Zusammenfassung
Neurodermitis im Gesicht
Symptome: Haut sehr trocken, leicht gerötet oder schuppig; im akuten Schub: stark gerötet, entzündet, manchmal auch blutige Stellen, Schwellungen, Hautrisse, Verdickungen und Schuppen; starker Juckreiz.
Typische Stellen: Wangen und Stirn, Bereich um den Mund und die Lippen, Augen, Augenlider und die Umgebung der Augen, hinter den Ohren, an Hals und Kopfhaut
Triggerfaktoren: kaltes Klima, trockene Luft, Luftverschmutzung, Pollen, Schwitzen, Zigarettenrauch, falsche Wasch- und Pflegeprodukte, Stress
Therapie: Basispflege plus in Schüben kortisonhaltige Cremes (kurzzeitig und in niedriger Dosis), Calcineurin-Inhibitoren, JAK-Inhibitoren, Antihistaminika, antiseptische oder antibiotische Mittel
Was löst Neurodermitis im Gesicht aus?
Neurodermitis (atopische Dermatitis) ist eine chronische Hauterkrankung mit Juckreiz, Rötungen und Ekzemen, die das Leben Betroffener stark beeinträchtigen kann. Häufig tritt sie auch im Gesicht auf, denn die Haut ist in diesem Bereich dünner, sensibler und ungeschützt gegenüber äußeren Einflüssen.
Schon Babys zeigen mit dem Milchschorf, also roter, nässender und schuppender Haut im Gesicht und auf der Kopfhaut oft erste Anzeichen einer atopischen Dermatitis.
Ob und wie stark sich die Krankheit im Gesicht zeigt, hängt von der individuellen Veranlagung und verschiedenen Risikofaktoren ab. Typische Triggerfaktoren, die Neurodermitis begünstigen oder verschlimmern können, sind:
- Kaltes Klima: Kälte kann den Zustand der Neurodermitis negativ beeinflussen. Da das Gesicht der Kälte stärker ausgesetzt ist, ist es besonders anfällig.
- Trockene Luft: Heizungsluft und andere trockene Umgebungen entziehen der Haut Feuchtigkeit und das kann Neurodermitis-Schübe fördern.
- Luftverschmutzung: Schadstoffe in der Luft belasten die Gesichtshaut direkt. In Städten mit hoher Luftverschmutzung treten Neurodermitis-Erkrankungen häufiger auf.
- Pollen: Pollen können ebenfalls ein Trigger sein. Sie haften leicht an der Gesichtshaut und können die Neurodermitis auslösen oder verschlimmern.
- Schwitzen: Feuchtigkeit und Schweiß können Reizungen verursachen. Durch den Schweiß können Allergene leichter in die bereits geschädigte Haut eindringen, was den Juckreiz verstärkt.
- Zigarettenrauch: Rauchen ist ein eigenständiger Risikofaktor für Neurodermitis. Dies gilt sowohl für aktives als auch für passives Rauchen.
- Pflege- und Waschprodukte: Nicht alle Pflegeprodukte sind für atopische Haut geeignet. Zusatzstoffe in Kosmetika und Waschmitteln können die empfindliche Gesichtshaut reizen und einen Neurodermitis-Schub auslösen.
- Stress: Einer der wichtigsten Auslöser für Schübe.
Was sind die Symptome von Neurodermitis im Gesicht?
Neurodermitis im Gesicht ist nicht immer „aktiv“, denn die Erkrankung verläuft schubhaft, und zwischen diesen Schüben liegen schubfreie Zeiten, in denen die Haut oft nur sehr trocken, leicht gerötet oder schuppig erscheint.
Zu den häufigsten Symptomen bei einem akuten Schub gehören:
- Rötungen und Entzündungen
- oft sehr starker Juckreiz
- schuppende oder verdickte Haut
- Hautrisse oder blutige Stellen
- Schwellungen
Die typischen Stellen für einen Neurodermitis-Schub sind bei Babys und Erwachsenen ähnlich, aber die Erscheinungsform unterscheidet sich jedoch:
- Bei Säuglingen breiten sich die Ekzeme oft großflächig aus.
- Bei Erwachsenen treten sie meist als münzgroße Bereiche auf.
Häufig betroffene Regionen im Gesicht sind:
- Wangen und Stirn
- Bereich um Mund und Lippen
- Augen, Augenlider und die Umgebung der Augen
- Hinter den Ohren und an der Ohrmuschel
- Hals
- Kopfhaut
Neurodermitis im Gesicht bei Babys und Kindern
Bei Säuglingen zeigt sich Neurodermitis oft zuerst auf den Wangen und am Kopf. Später können auch Rumpf, Streckseiten der Arme und Beine betroffen sein. Typisch sind rote, nässende und verkrustete Stellen auf den Wangen. Die Bereiche um die Nase bleiben meist von Entzündungen verschont. Häufig bessern sich die Symptome im Gesicht bis zum Ende des ersten Lebensjahres.
Behandlungsmöglichkeiten von Neurodermitis im Gesicht
- Für leichte bis mittlere Fälle im Gesicht und am Hals werden in der Regel schwache bis mittelstarke kortisonhaltige Cremes (topische Kortikosteroide) eingesetzt. Sie sollten jedoch nur kurzzeitig angewendet werden, um Nebenwirkungen wie eine Verdünnung der Haut zu vermeiden. Da die Haut von Babys Wirkstoffe schneller aufnimmt, ist Vorsicht geboten. TCS sollten in der Regel nur einmal täglich aufgetragen werden. Sehr starke Präparate sind für Babys und Kleinkinder ungeeignet.
- Als Alternative kommen Calcineurin-Inhibitoren in Frage. Diese Wirkstoffe wirken entzündungshemmend, sind besonders für empfindliche Hautstellen wie das Gesicht geeignet und führen nicht zur Hautverdünnung.
- Bei sehr schweren Verläufen, wenn lokale Behandlungen nicht ausreichen, kann eine systemische Therapie notwendig werden.
Was hilft bei einem akuten Neurodermitis-Schub?
Bei einem akuten Neurodermitis-Schub im Gesicht ist es wichtig, die Entzündung zu lindern, den Juckreiz zu stillen und die Hautbarriere zu stärken. Da die Gesichtshaut besonders empfindlich ist, sollte eine Behandlung immer in Rücksprache mit einem Hautarzt oder einer Hautärztin erfolgen.
Mögliche Behandlungen können verordnet werden:
- Kortisonhaltige Cremes: Diese Präparate wirken schnell und effektiv gegen Entzündungen. Im Gesicht sollten sie nur kurzzeitig und in niedriger Dosis angewendet werden, da sonst Nebenwirkungen wie Hautverdünnung auftreten können.
- Calcineurin-Inhibitoren (TCI): Wirkstoffe wie Tacrolimus (ab 2 Jahren) oder Pimecrolimus (ab 3 Monaten) sind eine gute Alternative zu Kortison, vor allem an empfindlichen Hautstellen wie dem Gesicht. Sie können im Schub eingesetzt werden und helfen auch, schubfreie Zeiten zu verlängern.
- Antihistaminika: Bei starkem Juckreiz, der oft im Schub auftritt, können Antihistaminika in Tablettenform helfen.
- Antiseptische oder antibiotische Mittel: Falls die entzündete Haut zusätzlich mit Bakterien oder Pilzen infiziert ist, können antibiotische Salben oder antiseptische Lösungen verschrieben werden.
Wichtig bleibt die Basispflege der Haut. Auch im akuten Schub bleibt die tägliche Hautpflege entscheidend:
- Bei trockener Haut eignen sich fetthaltige Salben und Cremes (Wasser-in-Öl-Emulsionen).
- Bei nässenden Ekzemen eignen sich leichtere und feuchthaltende Cremes oder Lotionen (Öl-in-Wasser-Emulsionen).
Mehr zu Behandlung von Neurodermitis lesen Sie hier.
Wann ist ein Arztbesuch notwendig?
Ein Arztbesuch ist bei Neurodermitis im Gesicht dann wichtig, wenn die Beschwerden nicht mehr allein mit Basispflege kontrollierbar sind oder sich deutlich verschlimmern. Typische Situationen sind:
- Stark ausbreitende, nässende oder eiternde Ekzeme: Das kann auf eine bakterielle Infektion hinweisen. In diesem Fall sind oft rezeptpflichtige Medikamente wie Kortisonpräparate oder Calcineurin-Inhibitoren nötig.
- Unerträglicher Juckreiz: Wenn Sie sich die Haut so stark aufkratzen, dass Verletzungen entstehen, sollte ärztliche Hilfe erfolgen.
- Entzündungen an Augenlidern oder Lippen: Diese Bereiche sind besonders empfindlich und brauchen eine spezialisierte Behandlung, um Folgeschäden zu verhindern.
- Hohe psychische Belastung: Sichtbare Hautveränderungen im Gesicht können das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen. Ärztliche und ggf. auch psychologische Unterstützung kann hier helfen.
Was ist die beste Gesichtspflege bei Neurodermitis?
