Syphilis Virus Grafik
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Syphilis: Was ist das und welche Folgen hat die Krankheit?

Syphilis ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht wird und zu den sexuell übertragbaren Krankheiten zählt. Der Verlauf der Erkrankung kann sehr unterschiedlich sein, sie kann ohne Therapie ausheilen oder aber chronisch verlaufen und schwere Organschäden verursachen. Ansteckung, Symptome, Diagnose und Behandlung - Lesen Sie hier alles Wichtige über Syphilis.

Factbox – Syphillis

Syphilis: Infektionskrankheit, sexuell übertragbare Krankheit

Ursache: Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum

Ansteckung: Sexuelle Kontakte u. a.

Verlauf: Vier Krankheitsstadien (der Verlauf und die Symptome können individuell sehr verschieden sein)

Symptome: Hautgeschwüre an der Eintrittsstelle des Erregers, Lymphknotenschwellung, Hauterscheinungen, Haarausfall, Befall der inneren Organe, Entzündungen im ZNS u. a. (abhängig vom Krankheitsstadium)

Diagnose: Anamnese, mikroskopischer Erregernachweis, Blutuntersuchung u. a.

Therapie: Antibiotika

Was ist Syphilis?

Bei Syphilis, auch Lues, Lues venerea, harter Schlacker oder „Franzosenkrankheit“ (maladie française) genannt, handelt es sich um eine hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr übertragene bakterielle Infektionskrankheit. Syphilis zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (STD).

Die Erkrankung kommt weltweit vor und ist in Österreich meldepflichtig. Die Zahl der Erkrankungsfälle ging seit Ende der 1970er-Jahre zurück, seit 1993, dem Jahr mit der niedrigsten Zahl an gemeldeten Syphilis-Fällen, ist die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) wieder stärker angestiegen – während 1993 124 Fälle von Syphilis gemeldet wurden, waren es 2007 mit 420 Fällen mehr als dreimal so viele. Einer der Gründe für den Anstieg der Fallzahlen ist Unbedachtsamkeit bei sexuellen Kontakten. Syphilis betrifft Männer und Frauen, wobei die meisten Betroffenen Männer sind. Besonders gefährdet sind homosexuelle Männer.

Ansteckung

Ursache für Syphilis ist eine Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum. Häufigster Übertragungsweg ist hetero- oder homosexueller Geschlechtsverkehr, prinzipiell kann jedoch jede Art von Schleimhautkontakt zur Ansteckung führen – die Infektion kann also auch beim Küssen, bei Oral- und Analverkehr erfolgen. Die Erreger nutzen kleinste (Schleim-)Hautläsionen im Genital- und Analbereich oder im Bereich der Mundhöhle um in den Körper einzudringen. Erhöhtes Risiko für eine Infektion besteht u. a. bei Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern.

Weitere Übertragungswege sind kontaminiertes Spritzbesteck und Blutprodukte/Bluttransfusionen, von welchen in Österreich jedoch praktisch keine Ansteckungsgefahr ausgeht. Weiters gibt es auch eine angeborene Form der Syphilis. Mit Syphilis infizierte schwangere Frauen können Treponema pallidum nach dem vierten Schwangerschaftsmonat auf das Kind übertragen, in solchen Fällen ist von „Lues connata“ die Rede. Besonders hoch ist das Risiko in frühen Krankheitsstadien. Während der Vorsorgeuntersuchung während der Schwangerschaft wird ein Syphilis-Screening (Blutuntersuchung) durchgeführt, um zu untersuchen, ob eine Infektion bei der Mutter vorliegt.

Die Inkubationszeit (Zeitraum zwischen dem Eindringen eines Krankheitserregers in den Körper und dem Ausbruch der Krankheit/Auftreten der ersten Symptome) beträgt zehn Tage bis drei Monate.

Verlauf und Symptome

Eine Infektion mit Syphilis kann asymptomatisch verlaufen, was bedeutet, dass es bei Infizierten zu keinen Symptomen/Beschwerden kommt. Bei einem großen Teil aller Betroffenen zeigen sich allerdings Symptome*, die sich von Patient zu Patient sehr unterscheiden können.

