tätowierte Frau mit nackten Armen
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Tattoos im Medizincheck

Worauf muss man achten, wenn man sich ein Tattoo stechen lassen will? Welche Nebenwirkungen können nach dem Procedere auftreten? Sind Sonnenstrahlen schädlich bei Tätowierungen? Wie giftig sind die verwendeten Farbstoffe? Plus: Wie gut lassen sich die Kunstwerke wieder entfernen? Antworten auf diese Fragen finden Sie hier.

Factbox

Tattoos sollte man nur bei qualifizierten Tätowierern und unter einwandfreien hygienischen Bedingungen stechen lassen. Sie bergen gewisse Gesundheitsrisiken. Bei der Entfernung sollte man auf anerkannte Verfahren und geschultes Personal achten.

-Tatttoopflege nach dem Stechen: Wund- und Heilsalbe, Abdeckung mit sterilem, luftdurchlässigem Verband, Heilcreme verwenden. Die Wundheilung ist nach drei bis vier Wochen abgeschlossen

– gesundheitliche Risiken: blutübertragbare Infektionen mit Hepatitis B und C, HIV und Herpes simplex, bakterielle Infektionen, allergische Reaktionen, gut- und bösartige Hautveränderungen (durch gesundheitsschädliche Substanzen in Farbstoffen), Schwellungen, Juckreiz, Schmerzen, Hautrötungen rund um die Tätowierung

– Tattooentfernung: Goldstandard ist die Laserbehandlung in zehn bis zwölf Sitzungen. Mögliche Nebenwirkungen: Verbrennungen, Narbenbildung

 

Tattoos sind populär, meist schnell gestochen und in der Regel weniger schnell entfernt, wenn man sie nicht mehr möchte. Wer sich für ein Tattoo entscheidet, sollte wissen, dass die Tätowierung vor allem anfangs gut gepflegt sein will und dass es gewisse Gesundheitsrisiken birgt, sich tätowieren zu lassen. Im Idealfall wendet man sich daher nur an professionelle Tätowierer, die nach einwandfreien Hygienestandards arbeiten.

Was passiert beim Tätowieren?

Im Prinzip handelt es sich beim Tätowieren um ein künstliches Einbringen von Farbstoffpigmenten mittels Nadeln in die mittlere Hautschicht, die Lederhaut. Die mit Farbe getränkten Nadeln werden bei Verwendung einer elektrischen Tätowiermaschine nach Desinfektion der Haut mit einer Frequenz von bis zu 10.000 Stichen pro Minute in die Haut gestochen.

Die Tätowierfarben bestehen aus organischen oder anorganischen Pigmentpartikeln, die meist gemischt werden. Die Pigmente lagern sich zum Großteil in der Haut ab – dadurch bleibt die Tätowierung dauerhaft sichtbar. Allerdings können Tattoofarben mit der Zeit verblassen, da Pigmente ausbleichen oder in regionale Lymphknoten migrieren können.

Wichtig beim Tätowieren ist das einwandfreie hygienische Arbeiten: Tätowierer sollten sterile Nadeln und sterile Einmal-Farbtuben sowie Wasser aus sterilen Einwegpackungen zum Verdünnen der Farben verwenden und Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe und Einmalmaterial zur Versorgung von Hautverletzungen zur Hand haben.

Empfohlen wird, am „Stichtag“ Sonneneinstrahlung, Alkohol und blutverdünnende Medikamente zu meiden. Frauen in der Schwangerschaft sollten sich nicht tätowieren lassen. Muttermale, Leberflecken und Hautpartien, die krankhaft verändert sind, dürfen nicht tätowiert werden.

Hautpflege nach dem Tätowieren

Nach dem Tätowieren sollte schon im Tattoo-Studio eine Wund- und Heilsalbe aufgetragen und das Tattoo mit einem sterilen, luftdurchlässigen Verband, der nach etwa vier bis fünf Stunden abgenommen werden kann, abgedeckt werden. Das Auftragen einer Heilcreme empfiehlt sich auch für die nachfolgenden Tage. Sollten sich nach etwa vier bis sieben Tagen kleinere Hautpartikel aus dem Tattoo-Bereich lösen, darf an dieser Stelle nicht gekratzt werden, da sonst Farbpigmente verloren gehen und das Tattoo verblassen kann. Die Wundheilung ist in der Regel nach drei bis vier Wochen abgeschlossen. Bei Überwärmung, Rötung, Schmerzen oder schlechter Wundheilung sollte man allerdings nicht zögern und sich an einen Hautarzt wenden.

