur nachgewiesen. Im nächsten Schritt soll geklärt werden, ob sich der Schleim-Inhibitor für die Behandlung von chronisch Kranken eignet und sich auch in ausreichender Konzentration mittels eines Sprays verabreichen lässt. Mit klinischen Studien soll in zwei bis drei Jahren begonnen werden.

Referenz:
Uni Ulm, Stanford University, MD Anderson Cancer Center, Texas
Inhibition of calcium-triggered secretion by hydrocarbon-stapled peptides, Nature 2022; https://www.nature.com/articles/s41586-022-04543-1

#lunge #asthma #mukus #copd #mukoviszidose #lungenheilkunde #lungenerkrankung #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Frau mit Ovulationstest

Ovulationstest: Anwendung, richtiger Zeitpunkt und Auswertung

Ovulationstests können Paaren mit Kinderwunsch helfen, weil sie die fruchtbarsten Tage im Zyklus anzeigen. Sie funktionieren ähnlich wie Schwangerschaftstests, indem sie Hormone im Urin nachweisen, die kurz vor dem Eisprung ansteigen.

Frau in der Schwangerschaft mit Tablette in der Hand

Folsäure bei Kinderwunsch & Schwangerschaft

Folsäure ist ein B-Vitamin, dessen Bedeutung bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft wissenschaftlich gut belegt ist.

Hormonbehandlung: Frau mit Hormonspritze

Hormonbehandlung bei Kinderwunsch: Ablauf, Chancen & Risiken

Hormonelle Störungen gehören zu den häufigsten Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit, aber Hormonbehandlungen können Paaren mit Kinderwunsch neue Hoffnung schenken.

Mönchspfeffer Pflanze

Mönchspfeffer: Natürliche Hilfe bei Kinderwunsch und PMS

Mönchspfeffer wird seit der Antike als Heilpflanze bei unterschiedlichen Frauenleiden geschätzt. Ob Zyklusstörungen, PMS oder Beschwerden in den Wechseljahren – dank seiner natürlichen Wirkstoffe bietet Mönchspfeffer vielfältige Einsatzmöglichkeiten.