Im Allgemeinen verläuft die Erkrankung in vier Stadien, wobei der Zeitabstand zwischen den einzelnen Stadien und deren Ausprägung individuell verschieden sein können. Die ersten beiden Stadien werden als „Frühsyphilis“ bezeichnet, die letzten beiden als „Spätsyphilis“. Ansteckend ist die Krankheit in den ersten beiden Stadien.

Stadium 1

Nach der Inkubationszeit bildet sich im Bereich der Eintrittsstelle des Erregers ein rötliches Knötchen, welches leicht übersehen werden kann (Primäraffekt). Bei Männern zeigt sich dieses zumeist erste Syphilis-Anzeichen häufig am Penis, bei Frauen im Bereich der Schamlippen oder in der Vagina. Im Fall einer Ansteckung über Oralverkehr können der Rachen, die Mundhöhle oder die Lippen betroffen sein, bei einer Infektion über Analverkehr der Anus oder Enddarm. Das Knötchen entwickelt sich nach und nach zu einem Geschwür (Ulcus durum), welches begrenzt ist und einen harten Rand hat. Im Geschwür lässt sich eine hohe Dichte an Treponema pallidum nachweisen, das Geschwür ist also sehr ansteckend. In der Regel heilt es innerhalb einiger Wochen (unter Narbenbildung) aus. Außerdem kommt es zu einem Anschwellen der Lymphknoten im Bereich des Geschwürs.

Stadium 2

Unbehandelt breiten sich die Erreger über die Blut- und Lymphbahnen im Körper aus. Die Erkrankung geht in das nächste Stadium über und kann sich durch eine Vielzahl von Hauterscheinungen und anderen Krankheitszeichen bemerkbar machen. Mögliche Symptome sind grippeähnliche Beschwerden wie Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, weitere Lymphknotenschwellungen, Hautausschlag (Exanthem), Depigmentierung im Halsbereich („Halsband der Venus“), nässende Hautveränderungen (Condylomata lata), Schleimhautveränderungen in der Mundhöhle und Bildung von Pappeln/Plaques, geschwollene Mandeln, Haarausfall u. a. Die Symptome können nach einigen Wochen abklingen oder (mehrfach) wiederkehren.

Ruhephase (Latenz)

Nach dem zweiten Stadium kann die Erkrankung zum Stillstand kommen, der mehrere Jahre anhalten kann und während welchem keine Symptome auftreten. Ruhephase bzw. Stillstand bedeutet jedoch nicht, dass die Erreger verschwunden sind. Sie befinden sich nach wie vor im Körper, im frühlatenten Stadium ist die Erkrankung auch infektiös. Irgendwann kann die Erkrankung dann als Spätsyphilis wieder ausbrechen.

Stadium 3

Neben der Haut und den Schleimhäuten sind in diesem Stadium auch andere Organe und Strukturen betroffen. Hierzu kann auch die Wand der Aorta (Hauptschlagader) zählen. In Folge einer solchen sogenannten syphilitischen Mesoaortitis (Schädigung der Aortenwand in Folge einer Syphilis) kann es zu einem lebensgefährlichen Aortenaneurysma kommen. Charakteristisch für das dritte Stadium sind außerdem sogenannte Gummen, die sich im Körper bilden können. Hierbei handelt es sich um prall-elastische Knoten/knotenartige Erhabenheiten der Haut mit gummiartiger Konsistenz, die aufbrechen und Geschwüre bilden können.

Stadium 4

Unbehandelt kann es Jahre bis Jahrzehnte nach der Infektion zu einem Übergriff der Erkrankung auf das zentrale Nervensystem kommen (Neurosyphilis) und in weiterer Folge, abhängig davon welcher Teil von Gehirn und/oder Rückenmark betroffen ist, zu verschiedenen neurologischen Symptomen. Typische Erscheinungsformen des vierten Stadiums der Syphilis sind die „Tabes dorsalis“ (Degeneration der Rückenmarkshinterstränge mit entsprechenden neurologischen Ausfällen) und die progressive Paralyse, die mit dem Abbau intellektueller Fähigkeiten, Störungen der Bewegungskoordination, Sprachstörungen und anderen Symptomen einhergehen kann und unbehandelt zum Tod führt.

Die Auflistung der hier angeführten Anzeichen und Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Krankheit sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Anzeichen/Symptom bei Syphilis auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.

Diagnose

Im Rahmen der Abklärung werden nach der Anamnese verschiedene Untersuchungen und Tests durchgeführt*. Im Frühstadium können die Erreger u. a. im Sekret der Geschwüre mittels einer speziellen Mikroskopiertechnik nachgewiesen werden (Dunkelfeldmikroskopie; direkter mikroskopischer Erregernachweis im Dunkelfeld). Eine Blutuntersuchung liefert, wenn die betroffene Person Syphilis hat, frühestens nach zwei bis drei Wochen ein positives Ergebnis, wenn die Erreger in die Blutbahn übergetreten sind. Bei positivem Ergebnis wird ein weiterer Test mit einem anderen Verfahren durchgeführt, um die Diagnose zu sichern („Bestätigungstest“). Ist die Diagnose gesichert wird mittels Laboruntersuchung untersucht, ob es sich um eine alte oder neue (aktive) Infektion handelt. Im Zuge der weiteren Abklärung können noch andere Untersuchungen notwendig sein, um das genaue Ausmaß der Erkrankung zu erfassen und mögliche Begleiterkrankungen auszuschließen (z. B. Liquorpunktion). Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation.

Therapie

Durch eine Therapie mit Antibiotika kann Syphilis geheilt werden. Mittel der ersten Wahl ist Penicillin G (Benzathin-Benzylpenicillin). Die Dauer und Dosierung der Behandlung richten sich nach dem Krankheitsstadium und anderen Faktoren (z. B. Vorliegen einer Neurosyphilis, Vorliegen einer HIV-Infektion, bestehende Schwangerschaft etc.).

Grundsätzlich wird immer eine Therapie mit Penicillin angestrebt, unter Umständen (z. B. im Fall einer Penicillinallergie) ist als Alternative die Behandlung mit Tetracyklinen (Gruppe von Antibiotika, z. B. Doxycyclin) möglich. Zusätzlich zur Behandlung mit Antibiotika können, abhängig vom Stadium der Erkrankung, weitere Medikamente notwendig sein. Nach erfolgter Therapie sind in regelmäßigen Abständen Kontrollen notwendig, im Rahmen welcher das Blut mittels spezieller Tests auf Antikörper gegen die Erreger untersucht wird.

Bei sexuellen Kontakten innerhalb von drei Monaten** vor Diagnosestellung einer Syphilis im ersten oder zweiten Stadium oder im frühen Latenzstadium sollten alle Sexualpartner untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Wichtige vorbeugende Maßnahme gegen Syphilis ist die Verwendung von Kondomen, die das Risiko für Syphilis reduzieren können.

*Die folgenden Abschnitte nehmen Bezug auf erwachsene Patienten, nicht auf angeborene Syphilis/infizierte Neugeborene und Syphilis während der Schwangerschaft.
**Angaben variieren in der Literatur.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Heller-Vitouch C.; „Safer Sex” war gestern: Sexuell übertragbare Erkrankungen, Spectrum Dermatologie 02/2018, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Aebi-Popp K.; Sexuell übertragbare Infektionen bei Frauen – ein Update 2017 mit neuen Entwicklungen, Schweizer Zeitschrift für Gynäkologie 02/2017, Rosenfluh Publikationen AG

Mylonas I.; Syphilis (Lues). In: Sexuell übertragbare Erkrankungen, 2016, Springer, Berlin, Heidelberg

Geusau A.; Spezielle Aspekte der Syphilis, Spectrum Dermatologie 03/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Duffner C.; Die Renaissance der Syphilis, doXmedical 01/2013, Rosenfluh Publikationen AG

Stary A.; Rasante Zunahme der „Klassiker” Syphilis und Gonorrhö, Universum Innere Medizin 06/2011, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Syphilis-Zahlen in Deutschland steigen weiter an, Deutsches Ärzteblatt, 12.02.2014, URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Syphilis?nid=99173

Syphilis – Robert Koch Institut (RKI) Ratgeber, 2007, URL: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Syphilis.html;jsessionid=7733A693B2F6550CA0CA82427DC39E54.1_cid298

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