Die tägliche Basispflege ist das Fundament der Behandlung und sollte auch in schubfreien Phasen konsequent durchgeführt werden. Da es der Neurodermitis-Haut an Feuchtigkeit und Lipiden fehlt, sollte man Produkte verwenden, die Feuchthaltefaktoren und rückfettende Inhaltsstoffe kombinieren.
Wichtig ist auch die Formel „Feucht auf feucht, fett auf trocken“
- Bei nässenden Ekzemen: wasserhaltige Lotionen oder leichte Cremes mit geringem Fettanteil, die kühlend wirken.
- Bei trockener, schuppiger Haut: fetthaltige Salben oder Cremes (Wasser-in-Öl-Emulsionen), die die Hautbarriere stärken und reparieren.
Pflege im akuten Schub
Bei einem akuten Schub reicht die Basispflege oft nicht aus. Dann können spezielle Akutcremes notwendig sein, zum Beispiel:
- kortisonfreie Cremes
- kortisonhaltige Cremes (kurzzeitig, nach ärztlicher Empfehlung)
- topische Calcineurin-Inhibitoren (TCI)
Wichtig: Vermeiden Sie Produkte mit Duft- oder Farbstoffen, Alkohol, Harnstoff (kann im Gesicht brennen) und starken Konservierungsmitteln wie Parabenen.
Sanfte Reinigung der Gesichtshaut
- Verwenden Sie seifenfreie, pH-neutrale (pH 5,5) Waschlotionen ohne Duftstoffe.
- Einmal täglich abends reinigen genügt. Morgens reicht lauwarmes Wasser.
- Nach dem Waschen das Gesicht sanft abtupfen, nicht rubbeln.
- Tragen Sie die Pflegeprodukte direkt auf die noch leicht feuchte Haut auf – so können sie besser wirken.
Darf man Make-up verwenden trotz Neurodermitis?
Grundsätzlich darf man bei Neurodermitis im Gesicht Make-up verwenden, aber es gibt dabei einige Dinge zu beachten, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen und Schübe zu vermeiden. Wichtig ist, den Zustand der Haut zu berücksichtigen und die Schminkprodukte sorgfältig auszuwählen.
In schubfreien Zeiten ist das Schminken aber möglich. Um die empfindliche Haut nicht zusätzlich zu reizen, sind feuchtigkeitsspendende Creme-Make-ups die beste Wahl, da Puder die Haut weiter austrocknen kann. Wichtig ist, Produkte zu verwenden, die frei von reizenden Stoffen wie Duft-, Konservierungs- und Farbstoffen sind.
Auch pflanzliche Inhaltsstoffe können Allergien auslösen. Produkte auf Mineralbasis oder speziell für empfindliche, allergische Haut konzipierte Kosmetik sind oft gut verträglich. Vor dem Schminken sollte immer eine passende, die Hautbarriere stärkende Basispflege aufgetragen werden, und abends muss das Make-up sanft und gründlich entfernt werden, um die Haut nicht zu belasten.
Welche Hausmittel können bei Neurodermitis Linderung schaffen?
Hausmittel können bei leichten Symptomen eine wohltuende Ergänzung zur Basispflege sein. Sie lindern oft den Juckreiz und beruhigen die Haut, können aber auch Nachteile haben.
Häufig genutzte Hausmittel sind:
- Feuchte Umschläge mit Wasser, schwarzem Tee oder Topfen können die Haut kühlen und Reizungen schnell mindern.
- Natürliche Öle wie Nachtkerzenöl, Borretschöl oder Olivenöl unterstützen die Hautbarriere und wirken dem Feuchtigkeitsverlust entgegen.
Mögliche Risiken von Hausmitteln sind:
- Apfelessig kann auf entzündeter oder rissiger Haut stark brennen.
- Pflanzliche Inhaltsstoffe wie Kamille oder Arnika können bei empfindlicher Haut leichte allergische Reaktionen auslösen.
- Joghurt oder Topfen-Packungen, die wieder abgewaschen werden müssen, belasten die Haut zusätzlich, da sie hauteigene Fette entfernen können. Bei unsachgemäßer Anwendung besteht das Risiko einer bakteriellen Verunreinigung.
Es ist deshalb ratsam, neue Hausmittel immer zuerst an einer kleinen Hautstelle zu testen und bei einem akuten Schub einen Arzt oder eine Ärztin zu konsultieren.
5 Tipps gegen Neurodermitis im Gesicht
- Sanfte Reinigung: Verwenden Sie milde, seifenfreie Reinigungsprodukte, die für empfindliche Haut geeignet sind. Waschen Sie das Gesicht mit lauwarmem Wasser und tupfen Sie es anschließend vorsichtig mit einem weichen Handtuch trocken, anstatt zu reiben.
- Konsequente Feuchtigkeitspflege: Cremen Sie Ihr Gesicht mindestens zweimal täglich mit einer Basispflege ein, die Glycerin, Hyaluronsäure oder Ceramide enthält. Achten Sie auf Produkte ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen.
- Vorsicht bei Kosmetika: Nutzen Sie hypoallergene Produkte, am besten nur in schubfreien Phasen. Make-up sollte frei von Duftstoffen, Alkohol, Mineralölen und Silikonen sein. Flüssige Texturen sind meist besser verträglich als Puder, der die Haut austrocknen kann.
- Nicht kratzen: Versuchen Sie, den Drang zu kratzen zu unterdrücken, da es Entzündungen und Juckreiz verstärkt. Halten Sie die Fingernägel kurz und lindern Sie Beschwerden durch Kühlung oder geeignete Cremes.
- Medikamente richtig anwenden: Kortisonhaltige Cremes sollten im Gesicht nur kurzfristig und nach ärztlicher Anweisung verwendet werden. Calcineurin-Inhibitoren sind oft eine gute Alternative, besonders im empfindlichen Bereich um die Augen.
FAQ
Nein, Neurodermitis ist nicht heilbar. Es handelt sich um eine chronische Hauterkrankung, bei der eine erblich bedingte Störung der Hautschutzbarriere eine ursächliche Rolle spielt. Dennoch kann man Neurodermitis mit einer individuell angepassten Therapie und konsequenter Basispflege der Haut gut in Griff bekommen und unangenehme Schübe oft weitgehend hintanhalten.
Im Babyalter deutet Milchschorf auf der Kopfhaut, manchmal auch auf Wangen und bei den Augenbrauen, darauf hin, dass eine Neurodermitis vorliegen könnte. Kommen Ekzeme im Bereich des Gesichtes, der behaarten Kopfhaut sowie an den Außenseiten von Armen und Beinen hinzu, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Neurodermitis, bei der die Haut sehr trocken, leicht gerötet oder schuppig erscheint. Im akuten Schub hingegen entzündet sich die Haut und wird stark gerötet. Manchmal können sich auch blutige Stellen, Schwellungen, Hautrisse, Verdickungen und Schuppen zeigen. Ein Kardinalsymptom ist zudem der starke Juckreiz.
Bei Neurodermitis im Gesicht können bestimmte Öle sehr hilfreich sein, aber die Verträglichkeit ist sehr individuell, und es ist wichtig, reine, hochwertige Öle zu verwenden. Geeignet für die Gesichtspflege sind etwa Nachtkerzenöl, Borretschöl, Mandelöl, Jojobaöl, Avocadoöl oder einfach Olivenöl. Anwenden sollte man die Öle aber nur in schubfreien Phasen als tägliche Basispflege. Sie sollten nicht auf offene, nässende oder stark entzündete Ekzeme aufgetragen werden.
Bei Neurodermitis im Gesicht sind Cremes geeignet, die feuchtigkeitsspendend, rückfettend, beruhigend und juckreizlindernd sind. Wichtig ist, keine Cremes mit Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen, Parabenen, Paraffinen und Silikonen zu verwenden.
Bei starkem Juckreiz im Gesicht hilft schnelle Kühlung, beispielsweise durch feuchte Umschläge, eventuell mit schwarzem Tee, oder kalten Kompressen. Parallel dazu sollte man juckreizlindernde Cremes verwenden, den Kratzdrang kontrollieren (klopfen statt kratzen, Fingernägel ganz kurz halten) und bekannte Auslöser meiden, um die Haut zu beruhigen und weitere Reizungen zu verhindern.
Klimek L et al (Hg): Weißbuch Allergie in Deutschland. Springer Medizin 2019.
S3-Leitlinie Atopische Dermatitis (AD) [Neurodermitis; atopisches Ekzem] Stand 16.06.2023
https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-027l_S3_Atopische-Dermatitis-AD-Neurodermitis-atopisches-Ekzem_2024-01.pdf, Abruf August 2025
Piquero-Casal J et al: Topical Non-Pharmacological Treatment for Facial Seborrheic Dermatitis, Dermatol Ther (Heidelb). 2019
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https://www.mein-allergie-portal.com/neurodermitis/3497-neurodermitis-im-gesicht-was-sollten-patienten-wissen.html, Abruf August 2025
https://www.neurodermitis.de/neurodermitis/stellen/gesicht/, Abruf August 2025