Dr. Alexander Bräuer
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Der diabetische Fuß

Der diabetische Fuß ist eine gefürchtete Folge einer Diabeteserkrankung. Trotzdem ist diese Komplikation, die im schlimmsten Fall mit einer Amputation endet, nicht jedem bekannt. Worauf man als Betroffener achten sollte und warum es auch auf gutes Schuhwerk ankommt, darüber informiert Dr. Alexander Bräuer, Klinik Hietzing, anläßlich des Diabetestages 2022 in Wien.

Der diabetische Fuß, Interview am Wiener Diabetestag 2022 mit Dr. Alexander Bräuer, Klinik Ottakring.

Muss sich jeder Diabetes-Betroffene vor der Entwicklung eines diabetischen Fußes fürchten?

Dr. Alexander Bräuer: Prinzipiell ist die Furcht vor einem diabetischen Fußsyndrom berechtigt. Wenn es weit fortgeschritten ist, bleibt eigentlich meist nur die Amputation. Circa ein Viertel aller Diabetiker entwickeln ein diabetisches Fußsyndrom. Das heißt, wenn man annimmt, dass circa 10 Prozent der österreichischen Bevölkerung Diabetiker sind, sind  das 800.000 und davon ein Viertel, also ungefähr 200.000 Menschen in Österreich, sind davon betroffen in den unterschiedlichsten Stadien.

Das geht von einfachen Druckstellen, wo sich dann Ulcara darunter bilden, bis eben zu nekrotischen Zehen. Die Behandlung ist sehr langwierig und dauert auch viele Jahre, bis da eventuell wieder eine Heilung geschehen ist.

Was verursacht dieses Problem?

Dr. Alexander Bräuer: Die häufigste Ursache ist eine Kombination aus einer Polyneuropathie, der Nervenschädigung und einer PAVK, die zu einer Unterversorgung der Extremität führt. Bei der Polyneuropathie ist klassischerweise, dass die Patienten das Bein nicht spüren. Zusätzlich kommt die Autonome Neuropathie, wo es zu einer Störung der Haut kommt, weil die Schweißdrüsen nicht mehr richtig angesteuert werden, die Temperaturregulation ist gestört und wenn eben auch die sensorische Neuropathie dabei ist, wo die Patienten Druckstellen oder offene Stellen nicht spüren, dann wird der Fuß falsch belastet, und unter diesen Hornhautschwielen, können sich dann eben diese Ulcera bilden, die dann oft viel, viel zu spät bemerkt werden.

Woran erkennt man erste Anzeichen?

Dr. Alexander Bräuer: Die typischen Frühsymptome sind eingeschlafene Füße, ein Kribbeln in den Beinen und Ameisenlaufen wird oft geschildert. Als Arzt kann man es auch testen. Es gibt verschiedene Testmethoden, die allerdings nicht immer gemacht werden. Die simpelste Methode ist, einfach nachzufragen und sich auch die Beine anzuschauen oder einen simplen Berührungsstatus an den Beinen zu machen.

Die Patienten merken es eben, wie gesagt, an den Polyneuropathie Symptomen. Also eigentlich die Schmerzen sind das, was die Patienten am meisten berichten. Alles was davor ist, wenn es irgendwie gefühllos ist, wird eigentlich kaum bemerkt, weil es nicht auffällt.

Dies kann behandelt werden mit Neuroleptika,  also mit Gabapentin zum Beispiel und die Blutzucker Optimierung ist natürlich das Allerwichtigste. Einen Patienten den ich hatte, das ist für mich so das Beispiel, dass ich allen mitgebe, ist – der hat er den HAB1c von 8,2 übergewichtig und hat dann eine dreifach Therapie bekommen, hat er dann auf einmal den HAB1c von 6,9 und hat davor berichtet, er hatte vor allem am Abend immer dieses Brennen, diese Schmerzen, er konnte kaum schlafen, er hat dann ein Neuroleptika zusätzlich bekommen, und nachdem der Blutzucker HAB1c dann auf 6, 9, dann auf 7,0 war, hat er dann gesagt, die neue Neuropathie ist wie weggeblasen ist. Die Nervenschädigung kann sich auch wieder zurückbilden. Das ist die Hoffnung, die man den Patienten auch immer geben kann. Das ist keine One Way Street, geht auch wieder zurück.

Warum ist es wichtig, auf gutes Schuhwerk zu achten?

Dr. Alexander Bräuer: Schuhe tragen wir jeden Tag, und wenn die Schuhe drücken, und man spürt nicht, dass die Schuhe drücken und wir alle haben irgendwann mal das Kind einen Wandertag gemacht, wo wir nachher Blasen hatten und wissen, wie furchtbar weh das tut und wenn wir aber nicht mehr merken, dass die Schuhe drücken, dann ist es natürlich der erste Weg zu irgendeinem Druckgeschwür.

Prinzipiell sollten Schuhe bequem sein, sollten weit genug sein, sollten jetzt nicht übermäßig groß sein. Was oft Patienten mitbringen, wenn man ihnen schon sagt, oder wenn sie schon einen Verbandsschuh bekommen, einen sündhaft teuren orthopädischen Verbandsschuh, kommen sie am nächsten Tag mit irgendwelchen neuen Plastikschlapfen, weil die so super toll sind und super bequem, die aber genau wieder an dieselbe Stelle drücken. Es können dann auch Fußfehlstellungen sein, wie z.B. Krallenzehen, wo dann einfach Stellen belastet werden, die Prinzipien nicht belastet werden sollen. Der Innenriss ist normalerweise nicht belastet und wenn es da zu einer Belastung kommt, dann entsteht da halt viel Hornhaut und auch leichte ein Ulcus.

Was sollte man bei der Fußpflege beachten?

Dr. Alexander Bräuer: Man soll als Diabetiker zumindest zweimal am Tag auf seine Füße schauen. Die Füße sind extrem wichtig, habe ich schon gesagt. Zweimal am Tag, am besten beim Socken anziehen und beim Socken ausziehen oder beim Schuhe anziehen und beim Schuhe ausziehen, einfach die Füße kurz kontrollieren und schauen, ob irgendwo Risse entstanden sind. Vielleicht wenn Hornhaut ist, dann versuchen mit einem Bimsstein die Hornhaut, also die Füße unter der Dusche aufwecken zu lassen oder in einem nicht so langem Fußbad die Füße ein bisschen aufwecken zu lassen und dann die Hornhaut mit einem Bimsstein abzutragen.

Was auf keinen Fall genommen werden soll, sind Hornhauthobel, das ist quasi der erste Schritt zum Ulcus, da können Sie sich gleich den Termin beim Chirurgen ausmachen. Keine Zangen oder sonst irgendwelche schweren Geräte an die Zehen lassen, sonst, wenn die Haut sehr trocken ist, am besten mit irgendwelchen rückfettenden Salben, nicht zwischen den Zehen, weil das begünstigt eher einen Fußpilz.

Die Salben gibt’s auch im Drogeriemarkt. Die sind auch sehr gut um Hornhaut aufzuweichen. Worauf man auch achten soll, ist, dass wenn irgendwo Risse entstanden sind in der Hornhaut, gerade an der Ferse, dass das nicht anfängt zu bluten.

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