Baby erhält die Meningokokken-Impfung von einer Ärztin
Foto: Tatevik Bagdasaryan/shutterstock

Meningokokken-Impfung

Die Meningokokken-Impfung schützt vor einer Infektion durch bestimmte Untergruppen der Meningokokken-Bakterien, die schwere Krankheiten wie Gehirnhautentzündung und Blutvergiftung auslösen können. Diese Erkrankungen können mit ernsthaften Komplikationen verbunden sein. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige zur Meningokokken-Impfung – wer sich impfen lassen sollte, welche Impfstoffe zur Verfügung stehen und welche Nebenwirkungen auftreten können, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene.

Meningokokken-Impfung

Definition: Totimpfstoff gegen die wichtigsten Subtypen von Meningokokken

Dosierung: je nach Alter und Impfstoff 1 bis 3 Teilimpfungen

Empfohlen für: alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko, Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko, Pilgerreisende und Reisende in endemische Gebiete

Kontraindikationen: Überempfindlichkeiten gegen Wirkstoffe und sonstige Bestandteile der Impfung sowie schwere fieberhafte Erkrankungen

Kosten: keine bzw. abhängig vom Impfstoff

Was sind Meningokokken?

Meningokokken sind Bakterien, die den menschlichen Nasen-Rachen-Raum besiedeln. Ihr Fachbegriff lautet Neisseria meningitidis, und es gibt verschiedene gefährliche Typen von Meningokokken (A, B, C, W 135, Y).

Welche Folgen kann eine Meningokokken-Infektion haben?

Etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung tragen Meningokokken-Bakterien in sich, ohne krank zu werden. Doch bestimmte Stämme dieser Bakterien können, wenn sie über die Schleimhaut ins Blut gelangen, schwere Erkrankungen mit ernsthaften Komplikationen verursachen. Zu den häufigsten und schwerwiegendsten Erkrankungen zählen die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis) und die Blutvergiftung (Sepsis). Diese Krankheiten entwickeln sich oft sehr schnell. Symptome einer Meningitis sind plötzlich einsetzendes hohes Fieber, Übelkeit, Erbrechen, starke Kopfschmerzen und eine steife Nackenmuskulatur. Auch Bewusstseinsveränderungen und punktförmige Hautblutungen können auftreten. Die Sterblichkeitsrate bei Meningokokken-Erkrankungen liegt bei etwa 10 Prozent. Bei 20 Prozent der Betroffenen führen diese zu schweren Langzeitfolgen wie Narbenbildung, Verlust von Gliedmaßen, Lähmungen, Taubheit oder Entwicklungsstörungen.

Wie erfolgt die Übertragung von Meningokokken?

Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Dies geschieht beim Niesen, Husten, Küssen oder beim gemeinsamen Benutzen von Gegenständen wie Gläsern, besonders in Umgebungen mit engem Kontakt zwischen Personen.

Wer ist besonders gefährdet?

Besonders gefährdet, eine Meningokokken-assoziierte Erkrankung zu entwickeln, sind Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche, aber grundsätzlich kann jeder Mensch in jedem Alter betroffen sein.

Besteht eine Meldepflicht für Meningokokken-Erkrankungen?

In Österreich sind Meningokokken-Erkrankungen meldepflichtig. Erkrankte Personen müssen umgehend im Krankenhaus isoliert werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Wo sind Meningokokken verbreitet?

Meningokokken sind weltweit verbreitet. Besonders gefährlich sind die Serotypen der Gruppen A, B, C, W135 und Y. In Österreich tritt die Gruppe B am häufigsten auf, aber auch die Gruppen C und Y spiele eine Rolle.

Was ist die Meningokokken-Impfung?

Die Meningokokken-Impfung ist eine aktive Schutzimpfung gegen Meningokokken-Infektionen. Dabei handelt es sich um Totimpfstoffe, die typische Bestandteile der Meningokokken-Bakterien enthalten. Als Impfung führen sie nicht zur Erkrankung, regen aber den Körper an, spezifische Antikörper zu bilden. Der Impfschutz variiert je nach Impfstoff zwischen 75 und 100 Prozent gegen die spezifischen Meningokokken-Stämme.

Welche Meningokokken-Impfungen gibt es?