Gesundheitliche Risiken

Infektionen: Sie entstehen durch eine unsachgemäße Vorbereitung des Hautareals, ungenügende Sterilisation des Equipments, Kontamination der Tätowierfarbe oder inadäquate Nachbehandlung und Hygiene nach dem Tätowieren. Grundsätzlich ist das Risiko für gefährliche Infektionen heute aufgrund besserer hygienischer Bedingungen weitaus geringer als noch vor einigen Jahrzehnten, dennoch bleibt ein Restrisiko für eine Infektion:

  • Da die beim Tätowieren benutzten Nadeln mit der Blutbahn in Berührung kommen, gibt es ein gewisses Risiko für blutübertragbare Virusinfektionen. Beschrieben sind in diesem Zusammenhang unter anderem die Übertragung von Hepatitis B und C, HIV und Herpes simplex.
  • Auch bakterielle Infektionen sind möglich, weil eine oberflächliche Hautwunde besteht. Die häufigsten diesbezüglichen Krankheitsbilder sind Impetigo (Borkenflechte), eine hochinfektiöse bakterielle Hauterkrankung, Erysipel (Wundrose), eine örtlich begrenzte entzündliche Hauterkrankung sowie Abszesse. 
  • Möglich sind auch entzündliche Reaktionen auf das eingebrachte Pigment. Vor allem Pigmente auf Quecksilbersalzbasis (Rot) und Cadmium (Gelb), die heute allerdings nicht mehr sehr gebräuchlich sind, können allergische Reaktionen hervorrufen. Auch eine Kontamination der Tätowierfarben mit Nickelsulfat sowie Azofarbstoffen und Chinacridon und deren Abbauprodukte sind potenzielle Allergenquellen.
  • Zudem können nach einer Tätowierung gut- oder bösartige Hautveränderungen auftreten, die sich aufgrund der Farbstoffeinbringung unter Umständen schlechter erkennen lassen.
  • Minimale Risiken gibt es auch bei MRT-Untersuchungen: Vor allem dann, wenn es sich um Tattoos handelt, die mit Farben gestochen wurden, welche magnetisch aktive Inhaltsstoffe wie etwa Eisen-Carbonate, Eisen-Hydroxid oder Eisen-Oxid enthalten, kann es sein, dass die Farben mit dem statischen Magnetfeld im MRT interagieren, sodass man einen Zug an der tätowierten Haut spürt.
    Theoretisch kann es auch zu oberflächlichen Verbrennungen der Haut kommen, weil viele Farbpigmente leitfähig sind und das Tattoo dann viel von der Energie des MRT-Hochfrequenzfeldes aufnimmt. Das ist aber sehr selten. Ganz selten kann es auch dazu kommen, dass besonders große Tattoos, die sich im Bereich der zu untersuchenden Körperstelle befinden, zu Störungen der Bildgebung im MRT führen.

Die Deutsche Herzstiftung warnt, dass es bei 0,5 bis 6 Prozent aller Tätowierten zu einer Infektion kommen kann. Die Auswirkungen sind vor allem für Herzpatienten schwerwiegend. Gelangen Bakterien ins Herz, entsteht eine sogenannte Endokarditis, eine Entzündung der Herzinnenhaut. Die Infektion ist lebensbedrohlich und endet häufig mit einer Herzoperation oder sogar dem Tod von Patienten. Aus diesen und anderen Gründen sollten bestimmte Personengruppen deshalb lieber auf Tattoos verzichten.
Dazu zählen:

  • Patienten mit angeborenen Herzkrankheiten
  • Menschen mit Erkrankungen der Herzklappen
  • Betroffene mit einem erhöhten Risiko für eine Entzündung der Herzinnenhaut
  • Allergiker mit vielen verschiedenen Allergien
  • Betroffene mit Schuppenflechte und anderen, über den ganzen Körper verbreiteten Hautkrankheiten

Gefährliche Farbstoffe

Da die Farbe in gut durchblutete Hautschichten gestochen wird, wandert ein Teil der Pigmente und die löslichen Bestandteile der Trägerflüssigkeit über das Blut in andere Bereiche des Körpers. Man vermutet, dass nicht nur kurz nach dem Stechen, sondern kontinuierlich Substanzen aus der Tätowierung herausgelöst werden und sich im Körper verteilen – etwa in der Leber oder in den Lymphknoten.

Was die Tattoofarben betrifft, so enthalten viele davon gesundheitsschädliche Substanzen und Farbmittel. Vor allem Azofarbstoffe, die hauptsächlich in bunten Tätowiermitteln enthalten und wegen ihrer leuchtenden, lichtechten Farbtöne beliebt sind, gelten als problematisch:

  • Einige davon bilden mit der Zeit krebserregende Spaltprodukte, ausgelöst etwa durch das UV-Licht der Sonne.
  • Schwarze Tätowierfarben enthalten häufig Rußpartikel, welche auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), von denen einige nachgewiesenermaßen das Krebsrisiko erhöhen, beinhalten.
  • Manche Tätowierfarben enthalten problematische Schwermetalle wie Quecksilber, Chrom, Cadmium, Kobalt oder Nickel. Diese können allergische Reaktionen verursachen.

