Nackte Frau haltet Tuch vor Schambereich
shutterstock.com

Scheidenpilz – Definition, Symptome, Behandlung, Vorbeugen

Im Regelfall verschwindet ein Pilz nicht von alleine, ein spontanes Abklingen der Beschwerden ist eher selten.
Meistens ist Scheidenpilz unkompliziert zu behandeln, eine Selbstbehandlung mit Antimykotika ist einfach möglich, die Beschwerden klingen im Regelfall nach einigen Tagen ab. In bestimmten Fällen ist es jedoch ratsam bzw. erforderlich, einen Arzt aufzusuchen.

Factbox – Scheidenpilz

Scheidenpilz: Pilzinfektion der Scheide

Häufigkeit: Scheidenpilz betrifft etwa 75 Prozent aller Frauen zumindest einmal im Leben, viele Frauen sind öfter betroffen.

Häufigster Erregertyp: Candida albicans

Weitere mögliche Erreger: Candida glabrata, Candida krusei, Candida parapsilosis, Candida tropicalis

Begünstigende Faktoren: Antibiotika und andere Medikamente (z.B. Immunsuppressiva, Zytostatika, Glukokortikoide), orale Kontrazeptiva, andere Erkrankungen (z.B. HIV-Infektion, Diabetes mellitus), Stress, psychische Belastung, Menstruation, Schwangerschaft

Symptome: Juckreiz im Bereich der Vulva und Vagina, Rötungen und Schwellungen der Vaginalschleimhaut und des unteren Genitalbereichs, Hautausschläge, Brennen im Bereich des Scheideneingangs, weißlich-krümeliger geruchloser Ausfluss (Fluor vaginalis), Schmerzen beim Urinieren, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr u.a.

Behandlung: Antimykotika (Antipilzmittel lokal als Salbe, Creme, Tabletten oder Zäpfchen) oder systemische Behandlung mit Tabletten zur oralen Einnahme

Worum handelt es sich bei einem Scheidenpilz?

Vaginalpilz, Scheidenpilz, vaginale Pilzinfektion, Vulvovaginitis candidomycetica, Vaginalmykose oder Vulvovaginalcandidose – viele Begriffe für ein und dieselbe Erkrankung, von welcher rund 75 Prozent aller Frauen zumindest einmal im Laufe ihres Lebens betroffen sind.

Der Scheidenpilz ist eine der häufigsten Erkrankungen im Genitalbereich der Frau, viele Frauen sind immer wieder davon betroffen. Es handelt sich – wie der Name bereits sagt – um eine Pilzinfektion der Scheide, allerdings um keine sexuell übertragbare Krankheit. Eine sexuelle Übertragung ist zwar prinzipiell möglich, allerdings zählt Scheidenpilz nicht zu den sexuell übertragbaren Krankheiten im klassischen Sinn.

Welche Ursachen hat Scheidenpilz?

Die Scheide ist bakteriell sehr dicht besiedelt, hauptsächlich mit sogenannten Laktobakterien (Milchsäurebakterien), auch Döderlein-Bakterien genannt. In der Scheidenschleimhaut wird Glykogen gebildet, das von den Laktobazillen zu Laktat (Milchsäure) verstoffwechselt wird, wodurch der pH-Wert in den sauren Bereich sinkt. Das saure Milieu der Scheide verhindert, dass krankheitsverursachende Keime in der Scheide überhandnehmen können. Das Vorkommen von Laktobakterien ist östrogenabhängig, weswegen die Konzentration an Laktobakterien in der Kindheit und ab den Wechseljahren vermindert ist.

Neben den Laktobakterien gibt es in der Vagina noch viele andere Mikroorganismen, darunter z.B. Mykoplasmen, Staphylokokken und Enterokokken oder Candida albicans, den Haupterreger von Scheidenpilz. Das saure Milieu der Scheide ermöglicht die Bereitstellung von Stickstoffmonoxid (NO), welches wiederum keimtötend wirkt. Dank des sauren Milieus können sich Krankheitserreger und damit auch ein möglicher in der Vagina vorhandener Pilz nicht unkontrolliert ausbreiten. Bei Störungen der mikrobiellen Besiedelung der Vagina kann es jedoch sein, dass sich Krankheitserreger, in diesem Fall Pilze, stark vermehren und eine Infektion verursachen.

Die häufigsten Erreger der vaginalen Pilzinfektion sind Hefen des Typs Candida, der häufigste Erregertyp ist Candida albicans, welcher für mehr als 80 Prozent aller Scheidenpilzinfektionen verantwortlich ist. Weitere mögliche Erreger von Vaginalpilz sind Candida glabrata, Candida krusei, Candida parapsilosis und Candida tropicalis, wobei diese verhältnismäßig selten anzutreffen sind.

Durch welche Faktoren wird eine Pilzinfektion begünstigt?

