Covid-19: Tablette zielt auf Coronavirus
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Covid-19: Welche Therapien helfen?

Zwei Jahre Pandemie und kein Ende in Sicht. So lautet die düstere Prognose der Virologen. Doch auch wenn uns Sars-CoV-2 auf Dauer erhalten bleibt, das medikamentöse Armentarium zur Behandlung der Infektion wächst stetig. Während einige der Wirkstoffe bereits zugelassen sind, befinden sich weitere Ansätze in den letzten Phasen der klinischen Erprobung. Andere, bereits lange bekannte Arzneimittel und Therapien haben sich seit den ersten Tagen des Ausbruchs der Pandemie bewährt.

Factbox – Covid-19-Therapie

Die Covid-Impfung bleibt das Um und Auf der Bekämpfung der Pandemie, daneben haben sich einige bereits bekannte Arzneimittel etabliert. Große Hoffnungen setzen Forschende nun auf neu entwickelte Wirkstoffe

Antivirale Arzneimittel: diese sollen die Virusvermehrung stoppen, zu den Präparaten, die wahrscheinlich bald zugelassen werden zählen Molnupiravir und Paxlovid

Monoklonale Antikörper: die gentechnisch hergestellten Antikörper wirken wie eine passive Immunisierung und unterstützen das körpereigene Immunsystem

Therapie bei schwerem Verlauf: Kortikosteroide und Interleukin-Antagonisten, Blutgerinnungshemmer, Januskinase-Inhibitoren

Die Covid-Impfung bleibt das Um und Auf der Bekämpfung der Pandemie: „Das Wichtigste ist immer die Impfung. Danach kommt lange nichts, dann wieder nichts – und dann erst Medikamente“, erklärt der Infektiologe Florian Thalhammer von der Universität Wien in einem Round-Table-Gespräch der Allgemeinmedizin-Initiative AM Plus in Wien. Und doch werden in absehbarer Zeit neue Arzneimittel zur Behandlung einer akuten Covid-19-Infektion zur Verfügung stehen. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf neuen antiviralen Arzneimitteln sowie Antikörpertherapien.

Antivirale Arzneimittel

Diese Arzneimittel haben das Ziel, die Virusvermehrung zu stoppen. Indem diese bereits am Eindringen gehindert werden oder indem die Virenvermehrung in der Zelle blockiert wird. Für zwei Substanzen läuft derzeit ein Rolling Review Verfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Experten rechnen mit einer baldigen Zulassung dieser Arzneimittel.

  • Molnupiravir 
    Hier handelt es sich um ein Kombinationspräparat zwischen einem älteren HIV-Medikament und einem neu entwickelten Präparat. Die Wirkstoffkombination verhindert die Vermehrung der Viren, indem diesen falsche RNA-Bausteine angeboten werden, was zu einem Abbruch der Replikation führt
  • Paxlovid 
    Die Behandlung mit diesem Medikament hemmt ein wichtiges Protease-Enzym der Viren, so dass Reifung und Infektiosität der Covid-Erreger unterdrückt werden

Vorteile beider Therapien:
Die Medikamente werden oral in Tablettenform eingenommen und können deshalb auch außerhalb des Krankenhauses angewendet und vom Hausarzt verschrieben werden. Sie wirken auch gegen Omikron und in klinischen Studien zeigten die Therapien eine Reduktion der Häufigkeit von Spitalsaufnahmen. Bei Paxlovid wurde in Studien sogar eine Reduktion der Hospialisierungsrate um bis zu neunzig Prozent nachgewiesen.
Beide Substanzen befinden sich bei der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) in Begutachtung und die Behörden wollen in Kürze über eine Zulassung dieses Medikaments entscheiden. An zahlreichen weiteren Wirkstoffen wird derzeit noch geforscht und viele davon befinden sich in frühen Phasen der klinischen Erprobung.
Anmerkung: Paxlovid wurde am 27.Januar 2022 zur Behandlung zugelassen.

Nachteile dieser Therapien:
Auch wenn sich mit den neuen Arzneimitteln teilweise signifikante klinische Ergebnisse erzielen lassen, erfüllen die Medikamente nicht immer die in sie gesetzten Erwartungen. Um zu wirken, müssen die Arzneimittel etwa sehr früh im Krankheitsverlauf eingenommen werden, am besten sofort nach dem Auftreten der ersten Symptome (idealerweise in den ersten fünf Tagen) und bei Nachweis einer akuten Sars-CoV-Infektion. Die Medikamente sind auch relativ teuer und um sie frei verschreib- und verfügbar zu machen, müssen die Produktionsmengen erst an den wachsenden Bedarf angepasst werden.

Weitere antiviral wirksame Behandlungskonzepte

Weiterhin zur Anwendung bei Risikopatienten kommt das ursprünglich gegen das Ebolavirus entwickelte antiviral wirksame Medikament Remdesivir. Besonders Erkrankte mit einer Lungenentzündung profitieren von dieser Behandlung. Die Verabreichung erfolgt intravenös als Kurzinfusion.

Geforscht wird auch an antiviralen Medikamenten, die Viren schon in den oberen Atemwegen abfangen sollen. So befinden sich etwa Nasensprays mit Algenextrakten, Stickstoffmonoxid-freisetzenden Lösungen oder antiallergischen Substanzen (Antihistaminika) in klinischer Erprobung.

Ein weiterer Therapieansatz besteht in der Anwendung des Antidepressivums Fluoxetin. Dieser Wirkstoff regelt eine Reihe von Prozessen im Körper, unter anderem bewirkt er auch einer Hemmung der Produktion von Entzündungsstoffen (Zytokine). Überschiessende Entzündungsreaktionen spielen im Krankheitsverlauf einer Covid-19-Erkrankung eine wichtige Rolle.

Monoklonale Antikörper

Antikörper, die üblicherweise im Rahmen einer Impfung entstehen und bei einer möglichen Infektion gegen diese vorgehen, können auch biotechnologisch hergestellt und Infizierten verabreicht werden (passive Immunisierung). Die Antikörper binden und neutralisieren das Virus und unterstützen so das eigene Immunsystem. Derzeit kommen häufig Kombinationen aus Antikörpern wie etwa Casirivimab plus Imdevimab oder Etesevimab plus Bamlanivimab zum Einsatz.

Neuere Tests zeigen jedoch, dass diese Therapien, die sich vor allem gegen frühere Varianten des Coronavirus richten, gegen Omikron weitgehend wirkungslos sind. Die Hoffnungen liegen nun auf neuen Antikörper-(Kombi)Präparaten wie Sotrovimab und Evusheld, die sich Studien zufolge auch gegen Omikron als wirksam erwiesen haben. Eingesetzt werden die Therapien bereits bei PatientInnen mit leichtem Krankheitsverlauf, die aber ein hohes Risiko für einen Krankenhausaufenthalt haben. Dazu zählen ältere Menschen, Menschen mit Immunschwäche oder chronischen Krankheiten wie chronischer Niereninsuffizienz oder schweren Herz -Kreislauf-Erkrankungen. Eine Behandlung mit Antikörpern stellt jedoch in keinem Fall einen Ersatz für die Impfung dar, betonen Fachleute.

Viele Forschungsgruppen arbeiten derzeit bereits an neuen und den Viren noch besser angepassten Antikörper-Versionen. Unter anderem mit statt gentechnisch hergestellten Antikörpern auch mit gewöhnlichen Antikörpern, sogenannten Nanobodies. Das sind kleinere Antikörper, die von Lamas und Alpakas erzeugt werden. Sie sind leichter herzustellen und besser wirken, zusätzlich lassen sie sich auch längere Zeit bei Raumtemperatur lagern.

Welche Medikamente helfen bei einem schweren Verlauf?

Kortikosteroide und Interleukin-Antagonisten

Kortikosteroide wie Dexamethason zählen seit Beginn der Pandemie zur Standardbehandlung bei schweren Krankheitsverläufen. Sie bekämpfen überschießende Entzündungsreaktionen, die in der Regel mit schweren Cov-Erkrankungsfällen einhergehen. Ursprüglich ebenfalls bei rheumatischen Erkrankungen verabreicht, blockieren Interleukin-Antagonisten Entzündungsreaktionen. Zu diesen zählen die bisher als Arthritis-Medikamente eingesetzen Interleukin-6-Antagonisten Tocilizumab und Sarilumab.

Blutverdünner

Zur Thromboseprophylaxe, also um Thrombosen, Schlaganfällen und Infarkten vorzubeugen, werden auch Blutverdünner wie gerinnungshemmende Heparine oder auch mit Heparin strukturell nicht verwandte Gerinnungshemmer (Antikoagulantien) eingesetzt, da eine Infektion mit Sars-CoV-2 zu einer erhöhten Gerinnselbildung führt.

Januskinase-Inhibitoren

Bei PatientInnen mit schwerer oder kritischer Erkrankung können auch die immunsuppresiv wirksamen monoklonalen Antikörper Baricitinib oder Tofacitinib zur Anwendung kommen. Diese Wirkstoffe wurden eigentlich für die Bekämpfung von Arthritis entwickelt, verbessern aber auch die Überlebensraten von an Covid-19 erkrankten Menschen, wenn sie in Kombination mit einem Kortikosteroid verabreicht werden. Sie verringern auch die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung.

Welche Behandlungen zeigen keinen Erfolg?

Zu trauriger Berühmtheit schaffte es das zur Bekämpfung von Milben und parasitischen Fadenwürmern zugelassene Präparat Ivermectin. In klinischen Untersuchungen zeigten sich keine therapeutischen Erfolge. Das Mittel wurde überdies außerhalb von kontrollierten Studien eingesetzt und führte in der Vergangenheit bereits zu schweren Vergiftungen mit Todesfolge.

Nicht gegen Covid-19 bewährt haben sich auch ein älteres HIV-Medikament mit der Wirkstoffkombination Lopinavir/Ritonavir oder das Antibiotikum Azithromycin.
Keine Verbesserung der klinischen Symptome zeigen Behandlungen mit Malaria-Medikamente mit den Wirkstoffen Chloroquin und Hydroxichloroquin, dessen kurzzeitige Notfallzulassung in den USA deshalb auch wieder aufgehoben wurde. Wirksamkeitsnachweise fehlen auch für supportive Therapien mit Mineralstoffen wie Zink oder bestimmten Vitaminen (C,D).

Als nicht bzw. wenig wirksam hat sich inzwischen auch die Anwendung von Rekonvaleszentenplasma (Blutplasma bereits genesener Covid-19-Patienten) bei der Behandlung von Menschen mit moderater bis schwerer Covid-19-Infektion erwiesen.

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Robert Koch-Institut, Medikamentöse Therapie bei COVID-19 mit Bewertung durch die Fachgruppe COVRIIN am Robert Koch-Institut, 26.11.2021, Zugriff 25.1.2022; https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/COVRIIN_Dok/Therapieuebersicht.pdf?__blob=publicationFile

Neue Covid-19-Medikamente auch in Österreich im Anrollen, medinlive 23.12.2021; Zugriff 25.1.2022
https://www.medinlive.at/wissenschaft/neue-covid-19-medikamente-auch-oesterreich-im-anrollen

Remdesivir bei COVID-19: Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen bei einem Teil der Erkrankten, IQWIG Pressemitteilung 1.7.2021; Zugriff: 25.1.2022; https://www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_41358.html

Omikron-Variante weitgehend resistent gegen antivirale Medikamente, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg; 11.1.2022, Zugriff 25.1.2022; https://www.fau.de/2022/01/news/wissenschaft/omikron-variante-weitgehend-resistent-gegen-antivirale-medikamente/

Pfizer Announces Additional Phase 2/3 Study Results Confirming Robust Efficacy of Novel COVID-19 Oral Antiviral Treatment Candidate in Reducing Risk of Hospitalization or Death, 14.12.2022, Zugriff 25.1.2022; https://www.pfizer.com/news/press-release/press-release-detail/pfizer-announces-additional-phase-23-study-results

Therapeutische Medikamente gegen die Coronavirusinfektion Covid-19, vfa. Die forschenden Pharma-Unternehmen; Pressemeldung 19.1.2022, Zugriff 25.1.2022; https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/therapeutische-medikamente-gegen-die-coronavirusinfektion-covid-19

Ist Plasma von Covid-19-Genesenen eine wirksame Behandlung für Menschen mit Covid-19? Cochrane 2021, Zugriff 25.1.2022; https://www.cochrane.org/de/CD013600/HAEMATOL_ist-plasma-von-covid-19-genesenen-eine-wirksame-behandlung-fur-menschen-mit-covid-19

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