Es existieren verschiedene, gegen unterschiedliche Meningokokken Stämme wirksame Impfstoffe. Diese Stämme sind A, B, C, W135 und Y. Die Impfungen selbst sind in drei Gruppen geteilt:

  • Meningokokken B Impfung
  • Meningokokken C Impfung
  • Meningokokken A,C, W135, Y Impfung

Das Impfschema für die Meningokokken-Impfung hängt vom verwendeten Impfstoff und vom Alter der zu impfenden Person ab.

Wer sollte sich gegen Meningokokken impfen lassen?

Der österreichische Impfplan empfiehlt die Impfung gegen Meningokokken der Gruppen B sowie A, C, W135 und Y für alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Darüber hinaus sind Meningokokken Impfungen bei folgenden Indikationen empfohlen:

  • Personen mit einem erhöhten Risiko für eine Erkrankung aufgrund von angeborenen oder erworbenen Immundefekten, vor oder während bestimmter Therapien (z.B. Eculizumab-Therapie, Therapien mit T-Zell- und B-Zell-Immunsuppressiva oder Biologika).
  • Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko (etwa Personen mit engem Kontakt zu Meningokokken-Erkrankten, spezifisches Laborpersonal, Rettungs- oder Krankentransportdienste)

Für Pilgerreisende und Reisende in Länder mit endemischen oder hyperendemischen Vorkommen von Meningokokken, die engen Kontakt zur lokalen Bevölkerung pflegen, wird die Impfung gegen Meningokokken ACWY empfohlen.

Was ist bei der Meningokokken-Impfung für Kinder zu beachten?

Meningokokken B Impfung

Diese Impfung ist für alle Kinder und Jugendlichen empfohlen (beginnend ab dem zweiten vollendeten Lebensmonat), ist aber nicht Teil des kostenfreien Impfprogramms. Nachholimpfungen sind bis zum vollendeten 25. Lebensjahr empfohlen. Es gibt zwei Impfstoffe gegen Meningokokken der Gruppe B – Bexsero und Trumenba – , die jeweils unterschiedliche Impfschemata haben. Während der Grundimmunisierung und bei Auffrischungsimpfungen sind Trumenba und Bexsero nicht austauschbar. Weiterführende Impfungen sollten mit demselben Impfstoff durchgeführt werden.

Meningokokken A, C, W135 und Y Impfung

Diese Impfung ist für Kleinkinder ab dem 13. Lebensmonat empfohlen, ist aber nicht Teil des kostenfreien Impfprogramms. Nachholimpfungen sind bis zum vollendeten 10. Lebensjahr empfohlen. Obwohl eine Impfung, die sich ausschließlich gegen den Stamm C richtet, möglich ist, wird für Kinder mit Risikofaktoren eine ACWY-Impfung empfohlen.

Die Impfung für Schulkinder ist nach der Impfung im Säuglings- und Kleinkindalter vom vollendeten 10. Lebensjahr bis zum vollendeten 13. Lebensjahr im kostenfreien Impfprogramm enthalten und sollte idealerweise auch in dieser Zeit erfolgen, da dann der zweite Erkrankungsgipfel beginnt. Nachholimpfungen gegen Meningokokken ACWY sollten bis zum vollendeten 25. Lebensjahr erfolgen. Weitere Impfungen nach der einmaligen Impfung im Schulalter sind derzeit nur bei Vorliegen einer spezifischen Indikation empfohlen.

Wann ist die Meningokokken-Impfung für Erwachsene empfohlen?

Meningokokken B Impfung

Für Erwachsene ist die Impfung gegen Meningokokken B empfohlen, wenn bestimmte Indikationen vorliegen, wie sie bereits im Abschnitt „Wer sollte sich gegen Meningokokken impfen lassen?“ erläutert wurden. Für Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko oder einer andauernden Indikation wird zudem alle fünf Jahre eine Auffrischungsimpfung empfohlen.

Meningokokken A, C, W135 und Y Impfung

Die Vierfach-Impfung gegen die Meningokokken-Stämme A, C, W135 und Y wird für Erwachsene empfohlen, die bestimmten Risikogruppen angehören oder eine Reise in Gebiete planen, wo ein erhöhtes Risiko für Meningokokken-Infektionen besteht.

Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen sind möglich?