Es gibt einige Faktoren, die das Risiko für eine Pilzinfektion erhöhen. Zu diesen zählen u.a.:

  • Antibiotika: Durch die Einnahme von Antibiotika verändert sich die mikrobielle Besiedelung der Scheide, wodurch sich ein Pilz verstärkt vermehren und ausbreiten kann.
  • Andere Medikamente: Auch Immunsuppressiva, Zytostatika (Chemotherapeutika), Glukokortikoide (Kortison) und andere Medikamente können die mikrobielle Besiedelung beeinflussen und so das Risiko für einen Pilz erhöhen.
  • Orale Kontrazeptiva: Hoch dosierte orale Kontrazeptiva können das Scheidensekret auf Dauer verändern.
  • Andere Erkrankungen: Eine HIV-Infektion, Diabetes mellitus und andere Erkrankungen erhöhen das Risiko für eine Scheidenpilzinfektion ebenfalls. Bei Diabetes mellitus bietet der erhöhte Glukosegehalt im Blut und im Gewebe eine gute Nahrungsgrundlage für den Pilz.
  • Stress und psychische Belastung
  • Monatszyklus: Während der Monatsblutung ist das Risiko für eine Infektion erhöht. Das Milieu in der Scheide ist von hormonellen Einflüssen abhängig und variiert zyklisch. Mädchen bis zu Geschlechtsreife sind für Pilzinfektionen wenig empfänglich, mit Beginn der Geschlechtsreife steigt die Häufigkeit der Infektionen.
  • Schwangerschaft: Schwangere Frauen erleiden häufiger einen Scheidenpilz als nicht schwangere Frauen, was auf den veränderten Hormonhaushalt einer Frau während der Schwangerschaft zurückzuführen ist.

Symptome

Die Ausprägung der Symptome kann bei Scheidenpilz unterschiedlich sein, wobei die Symptome im Regelfall so charakteristisch sind, dass Frauen, die zuvor bereits einen Scheidenpilz hatten die Beschwerden bei dessen Wiederauftreten wiedererkennen.

Zu den Standardsymptomen zählen

  • Juckreiz im Bereich der Vulva und der Vagina,
  • Rötungen und Schwellungen der Vaginalschleimhaut und des unteren Genitalbereichs (geschwollene Schamlippen)
  • und weißer oder weißlich-krümeliger geruchloser Ausfluss.

Im weiteren Krankheitsverlauf kann es noch zu weiteren Beschwerden kommen, z.B.

  • schmerzhaftes Ablassen von Harn,
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Können die Symptome von selbst wieder verschwinden?

Im Regelfall verschwindet ein Pilz nicht von alleine, ein spontanes Abklingen der Beschwerden ist eher selten. Bei erstmaligem Auftreten der Symptome sollte ein Arzt aufgesucht werden um die Beschwerden genau abzuklären.

Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Symptome erstmals oder viermal bzw. mehr als viermal pro Jahr auftreten. Bei Unsicherheiten ist ein Arztbesuch prinzipiell ratsam, ebenso in Fällen, bei welchen mit Selbstmedikation keine Besserung der Beschwerden erreicht werden kann. Unbedingt notwendig ist der Arztbesuch bei einer Infektion während der Schwangerschaft und Stillzeit. Auch bei ungewöhnlichem Ausfluss oder anderen Symptomen wie Fieber, Schmerzen im Unterleib oder Übelkeit sollte ein Arztbesuch erfolgen.

Therapiemöglichkeiten mit Antipilzmitteln

Scheidenpilz ist heute gut behandelbar. Die Behandlung erfolgt mit Antipilzmitteln, sogenannten Antimykotika. Hierbei handelt es sich um Arzneistoffe, die bei Infektionen mit Pilzen zur Anwendung kommen. Bei einem Scheidenpilz erfolgt die Behandlung mit gegen Hefen wirksamen Antimykotika. Es stehen mehrere Medikamente zur Wahl, die entweder lokal oder oral verabreicht werden.

Lokal angewendete Präparate

Bei lokal angewendeten Präparaten gibt es unterschiedliche Darreichungsformen. Die Behandlung erfolgt entweder mit Salben, Cremen, Zäpfchen oder Vaginaltabletten. Die lokal verabreichten Medikamente werden von den meisten Frauen sehr gut vertragen und führen bei einem Großteil der Fälle zur vollständigen Heilung. Es empfiehlt sich, die Präparate vor dem Schlafengehen anzuwenden, sodass sich der Wirkstoff gut verteilen kann und nicht vorzeitig ausläuft. Zwischen den einzelnen Medikamenten gibt es Unterschiede hinsichtlich der Behandlungsdauer, die Behandlungsergebnisse sind bei nahezu allen Präparaten etwa gleich – die Beschwerden der vaginalen Pilzinfektion klingen bei ordnungsgemäßer Anwendung im Regelfall nach etwa drei Tagen ab.

Tabletten

In schwereren Fällen oder bei Frauen, bei welchen die Lokalbehandlung nicht zur gewünschten Besserung der Beschwerden führt erfolgt eine Therapie mit Tabletten zur oralen Einnahme (systemische Behandlung). Oral eingenommene Medikamente sind verschreibungspflichtig und dürfen nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden.