Eine Positiv-Liste ungefährlicher Farbstoffe für Tätowierer gibt es  mangels aussagekräftiger Daten nicht. Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung hat jedoch einige Fragen und Antworten zum Thema zusammengefasst.

Weitere Risiken
Manchmal reagieren tätowierte Hautstellen generell empfindlich auf Sonnenlicht, und es kann zu Schwellungen, Juckreiz, Stechen, Schmerzen oder Hautrötungen rund um die Tätowierung kommen. Sicherheitshalber raten Experten dazu, tätowierte Stellen vor der Sonne zu schützen.

Entfernung von Tattoos

Die gängigste Methode der Tattooentfernung ist die Laserbehandlung, für die man sich an einen darin geschulten Hautarzt wenden sollte. Beim Lasern werden die einzelnen Farbpigmente durch den Lichtimpuls des Lasers zum Explodieren gebracht. Dabei könnten jedoch auch gesundheitsschädigende Substanzen entstehen, weshalb die Methode nicht unumstritten ist.

Um ein Tattoo vollständig zu entfernen, sind mit bisherigen Lasergeräten in der Regel zehn bis zwölf Sitzungen notwendig, wobei auch die Größe des Tattoos, die verwendeten Farben und die Einbringungstiefe eine Rolle spielen und das Ergebnis beeinflussen. Bunte Tattoos ilassen sich in der Regel nicht so gut entfernen wie einfärbig-schwarze. Vor allem die Farben Grün und Blau lassen sich nur schwer vollständig entfernen. Die Tattooentfernung mittels Laser ist nicht schmerzfrei und wird häufig ähnlich wie das Tätowieren selbst empfunden.

Nach dem Lasern sollten die betroffenen Hautareale einige Tage lang mit einer antibakteriellen Wundsalbe behandelt werden.

Die häufigsten Nebenwirkungen bei der Tattooentfernung sind das Auftreten von Verbrennungen und die Bildung von Narben. Manchmal erscheint die gelaserte Haut auch heller als die Umgebungsfläche. Bei besonders empfindlichen Menschen kann es nach der Bestrahlung zum Auftreten von Akne oder Herpes kommen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Meinertz T., Problempunkte. Sind Tätowierungen ein Gesundheitsrisiko?, in: Deutsche Herzstiftung (Hg.), HERZ heute – Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung, Ausg. 1/2021, Frankfurt am Main 2021

Safety of tattoos and permanent make-up: Final report, EU Science Hub, European Commission; https://ec.europa.eu/jrc/en/publication/eur-scientific-and-technical-research-reports/safety-tattoos-and-permanent-make-final-report

Fragen und Antworten zu Tätowiermitteln, Deutsches Bundesinstitut für Risikobewertung; Zugriff 7.3.2021; https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_taetowiermitteln-187854.html

Weiß, Katharina; Bäumler, Wolfgang: Tattoos: Risiken und Möglichkeiten der Entfernung
Dtsch Arztebl 2019; 116(11) https://www.aerzteblatt.de/archiv/205996/Tattoos-Risiken-und-Moeglichkeiten-der-Entfernung

Bernd Kerschner: Tattoo-Farben als Gesundheitsrisiko. https://www.medizin-transparent.at/tattoo-farben-als-gesundheitsrisiko/

Arbeitskreis „Krankenhaus- & Praxishygiene“ der AWMF: Anforderungen der Hygiene beim Tätowieren. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/029-024l_S1_Anforderungen-Hygiene-Taetowieren_2019-07.pdf

WKO: RAPEX Meldungen: Informationen für Tätowierer über gefährliche Inhaltsstoffe in Tattoofarben. https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/fusspfleger-kosmetiker-masseure/RAPEX_Meldungen.html

Tipps zur Tattoo-Pflege nach dem Stechen, Zugriff 7.4.21;
https://wunden.behandeln.at/tipps-tattoo-pflegen.html?gclid=CjwKCAiAp4KCBhB6EiwAxRxbpHQ5Jce8KF14Tj9TDvwnsfVgkSFhISDLD7wAixru2NOonxQpYrHUgxoCcPEQAvD_BwE

Sind MRT-Scans bei Tätowierten problematisch? ÄrzteZeitung 2010;
https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Sind-MRT-Scans-bei-Taetowierten-problematisch-253841.html

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