Normalerweise ist die Meningokokken-Impfung gut verträglich. Da dadurch aber auch die körpereigene Abwehr angeregt wird, kann es zu vorübergehenden Impfreaktionen kommen. Diese klingen aber in der Regel nach kurzer Zeit wieder ab.

Folgende Impfreaktionen bzw. Nebenwirkungen sind möglich:

  • verstärkte Lokalreaktion an der Impfstelle
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Durchfall
  • Schüttelfrost
  • Lymphknotenschwellung (selten)
  • allergische Reaktionen der Haut oder Atemwege (sehr selten)

Bei Babys und Kindern können zudem folgende Nebenwirkungen auftreten:

  • vorübergehende Essstörungen
  • ungewöhnliches Schreien oder Weinen
  • Erbrechen
  • Reizbarkeit
  • Hautausschlag
  • Fieber, das bei sehr kleinen Kindern vereinzelt bis zum (folgenlosen) Fieberkrampf geht

Wann darf nicht geimpft werden?

Wie bei jeder Impfung besteht eine Kontraindikation, wenn man:

  • an einer akuten Erkrankung leidet und über 38,5 Grad Celsius Fieber hat oder
  • auf den Meningokokken-Impfstoff oder einen seiner Bestandteile allergisch ist.

Wo wird geimpft?

Die Impfung kann man bei niedergelassenen KinderärztInnen bzw. praktischen ÄrztInnen oder in den öffentlichen Impfstellen durchführen lassen.

Was kostet die Impfung?

Die A,C, W135, Y Meningokokken Impfung ist für Kinder vom vollendeten 10. Lebensjahr bis zum vollendeten 13. Lebensjahr im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Alle anderen Meningokokken-Impfungen sind privat zu bezahlen. Die Kosten dafür sind abhängig von der Art der Impfung und regionalen Unterschieden.

FAQ

Für die Meningokokken-Impfung gibt es Empfehlungen der Impfexperten für Reisen in den (erweiterten) afrikanischen „Meningitisgürtel“ von Senegal bis Äthiopien. Außerdem wird zur Impfung geraten, wenn man in Länder mit aktuell epidemischen Ausbrüchen reist. Dies gilt besonders, wenn man Kontakt zur einheimischen Bevölkerung hat. Und: Bei einer Pilgerreise nach Saudi-Arabien und in einzelnen Ländern des „Meningitisgürtels“ gibt es eine Impfpflicht, und die Impfung muss nachgewiesen werden.

Die Dauer des Impfschutzes bei Meningokokken-Impfungen hängt von der Art des Impfstoffs ab.
Die Meningokokken C und ACWY-Impfungen bieten einen langanhaltenden Schutz, der bei den meisten Menschen mindestens fünf Jahre anhält. Der Schutz durch die Meningokokken-B-Impfung nimmt schneller ab. Abhängig vom jeweiligen Impfstoff und Impfplan kann eine Auffrischung nach einigen Jahren notwendig sein.

Durch eine Meningokokken Impfung wird die körpereigene Immunabwehr angeregt, Antikörper zu bilden. Dadurch kann es auch zu vorübergehenden, unangenehmen unerwünschten Impfreaktionen, nicht aber zu einer Meningokokken Erkrankung kommen.

Bei der Meningokokken-Impfung wird ein Totimpfstoff verwendet, der kein vermehrungsfähiges infektiöses Material enthält und die Infektionskrankheit nicht auslösen kann. Daher ist die Meningokokken-Impfung auch in der Schwangerschaft möglich.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Gesenhues S und A: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. 9. Auflage, Urban & Fischer 2020.

Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Impfplan Österreich 2023 (Version 1.1 vom 23. Dezember 2022)

https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/Impfplan-Österreich.html, Abruf Februar 2024

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Meningokokken.html#doc2374538bodyText13, Abruf Februar 2024

https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Meningokokken.html, Abruf Februar 2024

https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/meningokokken/, Abruf Februar 2024

https://www.gesundheit.gv.at/leben/gesundheitsvorsorge/impfungen/ueberblick/meningokokken.html, Abruf Februar 2024

https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/meningokokken/, Abruf Februar 2024

Zöllkau J et al: Impfen in der Schwangerschaft. gynäkologie + geburtshilfe. 2022; 27(2): 46–53.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8983084/#, Abruf Februar 2024

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