Behandlung des Partners

Der jeweilige Hefepilzstamm kann im Sperma des Partners zu finden sein, die Pilze können beim Geschlechtsverkehr auf den Mann übertragen werden. Allerdings leiden nur die wenigsten Männer unter Symptomen, folglich sind sich Männer einer Infektion meistens nicht bewusst. Wurde eine Frau mit Scheidenpilz erfolgreich behandelt, können die Erreger beim Geschlechtsverkehr wieder in die Scheide übertragen werden und die nächste Infektion verursachen, weswegen der Penis und das Sperma bei einer chronischen Form des Scheidenpilzes auf das Vorhandensein von Hefepilzen untersucht werden sollten. Findet sich die gleiche Hefeart wie bei der Frau, sollte mit einer entsprechenden Behandlung begonnen werden.

Krankheitsverlauf bei Scheidenpilz

Im Normalfall ist Scheidenpilz unkompliziert zu behandeln, eine Selbstbehandlung mit Antimykotika ist meistens einfach möglich, die Beschwerden klingen im Regelfall nach einigen Tagen ab. In bestimmten Fällen ist es jedoch ratsam bzw. erforderlich, einen Arzt aufzusuchen (siehe Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?). Ein Wiederauftreten der Erkrankung bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Behandlung mit dem Antipilzmittel längerfristig wirkungslos war, sondern ist eher ein Anzeichen dafür, dass das Scheidenmilieu erneut aus der Balance geraten ist, beispielsweise aufgrund einer Antibiotikatherapie oder starkem Stress.

So beugen Sie Scheidenpilz vor

  • Intimhygiene: Die Annahme, dass übertriebene Intimhygiene mit aggressiven Seifen vor einer Pilzinfektion schützt mag für so manchen logisch und nachvollziehbar sein, ist jedoch nicht richtig. Übertriebene Intimhygiene, Intimsprays, parfümierte Seifen, alkalische Seifen und Badezusätze können den natürlichen Säureschutzmantel angreifen. Wichtig ist eine regelmäßige und sorgfältige Intimhygiene mit Wasser und pH-neutralen Produkten.
  • Duschen: Duschen ist prinzipiell besser als ein Vollbad, bei erhöhtem Pilzrisiko sollte auf Vollbäder eher verzichtet werden.
  • Kleidung: Auf enge synthetische Kleidung sollte verzichtet werden, da Unterwäsche aus Kunstfasern durch Feuchtigkeits- und Wärmestau günstige Wachstumsvoraussetzungen für Pilze schafft. Besser ist atmungsaktive Unterwäsche aus Baumwolle. Nasse Kleidung, besonders nasse Badesachen, sollte nicht über längere Zeit am Körper trocknen.
  • Toilettenhygiene: Durch die Reinigung von hinten (After) nach vorne (Scheide) können Krankheitserreger aus dem Darm in den Scheidenbereich verschleppt werden. Um derartige Schmierinfektionen zu vermeiden, sollte von vorne nach hinten gereinigt werden.
  • Wäschewaschen: Unterwäsche und Handtücher sollten stets bei hohen Temperaturen gewaschen werden. Bei einer bestehenden Infektion sollten die Handtücher täglich gewechselt werden.
  • Ernährung: Da sich Pilze überwiegend von Zucker ernähren, sollte Zucker bei erhöhtem Scheidenpilz-Risiko in Maßen konsumiert werden. Die Antipilzdiät ist wissenschaftlich nicht belegt.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Lex P.; Vulvovaginale Candidose aus der Praxis, Gyn-Aktiv 02/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Farr A., Kiss H.; Die vulvovaginale Candidose – eine triviale Erkrankung?, Apo Punkte 03/2016, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Ginter-Hanselmayer G.; Genitale Candidose, Spectrum Dermatologie 03/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Wolf E.; Vaginale Infektionen, Spectrum Urologie 03/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Kail N.; Rezidivierende vulvovaginale Candidiasis (RVVC), Österreichische Ärztezeitung 05/2008, Verlagshaus der Ärzte Gesellschaft mbH

Bas H.; Vulvovaginale Candidiasis – wie vorbeugen?, ARS Medici 09/2005, Rosenfluh Publikationen AG

Bas H.; Vulvovaginalkandidose – wie man sie erkennt und behandelt, ARS Medici 24/2004, Rosenfluh Publikationen AG

Das könnte Sie auch interessieren
Die wichtigsten Allergene

Die 14 wichtigsten Allergene bei Nahrungsmittelallergie

Nahrungsmittelallergien sind weit verbreitet und können das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen.

Baby erhält die Meningokokken-Impfung von einer Ärztin

Meningokokken-Impfung

Die Meningokokken-Impfung schützt vor einer Infektion durch bestimmte Untergruppen der Meningokokken-Bakterien, die schwere Krankheiten wie Gehirnhautentzündung und Blutvergiftung auslösen können. Diese Erkrankungen können mit ernsthaften Komplikationen verbunden sein.

Baby bekommt eine Rotavirus Schluckimpfung

Rotavirus-Impfung

Die Rotavirus-Impfung ist eine Schluckimpfung, die gegen eine Infektion mit Rotaviren schützt. Rotaviren sind die häufigste Ursache für virale Durchfallerkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern.